— Mannheim, 29. Jan Streik im Ruhrgebiet iſt der Kohlenverſandt von den Lagern in Rheinau ganz enorm und wickelt ſich dort zurzeit ein Rieſenverkehr ab. Bei Tag⸗ und Nachtbetrieb rangieren im Hafengebiet fünf Maſchinen. Es gehen von hier und Rheinau täglich mindeſtens 1000 Waggons ab. muß ſich wirklich wundern, daß bei den ziemlich ungenügenden Gleisanlagen täglich ein ſolcher Rieſenverkehr bewältigt werden kann. — Mannheim, 30. Jan. Ein blutiger Krawall, der nach und nach in eine förmliche Straßenſchlacht ausartete, ſpielte ſich hente nacht gegen 2 Uhr ab. Ca. 200 Perſonen hatten ſich dort angeſammelt, von denen ein großer Teil an der Schlägerei aktiven Anteil nahm. 8 Ver⸗ letzte ſuchten allein das Allgemeine Krankenhaus auf mit Stich⸗, Schlag- und Hiebwunden. Einem wurden zwei Finger faſt vollſtändig durchſchnitten. Zahlreiche Verletzte mit leichteren Wunden haben jedoch das Allgem. Krankenhaus gar nicht in Anſpruch genommen. Selbſt im Warteſaal des Krankenhauſes hielten die verwundeten Exzedenten noch keine Ruhe und inſzenierten dort wieder eine Prügelei, ſo daß telephoniſch Polizei requiriert werden mußte. — Karlsruhe, 30. Jan. Beim dies⸗ jährigen preußiſchen Krönungs⸗ und Ordensfeſte ſind verliehen worden: der Königliche Hronen⸗ orden zweiter Klaſſe dem Oberpoſtdirektor, Geh. Oberpoſtrat Thiele in Konſtanz; der Rang der Räte vierter Klaſſe den Poſtdirektoren Fiſcher in Pforzheim, Koch in Konſtanz, Leuthner in Heidel⸗ berg, und dem Telegraphendirektor Polixa in Karlsruhe; der rote Adler⸗Orden vierter Klaſſe den Oberpoſtſekretären Münch und Weigele in Karlsruhe und dem Poſtmeiſter Bläß in Schwetzingen; das Kreuz des allgemeinen Ehren⸗ zeichens dem Oberbriefträger Deger in Offenburg; weiter iſt der rote Adler⸗Orten vierter Klaſſe ver⸗ liehen worden dem evangel. Militär⸗Oberpfarrer Schloemann und dem Korpsſtabsveterinär Plaettner vom General⸗Kommando des 14. Armeekorps. — Kempten (Allgäu), 29. Jan. Ein heiteres Geſchichtchen trug ſich dieſer Tage in einem Orte bei Kempten zu. Kam da ein Knabe in Mädchenkleidung in die Schule. Als ihn der Lehrer fragte, warum er in einer ſolchen Kleidung komme, ſagte der Kleine ganz treuherzig: „Ich diſche Stimme der vornehmen Tame erkannt — „und werde den jungen Dorman ſofort zu Ihnen ſenden.“ Mit dieſen Worten verließ er das Zimmer und Vivien war wieder allein. O Himmel, wenn ihr Herz nur weniger wild ſchlagen, wenn der Nebel vor ihren Augen nur ſchwinden, ihre bebenden Hände nur ruhig bleiben wollten! Wann hatte ſie Oswald zum letzten mal ge⸗ ſehen? Sie erinnerte ſich des Tages und der Stunde. Er hatte ſeine Lektion gut gekonnt und ſie hatte ihm zur Belohnung einen Ball gegeben, den er ſich gewünſcht hatte. „Du biſt eine gute Schweſter, Vivien!“ hatte er gerufen und war lachend aus dem Zimmer gelaufen. Eine gute Schweſter! Ein ſtechender Schmerz durchbohrte nun ihr Herz bei dieſer Er⸗ innerung. Ehe ſich die Türe wieder öffnete, hörte ſie eine fröhliche Stimme ſagen: „Jemand, der mich Sie müſſen ſich irren. ſucheu?“ „Sie werden ſelbſt ſehen, Maſter Dorman,“ war die Antwort und nun ſtand er vor Vivien. Sie berſchlang ihn faſt mit den Augen. Keu⸗ chend rang ſich der Atem aus ihrer Bruſt. Sie ſah einen großen, ſchlanken Knaben vor ſich mit Valeries goldblondem Haar und Valeries Augen. Aber hier Fendigte alle Aehnlichkeit mit ſeiner Mutter. Der Schnitt ſeines Geſichtes war ganz wie der ihrige — ein echtes Neßlie⸗Geſicht. Mit hellen, lachenden, furchtloſen Augen, die ſie ſo entſetzlich an Valerie erinnerten, blickte er zu ihr ſehen Wer will, James 2 ſollte mich be⸗ „Sind Sie ganz ſicher, daß Sie Durch den 1 Man brachten eingeſetzt habe. mindeſtens drei Zechen Unterſuchungen ſollen Mitglieder der Bergarbeiter⸗ verbände hinzugezogen werden, außerdem Vertreter mich b' koi anders G'wand. Meine Hoſa ſend ver⸗ riſſa, und d'Mutter hat's noit geflickt, na hab' i halt meiner Schweſter ihr G'wand antue.