erſter Redner ſprach eine Dame Fräulein Imle aus M.⸗Gladbach. Der folgende Redner war Herr Amtsgerichtsdirektor und Landesabgeordneter Gießler hier. In dem gegenwärtigen Kampfe, be⸗ merkt Redner, müſſe die Sympathie jedes Bür⸗ gers, welcher Parteiſtellung ger auch ſei, auf Seiten der Arbeiter ſtehen und jeder den kämpfenden Bergleuten ſeine Unterſtützung zuteil werden laſſen. Als eine der Hauptforderungen bezeichneten Redner die Schaffung geſetzlicher Maßnahmen gegen die Willkür der Bergwerksbeſitzer. Als dritter Redner ſprach der Sekretär des Bergarbeiterverbandes Hueskes aus Elteneſſen. Eine Haupturſache der Verſchlimmerung der Lage der Bergarbeiter ſei die Einführung des Sollförderungsſyſtems, daß auch die Schuld an den hohen Unfallziffern tragen (ſie betrugen allein in der Sektion 2 im Jahre 1903 37000). Scharf wandte ſich der Redner gegen die „Rheiniſch⸗Weſtfäliſche Zeitung“, die Preſſe der Bergbeſitzer, die jede kleinſte Ausſchrei⸗ tung zu einem großen Exzeß a fzubauſchen ſuche, mit Ausnahme dieſer ſtehe die geſamte Preſſe auf Seiten der Arbeiterſchaft. Stürmiſcher Bei⸗ fall folgte den eindrucksvollen Ausführungen des Redners, eines früheren Kohlenarbeiters. Zum Schluſſe wurde folgende Reſolution einſtimmig angenommen: „Die. Verſammlung der chriſt⸗ lichen Gewerkſchaften Mannheims ſpricht den Bergarbeitern des Ruhrgebiets ihre volle Sympa⸗ thie aus zu der Ueberzeugung, daß dieſelben wie bisher auf dem Wege der Ordnung ihre berech⸗ tigten Forderungen vertreten und ihrerſeits den Weg der Beſonnenheit einhalten werden. Sie er⸗ ſucht ihre Mitglieder, ſondern auch ebenſo freund ⸗ lich ihre Mitbürger, dieſelben moraliſch und finanziell zu unterſtützen.“ — Mannheim, 23. Jan. Die Ziegeleien der Umgegend haben ſich zu einem Syndikat Zu⸗ ſammengeſchloſſen und werden auf 1 April dieſes Jahres eine gemeinſame Verkaufsſtelle errichten. Der Preis des Tauſends Backſteine wurde ein⸗ weilen auf 22 Mark feſtgeſetzt. 8 — Heidelberg, 22. Jan. Auf den Schienen zwiſchen Neckargemünd und Neckarſteinach ſah vorgeſtern ein Bahnwäxrter einen betrunkenen Studenten aus Heidelberg liegen. Gleichzeitig kam auch ſchon der 5.48 Uhr hier eintreffende Per⸗ ſonenzug herangebrauſt. Der Bahnwärter eilte dem Zuge entgegen und brachte hn dürch Zeichen die er dem Maſchinenperſonal gab, zum Stehen. Verzmeiflung, daß der Sterbende ſich beunruhigt dadurch fühlte. „Es kann nicht wahr ſein,“ keuchte ſie dann es kann nicht nicht wahr ſein — es wäre zu rauſam, zu entſetzlich!“ „Es iſt wahr. Ich ſchwöre es vor dem Himmel!“ agte Gerald ſchwach, und dann trat Schweigen in ein furchtbares Schweigen, furchtbarer ls die Ruhe des Todes. In den wenigen Mi⸗ nuten war eine unglaubliche Veränderung mit Vivien vorgegangen; die reiche Farbe, die heitere Ruhe, der ſtolze Ernſt waren aus ihren Zügen ge⸗ wichen, die in ihrer Leichenbläſſe faſt geiſterhaft ſchienen. „Es kann nicht wahr ſein, Gerald,“ wieder⸗ 1 ſie jetzt, „es iſt zu grauſam, um wahr zu ſein!“ 5 „Ich ſchwöre, daß es wahr iſt,“ erklärte Gerald ſchwach. „Aber wie konnten ſie ſo handeln? Wie konnten ſie mich ſo betrügen?“ „Ich ſah, daß ſie unglücklich waren, ich wußte daß ſie nie die Gattin des Mannes, den ſie liebten, werden würden, ſo lauge der Knabe am Leben wäre. Möge der Himmel mir vergeben, Vivien, aber ich liebte ſie ſo ſehr, daß ich den Knaben hätte aus der Welt ſchaffen können, um ihr Glück zu be⸗ gründen. 