ſein, doch ſcheint es ſich hierbei lediglich um eine Aufbauſchung des Umſtandes, daß am Dienſtag Adend eine nach tauſenden zählenden Menge mit roten Fahnen die Stadt Helſingfors durchzog und mancherlei Ausſchreitungen verübte. Die Polizei nahm etwa 50 Verhaftungen vor. — Zahlreiche Verſicherungsgeſchäfte ſind in Rußland namentlich von engliſchen Verſicherungsgeſellſchaften in Rückſicht auf die dortige Lage abgeſchloſſen worden. Petersburg, 26. Jan. Die Stimmung war geſtern ruhiger. Eine heute erſchienene Be⸗ kanntmachung bedauert, daß die Arbeiter zu ihrem eigenen Schaden ſtreiken und ſich laſſen. Sie ſpricht die Hoffnung aus, daß die Arbeiter zur Arbeit zurückkehren, da die Regierung bereit ſei, die berechtigten Wünſche der Arbeiter möglichſt zu erfüllen. Aüßer der Arbeiterver⸗ ſicherung werde auf Verfügung des Uaiſers eine Verkürzung der Arbeitszeit herbeigeführt werden. Es ſollen Maßregeln ausgearbeitet werden, die den Arbeitern ermöglichen, über ihre Bedürfniſſe zu beraten und dieſelben zum Ausdruck zu bringen. Die zur Arbeit Zurückgekehrten können darauf rechnen, daß die Regierung die Unverletzlichkeit ihrer Perſon, ihrer Familie und ihres Heims gegen die Anſchläge ſchlecht Geſinnter ſchützen werde, die unter der Forderung „Freiheit und Recht“ ver⸗ ſuchen, ihre Kameraden an der Rückkehr zur Arbeit gewaltſam zu verhindern. Petersburg, 26. Jan. Ueber den Em⸗ pfang der Vertreter der Preſſe beim Miniſter des Innern wird gemeldet: Sie hatten eine genaue Liſte aufgeſtellt und vorgelegt, in welcher die Zahl der Opfer und ebenſo die Orte, an welchen die Leute durch die Soldaten getötet wurden, genau verzeichnet find. Die Zahl beläuft ſich auf 4000 Tote und Verwundete. Unter den Toden befindet ſich auch ein Vertreter der „Börſenzeitung“, der auf dem Newski⸗Proſpekt erſchoſſen wurde, als er ſeiner journaliſtiſchen Pflicht oblag. Am Montag wurden am Narwa⸗Tor 600 Perſonen getötet und verwundet. Trotzdem wird amtlicherſeits dieſer Zuſammenſtoß in Abrede geſtellt. Petersburg, 25. Jan. Die vergangene Nacht iſt ruhiger verlaufen, nur im Stadtteil Waſſili Oſtrow wurden Schüſſe gehört; in den Petersburger Stadtteilen durchzogen Patrouillen die ganze Nacht die Straßen. Arbeiterzüge durch⸗ zogen bis Mitternacht die Straßen. Heute ſind lichen Weiſe. „Dein Vater ſetzte ihm ein Jahres⸗ gehalt aus, nicht wahr ?“ „Ja. Ich erhielt hente einen Brief, der mir meldete, daß Gerald Dorman am Sterben liege und mich zu ſehen wünſche.“ Sie ſprach leiſe und haſtig mit abgewandtem Antlitz. „Ich ſuchte ſeine Wohnung auf — er ſtarb vor meinen Augen.“ „Mein geliebtes Weib,“ „Du hätteſt Dir 5 rief Lord St. Juſt, dieſe Szene erſparen ſollen.“ Sie ſchien ihn nicht gehört zu haben. kurzem Schweigen fuhr ſie fort — „Es war eine große Ueberraſchung für mich. Ich wußte nicht eiumal, daß er nach England zu⸗ rückgekehrt ſei.