ſtorbenen ein ehrendes Andenken zu bewahren. Als äußeres Zeichen ſeiner Treue ließ der Verein an der Bahre des Dahingeſchiedenen eine Kranz⸗ ſpende niederlegen. 0 — Ladenburg, 12. April. (Sonderzüge). Aus Anlaß des Oſterfeſtes hat die Kgl. Preuß. ind Großh. Heſſ. Eiſenbahndirektion in Mainz wie alljährlich auf den ihrer Verwaltung unterſtellten Strecken Frankfurt⸗Darmſtadt⸗Heidelberg, Binger⸗ hrück Mainz⸗Frankfurt, Wiesboden⸗Niederlahnſtein, Erbach i. O.⸗Hanau, Münſter a. St. Bingerbrück, Worms⸗Mainz, Mainz⸗Darmſtadt, Darmſtadt⸗Wie⸗ belsbach, Fürth i. O. Weinheim, Mainz⸗Wiesbaden und Worms⸗Bensheim eine Auzahl Sonder⸗Per⸗ onenzüge eingelegt. Außerdem werden die Ar⸗ beiterzüge, welche ſonſt Samſtogs verkehren, auch am Donnerſtag, den 20. April, fahren, ebenſo verden die Arbeiterzüge, die ſonſt Montags vec⸗ ehren, auch am Samſtag, den 22. April, und Dienſtag, den 25. April, befördert werden. Die enapen An⸗ und Abfahrtszeiten der Sonderzüge ind aus dem großen roten Fahrplan erſichtlich, er in den Bahnhöfen an geeigneter Stelle an⸗ ebracht iſt. 5 — Mannheim, 12. April. Nach dem Kreisvoranſchlag pro 1905, der der am 18. April ſtattfindenden Kreisverſammlung zur Genehmigung vorliegt, betragen die Einnahmen 424 165.67 Mk., ie Ausgaben 405 511.78 Mark. ermögen des Kreiſes beträgt 732 176.18 Mark. Es ſoll eine Kreisumlage von 26 Pfg. von 100 Mark Steuerkapital erhoben werden. Die Kreis⸗ ſteuerkapitalien pro 1905 betragen 1078 986326 Malk und haben ſich um 45 969659 Mark ermehrt. Mannheim, 12. April. (In der Mordaffäre Senges) hat der verhaftete Becker ein eilweiſes Geſtändnis heute abgelegt. Er be⸗ auptete, mit einem Genoſſen im Hauſe anweſend eweſen zu ſein, um zu ſtehlen. Auch erkannte r das bei der Leiche gefundene Taſchenmeſſer als as ſeine an. wieder verhört; man erwartet dann ein volles Ge⸗ ändnis. — Wie noch weiter mitgeteilt wird, be⸗ hauptet Becker, ſein Genoſſe habe der Senges den Schädel eingeſchlagen, er habe ihr nur die Stiche eigebracht. — Mannheim, 14. April. Im Verlag Das Geſamt⸗ der Dr. J. Haasſchen Druckerei hier wird dem⸗ folgte dadurch, daß ein Flammrohr im Keſſel nächſt Profeſſer Leonhard Müller⸗Karlsruhe, der rühmlichſt bekannte Verfaſſer der badiſchen Land⸗ tagsgeſchichte von 1819 — 1840, ein neues Werk erſcheinen laſſen: „Die politiſche Sturm⸗ und Drangperiode Badens“, worin die Zeit von 1840 1849 behandelt wird. Wie wir hören, ſoll dieſes Werk auch in Lieferungen erſcheinen, was im Intereſſe der weiteſten Verbreitung im Volk ſehr zu begrüßen iſt. Das Müller'ſche Werk wird die Zeit der 1840er Jahre in eine neue Be⸗ leuchtung rücken, wie es die Landtagsgeſchichte tat mit dem badiſchen Verfaſſungsleben von 1819 dis 1840. — Schwetzingen, 11. April. Die hieſigen Spargelmärkte werden vorausſichtlicham kommenden Montag beginnen. Dieſelben finden wie bisher Abends 6 Uhr auf den Schloßplanken ſtatt. — München, 12. April. Vor dem hieſigen Landgericht hatte ſich ſeit Montag der praktiſche Arzt De, med. Braunſtein aus Wipperfurth bei Köln wegen Urkundenfälſchung und Betrugs zu verantworten, der außerdem aber unter der An⸗ klage ſteht, Ende November 1908 in Italien ſeine Gattin auf der Hochzeitsreiſe vergiftet zu haben. Dr. Braunſtein iſt beſchuldigt, mit einem Schreiben, das er fälſchlich mit dem Namen ſeiner Frau ver⸗ ſah und in dem er die Handſchrift ſeiner jungen Gattin täuſchend nachahmte, ein Depot in Höhe von 113240 Mark vom Halleſchen Bankverein ohne Wiſſen ſeiner Frau erhoben und weiter einen ebenſo gefälſchten Brief an die Deutſche Bank nach München geſandt zu haben, in dem er den Auftrag erteilte, ein gemeinſchaftliches Depot zu errichten. Weiter wird ihm zur Laſt gelegt, drei Tage nach dem Tode ſeiner Frau perſönlich in München Gelder erhoben zu