Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der — ͤ — —— mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. aoſbuchdruckerei Rar! Molitor, Ladenburg. 5 eee Freitag, den 20. Januar Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. 1905. 5 eee eee ener —— — —— 5 Der gergmannsſtreik in Weſfalen. Mit bemerkenswerter Schnelligkeit hat ſich R Ausſtand der Bergleute im Kuhrkohlengebiet einem Generalſtreik entwickelt, der weit über e Grenzen Weſtfalens hinaus ſeine Kreiſe zu hen droht. Wie behördlicherſeits feſtgeſtellt orden iſt, ſtreiken bis Dienſtag von den rund 8000 Bergleuten des Kuhrkohlengebietes wa 154000 Mann, und es galt als wahr⸗ einlich, daß letztere Siffer in den nächſten agen noch eine beträchtliche Erhöhung erfahren ürde. Bedanerlich iſt an dem ganzen Streik s Verhalten der Grubenbeſitzer gegenüber ren Arbeitern. In ſchärfſter Weiſe hat der rgbauliche Verein zu Eſſen in ſeinem Schrei⸗ n an die Delegierten⸗Verſammlung der Berg⸗ ute nicht nur die Forderungen der Bergleute lbſt, ſondern auch jedes Verhandeln mit den ertretern der Streikenden abgelehnt, ein Stand⸗ nt, der ganz entſchiedenſte Mißbilligung ver⸗ ent. Die Grubenbeſitzer hatten allerdings das echt die Forderungen der Arbeiter — Lohn⸗ höhung, Regelung der Ein⸗ und Ausfahrts⸗ zeiten nach den Wünſchen der Arbeiter, Ab⸗ ſchaffung des Wagennullens u. ſ. w. anzes zurückzuwerfen, aber wenn ſie nun ſogar — ollſtändig b Pfennige 0 Pfennige als Bergarbeiter gewahrt, es fehlen die! üblichen Anrede „Geehrter Herr“ und die gleichfalls übliche Schlußformel „hochachtungsvoll“; ge⸗ rade dieſe Aeußerlichkeiten haben nicht wenig mit zur Erbitterung der Bergleute und zum Beſchluſſe des Generalſtreikes beigetragen. Was nun die Frage nach der Berechtig⸗ ung der von den Bergleuten erhobenen Forder⸗ ungen anbelangt, ſo kann man nach ſtreng ſachlicher Prüfung der einzelnen Punkte wohl zugeben, daß die Arbeiter nicht allzuviel ver⸗ langt haben, mindeſtens hinſichtlich der Lohn⸗ erhöhung und des Wagennullens war der Bogen ſeitens der Arbeiterſchaft keineswegs überſpannt worden. Es iſt eine übertriebene Härte, daß der zu Cage geförderte Hohlenwagen, welcher auch Steine enthält, für die Bergleute nicht mitgerechnet werden darf, und es iſt ferner zu tadeln, daß ſich die Grubenbeſitzer nicht zu der geringſten Cohnerhöhung verſtehen wollen. Die Oeffentlichkeit ſteht doch nun einmal vor der Tatſache, daß die Grubenbeſitzer zum großen Teil mit ungeheuren Gewinnen erbeiten, ſſie iſt davon unterrichtet, daß ein Maun wie Chyſen ſindet, daß der Kurswert der Grubenaktion in rieſigem Maße geſtiegen iſt, während auf der uch jedes Verhandeln mit den Streikenden über deren Forderungen ablehnen, ſo haben ſich die Kohlenbarone“ an der Kuhr hierdurch 85 keit geſetzt; in der Tat findet denn auch dieſe ſchroffe Haltung der Grubenbeſitzer faſt all⸗ gemeine Verurteilung. Ja, nicht einmal die höflichen Formen, die im brieflichen Verkehr erwähnten Schreiben an die Delegierten der ſelber in ein ſchiefes Licht vor der Oeffentlich⸗ überall Gang und Gebe zu ſein pflegen, haben die HKohlenmagnaten des Kuhrgebietes in dem anderen Seite ſich die Lebensführung der Berg⸗ leute kaum ein wenig gehoben hat. Unter ſolchen Umſtänden dürfte es für die Unternehmer kein raues „Wir verhandeln nicht!“ geben, ſie hätten vielmehr den Forderungen der Bergleute unbefangen entgegentreten und mit ihnen hier⸗ über verhandeln müſſen, dann wäre zweifellos auch eine Einigung erziehlt worden. So aber hat das rückſichtsloſe Auftreten der Grubenbe- ſitzer eine Verſtändigung ohne Not erſchwert, ſich im Beſitz von 180 Millionen Mark be⸗ noch zu ſtande kommen wird, wie dies hie und da angekündigt wird, dies bleibt noch ſehr ab⸗ zuwarten. Allerdings kann man nur lebhaft wünſchen, daß der große Streik im Ruhrkohlen⸗ gebiet baldigſt ſeine Beilegung finden möge, denn jeder Tag, welchen der Ausſtand länger dauert, vergrößert die Wirkungen desſelben nach außen. Schon werden allmählich andere Ar⸗ beiterkategorien in die Arbeitsloſigkeit der ſtreik⸗ enden Bergleute hineingezogen, industrielle Werke können wegen beginnenden Hohlenmangels die ihnen aufgegebenen Beſtellungen nicht ausführen, in der Bevölkerung fängt man an, den Berg⸗ mannsſtreik