angeſehen werde und geſetzlich Bücher zu führen habe. An Beiſpielen aus der Praxis behandelte er ſodann ausführlich den Abſchluß von Bau⸗ verträgen, den Nachweis für die Exiſtenz der Forderungen durch Schuldſcheine oder Wechſel, die Vor⸗ und Nachteile der letzteren, die Aner⸗ kennung der Abrechnung, nicht des Saldos allein, und den Vorbehalt des Eigentums vor der Liefer- ung, welcher auch durch Kauf von beweglichen Gegenſtänden des Schuldners (Möbeln und dergl.) geſchehen kann. Dann ging der Redner zur Ein⸗ ragung von Hypotheken über, wobei er die Sicherungs-, Buch⸗ und Briefhypothek unterſchied und ausdrücklich vor dem Unterſchreiben von Bauverträgen warnte, in denen ein Verzicht auf jede Sicherungshypothek verlangt wird. Er führte auch an, daß eine ſolche nur möglich iſt, wenn man direkt in einen Bau hineinbaut und nicht N bloß Lieferant iſt, und wenn man dem Eigen⸗ ö tümer ſelbſt lieſert, nicht aber einem Architekten oder Bauunternehmer. Nebenbei wurden die Folgen eines Streiks, der nicht von den übernommenen Verpflichtungen entbindet, erörtert, ſowie das ſo⸗ genannte Berliner Hausrezept, der Bauſchwindel, bei welchem die Handwerker ſehr oft die Bet⸗ bringlichkeit ihrer Forderungen einbüßen. Mit einem Ausblick auf das ſchon in zwei Entwürfen vorliegende Geſetz über die Sicherung der Forder⸗ ungen der Bauhandwerker, das ein Recht auf eine Sicherungshypothek allen, welche in einen Bau hineinbauen oder liefern, geben wird, ſchloß der Redner ſeinen feſſelnden und lehrreichen Vortrag. Derſelde war ſehr gut beſucht, und ſelbſt von aus⸗ wärts waren mehrere Herren erſchienen, u. a. aus Mannheim der Vorſitzende der Handwerkskammer Herr Stadtrat Leonhard und Herr Sekretär Dr. Hauſſer, aus Weinheim der Vorſtand des Gewerbe⸗ vereins Herr Fabrikant Friedrich und Herr Ge⸗ werbelehrer Wageneck. — Ladenburg, März. Bei der vor einigen Tagen ſtattgehabten Verſteigerung des ſeitherigen Sportplatzes des Fußball⸗Club Laden⸗ burg ging der Platz für den Verein verloren, da derſelbe nicht in der Lage war, das Gebot von 71 Mark zu überbieten. Ob der nunmehrige Pächter einen größeren Gewinn an dem Erträg⸗ niſſe oder Wieſe ſucht, oder ob ein Akt ganz be⸗ ſonderer „Wohlmeinung“ dem Club gegenüber vorliegt, wollen wir nicht uaterſuchen. Feſtſtellen wollen wir nur, daß der gänzlich unerwartete 2 2. meinen, ich hade Sie früher Vibten gerufen. Meine Vivien hatte gerade ein Antlitz wie Sie.“ „Eines iſt ſicher“, ſagte Lord St. Juſt etwas ſpäter zu ſeiner Gemahlin, „wenu wir nicht ſelbſt beſchloſſen hätten, dem Knaben volle Gerechtig⸗ keit widerfahren zu laſſen, ſo hätte er dieſe mit der Zeit ſelbſt beanſprucht. Ich bin überzeugt, daß ſeine Erinnerungen allmählich zurückgekehrt wären.“ Eines Tages fragte der Peer ſeinen jungen Gaſt, ob der Name „Oswald“ gebräuchlich in Amerika wäre, und der Knabe wandte ſich eifrig zu ihm: „Wie ſonderbar“, ſagte er, „daß Sie dieſe Frage an mich richten, Lord St. Juſt! Gerade über dieſen Namen ſtritt ich einſt mit meinem Onkel.