“ „Sein Tod wird Dir ſehr leid tun, Vivien. Er war ein treuer Freund, glaube ich. „Nur zu treu,“ ſagte ſie ſich mit einem tiefen Seufzer. — Ohne ſeine Opferwilligkeit, ohne ſeine ſchwärmeriſche Liebe und Treue wäre ſie jetzt uicht in dieſer entſetzlichen Lage. „Aber es iſt ſchon ſpät, Vivien,“ ſagte Lord Nach St. Juſt plötzlich. „Du vergißt unſere Gäſte. Bitte kleide Dich raſch an, mein Liebling.“ Dann fiel ihm ihr zerſtreuter, träumeriſcher Ausdruck auſ und er beeilte ſich beizufügen. — „Wünſcheſt Du, daß ich irgend etwas in dieſer Sache tue?“ „Ja, Adrian,“ erwiderte ſie. „Der arme Gerald Dorman hat nur einen Verwandten, einen Bruder, und dieſer iſt in Rouen. Willſt Du nicht 1 tragen, daß Gerald ein paſſendes Begräbnis at?“ „Ich werde als Hauptleidtragender demſelben beiwohnen,“ ſagte der hochherzige Edelmann. „Dies wird Dir wohl tun, Vivien ?“ als blinde Werkzeuge ſchlecht geſinnter Perſonen mißbrauchen die Läden geſchloſſeu. Im allgemeinen zeigt ſich ein faſt ruhiges Ausſehen. Die Zeitungen er⸗ ſcheinen nicht, ausgenommen „Regierungsbote und „Invalide“. An den höheren Lehranſtalten wurden keine Vorleſungen gehalten. Alle Profeſſoren des Polytechnikums haben heute die Beerdigung, der am Sonntag getöteten Studenten und Arbeiter beigewohnt. Als triftiger Grund für Schulver⸗ ſäumnis ſoll gelten, wenn ſie aus Furcht vor den Unruhen ſtattfand. Verſchiedenes. — Mannheim, 24. Jan: Die Hand⸗ werkskammer hielt heute eine Vollverſammlung ab, der Landeskommiſſar Geh. Ober⸗Reg.⸗Rat Pfiſterer und Amtmann Neff anwohnten. Sekretär Hauſer erſtattete den Tätigkeitsbericht des Vor⸗ ſtandes, aus dem hervorgeht, daß ſich das In- tereſſe an den Arbeiten der Kammer im Bezirke mehrt. Der Voranſchlag für 1905/06, der mit 24850 Mark in Ein⸗ und Ausnahme balanciert, fand Annahme. Der 2. Vorſitzende, Zimmermeiſter Hermann, referierte über den 5. Handwerker- und Gewerbekammertag in Lübeck, Sekretär Hauſer über die Verſammlung der 4. bad. Handwerks⸗ kammer in Offenburg. Die von den Bezirks⸗ gewerbevereinen aufgeſtellten Liſten zur Amwand⸗ lung der Fachgeſellen⸗Prüfungsausſchüſſe in Be⸗ zirksgeſellen-Prüfungsausſchüſſe wurden ange⸗ nommen. Die Verſammlung nahm auch Stellung zur Bleiweißordnung. Es wurde eine Reſolution angenommen, die die Verhütungsmaßregeln gegen die Bleiweißkrankheit betrifft. — Heidelberg, 24. Jan. Der Rhein⸗ Neckar⸗Turngau hielt am vorigen Sonntag hier einen ordentlichen Gautnurntag ab, der gut beſucht war. Von den dem Gau angehörigen 26 Vereinen waren nicht weniger als 23, und zwar durch 52 Abgeordnete vertreten. Nach dem zum Zweck der Lunge befallen. Bildung eines eigenen Gaues erfolgten Austritt der drei Mannheimer Turnvereine und des Lud⸗ wigshafener Turnvereins aus dem Gau iſt deſſen Mitgliederzahl von 4000 auf 3000 herunterge⸗ gangen. Es wurde beſchloſſen, die Gauſteuer von 10 auf 15 Pfennig zu erhöhen. Auch einigte man ſich dahin, daß wegen des Kreisturnfeſtes in dieſem Jahre ein Gauturnfeſt nicht