Zuſammenſchluß unter unſerer evangeliſchen Be⸗ völkerung zu erreichen und bitten deshalb um zahlreiche Beteiligung. — Mannheim, 2. Febr. Geſtern abend durcheilte unſere Stadt die Trauerkunde von dem Hinſcheiden des Geh. Kommerzienrates Heinrich Lanz. Allgemein war es bekannt, daß Heinrich Lanz ſeit einigen Tagen ſchwer darniederlag. Kaum war Lanz von einem hartnäckigen Kar⸗ funkel geneſen, wurde er von einer neuen Krank⸗ heit einem Leberleiden, befallen. Dasſelbe griff ſo ſchnell um ſich, daß die Aerzte einen operativen Eingriff für notwendig erachteten. Der Kranke ſiedelte nach Heidelberg über. Nur wenige Tage verblieb Lanz dort, ohne baß eine Operation aus⸗ geführt worden wäre. Das Leiden hatte ſich der⸗ art verſchlimmert, daß auf Rat der Aerzte von einer Operation Abſtand genommen wurde. Man ſiedelte wieder nach Mannheim über, wo Heinrich Lanz ſeitdem ſchwer darniederlag und geſtern abend 7 Uhr von ſeinem Leiden erlbſt wurde. Mit Heinrich Lanz iſt eine Perſönlichkeit aus dem Leben geſchieden, die aus ſich ſelbſt etwas gemacht, aus kleinen Verhältniſſen ſich mit eigener Kraft emporgearbeitet hat. Geboren am 9. März 1838 in Friedrichshafen am Bodenſee, erlernte er die Kaufmannſchaft. Mitte der 50er Jahre kam er nach Mannheim, wo er in der Nähmaſchinen⸗ handlung von Beck als Inhaber eintrat. Im Jahre 1859 trat er aus dieſem Geſchäft aus und begann mit der Einfuhr engliſcher und amerika⸗ niſcher landwirtſchaftlicher Maſchinen. Schon nach einigen Jahren ſtellte ſich das Bedürfnis nach Er⸗ richtung einer Reparaturwerkſtätte ein, in der er urſprünglich drei Schloſſer beſchäftigte. Man ſiedelte ſodann in einen Garten über, in deſſen geräumigem Gartenhauſe anfänglich die Repara⸗ turen vorgenommen wurden. Langſam aber ſtetig wurde durch anfänglich kleinere Bauten das Eta⸗ ö bliſſement vergrößert, zumal Heinrich Lanz der Anfertigung kleiner landwirtſchaftlicher Maſchinen näher getreten war. Es entſtand mit den Jahren die große Fabrikanlage in der Schwetzinger Vor- ſtadt, zu welcher ſich ſpäter die große Niederlaſſung auf dem Lindenhof geſellte. — Ludwigshafen, 1. Febr. Auf einer hieſigen Bank erſchien am 22. November v. Is. ein Herr, welcher ſich als Gemeindeſchreiber ſorgte, niemand ſich iutereſſierte, verurſachte ihr tiefen Schmerz. „Ich habe ihm Mutter, Heim und Freunde ge⸗ raubt,“ dachte ſie. „Ich muß ihu dafür ent⸗ ſchädigen, ich muß alles für ihn tun.“ Aber fie fühlte wohl den Unterſchied zwiſchen feiner Stellung als Erbe von Lancewood und als ein ungekannter Knabe in einer Koſtſchule — und dies bekümmerte ſie. Aber mit eiſernem Willen unterdrückte ſie die Mahnungen ihres Gewiſſens — ſie wollte nicht darauf hören. Ihr erſter Beſuch in der Schule war mit ſo wenig Schwierigkeiten verknüpft geweſen, daß ſie nun denſelben öfters wiederholte. Sie brachte Oswald den gewünſchten Bogen, ſie ver⸗ ſah ihn mit Taſchengeld; ſie erfüllte jeden ſeiner Wünſche. „Sie ſind ſo gut gegen mich, Fran Smith,“ ſagte der Knabe öfters — „wie ſoll ich 3 Ihnen vergelten? Iſt es all um meiner Mutter illen?“ „Ich habe ſie auch um Ihretwillen lieben ge⸗ ernt,“ erwiderte Vivien. Oswald bemerkte, daß Lady St. Juſt immer twas zögerte, ſeinen Namen auszuſprechen, und er ragte daher eines Tages; „Gefallt Ihnen mein Name nicht, Frau Smith.“ ö 15 „Wie kommen ſie zu dieſer Idee?“ fragte ö Vivien. „Es fällt Ihnen ſtets ſchwer, deuſelben aus⸗ zuſprechen. Wenn Ihnen Henry nicht gefällt, ſo nennen Sie mich Harry — der Doktor nennt mich immer Harry.