Pueig fn 8 Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. d Umgebung. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme Dienſtag, den 24. Januar evolution in Petersburg. Mit banger Erwartung hatte man all⸗ überall dem Sonntag entgegengeſehen. Es war dem Far und der ganzen Welt angekündigt worden, daß nachmittags 2 Uhr unter Führung des Prieſters Gapon die Ar beitermaſſen zum kaiſerlichen Palais in Petersburg marſchieren und verlangen, daß der Sar eine Deputation empfängt und ihre Petition entgegen nimmt. Dieſe unterſcheidet ſich von ſonſtigen Manifeſten ſtreikender Arbeiter vor allem darin, daß die wirtſchaftlichen Forderungen weit hinter den politiſchen ſtehen. Es iſt nur nebenher von den Fabrikanten die Rede, die Hauptangriffe richten die Arbeiter gegen die Bureaukrutie, die aus Käubern und Dieben an Staatsgeldern beſtände, die ſie zu Sklaven gemacht und die dem Lande einen ſchimpflichen Krieg aufgebürdet habe. Die Hilfe des Saren wird gegen ſeine eigenen Beamten angerufen, und die Petition klingt in dem energiſchen Verlangen nach einer Vollksvertretung aus, alſo in derſelben Forder⸗ ung die auch Studenten, Bürgertum und Adel erhoben hat. Die Reformbewegung war in Rußland demnach ſchon zu ſolchen Dimenſionen angewachſen, daß ſie ſogar im ſtande ſoziale Ulaſſenunterſchiede zu verwiſchen und den ſtreikenden Arbeitern ihr wirtſchaftliches Elend bedeutungsloſer erſcheinen zu laſſen als ihr politiſches. urg findet in Gaſ⸗ hung 1 ktian: n. irg. r Vorfeier des . 3 2 aus 3. „Hitſch“, m der 3 Mn Angehörigen ſih ö dsabzeichen ſuß f ſtand. 7 e Die Entſcheidung iſt alſo einzig und allein 1 lib“ in den Händen des Saren gelegen. Aber die A. ö große Stunde hat keinen großen Mann gefunden. Die in voller Ordnung anmarſchierenden Maſſen ſind von Kavallerie mit blutigem Gruß empfangen worden: ihrer ſchien, und Infanterie 1905. ihrer feierlichen Verſicherung, daß ſie gegen den, Saren nichts im Schilde führen, ward zur Antwort Salve um Salve: Hunderte vielleicht Tauſende, wälzten ſich in ihrem Blut, auch viele Frauen und Hinder. Petersburg, 22. Jan. Mittags 2 Uhr zog eine vieltauſendköpfige Menſchenmenge nach dem Winterpalaisplatze, wobei es zu Zu⸗ ſammenſtößen mit dem Militär kam und etwa 150 Menſchen getötet und viele verwundet wurden. Bei dem Waſſili⸗Oſtrow⸗Stadtteil waren Barrikaden gebaut und die Telegraphen⸗ leitungen zerſtört worden. Die Arbeiter hatten ſich mit Säbeln Gegen 3½ Uhr erfolgte und Werkzeugen bewaffnet. ein Zuſammenſtoß auf dem Newski⸗PDroſpekt, wobei 30 Menſchen getötet und viele verwundet wurden. Petersburg, 22. Jan. der Arbeiter, überreichen, iſt geſcheitert. Der Sar iſt in Zars⸗ kojeſelo geblieben. Militär verhindert das Vor⸗ dringen der Arbeiterſchaft gegen das Winter⸗ palais und beſchoß die Volksmenge mit ſcharfen Salven. Ein ſchreckliches Blutbad wurde an⸗ gerichtet. Ueber 2000 Tote nnd 4000 