abgehalten werden ſoll. Es ſoll vielmehr nur eine Gau⸗ turnfahrt mit volkstümlichem Wettturnen veran⸗ ſtaltet werden. Bei der Neuwahl des Gauturn⸗ rats wurden gewählt: J. A. Schmidt⸗Heidelberg, Langſam nnd traurig trat ſie aus ihn zu und küßte ihn. „Du biſt ſo ſagte ſie. „Meine teuere Vivien, wer könnte anders gegen Dich ſein? Mr. Dormans Tod iſt ein ſchmerzlicher Verluſt für Dich, dies begreife ich. Neue Freunde können uns nie die alten erſetzen. Wenn Du nun nicht in Stimmung biſt, heute abend beim Diner zu erſcheinen ſo werde ich Dich entſchuldigen, mein Liebling, ſo leid es mir auch wäre, Dich an meiner Tafel zu ver— miſſen.“ „Ich werde kommen,“ ſagte ſie. „Und du wirſt gut gegen mich, Abrian,“ ſorgen, daß meines Vaters alter Freund ein ehren- volles Grabgeleite erhält?“ . „Gewiß, mein Herz,“ und einen warmen Kuß anf ihr bleiches Antlitz drückend, eilte Lord St. Juſt aus dem Zimmer. 9 2 6. Kapitel. — 5 „Mit dieſem ſchrecklicher Geheimnis auf der Seele werde ich nun in Zukunft leben müſſen,“ dachte Lady St. Juſt — als ſie allein war — vich kann ebenſogut ſogleich damit beginnen.“ Doch hatte ſie eruſtlichen Grund zur Beſorg⸗ nis — würde nicht unter Geralds Papieren etwas Kompromittierendes für ſie gefunden werden? Sie ſuchte ſich einzureden, daß Gerald ohne Zweifel in Bezug auf ihre Angelegenheiten vorſichtig geweſen wäre. Aber in den nächſten zwei Tagen ſtand die ſchöne ſtolze Frau ein förmliches Martyrtum aus. Jeder Zug an der Schelle, jebes Klopfen an der Türe, jeder ungewöhnliche Laut erſchreckte ſie, und Lord St. Juſt konnte ſich dies ſonderbare Weſen nicht erklären und begann zu fürchten, ſeine Gattin ſei krank. Der Tag, an dem Gerald Dorman zur letzten zu tun ſei. Gauvertreter, Phil. Zechner-Speyen, Gauturnwart W. Diehl-Neckarau, K. Frauenfeld⸗Neuenheim, g. Molitor⸗Ladenburg und G. A. Perron⸗Franken⸗ thal. Der bisherige Gauvertreter Profeſſor Dr, K. Schuhmacher⸗Mannheim wurde in Anerkennnng ſeiner Verdienſte um den Gau zum Ehren vor⸗ ſitzenden ernannt. — Uffenheim, 24. Jan. Auf tragiſche Weiſe iſt die 42jährige Gattin des allgemein he⸗ liebten hieſigen zweiten Stadtpfarrers Schahmann aus dem Leben geſchieden. Während der Geiſt⸗ liche, der an ein Krankenlager gerufen worden war dort weilte, um der Sterbenden das Abendmahl zu reichen, ſchloß ſich ſeine Frau zu Hauſe in das Studierzimmer ein und ſchnitt ſich den Hals ab. Die Bedauernswerte, die 5 Kinder hinterläßt hat die Tat zweifelsohne in einem Anfall pon Geiſtesſtörung begangen. — Gießen, 25. Jan. Wie der „Gießener Anz.