Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Redaktion, Druck und Verlag der in zwedbinlz Anzeiger für Lade Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. rg und g Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. 5 N Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Umgebung. Bei größeren Aufträgen Rabatt. .. ˙ TT. Nütz 100 N 20. Freitag, den 10. März dezirksant: 5 ung 4. Ni f 5 3 dadurch, daß er den Wahlbeeinfluſſungen zu f. nchkrktt des Miniſterpräſidenten Gunſten! der Regierung ein Ende machte. Sein ch u ß u. Brauer. Hauptverdienſt hat er ſich auf dem Gebiete des bird bien Der Großherzog verſetzte mit Allerhöchſter reſſenten gebn März 1905, neiſteramt. J. Hit Anibnſt Wurzt Likör chkeitunübertnt von unerreichn Magen, das d. ten des Staats miniſteriums und Miniſter des Angelegenheiten, Dr. von Brauer, auf ſein An⸗ ſuchen wegen leidender Geſundheit unter beſon⸗ derer Anerkennung ſeiner ausgezeichneten, lang⸗ jährigen und erfolgreichen Dienſte in den Ruhe⸗ ſtand und ernannte ihn zum Ritter des Haus⸗ ordens der Treue. Der Miniſter der Juſtiz des Kultus und des Unterricht, Dr. Freiherr v. Duſch, wurde unter Belaſſung in dieſer Stellung zum Staatsminiſter und Präſidenten des Staalsminiſteriums, der Miniſterialdirektor Geheimer Rat Freiherr v. Marſchall zum Präſidenten des Miniſteriums des Großherzog⸗ lichen Huuſes und der Auswärtigen Angelegen⸗ heiten und zum Wirklichen Geheimen Rat ie Nerven ernannt. nerkennungen! Staats miniſter v. Brauer ſteht im 60. biger Schutzun Lebensjahre. Er trat 1872 in den Keichsdienſt M. 2.— u. M. wurde 1872 Vizekonſul in Bukareſt, dann Hon⸗ i weiſung gratz ſul und ſpäter Legationsrat bei der deutſchen Botſchaft in Petersburg, 1881 vortragender Rat im Auswärtigen Amt, 1888 Seneralkon⸗ ſul in Kairo und 1890 badiſcher Geſandter und Bundes ratsbevollmächtiger in Berlin. 1893 wurde er Miniſter des Großherzoglichen Hauſes und der Auswärtigen Angelegenheiten und 1901 an Stelle Nokks Dräſident des badiſchen Staats⸗ miniſteriums. v. Brauer war ein überaus nobler Charakter und mit ſeltenem Geſchick hat er ſich als Miniſter die Hochachtung und Wertſchätzung aller politiſchen Parteien in Baden zu erringen verſtanden, nicht zuletzt auch Hirt ul ütteurſtraße 58 C. L. Stenz Staats miniſterieller Entſchließung den Präſiden⸗ Großherzoglichen Hauſes und der Auswärtigen badiſchen Eiſenbahnweſens erworben, das ihm neben anderen Reformen vor allem die Ein⸗ führungen der Kilometerhefte verdankt. Ob dieſe aber das Staatsminiſterium v. Brauer lauge überleben werden, iſt bekanntlich ſehr zweifelhaft. Auch das Suſtandekommen der badiſchen Wahlrechtsreform in der letzten Land⸗ tagsſeſſion iſt mit in erſter Reihe dem ſcheiden⸗ den Staatsminiſter zu danken. Die offiziöſe Süddeutſche Keichskorreſpon⸗ denz bringt einen längeren Artikel, in welchem die Verdienſte des ſcheidenden Miniſters beſon⸗ ders, um die Verfaſſungsreviſion gewürdigt werden. Dort heißt es: Sein Rücktritt wie die infolge desſelben eingetretene Umgeſtaltung des Staatsminiſteriums bedingt keine organiſatoriſchen Aenderungen; ſie