Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 0 mitt illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. 8 Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. I enburg und Umgebung. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. 3 Abonnements ⸗ Einladung. Mit dem 1. April beginnt das zweite Quartal des . Valenbrrger Wochenblatt mit dem wöchentlich erſcheinenden Illuſtrierten Fonntagsblatt und beehren uns zum Abonnement hierauf ganz ergebenſt einzuladen. Der Preis beträgt vierteljährlich 1.— Mk. frei ins Haus. Einzelnummern werden zu 3. Pfg. abgegeben. Erpedition & Redaktion. EEFCCGCGCCCbCbTCcTbbTbTbTbTbTbTb Der geſuch Kaiſer Wilhelms in Marokko. Die ſenationelle Nachricht, Uaiſer Wilhelm werde im Laufe ſeiner nunmehr angetretenen Mittelmeerfahrt auch die marokkaniſche Hafen⸗ ſtadt Tanger berühren, hat raſch ihre Beſtätig⸗ ung gefunden. Der Londoner „Standart“ be⸗ richtet aus Tanger vom 19. März: Amtlich wird bekannt gemacht, daß Seine Majeſtät, Kaiſer Wilhelm am 31. d. M. vormittags Tanger anlaufen und durch einen vom Sultan beauftragten marokkaniſchen Würdenträger be⸗ grüßt werden wird. — Dies Erſcheinen des gehen ſbeabſichtigt, marokkaniſchen Frage zum Ausdruck. wird mit dem Beſuche des deutſchen Herrſchers aus zu betrachten, ſondern weiſt zweifellos auch ſeinen bemerkenswerten politiſchen Hintergrund auf. Die Vordd. Allg. Stg. ſchreibt hochofft⸗ ziös zu dem Beſuche des Kaiſers in Tanger: „Wir können bei dieſer Gelegenheit daran er⸗ innern, daß der Haiſer bereits vor Jahresfriſt in Vigo während der Zuſammenkunft mit dem König von Spanien rückhaltslos erklärte, daß Deutſchland in Marokko keine territorialen Vor⸗ teile irgend welcher Art erſtrebe, ſondern dort nur für die Fortdauer der wirtſchaftlichen Gleichberechtigung einzutreten habe. Bis heute haben wir keinen Anlaß zu vermuten, daß der Sultan von Marokko Verpflichtungen einzu- die ſeine Unabhängigkeit beſchränken und ihn künftig verhindern würden, allen handeltreibenden Völkern auf ſeinem Ge⸗ biete eine gleiche Behandlung zu teil werden zu laſſen. Uebrigens bringt es die Lage von Marokko mit ſich, daß bei dieſer Frage die Intereſſe des Weltverkehres in Betracht zu ziehen ſind.“ Jedenfalls werden durch das Er⸗ ſcheinen des Haiſers in Tanger die deutſchen Intereſſen in Marokko in markanter Weiſe betont, und dies iſt gerade im gegenwärtigen Moment in welchem ſich Frankreich als eine Art Protektor dieſes einzigen noch ſelbſtändigen Staatsweſens Nordafrikas aufſpielt, doppelt be⸗ achtenswert. Sicherlich liegt dem erlauchten Monarchen durch ſeinen Beſuch Tangers nichts ferner, als hiermit irgendwie gegen Frankreich und die franzöſiſche Regierung zu demonſtrieren aber immerhin kommt bei dem Vorgange min⸗ deſtens das Intereſſe Deutſchlands an der Gewiß Der Stern des we Hauſes. 175 5 an von J. Ines. . ißen — Rom 4. Fortſetzung. e Am nachmittag ſtand Hilda am Feuſter, die Stirn gegen die Glasſcheibe gedrückt und ſchaute ge⸗ dankenvoll auf das Meer hinaus, als Charlotte, die am Tiſch ſaß, plötzlich anhob: „Hilda, ich wünſchte, Du ſteckteſt Dein Haar auf.“ Die Angeredete blickte über die Schulter nach der Sprecherin hin. „So. Und bitte, warum wünſcheſt Du nun das 2“ „Aus tauſend Gründen! Du wirſt nun zu alt, um das Haar loſe herabhängen zu laſſen wie ein kleines Kind. Außerdem wird es gleich un⸗ ordentlich, wenn Du im Wind gehſt. Heute morgen war es mir geradezu peinlich, daß Du ſo zer⸗ zauſt ausſahſt; Herr Selten hat es ſicherlich auch bemerkt.“ „Herr Selten!“ wiederholte Hilda verächtlich. „Was in aller Welt geht es denn Herr Selten an, wie ich ausſehe?“ 5 Vereins il. erſte dieszſith . t — Kolm ⸗ 5 Friedenzen hof Lade ung frei turne - „Es geht ihn natürlich nichts an, aber ich 5 9 mir die Bemerkung gemacht, daß die Männer habe iu der Regel bei Frauen das Haar gern glatt und E nicht ſo auffallend ſehen; und Herr Selten natürlich — als Künſtler.