“ mitteilt, iſt der Raubmörder Hudde mux⸗ mehr überführt. Er hatte die goldene Uhr des von ihm ermordeten Pfarrers Thöbes in Helden bergen in Köln verſetzt. Den Pfandſchein hatte man bei Hudde vorgefunden und beim Auslöſen der Uhr ſtellte es ſich heraus, daß die Uhr in der Tat die des Pfarrers Thöbes war. Berlin, 25. Jan. Heute abend wurde folgender ärztlicher Bericht ausgegeben; Prinz Eitel Friedrich iſt an Lungenentzündung erkrankt. Bisher iſt der Unterlappen der linken Die Temperatur iſt 39,6 bis 39,7, Pulzfrequenz 120 bis 128, Nahrungsauf⸗ nahme mangelhaft, ſubjektives Befinden befriedi⸗ gend. — Wiedemann. Wiedmuth. — Berlin, 25. Jan. Wegen Erkrankung des Prinzen Eitel Friedrich an Lungenentzündung hat der Kaiſer jede Feier ſeines Geburtstages am 27. d. Mts. abgeſagt und alle Gäſte telegraphiſch erſuchen laſſen, die beabſichtigte Herreiſe aufzu⸗ geben. Es fallen alſo ſomohl die Tafel und die Galagoper am 27. ds. Mts. aus. — New⸗York, 25. Jan. Ein furcht⸗ barer Schneeſturm, wie ſchon ſeit Jahren keiner war, brachte einen gewaltigen Temperaturſturz. Der Schnee liegt 15 Fuß hoch. Der Verkehr iſt vielfach eingeſtellt, die Vorſtädte ſind vollſtändig abgeſchnitten, viele Bahnzüge ſind im Schnee ſtecken geblieben. Der Sturm wehte die Mauer der Kipspay Brauerei um, wo ein Brand entſtanden war. Die Mauer begrub zwei Feuerwehrleute unter den Trümmern. Ruhe geleitet werden ſollte, kam heran und jederman, der des verſtorbenen Beziehungen zur Familie kannte, freute ſich über Lord St. Juſt's Beteiligung an dem Leichenbegängniſſe und hielt es für einen Akt ehrender Anerkennung für den treuen Diener der Familie. Geralds Bruder war durch ſeine Stellung in Rouen zurückgehalten und ſo ließ es ſich Lord St. Juſt angelegen ſein, die Leichenfeierlichkeiten zu beſtimmen und ein ſchönes Denkmal von Marmor für den Verſtorbenen zu bez ſtellen. Geralds Begräbnistag war einer der traurig ſten in Viviens Leben; er war ihr ein ſo treuer Freund geweſen, der letzte aus ihrer ſonnigen Ver⸗ gaugenheit. An dem Abend des Tages, an welchem er ihr jene entſetzliche Eröffnung gemacht, hatte ſie ſich in ihr Zimmer eiungeſchloſſen, um zu überlegen, was Sie wußte wohl, daß nur Eines z tun ſei — Lancewood mußte dem jungen Sir One wald zurückgegeben werden. Hätte Gerald mn wenige Minuten länger gelebt, ſo wäre ſie gezwungen geweſen, dies Verſprechen zu geben; aber er war ge ſtorben, während ihr die Antwort noch auf den Lippen ſchwebte. . Aber wie konnte man von ihr verlangen, daß ſie jetzt nach Jahreu ihr fürſtliches Heim, das duch ihre unabläſſigen Bemühungen die ſchönſte Beſitzung der Grafſchaft geworden war, an den Sohn eiter Kombdiantin abtrete? Ehre und Gerechkigkeſt plaidierten vergeblich in ihr — ſie konnte nicht Lancewood verzichten, nicht einmal den Gedanken daran ertragen. Und ſo verbannte ſie das Bild des ſterbenden Freundeo aus ihrer Erinnerung und beſchloß, ſich vollſtändig des Umfanges ihres Bek brechens bewußt, in ihrer Sünde weiter zu lebe (Fortſetzung folgt.) * 2 1 — — a die a d Vafteig ug benz in A un geboten d et iu nach 1 Mipuche des Nö niger Aden aufgeine, i. Nec un Vat undes keit. Vachrti gung n Dan Jad Augerbuch⸗ Huusgurte möge för S Vulſtätte * Werz A d Männerg Abel lasen der un 28. . Nl u Mm ſün A deni d Mig A un Ni In ue