“ „Warum ſtritten Lord St. Juſt weiter. „Ich weiß gewiß, daß ich einſt — wann oder wo iſt mir entfallen — Oswald genannt wurde“, erwiderte er. „Ich höre oft ſeblſt im Schlafe Stimmen, die mich Oswald rufen. Ich habe ſtets davon geträumt, aber Onkel Dorman ſagt es ſei alles Unſinn, ich bilde mir ſtets Dinge ein und halte ſie für wahr. Ich bin übrigens meiner Sache ganz ſicher.“ Wieder blickte Lord St. auf ſeine Gattiu und bei ihrer kamen ſie überein, ſie ſich darüber 2“ fragte Juſt bedeutungsvoll nächſten Uẽterredung a daß man dem Knaben nun bald alles ſagen müſſe. Sichtlich erwachten jetzt raſch die Erinnerungen in ihm. Sie hatten ihn nun eine Zeit lang beobachtet und beide Gefallen an ihm gefunden. Er ſchien die Fehler ſeiner Kindheit ab⸗ gelegt zu haben; er war offen und aufrichtig und hatte einen guten Charakter. Vivien ſah nun ein, daß hauptſächlich ſeine Erziehung an ſeinem frü⸗ heren ſchlechten Betragen die Schuld geweſen. Er ö d welche der Gedanke, daß Valerie wieder in 17 0 herrſchen werde, faſt von Sinnen gebracht atte, Vibien“, ſagte Lord St. Juſt. edler Mann werden, deſſen bin ich ſicher. müſſen ihm raten, jung zu heiraten, und er eine gute Wahl trifft, ſo werden wieder Tage für die alte Abtei kommen, Dich.“ Sünde.“ dem aufwärtsſtrebendem Zug unſeres in zeitge⸗ mäßer Entwickelung ſich befindenden Städtchens wenig förderlich iſt. Sollte der Verein genötigt ſein, in die benachbarte Landgemeinde Neckarhauſen überzuſiedeln, ſo würde dies in hohem Grade be⸗ dauerlich ſein. Einmal zählt der Verein nahezu 50 lebensfrohe, völlig einwandfreie junge Leute und zweitens beginnt jetzt wieder die Zeit der regelmäßigen Saiſonſpiele, die allſonntäglich eine große Zahl gerngeſehener Freunde nach Ladenburg führen. Das Fußballſpiel hat ſich in den letzten Jahren allmählich aus den Vereinen, die ſich die Pflege körperlicher Kraft und Gewandtheit ange— legen ſein laſſen in vorteilhafter Weiſe herausent⸗ wickelt und allüberall im deutſchen Heimatlande eine gern geſehene weite Verbreitung gefunden dem man denn auch mit tatkräftiger Unterſtützung und beſonderem Wohlwollen bereitwilligſt entgegeu⸗ kommt. Wir ſehen auch in dem hieſigen jungen Verein ein gutes Stück kräftiger, heilſamer und zeitgemäßer Entfaltung der jugendlichen Kraft und wünſchen wir, daß es dem Verein gelingt, recht bald einen geeigneten Platz zu erwerben, um Spiel und Geſelligkeit von neuem entfalten und pflegen zu können. März. — Offenburg, I. Der Raub⸗ mörder Reichert, der mit dem 17jährigen Schlum⸗ brecht zuſammen den Handwerksburſchen Schuſter aus Chemnitz ermordet und beraubt hatte und deshalb zum Tode verurteilt worden war, iſt zu lebens⸗ länglichem Zuchthaus begnadigt worden. Reichert verdankt die Begnadigung nur dem Umſtand, daß der intellektuelle Urheber des Raubmordes, Schlumbrecht, wegen ſeines jugendlichen Alters nicht zum Tode ſondern nur zu 14 Jahren Ge⸗ fängnis verurteilt werden konnte. Die Tat an und für ſich, die mit koloſſaler Ruhe und Kalt⸗ blütigkeit vollführt wurde, hatte eine Begnadi⸗ gung allerdigs nicht verdient; ſie wurde laut „Str. Pſt.