“ 1 von Altrio ausgab. Er präſentierte eine Vollmacht, die ihn ermächtigte, zu Gunſten der Gemeinde leihweiſe 1300 Mark auf nicht ganz 2 Monate Ziel zu erheben. Die Vollmacht trug die Namen des Bürgermeiſters Hört und der Ge⸗ meinderäte Hartmann und Schweikert als Unter⸗ ſchrift und das Gemeindeſiegel. Die Summe von 1300 Mark wurde dem Inhaber der Vollmacht ohne weiteres ausbezahlt. Als nun dieſer Tage die Bank die Abrechnung ſchickte, kam der Betrug an den Tag. Auf der gefälſchten Vollmacht be⸗ findet ſich der Vermerk: Erhoben durch Ge⸗ meindeſchreiber Hauck. — Blankenloch (A. Karlsruhe), 2. Feb. Von einem ſchweren Unglück wurde die Familie Schorb hier betroffen. Der 15jährige Sohn ſpielte in leichtſinniger Weiſe mit einem gleich⸗ alterigen Kameraden Hofmann mit einem Flobert⸗ gewehr, wobei letzterer auf Schorb zielte; das Gewehe entlud ſich und traf Schorb ſo unglückllch daß er ſofort tot war. — Newyork, 2. Febr. Unweit Horwells⸗ ville im Staate Newyork wurde ein Schlitten mit 20 Frauen, Mitglieder des Kirchenvereins von einem Eiſenbahnzug erfaßt. Hierbei wurden 11 getötet und einige ſchwer verletzt. — Darmſtadt, 2. Febr. Heute mittag 12 Uhr fand hier die Ziviltrauung des Großher— zoglichen Paares durch Staatsminiſter Rothe ſtatt. Unmittelbar daran ſchloß ſich die kirchliche Trauung in der Hofkirche unter Teilnahme der Fürſtlichkeiten, des diplomatiſchen Korps, der Standesherren, der Spitzen der Militär- und Zivilbehörden. Die Traurede hielt Prälat Walz. Während des Ringwechſels wurden 101 Kanonen⸗ ſchüſſe abgegeben. Sodann ſprach Oberhofprediger Ehrhardt das Gebet und Segen. Damit ſchloß die Feier, welcher Geſänge vom Hoftheaterchor vorausgingen und folgten. Nach der kirchlichen Feier fand Galatafel im Reſidenzſchloß zu 109 Gedecken ſtatt. Heute mittag 4 Uhr begaben ſich nun die Neuvermählten nach Schloß Romrod. — Stuttgart, 1. Febr. Der General der Kavallerie z. D. v. Alvensleben iſt auf ſeinem Schloß Mockmühl im Alter von 78 Jahren an Lungenentzündung geſtorben. Guſtav Hermann v. Alversleben, geboren in Rathenow, nahm an der Erſtürmung der Düppeler Schanzen teil. Er war im Kriege von 1866 als Generalſtabsoffigir tätig und führte im deutſch⸗franzöſiſchen Kriege das früher in Straßburg ſtehende Ulanenregiment Nr, 15 mit Auszeichnung. 1866 wurde er zum n f. kommandierenden General des 13. (württemb. ee Armeekorps ernannt un) 1890 zur Dispoſſh , L geſtellt. n — Herriſchried (A. Säckingen), 1. Febr. 11 1 ban Der ſeit letzten Herbſt hier ſtationierte Gendarm ö 253 1 0 Klein iſt ſeit 14 Tagen verſchwunden. Die Nach, 1 a forſchungen blieben bis jetzt ergebnislos. i ſich nachträglich herausſtellte, ließ ſich derſelhe i 115 letzter Zeit durch mehrere hieſige Gaſtwirte und 1 andere Geſchäftsleute unter dem Vorwand, ſofort 50 eine unverhoffte Zahlung leiſten zu müſſen, klei Int nere oder größere Geldbeträge vorſtrecken, insgeſamt 1 ah etwa 2000 Mk. Flotte Lebensführung ſoll den hatt ſouſt beliebt geweſenen Beamten auf abſchüfſig Bahnen geführt haben. Er ließ eine Frau mt 2 Kindern zurück. — Petersburg, 2. Febr. Die über die Fontenka führende Hängebrücle iſt iu dem Augen⸗ blick eingebrochen, als dieſelbe Dragoner paſſier⸗ Gegen 30 Reiter ſtürzten mit den Pferden . fade 0 Ci er ten. „ ins Waſſer. Die Zahl der die Brücke paſſiereg⸗ frühſahere den Dragoner betrug gegen 50 nebſt eigen 10 Fin vieh; Offizier. Ein Dragoner wird vermißt. Bei dem d 8 1 Einſturz der Brücke riſſen die Drahtſeiten gleich Aa, zeitig auf beiden Ufern. Die Brücke ſamt de darauf befindlichen Paſſanten einer Mieſs⸗ droſchke, Laſtfuhrwerken und vorderen Reihen der Dragoner ſtürzten auf das Eis. Die erſchreckten Pferde ſtürzten über das Geländer zur Seitz, brachen durch das an dieſer Stelle ſchwache Eis und fielen ins Waſſer. Die zu Hilfe gerufene Feuerwehr verſuchte die Pferde zu retten. s Bors; Zum täglichen Gebrauch im Waschwasser, Das unentbehrlichste Toilettemittel, verschönert den Teint, macht zarte weisse Hände. Nur echt in roten Cartous zu 10, 20 und 60 Pr Kalser-Borax- Seife 50 Pf. — Tola- seife 28 ff. Spezialitäten der Eirma Heinrich Mack in Um . . 