1 „Erſchöpft hielt er inne und fuhr dann leiſe ort: „Dann kam mir eine Idee — ich wollte Sie glauben machen, Oswald ſei tot. Grunde ging ich nach Amerika. Ich war ſtets gut gegen den Knaben; er liebte mich zärtlich — er liebt mich noch. Ich nahm ihn weg von meinem Bruder — er ging auf Reiſen mit mir; und dann betrog ich meinen Bruder, wie Sie, ich ließ ihn glauben, der Knabe ſei tot.“ ſeiner Perſonalien entließ. Aus dieſem Der Student wurde im Zuge auf un Heidelberg genommen, wo man ihr nach Feſtſtellung Karlsruhe, 20. Jan. Anläßlich des 80. Geburtstages und des goldenen Ehejubi⸗ läums des Großberzogs im September 1906 ſoll hier eine große landwirtſchafttiche und Gartenbau⸗ Austellung ſtattſinden. Die Vorbereitungen ſind bereits im Gange. — Achern, 22. Jan: Am Güterbahnhof hierſelbſt hat ſich Freitag abend ein ſchreckliches Unglück ereignet. Der 59 Jahre alte Hilfs⸗ weichenſteller Anton Riegelsberger von Fauten⸗ bach half beim Rangieren und kam dabei ſo un⸗ glücklich mit dem Kopfe zwiſchen die Wagen, daß ihm die Hirnſchale zertrümmert wurde und der Tod ſofort eintrat. Innerhalb vier bis fünf Jahre iſt der jetzt Verunglückte das vierte Opfer das die Bahn aus der Gemeinde Fautenbach fordert. — Sigmaringen, 21. Jan. Das Kloſter Beuron, welches von Benediktinern beſetzt iſt, hat zu ſeinem bisherigen Eigentum auch noch den Gaſthof zur Sonne daſelbſt um den Preis von 80000 Mark erworben. Im Beſitze des Aloſters ſind nun ſämtliche Gaſthöfe u., Peli⸗ kan“. „Sonne“, „Stern“ und „Kloſterhoſf“ — in Beuron. — Kaſſel, 22. Jan. Der Witt des Vahn⸗ hofes in Bettenhauſen namens Weiſen durchſchnitt nach vorausgegangenem Streit ſeiner Ehefrau den Hals bis auf den Halswirbel durch und verſuchte ſich ſelöſt die Pulzader zu öffnen. Der Stations⸗ vorſteher drang mit Beamten gewaltſam ein; ſie fanden die Frau tot und den. Mann in ſeinem Blute. — Berlin, 21. Jan. Der „Reichsan⸗ zeiger“ meldet: Aus dem Ruhrkohlenbezirk wird berichtet: Nach dem am 20. Januar mittags abgeſchloſſenen Feſtſtellungen waren zur Morgen⸗ ſchicht am 20. Januar auf denjenigen Zechen, die bisher von dem Aufſtande betroffen ſind, 46 896 Mann über und unter Tage angefahren und 204 724 Mann ausſtändig, — Leipzig, 24. Jan. Der frühere Direktor der Leipziger Trikotagenfabrik, Kotte wurde wegen Inventurfälſchung verhaftet. 5 — München, 23. Jan. Heute morgen 3 Uhr entſtand Großfeuer im Automatenreſtaurant „Wie konnten Sie dies tun, Gerald ?“ ſchluchzte Vivien. Ihre Selbſtbeherrſchung hatte ſie verlaſſen, ſie weinte wie ein Kind. „Mein Bruder war leicht zu hintergehen. Er iſt ein Gelehrter, ein Bücherwurm, und nimmt kein Intereſſe an dem, was in der Welt vorgeht. Nichts überraſcht ihn; nichts erfreut und ſchmerzt ihn. Als ich ihm vor Jahren Oswald zuführte, bat ich ihn, keine Fragen nach ſeiner Herkunft zu ſtellen, und er erfüllte meine Bitte. Später ſagte ich ihm, Oswald ſei auf der Reiſe geſtorben. Erz fragte nichts, er enthielt ſich jeder Bemerkung — er kehrte zurück, ich blieb. Vivien, ich gedachte den! Knaben als meinen eignen zu erziehen, ich war jedem Opfer bereit; aber als ich fühlte, daß meine Tage gezählt ſeien, brachte ich ihn nach England zurück. Doch, Vivien, hören Sie.“ Sie drängte ihre Tränen zurück und, blickte ihn au. „Hören Sie, Vivien: er hat ſich vollſtändig verändert. Er iſt nicht mehr der falſche, grauſame Knabe, unſere Erziehung hat ihm gut getan. Er iſt nicht vollkommen — weit entfernt davon — aber er iſt viel beſſer als er war.“ „Wo iſt er ?“ fragte ſte. „Ich übergab ihn der beſten Schule, die ich finden konnte — der Auſtalt Doktor Leſters von Hammerſhmith. Er führt den Namen Henry Dor⸗ man. Es iſt ihm nichts es hat ihm nichts gefehlt. Vivien?