“ lediglich deshalb befürwortet, weil man den 20jährigen Reichert für den Verführten hielt und nicht wollte, daß der kleinere Verbrecher hingerichtet würde, während der ſchwerer belaſtete Schlumbrecht mit einem verhältnismäßig geringen Gefängnisſtrafe davonkam. teilt wurde, daß er begnadigt s liches Lächeln über ſein Geſicht, dann holte er ſein Gebetbuch und betete ein Dankgebet. Einem Als Reichert mitge⸗ ei, zog ein glück, würde ſchließlich doch keinen ſo umfaſſenden Ge⸗ bieter für Lancewood abgeben. ihr bei. Ihe Gatte ſtimmte „Er iſt ein ſehr lebhafter Knabe““ ſagte Lord St. Juſt; „dabei tapfer und konragiert; er kennt keine Frucht; er iſt nicht ſchwärmt für waghalſige Unternehmungen — aber er iſt leicht durch Liebe zu leiten und darum wünſchte ich auch, daß er uns erſt liebe, ehe wir ihm die volle Wahrheit ſagten. Anhänglichkeit an uns beide, Vivien, daß wir ihn leicht werden beeinfluſſen können; er wird ſeiue eigene es gewiß verhindern, daß ſie ſchlimm auf ihn ein⸗ wirke. Es wird uns ſicher gelingru, ihn von der Notwendigkeit zu überzeugen, ihr den Aufenthalt in Lancewood entſchieden zu verweigern; ich werde ihm raten zu reiſen — oder lieber alles zu tun, al ſich ihrer Leitung zu unterwerfen.“ allzu gehorſam und Nun hat er eine ſolche Mutter weniger lieben und wir können 8 „Dies wird am klügſten ſein“, ſagte Vivien, der „Ich ſehe beſſere Tage für Lancewood voraus, Oswald wird ein wenn gute darauf verlaſſe Mit einem Lächeln, wie er es ſeit lange nicht bei ihr geſehen, blickte ſie zu ihm auf. „Adrian,“ ſagte ſie, „wenn es ſo kommen ollte — wenn ich wieder Ruhe und Flieden finden und Laucewood in guten Händen ſehen würde — dann wäre ich glücklich.“ Und für ſich achte ſie: für meine „Ich entgehe der Strafe Ausgang im allgemeinen wenig erfreulich iſt und ganz Unwürdigen ſcheint alſo die Begnadigung doch nicht zu gut gekommen zu ſein. 50 le — Mainz, 1. März. Wenn auch in b dieſem Jahre von der Veranſtaltung des großen un da Montagszuges Abſtand genommen wurde, ſo wir l e doch buntes und lebhaftes Marnevalstreiben . den Straßen von Mainz treffen. Promenadekon⸗ 5 ff 1 1 zerte auf verſchiedenen Plätzen der Stadt, Umnlge 1 der Garden und allgemeiner Korſo am Dienſtag dan werden ſtattfinden. Der große Montags⸗Masen⸗ 1 ball in der Stadthalle wird wieder ſehr zahlreich beſucht werden, da bis jetzt ſchonſ eine bedeutende Bau Zahl Kartenbeſtellungen aus den Nachbarſtädten r vorliegt. Die Veranſtaltungen in der Stadthalle Rosen am Sonntag, von 11—2 Uhr großes närriſche Kinderfeſt und von 4—11 Uhr große Konzerte 11 mit Abſingen von Chorliedern und Tanz, werden J. Ph. auf