haben, ohne dazu be⸗ rechtigt zu ſein. Da er nach dem geſetzlichen Erbfolgerecht ſeine Frau zur Hälfte zu beerben hatte, hat Dr. Braunſtein durch dieſe Manöver die Stiefſchweſter ſeiner Frau, Anna Sievers, um 8 Nach dieſem Geſtändniſſe bat er den Unterſuchungsrichter, das Verhör abzubrechen, weil er zu ermattet ſei. Morgen früh wird Becker Hotels „Hamburger die andere Hälfte der Erbſchaft, etwa 60000 Mk., betrogen. Wegen dieſer Manipulationen wurde der Angeklagte zu ſieben Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverluſt verurteilt. — Hamburg, 12. April. Heute Nacht erfolgte auf dem großen Bleichen⸗Keſſelhaus des Hof“ wobei zwei Arbeiter getötet und zwei weitere durch Brandwunden rerletzt wurden. Die Exploſion er⸗ „Kein Kind! Was ſonſt?“ dachte der Baron, ls er ihrem Blick begegnete. „Sie iſt noch kein Weib, ſo lange ihre Augen mit ſo kindlicher Un⸗ chuld in die meinen ſchauen. Und doch ein ind würde nicht ſo reden, wie ſie es ſoeben getan at, ein Kind würde nicht ſolche Gedanken haben. ie iſt ein Weib und wenn ſie liebt, wird ſie ge⸗ au das Weib ſein, welches ein Dichter ſich für ein Ideal wählen würde.“ Charlotte war heute abend in ungewöhnlich liebenswürdiger Stimmung. ein, ſie in den Garten zu begleiten, um eine ganz nene Roſenart zu bewundern, und da ſte ſich nach zar ſie Hilda noch ein Schuhmann'ſches Lied zu ingen. hold lächelnd. Die nächſte halbe Stunde war für Selten urchaus keine angenehme. Er ſchritt an Char⸗ ottens Seite zwiſchen den Blumenbeeten hin ind beantwortete ihre unintereſſanten Bemerk⸗ ugen ſo höflich, wie ihm möglich, während durch 1 offene Glastüre die Worte deutlich an ſein Ohr önten: „Seit ich ihn geſehen, glaub ich blind zu ſein, Wo ich hin nur blicke, ſeh ich ihn allein. Wie im wachen Traume ſchwebt ſein mir vor, Taucht aus tiefſtem Dunkel heller nur hervor.“ Als das Lied zu Ende war, ſtand Hilda auf ind trat zu den beiden im Garten. Der Baron päre ihr gern gefolgt, aber die Höflichkeit gebot hm bei Frau Horſt zu bleiben die am Fenſtet ſaß und ſtrickte. i 5 „Ihre Enkelin hat eine herrliche Stimme,“ ſagte er in ſeiner liebenswürdigen Art. Bild Sie lud Herrn Selten einer anderen Geſellſchaft als nach der ſeinen ſehnte, „Hilda hat alles nötige gelernt,“ lautete die etwas kühle Antwort. „Ihr Vater hat dafür Sorge getragen, aber er liebt es durchaus nicht, daß ſie ihre Kenntniſſe vorführt, beſonders ihren Geſang,“ fügte ſie mit einer Schärfe hinzu, die ihren Zuhörer in Staunen verſetzte. Das Eintreten des Malers und der beiden Damen verhinderte eine Fortſetzung der begonnenen Unterhaltung. Charlotte bat den Baron, auch ein Lied zu ſingen, worauf dieſer antwortete: „Nicht heute, ein anders Mal — wenn ich wiederkommen darf?“ Die letzten Worte waren in fragendem Ton an Frau Horſt gerichtet. „Der Baron von Roßlingen wird will⸗ kommen ſein, ſo oft er unſer Haus mit ſeinem Beſuch beehren will,“ lautete deren förmliche Er— N „Wir hören den Geſang im Garten ebenſo gut vie hier und draußen iſt es kühler“, meinte ſie widerung. Die Strahlen der untergehenden Sonne färb— ten das Waſſer der Bucht goldigrot, als Werner und der Maler Hilda die Hand zum Abſchied reichten. Die beiden Mädchen hatten die Herren bis an die Gartentüre begleitet, und Charlotte ſah voll Eiferſucht den flehenden Bilck, mit dem der Künſtler ſich zu Hilda herabbeugte und hörte die bittern, vorwurfsvollen Worte ihe ins Ohr flüſtern: „Iſt es Ihnen gleichgültig, daß ich leide?“ Das Mädchen erwiderte nichts, wendete ſich aber mit leicht zuſammengepreßten Lippen von ihm ab. „Sie haben mir heute mit Ihrem Singen eine Keſſelexploſion, etwas angetan,“ ſcherzte der Baron und lachte in Hildas blaue Augen hinein. 5 95 eee . 