“ 0 5 Mit Geneh migung — Berlin, 26. Jan. ö des Kaiſers Geburtstage erlaſſene Ordre betreffs die Vereinfachung des Exerzier⸗ und Schießdienſtes lautet: der gefechtmäßigen Ausbildung meiner Jufanterie gewonnen wird, und befehle daher die Verein⸗ fachung des Exerzier⸗ und Schießdienſtes nach den ˖ 9 gemeinen Grund- i in der Anlage enthaltenen allg von Velſen kehrte heute nacht nach Berlin zurück. ſätzen. Ich tue dies in dem feſten Vert lauen, daß die althergebrachte Ordnung und Straffheit bei allen Uebungen und die Leiſtungen im Schul- ſchießen hierdurch keine Einbuße erleiden.“ Die erwähnten allgemeinen Grundſätze der Neuerung ſind: Aenderungen zum Exerzierreglement: Fort⸗ fall des Rückwärtsrichtens; Fortfall der Front⸗ und Kehrtwendung beim Uebergang aus dem Marſche zum Feuern; Fortfall der Uebungen im Karree; Fortfall der Doppelkolonne und Verein⸗ fachuug der Schulbewegungen im Batillon; Er⸗ weiterung der Kompagnieabſtände in der Tief- kolonne; Aenderungen zur Schießvorſchrift: Be⸗ ſchränkung des Schulſchießens auf die Entfernung bis 400 Meter; Einſchränkung des gefechtsmäßigen Einzelſchießens zu Gunſten des Abteilungsſchießens, Abhaltung des Prüfungsſchießens im Gelände durch die Regimentskommandeure oder die höheren Vorgeſetzten. — Berlin, 29. Jan. Bertha Konradt wurde heute früh in ihrem Schlafzimmer im Hauſe ihres Dienſtherru in Lichtenberg bei Berlin ermordet aufgefunden. Ein ihr gehöriges Sparkaſſenbuch wird ver⸗ mißt. — Dortmund, 28. Jan. In der heu⸗ tigen Konferenz zwiſchen den Kommiſſaren des Staatsminiſteriums und den Vertretern der vier Bergarbeiter verbände wurde, wie der „Dortmunder Generalanzeiger“ meldet, mitgeteilt, daß die Regierung ſechs Unter⸗ ſtützungskommiſſionen zur Prüfung der vorge⸗ Mißſtände auf den einzelnen Zechen unterſuchen. Zu dieſen zu ſehen wünſchen?“ fragte uun er. „Ich glaubte nicht, daß jemand in der weiten Welt mich kenne.“ Sie ergriff ſeine beiden Herz wandte ſie nun dem Knaben zu. „Ich kannte ihre Mutter, Maſter Dorman,“ ſagte ſie, „als Sie noch ein ganz kleines Kind „Ich wünſche ſo ſehr, kannt,“ entgegnete er traurig. armen, verlaſſenen waren.“ ich hätte ſie ge⸗ „Wenn all die andern Knaben vou ihrer Mutter ſprechen, dann möchte ich immer ſo gerne wiſſen, wie die meinige ausſah.“ „Erinnern Sie ſich ihrer nicht mehr?“ fragte Vivien. „Ich erinnere mich noch zweier Phyſioguomien,“ ſagte der Knabe. „Die eine war ſehr ſchön uud lachend, die andere dunkel und feurig, aber ich 1 05 nicht, ob eine derſelben meiner Mutter ange⸗ örte.“ a Welch leidenſchaftliches Mitleid empfand ſie für den armeu Knaben! Sie wollte alles für ihn tun, nur Laucewood aufgeben — dies konnte ſie nicht. l „Woher wußten Sie, daß ich hier ſei?“ fragte der Knabe jetzt; und dieſe Frage brachte ſie etwas in Verwirrung. „Ich erfuhr es zufällig,“ entgegnete fie, „und beſchloß ſogleich ſie aufzuſuchen.“ . „Um meiner Mutter willen?“ fragte er, und ſie mußte ihm die Antwort ſchuldig bleiben. „Ich werde Sie jetzt öfters beſuchen,“ ſie, „und wenn ſie irgend einen Wunſch haben, dann ſagen Sie ihn mir.