Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Anze Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg 6 Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Bei größeren Aufträgen Rabatt. igen welche am Tage des Erſcheinens bis 5 5 55 — — — — — — 7 * 32. . Jamſtag, den 22. April 1905. 5 8 Verſchiedenes. E Zadenburg, 21. April. In der Haan. 1 Ul L. Mall — Ji duteh! Brauſend ruft zum Kirchengang Orgelton und Glockenklingen — Freude, Frieden, Preis und Dank Künden! die metall'nen Schwingen; Denn vom ew'gen Himmelsdom Wie ein gold'ner Lebensſttro m Flutet uns im Lenzesſtrahle 1 . Oſterſegen reich zu Tale. Jubelnd kündet Lerchenſang: Winters Stürme weichen wieder, Rauſchender vom Bergeshang Stürzen Bach und Bächlein nieder, Haſtighurtig, ſilberhell Springt und ſprudelt Quell auf Quell Und des Winters letzte Schollen Barſten unter Donnerrollen. 5 . Der Stern des weißer 1 Haue Roman von J. Ines. 12. Fortſetzung. N „Sie iſt Witwe, nicht wahr?“ fragte Werner leichthin. „Ja, eine Offizierswitwe. Wollen Sie mit hereinkommen, Werner?“ Sie traten durch die weit geöffnete Verauda⸗ türe in das Zimmer. Der Oberförſter ſpielte mit einer Dame, die auf ihrem grauen Haar eine weiße Haube trug, Schach. Baron Werner ſchüttelte dem alten Herrn herz⸗ ich die Hand und wurde von dieſem mit Frau Zillhof bekannt gemacht. Bald verabſchiedete ſich er Baron wieder im Forſthauſe und eilte dem Schloſſe zu. 1 „Werner,“ ſagte die Baronin und Sohn ſich ſpäter vor dem allein befanden, „was iſt das für von dem Herr Selten mir erzählte. hme bei Bruders als Mutter Schlafengehen ein Unſinn, Haſt Du wirk⸗ lich bei den Leuten im weißen Hauſe Kaffee ge⸗ trunken?“ „Was Selten Dir ſagte, iſt vollkommen richtig. Wir waren im Hauſe des Kapitäns Korneck zum Kaffee,“ antwortete er ruhig. 5 Sei geprieſen, holder Klang! 8 Keine Nacht kann uns mehr ſchrecken, Schaffensluſt und Tatendrang Wirſt Du wieder neu erwecken Und ſo künde weit und breit Den Beginn der ſchönern Zeit! — Hoffnung ſoll das Herz erheben, Freude ſei der Welt gegeben! 222 ̃ ͤ ͤ . Wie ein B i Muß die Quelle ſich ergießen — Und der Schöpfung Wunderkraft Läßt die jungen Triebe ſprießen. In den Zweigen regt ſich's leis, Schon ergrünt das junge Reis; Denn die Welt iſt neu erſtanden Haſt auch Du Dein Kreuz getragen, Eine Welt voll Glanz und Licht Wartet Dein nach trüben Tagen. Treuer Glaube trüget nicht, Auferſtehungs⸗Zuverſicht ibt Dir Kraft zu neuem Ringen, die Oſterglocken klinge a „Herr Selten ſpr einem Mädchen dort kokettiert habeſt — mit der Tochter Kornecks, wenn ich nicht irre. Ich glaube, Du möchteſt die allgemeine Torheit des Herrn Deines Standes nachahmen, welche meinen, es gehöre nun zu ihrer Würde, mit einem Bürgermädchen ein unnützes Liebes verhältnis zu unterhalten. „Mutter, wofür hältſt Du mich?