durch allmählich einſetzende höhere Mohlenpreiſe zu ſpüren, kurz, unſer geſamte⸗ wirtſchaftliches Ceben droht durch die Arbeits- einſtellung im Kuhrkolengebiete in eine Kriſis hineingetrieben zu werden, die gerade im Seit⸗ punkte des wiederbegonnenen wirtſchaftlichen Aufſchwunges in Deutſchland doppelt ſchwer empfunden werden würde. Ob nun freilich die ſtreikenden Bergleute im Stande ſein werden, einen längeren Ausſtand auszuhalten das iſt noch die Frage, denn die Streikkaſſen ſind einſtweilen nicht ſonderlich gefüllt. f Verſchiedenes. — Weinheim, 18. Jan. Ueber dem hieſigen Gemeinderatskolegium waltet z. Zt. ein trüber Stern. Innerhalb 24 Stunden ſind ihm zwei ſeiner Mitglieder durch den Tod entriſſen worden: Fabrikant G. M. Ebert, ſeit 11 Jahren im Kolegium, erlag plötzlich einem Schlaganfall und wurde geſtern unter großer Beteiligung der Einwohnerſchaft zu Grabe getragen, und Wai⸗ ſenrat Fr. Zinkgräf, ſchon 28 Jahre Mitglied und ob eine ſolche in den nächſten Tagen doch und ſeit kurzem ſtellvertretender Bürgermeiſte, Enterbt. Fennige. hürzen, Roman. 1 chuhe; Nach dem engliſchen frei bearbeitet von Klara um damit Rheinau. (Nachdruck verboten.) „Vielleicht werde ich Dich ver dem Diner nicht mehr ſehen,“ ſagte Vivien. „Ich kann nicht agen, wie lange ich aufgehalten werde. 51. Fortſetzung. — inen, ſebtk Wasehseit, „Aber vergiß nicht, daß wir Geſellſchaft baben 168 üganths werden“, erinnerte er ſie — „eine politiſche Geſell⸗ . ale ſchaft, Vivien — und ich kann dich nicht dabei ent⸗ en ell behren. Ich werde daran denken“, erwiderte ſie und eilte auf ihr Zimmer. „Ich gehe aus“, ſagte Vivien zu der treuen Joan, die immer noch als ihre Zofe fungierte. „Nein, nicht meinen Reitanzug — ein einfaches Kleid und einen Schaal. Joan, Du mußt mich begleiten; ich 5 bin ſo aufgeregt.“ . Die treue Dienerin blickte beſorgt zu ihrer Herrin auf. a 3 iſt doch nichts paſſiert, Mylady, hoffe ich? „Was ſollte paſſiert ſein, Joan?“ Vivien. fragte haben wieder den ängſtlichen Ausdruck im Geſicht, „Ach, ich fürchtete uur; aber Mylady, Sie den ich ſeit ihrer Verheiratung nicht mehr geſehen habe.“ „Wirklich? Dann muß ich ſorgen, daß er wieder verſchwindet. Ich werde nicht den Wagen nehmen,“ fuhr ſie fort. einen Fiaker beſorgen, Joan? merkungen über mein Ausgehen vermeiden. Ich möchte Be⸗ Aber richte Dich gleich, Joan, daß Du mich begleiten kannſt.“ Die treue Joan ſchüttelte nun ernſt den Kopf, als ſie eilig dem erhaltenen Befeble Folge leiſtete. „Sie mag ſageu, was ſie will, ich bin überzeugt, es iſt etwas vorgefallen. Sie ſieht wieder gerade ſo verſtört und bekümmert aus, wie früher.“ Lady St. Juſt beſtieg die Fiaker und gab dem Kutſcher die Adreſſe; dann wandte ſie ſich zu ihrer Zofe. „Ich kann Dir jetzt ſagen, wohin ich gehe, Joan“, ſagte ſie. „Herr Dorman liegt am Sterben und hat nach mir geſchickt.“ „Dahiuter ſteckt etwas, das iſt ſicher“, dachte Joan Hablay von neuem; „aber was, kann nur der Himmel wiſſen.“ 3 8. Kapitel. Haus, vor dem nach kurzer Zeit die Droſchke „Willſt Du mir nicht ſelber Es war ein großes, reſpektabel ausſehendes ö anhielt. Ein paar verkümmerte Blumen wuchſen in dem kleinen Garten an der Vorderſeite, die Fenſter hatten alle grüne Läden und weiße Vorhänge. „Soll ich mit Ihnen eintreten, Mylady?“ fragte Joan. „Nein“, erwiderte Lady St. Juſt. mich hier, einerlei, wie lange ich bleibe.“ „Joan läutete an der Türe, und ein Dienſt mädchen erſchien und blickte verwundert auf Lady St. Juſt. Vivien hatte ſich ſo einfach als möglich gekleidet, aber ſie konnte ihre impoſante Figur, ihre edlen, ſchoͤnen Züge nicht ganz verbergen. Das Mädchen ſtarrte die ungewohnte Erſcheinung ſprach⸗ los an, und Lady St. Juſt fragte, ob ſie Herrn Dorman ſehen könne. „Ich weiß es nicht. Es ſoll ſehr ſchlimm mit „Erwarte ihm ſtehen. Soll ich meine Herrin oder die Wärterin rufen?“ fragte das Mädchen. „Die Wärterin“, erwiderte Vivien. Und in wenigen Minuten erſchien eine freundliche, klug ausſehende Frau, die ſich tief vor Vivien ver⸗ neigte. „Sie ſind wohl die Dame, die Herr Dorman zu ſehen wünſcht?“ ſagte ſie. „Ja,“ antwortete Vivien. „Bitte führen Sie mich ſogleich zu ihm. Befindet er ſich etwas beſſer?“ „O nein“, erwiderte die Wärterin. (Fortſetzung folgt.)