“ „O, ich wünſche mir gar viele Dinge. Beiſpiel einen hübſchen Bogen und Pfeil.“ Das Dienſtmädchen im Oberbergamtsgebäude Von dieſen ſoll jede wöchentlich Hände; ihr ganzes ö ſagte Zum der betreffenden Bergwerks verwaltungen. Die Kommiſſionen ſollen bereits am Montag mit ihrer Tätigkeit beginnen. Als den Arbeſter⸗ führern nahegelegt wurde, daß es nach Lage der Sache ratſam ſei, die Arbeit wieder aufzu⸗ nehmen, da die Regierung gezeigt habe, doß durch das Berggeſetz die Forderungen der Arbeiter be⸗ Ich will, daß mehr Zeit für die Förderung rückſichtigt werden ſollten, wurde von ſeiten der Arbeiterführer erwidert, daß hierzu wegen der ſchroffen Stellungnahme des Bergbaulichen Vereins noch keine Veranlaſſung vorliege. — Eſſen, 28. Jan. Oberberghauptmang Es beſteht zur Zeit keine Ausſicht mehr auf eine gütliche Beilegung des großen wirtſchaftlichen — Potsdam, 30. Jan. Der hene Morgen um halb 9 Uhr ausgegebene Krankheſts⸗ bericht über das Befinden des Prinzen Eitel Friedrich lautet: In der Nacht guter Schlaf und reichlicher Schweiß; Temperatur am Morgen 36,5, Puls 76; rechterſeits hat ſich die Lungenentzün⸗ dung, welche noch im Gang iſt, nicht weſentlich ausgebreitet; die Rippenfellenentzündung auf dieſer Seite iſt in ihren Erſcheinungen eher zurückge⸗ gangen. Seit geſtern ſind ſtarke Schmerzen auf der linken Seite und Kurzatmigkeit vorhanden, Auf dieſer Seite hat ſich nachträglich im Rippfell⸗ raum ein kleiner entzündlicher Erguß abgeſetzt, Der Auswurf iſt noch blutig, Nahrungsaufnahme und Kräftezuſtand befriedigend. — Hamburg, 28. Jan. Am 30, Jan. wird eine Scheinwerfer-Abteilung eine Sanitäts⸗ kolonne und ein Pferdelandungsfloß nach Südweſt⸗ afrika abgehen; am 15. Februar folgen 800 Mann und 150 Pferde. — Paris, 29. Jan. Konflikts. In der Vorſtadt La Villette ſtürzte ein Wohnhaus ein, wobei eine Frau mit zwei Töchtern verſchüttet wurde. Alle drei erlitten lebensgefährliche Ver⸗ letzungen. Mitteilung. Annonyme Einſendungen können keine Auf⸗ nahme finden, auch wenn deren Inhalt Bexück⸗ ſichtigung verdiente. Die Redaktien. Schweinemarkt Seckenheim. Der heutige Ferkelmarkt war mit 42 Stück befahren und wurden 42 Stück zum Preiſe von 16 bis 24 Mark pro Paar abgeſetzt. „Wirklich?“ fragte Vivien erfreul. „Sie ſollen⸗ ihn ſicher haben.“ Sie empfand es faſt als einen Troſt, ihm dies wenigſtens geben zu können. „Die nächſte Woche komme ich hier vorüber,“ ſagte ſie, „dann werde ich Ihren Wunſch er⸗ füllen.“ Sie ſind ſehr gütig,“ antwortete der Knab und blickte ſcharf auf ihr verſchleiertes Autlitz. „Sie haben mir aber noch nicht geſagt, wer Sie ſind,“ meinte er lachend. „Sie werden meiner als Frau Smith ge⸗ denken,“ erwiderte Vivien etwas zoͤgernd. „Sie heißen Smith?“ rief der Knabe. „Wit haben fünf Smith in der Schule, und die Knabeu ſagen, Doktor Leſter würde jetzt keinen mehr aufuehmen. Frau Smith, kannten Sie meinen Vater. „O Himmel, verzeihe mir!“ rang es ſich auß Viviens tiefſtem Herzen. Sein Vater war auch der ihrige. „Ja,“ Stimme. a „Er und meine Mutter ſeufzte der Kuabe. „Ich war in Amerſka mit meinem Onkel Herrn Dorman. Jetzt iſt nun auch er tot und ich bin ganz allein in der Welt.“ erwiderte ſie mit leiſer, ſchwacher ſind beide kot!“ „War Herr Dorman ihr Onkel?“ fragle Vivien. „Ja. Wenigſtens pflegte ich ihn Onkel Dor⸗ man zu nennen.“ 1 1 (Fortſetzung folgt.) fend bach 5 1 da n ue f rmitte. 1 1 1 * 7 Hein Wohnt 5 iet Er La 1 0 I bernie n, fl n bi 1 eine Bohn fa wichen u umi e . 2 A- N. Am . Hohn t aaf J. April zn Num Wohn b han f n 0 Mu Ju ban A Ju ben n u 700 11