erfolgen weder jetzt, noch ſind ſie für ſpätere Seiten in Aus ſicht genommen. Da der Kücktritt des Herrn v. Brauer nicht durch politiſche Bewegründe veranlaßt wird, liegt auch der Umgeſtaltung dez Staats⸗ miniſteriums keine politiſche Erwägung zu Grunde und ſchon die Tatſache der Beſchränk⸗ ung der Perſonalveränderung auf die durch den Rücktritt des Herrn v. Brauer frei gewordenen Amtsſtellen iſt Bürgſchaft, daß ein Abſchwenken von der ſeitherigen politiſchen Kichtung der Großherzoglichen Regierung nicht beabſichtigt iſt und nicht eintreten wird. 5 Der neue Miniſterpräſident Alexander Frei⸗ herr v. Duſch iſt aus Karlsruhe gebürtigt und ſteht im 54. Lebensjahre. 187? wurde er Keichspraktikant, 1828 Amtsrichter in Mann⸗ geim, 1880 Staatsanwalt ebendort, 1881 LCand⸗ gerichtsrat, 1895 erſter Staatsanwalt in Karls⸗ 1905. erer ruhe, 1899 Oberſtaats anwalt beim Oberlandes⸗ gericht unter Uebertragung der Funktionen eines Katsmitgliedes im Miniſterium der Juſtiz, des Kultus und Unterrichts. Am 21 Juni 1901 übernahm er das Miniſterium der Juſtiz, des Kultus und des Unterrichts. Freiherr v. Marſchall, der neuernannte Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten, war bisher im Staatsminiſterium beſchäftigt und vor kurzem zum Miniſterialdirektor ernannt, worden. Er wird das Miniſterium des Eiſen⸗ bahnweſens gleichfalls übernehmen. Er iſt eben⸗ falls geborener Karlsruher und 48 Jahre alt. Er gehört auf kirchlichem Gebiet der proteſtantiſch⸗ poſiliven Richtung an, iſt jedoch politiſch noch nicht hervorgetreten. Verſchiedenes. O Ladenburg, 10. März. Die große Carnevalgeſellſchaft Fidelio hat auch in dieſem Jahre wieder in würdiger Weiſe dem Prinzen Carneval gehuldigt. Trotz des ſchlechten Wetters begab ſich der Verein unter Vorantritt der Kapelle Hertel an die Bahn um Sr. närr. Tollität den Prinzen Carneval am Montag abend halb 9 Uhr abzuholen. An der Bahn angekommen empfing unſer Präſident Sr. Tollität im Namen der Carnevalgeſellſchaft, worauf der Einzug in die Stadt erfolgte. Nach einem Muſikſtück im Lokal begrüßte Herr Präſident Sauer Sr. Tolität und dankte ihm für ſeinen Beſuch. Kurz darauf wurde von Erſterem die neue Standarte enthüllt, welche von den Narren Ratz, Hauck und Blatt geſtiftet iſt. Nach dieſer Feier verlieh Sr. Tollität Prinz Carneval die Ordenzeichen an den Präſi⸗ denten und drei Mitglieder. Erſt nach ſpäter Abendſtunde trennten ſich die Narren, da ſie einen ganz fidelen Abend erlebten und zwar abwechſel⸗ Der Stern des weißen tkohl n Mk. frei ins . 5 Abnahme von! ger empfiehlt. Noman von J. Ines. (Nachdruck verboten.) 1 n Felſen, welche Mönchs⸗ Seiten eiuſchließen, ſteht ben au zwei H bucht von ſpiegel, erhebt ſich ein weißes Haus, welches hohe Felſen vor den Stürmen, die zuweilen an der Küſte toben, beſchützen. An einem prächtigen Maimorgen ſtand ein junges Mädchen an einem der oberen Fenſter des weißen Hauſes und ſchaute gedankenvoll auf die vor ihr liegende herrliche Landſchaft herab. kümellg und Heiſalel C. L. Stel tes, reines in der Ferne vom Himmel begrenzt war. Ueber ches Aus ehen, die Linie