“ rief er anffahrend. „Für einen ſehr törichten, jungen Mann, wenn es ſich wirklich ſo verhält, wie Selten ſagte. Tue mir den Gefallen und halte Dich in Zukunft fern von der ſchönen Schifferstochler. Du findeſt meinen Geſchmack vielleicht ſonderbar, aber ich habe keine Vorliebe für die Schönheiten aus dem Volke. Wenn Du eine Frau haben willſt, brauchſt Du nicht weit nach einer zu ſuchen, die in jeder Weiſe für Dich paßt und die überdies lieber heute als morgen bereit iſt, Dir ein unſchuldiges liebens⸗ würdiges Herz zu ſchenken,“ ſchloß die Baronin be⸗ deutſam. „Ich kann unmöglich tun, als ob ich Dich nicht verſtände, Mutter, muß Dich aber bitten, ſo⸗ wohl um Fräulein Schuchs wie um meiner ſelbſt willen mir jede weitere Anſpielung auf die Sache zu erſparen. Was die Zukunft bringen wird. weiß ich nicht; vorläufig aber hege ich für Dorothea verſchaffen ſich 5 durch Errichtung von Meiſter⸗ Viel Befremden erregte wohl in der Einwohner⸗ ach auch davon, daß Du mit i Bürgeraus ſchußſitzung vom letzten Mittwoch wurde die Errichtung einer Gewerbeſchule hier einſtimmig beſchloſſen und wird dieſelbe Mitte Mai ihre Tätigkeit beginnen. vereins hat die Vereinsleitung es als ihre wich⸗ tigſte Aufgabe erachtet, dahin zu ſtreben, den Bei Gründung des Gewerbe⸗ Handwerkslehrlingen eine der Zeit entſprechende theoretiſche Ausbildung zukommen zu laſſen und dem hieſigen Gewerbeſtand die Möglichkeit zu weiter auszubilden, theoretiſch und Geſellenſtücken. ſchaft die Intereſſenloſigkeit an der Errichtung der Gewerbeſchule gerade vieler Gewer betreiben⸗ der, aber die Anſicht war in den maßgebenden Kreiſen vorherſchend, daß durch die Schule mit en Jahren ein intelligenterer Gewerbeſtand ſich herausbildet. Hoffen wir, daß durch den ſchönen Erfolg den der Gewerbeverein erzielt, die vielen Handwerker, welche ſich dem Verein noch nicht angeſchloſſen, ihre Dankbarkeit durch zahlreichen Beitritt bekunden. — Die Anſtellung eines weiteren Hauptlehrers auf Koſten der Gemeinde wurde glatt enehmigt und aus der Mitte der Verſammlung er Wunſch geäußert, daß der anzuſtellende Lehrer muſikaliſch ſei, als wenn hier Mangel an ſolchen Lehrern ſei; daß aber nicht jeder muſikaliſch ge⸗ bildete Lehrer Geſangsdirigent werden will, das ehrt die Erfahrung hier. Ladenburg, 22. April. Am Grün⸗ donnerstag Abend fand im hinteren Nebenzimmer der Roſe eine Verſammlung von Lichtkonſumenten ſtatt. Es wurde folgende Reſolution einſtimmig angenommen: „Die heutige Verſammlung von Lichtkonſu⸗ menten Ladenburgs ſpricht ihr lebhaftes aus, daß der Gemeinde⸗ Bedauern darüber Freund⸗ Der Mondſchein lag wie ein ſilberner Schleier über der Bucht. Die Klippen leuchteten weiß in dem milden Licht, die kleinen, giſchtgeränderten Wellen brachen ſich mit gleichmäßigen Plätſchern am Strande, als Hildas kleines Boot zur Bucht hinausglitt und „Nixengrotte“ zuſteuerte. Wie ein Pfeil ſchoß es davon; Baron Werner von Roßlingen ruderte es. Er hatte den Hut abge⸗ nommen und die Mondſtrahlen ſpielten auf ſeinen braunen Locken und ſeinen ſchönen, edeln Zügen. Im gegenüber ſaß Hilda; ſie hatte ſtatt des Hutes ein weißes Tuch über den Kopf gebunden. Ihnen zur Rechten lagen die Felſen: große formloſe Maſſen ragten leuchtend aus dem Waſſer empor, denn die Flut war vorüber. Die beiden hatten anfangs fröhlich mit einander geplaudert, jetzt aber waren ſie eigentümlich ſchweigſam gewor⸗ den. Das Herz des Mädchens klopfte wie das eines geängſtigten Vogels, und als ſie ihrem Begleiter in die Augen ſchaute, wünſchte ſie faſt, ſie zhätte ſeinen Bitten nicht nachgegeben und wäre zurückgeblieben. Während der letzten drei Wochen war eine große Veränderung mit ihr vorgegangen. Sie