8 2 „Warum haſt Du mir nicht erzählt, daß Du die Damen ſchon lange kannteſt, Robert 2« frug der Baron plötzlich auf dem Heimwege. „Ich glaubte nicht, daß Dich das intreſſieren platzte. Erklärung. (Vom Eiſenwerk Laden burg.) In voriger Nummer des „Laden burger Wochenblattes“ erließ die Direktion des Eſſen⸗ werks Ladenburg eine Erklärung, um den von der „Badiſch⸗Pfälziſchen Volkszeitung“ gebrachten Ar⸗ tikel „Ruſſiſche Zuſtände im Eiſenwerk Ladenburg abzuſchwächen. Hierzu haben wir folgendes zu erklären: Die Direktion widerlegte uns auch nicht 4 ein Wort von dem, was in der „Badiſch⸗Pfälz⸗ Volkszeitung“ geſchrieben war. Statt ſachlich zu widerlegen, erdreiſtet ſich die Direktion, die geſame Ladenburger Arbeiterſchaft durch ein angeblich von einem Regierungsbeamten abgegebenes Urteil he⸗ runter zu ſetzen. Ob dieſes Urteil tatſächlich ab⸗ gegeben wurde, werden wir unterſuchen, um den angeblichen Herrn der Regierung kennen zu lernen; das eine können wir aber jetzt ſchon verſichern, zu dieſem Urteil fehlt jede Grundlage, denn erſtens hat ein vernünftiges lebensfähiges Geſchäft in Ladenburg noch nicht beſtanden, das wegen der Laden burger Arbeiterſchaft bankrott wurde. Zweitens können die Arbeiter für Unternehmungen, welche bei Geburt ſchon den Schwindſuchtskeim in ſich tragen, nicht verantwortlich gemacht werden. Wir müſſen deshalb, inſofern das Urteil nicht gus Unkenntnis der Verhältniſſe entſprungen ſein ſollte, es als eine Verleumdung der Ladenburger Ar⸗ beiterſchaft betrachten, weshalb wir hiegegen energiſch proteſtieren. Bezüglich des Ausdruckes, „einige Elemente der Ladenburger Arbeiter ſchaft“ hätten unwahre Sachen verbreitet, haben wir nur zu erwidern, daß wir, wenn wir auch nur Arbeiter ſind, doch haushoch über dem Quell ſtehen, der ſolch niederträchtige Verdächtigungen gegen uns ſchleudert. Wir haben keine Urſache, falſche Be⸗ richte zu geben, wir haben aber auch keine Ur⸗ ſache, uns zu willenloſem Werkzeug zu erniedrigen und uns als Gauner u. dgl., wie es dem Meiſter Schneider beliebt, behandeln zu laſſen. Wir ver⸗ langen das, was ein rechtſchaffener Arbeiter ver⸗ langen darf und muß, weiter nichts; gebt Ihr uns das, dann iſt Frieden; verweigert Ihr es, ſo werden wir nicht eher ruhen, bis wir dasſelbe erreicht haben. Der Vorſtand . des Gewerkvereins der Maſchinenbauer und Metallarbeiter Ladenburgs. würde,“ antwortete Selten und zündete ſich eine Zigarre an. „Es ſind nicht Leute Deines Standes, fügte er mit Betonung hinzu. Der Baron lachte und entgegnete; „Fräulein Kornecks Vater iſt Seemann, wie mir Frau Horſt ſagte. Kennſt Du ihn “ „Ja er iſt Kapitän eines Handelsſchiffes, Ich kenne ihn aber nicht,“ ſagte Selten kurz, wo⸗ rauf er ſchweigend weiterrauchle. „Was biſt Du denn heute ſo Robert?“ frug der Baron. Ich dachte eben, was für ein glücklicher Menſch Du doch biſt — alles, was man auf der Welt am höchſten ſchätzt, liegt zu Deinen Füßen.“ „Doch vielleicht,“ meinte Werner ſcherzend, obgleich ſich ſeine Augen verdunkelten, „finde ich eines Tages, daß meines Nachbars einziges Lamm dasjenige iſt, was allein mich gänzlich glücklich machen kann.“ „In welchem Fall Du Dich vermutlich fi berechtigt halten würdeſt, es ihm zu ſtehlen,“ ſagze Robert faſt leidenſchaftlich. „Das würde von den Verhältniſſen abhängen,“ lachte der Baron, einen heitern ſorgloſen Ton a nehmend, während ſie durch das eiſerne Dor don Hohenſitz ſchritten. „Ich könnte nicht für mich ſtehen, wenn die Verſuchung ſehr groß wäre. Aber, Robert, was für Unſinn reden wir da zuſammen! Und man läutet ſchon die Tiſchglocke — es muß faſt acht Uhr ſein.“ 5 in Gedanken, . Au jenem Abend aß Dorotheg Schuch mit im Schloſſe. Die Baronin halte ſie am Nachmittag zu ſich bitten laſſen, um ihren Rat und ihre Hilfe zu einer Stickarbeit in Auſpruch zu nehme (Fortſetzung folgt.)