des Horizontes hatte ſich ein feiner Nebel ut und geſenkt. Hier und da leuchtete ein weißes Segel les dies bei im Sonnenſchein. Die Felſen hoben ſich im klaren debeuler Relief von dem azurnen Himmel ab. Ihre zackigen i 100 Häupter waren mit Gras und Schlingpflanzen be⸗ Wien e wachſen, die ihre langen Arme nach allen Seiten 4 00., 14 5 hinſtreckten. marke Sh Auf der platten Spitze eines der Felſen ſaß in der i ein Mann und malte. ausdrucksvolles Geſicht mit die Ruine eines alten Kloſters; und in die Bucht hinaus⸗ gebaut, ungefähr fünfzig Fuß über dem Meeres⸗ Das Meer glich einer ſaphirnen Fläche, welche Die blauen Augen des jungen Mädchens am Fenſter detrachteten dieſe Geſtalt mit ganz beſon⸗ derem Intereſſe. Es war ein reizendes Mädchen von ſiebenzehn Jahren. Sie hatte ein rundes, brünettem Teint und einem kleinen, aber feſten energiſchen Mund — ein Geſicht, das man hatte ſchön nenuen müſſen, ſelbſt wenn die Augen weniger treuherzig, die Stirn weniger edel, das Kolorit der Wangen und Lippen weniger reif und warm geweſen wäre. Sie war die Sonne in dem ſeltſamen weißen Hauſe und galt den Bewohnern des Hauſes und den Leuten in der Nachbarſchaft als ein beſonderes Weſen. Deshalb wurde ſie auch der Stern des weißen Hauſes genannt. „Ich möchte ſein Bild ſehen. Es muß herrlich ſein nach einem ſolchen Vorbild. Ich glaube, der edelſte Beruf, den ein Mann wählen kann, iſt der des Malers — ausgenommen der des Seemannes. Seemann ſein iſt das höchſte,“ flüſterte das junge Mädchen jetzt und machte Miene, ſich dem Maler zu nähern. Da wurde die Türe geöffnet und ſanften ge⸗ räuſchloſen Schritts trat eine weibliche! Geſtalt in das Zimmer. Es war ein älteres Mädchen von acht⸗ bis neunundzwanzig Jahren mit einem blaſſeu, von Sommerſproſſen bedeckten Geſicht, aus dem das blonde Haar glatt zurückgeſtrichen war, und mit Bewegungen, die unwillkürlich an eine ſchlei⸗ chende Katze erinnerten. Sie trug ein Kattunkleid, deſſen Aermel von den nicht unſchönen Armen zu⸗ rückgeſtreift waren. „Dn hier, Hilda?“ rief ſie mit hochgezogenen Augenbrauen. als ſie der untätig am Fenſter ſtehen⸗ deu Geſtalt anſichtig wurde. „Ich glaubte, Du wäreſt ausgegangen.“ Wie ermüdet ſetzte ſie ſich auf ben Rand des Bettes nieder; in den Augen aber, welche durch das Zimmer ſchweiften, als ob ſie etwas ſuchten, war keine Ruhe. Sie blieben endlich auf dem offenen Schreibpult haften. „Was haſt Du getan?“ fragte ſie. an die kleine Franzöſin geſchriebeu?“ „Ganz recht; wieder an die kleine Franzöſin geſchrieben“, lautete dte lakoniſche Antwort, während das junge Mädchen einen breitrandigen Strohhut vom Tiſche nahm und aufſetzte. „Willſt Du wiſſen wo ich hingehe? Ich will Dir die Mühe des Fragens erſparen. Ich gehe nach Braunsdorf, den Brief, den ich geſchrieben habe, zur Poſt zu bringen. Glaubſt Du, daß ich vor Tiſch noch Zeit genug dazu habe?“ „Wieder Der Ernſt des Tones und das verhaltene Lachen in des jungen Mädchens Augen ließen die andere in Zweifel, wie ſie die Worte zu nehmen hatte. „Ich denke wohl, wenn Du ſchnell gehſt“, autwortete ſie kühl. 0 Gortſezung f