“ „Ich trage mein Haar ſo wie es mir ge⸗ fällt,“ unterbrach ſie Hilda mit einem ziemlich geringſchätzigen Blick auf Charlottens glatten Kopf, worauf ſie das Geſicht wieder dem Felſen zuwen⸗ dete. „Ich kann den Menſchen nicht leiden,“ fügte ſie nach einer kleinen Pauſe hinzu. „Nicht? Ich hätte gerade das Gegenteil ge⸗ dacht“, erwiderte Charlotte mit unangenehmem Nachdruck. Hilda überhörte die Bemerkung. Sie war an einen derartigen Ton gewöhnt und wußte aus Er⸗ fahrung, daß Schweigen bei ſolcher Gelegenheit das beſte war. „Ich begreife nicht warum er ſo lange in Schwarzenfels bleibt. Anfangs ſagte er doch, er ſei nur für acht Tage gekommen und nun iſt er ſchon vier Wochen da,“ meinte ſie. „Ich will froh ſein wenn er wieder fort iſt.“ „So lange er aber da iſt, haſt Du nicht nötig, Bemerkung über ihr Haar, und ihre Lippen kräuſelten Deiner Großmama regelmäßig davon zu erzählen, wenn wir ihn am Strande getroffen haben. Du machſt nun immer eine ſolche Begebenheit daraus.“ „Warum ſollte ich es ihr nicht erzählen?“ fragte Hilda. Sie zuckte die Schultern, was ihr von Char⸗ lotte ſtets einen Verweis zuzog. Bevor aber diesmal . . 1 128. Maiſers auf marokkaniſchem Boden iſt wohl in der in neueſter Zeit ſo oft genannten nord⸗ 5 nicht lediglich vom touriſtiſchen Standpunkte marokkaniſchen Hafenſtadt der heute ſchon erheb⸗ 5 der zu ihren Füßen lag, liebkoſend. ſtens haſt mich lieb — Du und mein herzens⸗ guter Vater — kann ich denn damit nicht zufrieden welches ihr liebliches Geſicht umrahmte. 3 liche deutſche Einfluß in dem alten Mauren⸗ reiche nur noch an Stärke gewinnen und wenn man hierüber in Paris, vielleicht auch in Lon⸗ don und Madrid verſchnupft werden ſollte, ſo kann dies uns Deutſche kalt laſſen; wir werden uns unſere Stellung in Marokko zu ſichern und ſie mit allem Nachdrucke zu verteidigen wiſſen. — Uaiſer Wilhelm wird in Tanger, dies ſteht ſchon jetzt feſt, einen glänzenden und begeiſterten Empfang finden; die Nachricht von ſeinem bevorſtehendeu Beſuche hat unter der Bevölker⸗ ung dieſer Stadt große Freude hervorgerufen, man trifft bereits Vorbereitungen zu einem würdigen Empfange des erlauchten Ober hauptes des mächtigen Deutſchen Reiches. Wie lange der Kaiſer dort zu verweilen gedenkt, das ent⸗ zieht ſich einſtweilen noch der allgemeinen Hennt⸗ nis, jedenfalls wird aber für ihn der Beſuch in Tanger eine der intereſſanteſten Erinnerungen an ſeine jüngſte Mittelmeerfahrt bilden. Im übrigen iſt anzunehmen, daß das Erſcheinen des deutſchen Kaiſers auf marokkaniſchem Boden auch der durch innere Wirren ſchwer bedrohten Stellung des jungen Sultans Abdul Aſiz zu Gute kommen und dazu beitragen wird, das Anſehen desſelben im eigenen Lande wieder zu heben, ſo daß man am Hofe von Fetz alle Ur⸗ ſache hat, den kaiſerlichen Haſt mit Freuden zu begrüßen und ihn glanzvoll zu empfangen. Verſchiedenes. „(Ladenburg, 24. März. (Evang. prot. 8 Kirchengemeinde). Die Pfarrwahl findet nunmehr 5 nächſten Montag, den 27. März Nachmittags 4 3 Uhr in der evang. Kirche ſtatt. Vor der Wahl⸗ . handlung wird ein kurzer Gottesdienſt abgehalten, 5 zu einem ſolchen Zeit war, hatte ſie, von Hektor 3 gefolgt, das Zimmer verlaſſen. 1 Sie nahm ihren Hut und trat durch die offene Verandatür hinaus in den Garten. Aus ihrem Geſicht war der trotzige Zug verſchwunden, der einen Augenblick zuvor noch dort gelagert hatte, um dem Ausdruck tiefer Bitterkeit und heißen, leiden⸗ ſchaſtlichen Zornes Platz zu machen. „Soll es denn ewig Krieg zwiſchen ihr und mir geben?“ dachte ſie, während ſie ein Aufſchluch⸗ zen zurückdrängte. „Werde ich es denn nie lernen, ihre verblümten Sticheleien in Geduld zu ertragen 4 — ihre bittern Pillen, die ſie ſo geſchickt in Honig 3 zu hüllen weiß, zu verſchlucken? Sie hätte gerade das Gegenteil gedacht. Was wollte ſie damit ſagen ? Weſſen klagt ſie mich hinſichtlich dieſes Mannes an, den ich bereits verabſcheue?“ Sie ſetzte ſich auf die Bank nieder, legte den Hut neben ſich und warf das üppige Haar zurück, 8 Die Bewegung erinnerte ſie an Charlottens ſich abermals in verächtlichem Trotz. „Hektor, treues Tier,“ flüſterte ſie, den Hund, „Du wenig⸗