“ „Gewiß,“ erwiderte ſie. „Aber es war grauſamer Betrug — eine grauſame Güte. ich doch geſtern geſtorben, damit ich dies hätte nicht mehr zu erfahren brauchen.“ „ Sie waren glücklich die letzten Jahre „Ja, aber jetzt iſt all mein Glück vorrüber,“ Sie glauben dies, ein abgegangen, Vivien, Wäre n der Bayerſtraße. Dieſes ſowie der reichhaltige, wertvolle, große Spielautomatenſaal ſind vollſtän⸗ an dig abgebrannt. Mitten im Flammenmeer begann 10 1 plotzlich die Orgel zu ſpielen; ihre Töne miſchten aue ſich mit den Hilferufen der Inſaſſen der im . at gleichen Hauſe befindlichen Penſion Mirabell, vie 1 a durch den Rauch und die emporſchlagenden Flam. 10 . Al men bedrängt waren. 4 % 00 — Hamburg, 24. Jan. Der Dampfer ff. 0 . „Perm“, mit Getreide von Oreloſund nach Danzig kr, unterwegs, iſt im Sturm mit 14 Mann Beſatzung 1012 ff untergegangen. 0 ö 1 — Moskau, 22. Jan. Aus Tom 10 Home melden die Blätter einen empörenden Gewaltalt 1 Euter des Gouverneurs der Landespolizei gegen mehrere n e tauſend Kalmüken im Altaigebiet, unter denen ng. 18 im Laufe des Sommers aus wirtſchaftlichen, nicht politiſchen Gründen einer religißſe Bewegung ent⸗ ſtand. Die Polizei bewaffnete über tauſend Bau⸗ 1 ern mit Flinten und Knüteln, der Biſchof Makan Lale ſegnete ſie, und dann wurden ſie auf die unterm 35 freien Himmel wohnenden Kalmüken gehetzt. zenntag in in „hir lundwit Den wehrloſen Menſchen wurden die Schädel ein⸗ geſchlagen und unter ihnen ein furchtbarees Blut⸗ bad angerichtet. Alle Kalmüken in einem Umkre von 30 Kilometer wurden ausgeraubt, verſtüm⸗ 1901110 melt und getötet. Das Morden und Rauben ö dauerte über 2 Wochen. Die Preſſe ford i, vn de ſtrenge Beſtrafung der Schuldigen. — Athen, 23. Jan. Mehrere Dörfer in der Uugebung von Aghia in Theſſalien find 7 infolge der Erdbeben, die noch andauern, voll⸗ 1 ö kommen zerſtört, andererſeits bedroht das An⸗ ſchwellen des Pencais die niedrig gelegeuen Stadt 5 teile von Lariſſa. Der ſtrenge Winter macht die Lage ganz beſonders ſchwierig. 890 — Treviglio (Provinz Bergamo), 22, In Palosco ſtürzte ein Bauernhaus unter Fünf Perſonen kamen Jan. den Schneemaſſen ein. dabei ums Leben. ut Zum täglichen ain Das unentbehrlichste Toi macht zarte weisse Hände. Nur echt in roten Cartons zu 10, 20 und 50 55 1 Maiser-Borax-Seife 50 Pf. Tola- Seife 28 Ff. n Spezialitäten der 1 n Heinrich EA 2. D. W nich dun niſern nit ien greez rief Vivien voll Bitterkeit aus, — ganz vorne, Nie wieder kann ich glücklich ſein.“ 10 i fin geh „Ich tat es nur, weil ich Sie nicht leiden bai der Nuamtmn ſehen konnte,“ flüſterte Gerald. „Ich bali un die beſte Abſicht dabei. O, verzeihen Sie i, 85 5. di Vivien!“ Er ſtreckte ihr die weißen, abgezehrken Hände entgegen. „Sehen Sie, wie ich gelitten habe,“ ag traurig. „Ich war einſt ein kräfliger und ein guter Menſch. Sehen Sie. wohin meine ung lich Liebe mich gebracht hat. Ich habe meine Seele mit einer ſchweren Schuld belaſtet und meine fe hat mich nun verlaſſen. Ich habe mich mit A nem Gott verſöhnt und hoffe, daß ir meine Sünde vergeben hat, aber ich fühlke A meine Kräfte aufgerieben ſind, daß ich dem Sterben nahe bin.“ „Aber Gerald,“ ſagte Vivien ſanft, wem verrieten Sie mir ihr Geheimnis? Ich war e glüc⸗ lich in meiner Unwiſſenheit. 1 Die traurigen, ſchon halb gebrochenen Augen ſchienen plötzlich aufzuleuchten. „Weil es meine heilige Pflicht iſt zu eren daß nun dem Knaben Gerechtigkeit widerfährt Vivien, Oswald muß nach Lancewodd zurück kehren.“ „Niemals,“ rief ſie nun haſtig, „niemal Wir wollen nicht umſonſt gelitten und geſündig haben!“ J N „Aber es muß geſchehen, Vivien, Sie müſſen 00 Art dem Knaben ſein Erbe zurückgeben.“ 5 Ach lu