Ver⸗ wundete. Die Hoſpitäler ſind überfüllt. Groß⸗ fürſt Wladimir befehligte die Truppen und ordnete rückſichtsloſeſtes Vorgehen an. Petersburg, 25. Jan. Den Oberbe⸗ fehl über die Truppen führt Großfürſt Wladi⸗ mir. Die ertheilte Parole, niemand zu ſchonen und auf jeden zu ſchießen der ſich wiederſetzt, wird ſtreng befolgt. Das Volk raſt förmlich beim Anblick des Militärs. Heute werden die Arbeiter bewaffnet. Auf den Barrikaden ſtehen Frauen mit Petroleumbehältern und Männer Seit in Ruhe laſſen. Der Verſuch 5 15 0 dem Saren eine Bittſchrift zu befürchten. koje⸗Sſelo und erfuhr nicht die Zahl der geſtrigen 25 ſpielende Kinder beim Vorgehen des Militärs erſchoſſen. Detersburg, 23. Jan. Gegenwärtig werden die Läden in den Dorſtadtvierteln ge⸗ plündert. Man fürchtet, daß die Kuheſtörer Feuersbrünſte anſtiften und Barikaden errichten wollen. Nach polizeilichen Mitteilungen find beim Narwator 300 Menſchen getötet und 300 verwundet worden; beim Moskauer Tor in der Nähe des Moskauer Bahnhofes 500 tot und 200 verwundet; in Waſſili⸗Oſtrow ſind 200 tot nnd 500 verwundet. In den übrigen Stadt⸗ teilen habe es gleichfalls Cote und Verwundete gegeben. Der Miniſter des Innern ſei von den Ereigniſſen zerſchmettert. Die Polizeibehörden erklären: Wir haben den Kuheſtörern nur eine Lektion gegeben; ſie werden uns jetzt einige rer; Petersburg, 23. Jan. Aus Anlaß der geſtrigen Straßenkämpfe wurde in Petersburg eine Militärdiktatur, beſtehend aus dem Stadtprä⸗ fekten Foulon und den Generaleu Sacharoff und Waſſiliſchkoff eingerichtet. Die Zivilverwaltung wurde außer Funktion geſetzt. General Sacharoff erklärte, es ſeien Konflikte mit dem Ausland zu Die Familie des Zaren wurde nach Peterhof geſandt. Der Zar ſelbſt blieb in Zars⸗ Toten und Verwundeten. Auswerts iſt ein Ge⸗ rücht verbreitet, wonach die ruſſiſche Marine⸗ Infaterie ſich weigerte, gegen die Arbeiter zu marſchieren. 1 Verſchiedenes. — Mannheim, 23. Jan. Im großen N le des „Bernhardushofes “ fand geſtern eine chriſtliche Arbeiterverſammlung ſtatt zur Stellung- n e kniefälligen Bitte, ſie zum Kaiſer zu laſſen, mit alten Säbeln. Im Alexanderpark wurden nahme zum Bergarbeiterſtreik im Ruhrrevier. Als igen Ruhe, N „Vivien“, flüſterte der Sterbende — und in „Und Vivien, hätten Sie ſich nicht verheiratet, E n ˖ e r b t. ihrem ganzen Leben hatte Lady St. Juſt nie etwas wenn Sie nicht gewußt hätten, daß Oswald 15 Romüun 1 5 e e 0 ſie tol 6995 f i 9 ull i ut 2 1 7 5 endlich gekommen, endli abe ſo ange „Niemals,“ entgegnete ſie; „wie hätte ich mi gur 190⁵ Nach dem engliſchen frei bearbeitet von Klara traurige Stunden auf ſie gewartet — und der dieſem ſchrecklichen Geheimnis auf der Seele mich Rheinau. Tod ſteht an meiner Seite — aber er wollte ſeine verheiraten können. Aber Gerald, dies iſt all vorüber; u Vetter Bel 51. Fortſetzung. Nachdruck verboten.) Hand nicht auf mich legen, bis ich Sie noch einmal ſprechen Sie nicht mehr davon. Ich habe bereut; „Leider muß ich Ihnen ſagen, daß ſich Herr Dor⸗ geſehen.