das glänzendſte durchgeführt werden. Den . u. Baum Beſchluß der Faſtuacht macht der große Dienſtags⸗ e Maskenball in der Stadthalle. Aan ö Waldshut, 1. März. Die Großh 1 Staatsanwaltſchaft macht bekannt: In der Nacht g vom 26. auf 27. Februar 1905 nach 1 Uhr Nina wurde die 16 Jahre alte Fabrikarbeiterin Karo⸗ Legh line Reinhold in Waldshut auf der Schmitzinger⸗ e ſtraße in der Nähe des Zementplatzes von Peer wein Schmid ermordet. Es liegt Luſtmord vor. t der Leiche finden ſich viele Spuren von Gewall⸗ einwirkungen, insbeſondere Kratzwunden, auch blutuuterlaufene Stellen, die durch ein ſtumpfes Werkzeug verurſacht worden ſind. Die am Halſe vorgefundenen Spuren weiſen darauf hin, daß der Tod durch Erwürgen herbeigeführt worden Nat: meinen ier il. Ciugohn iſt. Dem Täter wurden von ſeinem Opfer de dun beam, ß Gegenwehr wahrſcheinlich Kratzwunden beige Veugasst bracht. Die Kleider des Täters ſind jedenfall . mit Blut befleckt. Demjenigen durch deſſen A 7 n ee gaben der Täter ermittelt wird, wird hohe Be⸗ fla. 60 lohnung zugeſichert. — Glewitz, 2. März. Geſtern abend it Ute auf dem zur „Preußen“ ⸗Grube bei Michowitz ge⸗ 80 hörigen Jelkaſchacht eine Arbeiterbühne, der 320, Meter ſohle auf die 370 Meterſohle hinabgeſtürgz 20 Bergleute wurden in die Tiefe geriſſen; 16 von dieſen wurden, da die Waſſerhaltungsmaſchitz durch die Stein maſſen zertrümmert wurde, er⸗ ſchlagen oder ſind ertrunken und 4 würden ge Abc Wir rettet. Eine Leiche iſt bisher geborgen. Grube gehört dem Grafen Thiele-Winkler. 2 Die Die 43. Kapitel. Lord und Lady St. Juſt ergingen ſich in den * 1 gc reizenden Anlagen von Klings Reſt unter den Masken Schatten uralter Kaſtanienbäume; der Tag ig 9 ſchön und warm, der Himmel blau und wolkenlos 1 die Vögel ſangen heiter, die Luft war mit Blumen di de e duft erfüllt. In der Ferne, wo das Terraim Er gakrdolce ſenkte, floz ein klarer, tiefer Strom, deſſen ruhige Oberfläche einen leicht über die gefährliche Tit Uu täuſchen konnte. in n Merken „Wie prächtig der Fluß heute morgen aus⸗ heim 5 ſieht!“ ſagte Lord St. Juſt. „Vivien, wir müſſen 1 5 ein neues Vergnügungsboot haben; unſer jetziges Llocff hat einen Leck und iſt nicht mehr ſicher. Ah, li fit ſewiſe kommen die Knaben ?“ ſapfihlt. 5 Aber es waren deren nur zwei, der fue ſſ 8 Oswald und der kleine Arthur, Maſter Fra hatte vorgezogen, bei ſeiner W bieiben, 0 ärterin zu Lord St. Juſt blickte herzlich lachend auf die mum e Rehtten Fü tere Jugend — denn der große Knabe halle bannen ſich nun einen Zügel angelegt und der Kleine b et 0 trieb ihn nun luſtig darauf lospeitſchend vor ſich * Ginger her. „Sieh mein Pferd, Mama!“ rief der kleine Arthur — ſein ſchönes Geſicht war nun er hitzt von dem Spiele, ſeine Locken flatterten im Wind. Er ſah ſo reizend aus, daß Lady St. Juſt ihn raſch erſaßte und ihn küßte. „Halte mich nicht auf, Mama, — ſieh mein Pferd!“ rief das Kind. tant Sal. U 9 12 5 8