0 cher n bang 10 Jud anne „Darf ich nicht einmal mit Ihnen ausgehen?“ fragte der Knabe einſt, und ſie antwortete: „Jetzt noch nicht. Später werde ich Sie mit mir nehmen an die See; gedulden Sie ſich noch ein wenig, Harry.“ Sie hielt es für unklug, mit dem Knaben auszugehen; ſie konnte Bekannten begegnen und wie ſollte ſie deren Fragen nach dem Knaben beant⸗ worten, deſſen fatale Aehnlichkeit mit ihr jedermann auffallen mußte? Der Bericht über das Verſchwin⸗ den des jungen Erben war damals durch alle Blätter gegangen, wie leicht konnte jemand Verdacht chöpfen! Vivien ſchauderte bei dieſem Gedanken, aber ſie unterdrückte ihre Angſt wieder und faßte den Entſchluß, einmal ſelbſt mit Doktor Leſter über — die Zukunft des Kuaben zu ſprechen. Sie hielt ſich für verpflichtet, dafür zu ſorgen, nnd ſie war bereil alles ſür ihn zu tun — nur Lancewood konnte ſie ihm nicht abtreten. Doktor Leſter war von Anfang an ſehr neu⸗ gierig geweſen, zu erfahren, wer Henry Dormans Beſucherin ſei, um ſo mehr, da der Knabe ſelbſt ein Rätſel für den gelehrten Herrn war. Dorman, der gerade aus Amerika gekommen war, hatte ihm vor etwa einem Jahre den Knaben ge⸗ bracht, und um die Erlaubnis gebeten, fünf Jahre ſundheit wegen nicht in England bleiben könnte. Er hatte dem Doktor außerdem eine Summe für be⸗ ſondere Zwecke des Knaben übergeben. „Wenn mir etwas zuſtoßen ſollte,“ hatte er ge⸗ ſagt, „und der Knabe zeigt Talent, ſo machen Sie ihm, Doktor. Später wird er ſich dann ſchon allein Sie fühlte, daß es ſtets ihr Impuls war, ihu Oswald zu nenuen, aber dies konnte ſie ihm nicht 19 ſagen. durchbringen.“ Auf weitere Fragen hatte ſich nun Herr e nicht eingelaſſen und ſo wußte Doktor „ Ein Herr im Voraus zu bezahlen, da er ſeiner ſchwachen Ge⸗ zuerſt eineu Lehrer für Ihre eigne Anſtalt aus Leſter gar nichts über den Knaben Freunde oder Reſte Verwandte. 3 Doktor Leſter war ein Mann der Wiſſenſchaft Ani und ſeine Zeit ſtets ſehr in Anſpruch ges U 1 un nommen. Lady St. Juſt hatte ſchoͤn mehrmaßz Artz vergeblich um eine Unterredung mit dem Doi 1 g. gebeten, als er ihr eines Morgens in Begleitung 9 fache eines anderen Herrn begegnete, gerade aks ſie dos dun Kolleg, das ſie häufig aufſuchte verließ. Er heohe Ten, achtete ſie einige Miuuten und fragte dann dez —— Portier: pe „Welchen der jungen Herrn beſuchte dieſe Man i Dame?“ werde w Maſter Dorman, Sir,“ war nun die ( W 00 widerung. baſcah bes „In welchem Irrtum dieſe Herren befange ente ih, waren!“ rief Doktor Leſter. „Man fagte mir, d e en, Dame, die den jungen Dorman beſuche, ſei i . , Frau Smith — dies iſt ja die Lady St. Ju, f U 2 Hente noch werde ich mit ihrem Gemahl zuſammen⸗ , e treffen. Dorman iſt wahrſcheinlich ein armer ö verwandter. f fh Gen Hütte Lady St. Juſt die Schule drei une Ile früher oder ſpäter verlaſſen ſo würde ſie dieſe A enſ gegnung und deren Folgen vermieden haben. In e d Augenblick zwar dachte der Doktor nichts Beſotz N deres dabei. Er hatte für den jungen Dorman 17 0 mit ſeinen feinen, nobelen Manieren, ſeien f a p großen Lerneifer ſtets eine gewiſſe Vorliebe 05 9 gehegt und es freute ihn, zu finden, daß det 0 0 Knabe ein Verwandter oder ein Protege von Lord a St. Juſt war. Wan enn 0 (Fortſetzung folgt.) ee 0 9 N