“ ich habe lange Tage und Nächte zum Himmel um Tagesordnung man auf dieſer Welt nicht mehr beſſer befinden wird. Vivien nahm ſeine kalten Hande! 110 die ihri Verzeihung gefleht; ich war gütig gegen jedes Kind, ren Mugla Ich glaube nicht, leben hat; aber heute morgen daß er noch viele Stunden zu ſagte er mir, ler Rat. elsa ln. ſehen.“ Wieder trafen dieſe Worte Vivien wie ein Schlag. Was ſollten ſie bedeuten? die Wärterin, die, wie ein Dienſtmädchen, frappiert war über die wunderbare Grazie und Schönheit der Fremden. Vivien folgte der Wärterin die Trevpe hinan. in ein großes, helles, hübſch möbliertes Gemach. In der Mitte desſelben befand ſich das Bett, in welchem der Kranke lag. gezehrte Antlitz, auf dem ſchon die Schatten des Todes ruhten; ſie ſah zwei große, ſtarre, entſetzliche Augen mit ſehnſüchtigem Ausdruck ſich auf ſie richten; ſie ſah die dünnen weißen Hände, die ſich ihr bebend zur Begrüßung entgegenſtreckten, und un⸗ fähig ihre Tränen zu unterdrücken, ſank ſie neben dem Bette auf die Kniee. i i „ er könne nicht ſterben, ehe er Sie noch einmal ge Klauke ſchwach. „Wollen Sie mir folgen, Madame?“ fragte edel und widmet mir ſein Leben. zwei liebe Kinder. Sie ſah das bleiche, ab⸗ und ſagte bewegt: „Mein armer Gerald!“ „Was liegt an mir,“ „Erzählen Sie mir, Vivien, ob Sie glücklich ſind. Ich ſehne mich darnach es zu hören.“ „Ich bin glücklich,“ erwiderte Vivien, „ſo glücklich, daß mir die Welt ein Paradies ſcheint. Ich liebe meinen Gatten von Herzen, er iſt gut und Dann habe ich O Gerald, wie ſehr wünſche ich, Sie wären in unſer Haus gekommen, anſtatt hier ſo allein zu liegen. ſorgt, und ſie gepflegt, als wenn ich ihre Schweſter wäre.“ „Was liegt an mir!“ wiederholte der Kranke. „Sagen Sie mir noch, Vivien, wären ſie nicht glück⸗ lich geweſen wenn ſie Lord St, Juſt nicht geheiratet hätten?“ ü „Nein,“ erwiderte ſie „niemals“. „Dann bin ich zufrieden,“ ſagte Gerald. Ich hätte für Sie ge⸗ iſt es — was haben Sie getan ?“ Sie nun Ihr Ohr er lebt!“ um des einen willen. Sprechen Sie nicht mehr davon.“ Sie ſah, wie ſich ſeine Züge in furchtbareem Weh verzerrten, die Stimme verſagte ihm faſt, er konnte uur noch flüſtern: . „Sie werden mich haſſen, Vivien, wenn ich es Ihnen ſage — Sie werden vielleicht meinen Namen fluchen; aber ich liebte ſie ſo ſehr, da ich beſchloß, Sie müßten glücklich werden, einer⸗ lei, was es mich koſte, wie ſehr ich leiden oder ſündigen müſſe. Kein Opfer wäre mir zu groß geweſen.“ N „Aber Gerald“, fragte ſie und dieſelbe ent⸗ ſetzliche Angſt bemächtigte ſich wieder ihrer, „was Vivien. Neigen zu mir herab, daß ich es leiſe flüſtere, Vivien — Oswald iſt nicht toRt — „Haſſen Sie mich nicht, Mit einem markerſchütternden Schrei fuhr Vivien zurück, mit einem Schrei, ſo ſchrill, ſo voll