Marokkos kein zu ſchweres Spiel haben dürften, ſo lies es ſich doch noch nicht den übrigen daſelbſt intereſſirten Mächten auf⸗ genommen werden würde. Immerhin iſt in den marokkaniſchen Angelegenheiten das Ein⸗ vernehmen der Mächte noch dokumentieren wird. — Ladenburg, 30. Dez. Der Groß⸗ Rheinmuth in Karlsruhe das Ritterkreuz erſter Klaſſe des Ordens vom Zähringer Löwen, ſowie dem Ratſchreiber Fr. Brehm in Schriesheim die ſilberne Verdienſtmedaille. — Seckenheim (A. Mannheim), 27. Dez. Der Großherzog hat bei dem 7. Knaben des Maurers Sebaſtian Vogler die Patenſtelle über ⸗ nommen und dem Elternpaar als Geſchenk 30 Mark durch die Gemeindebehörde überweiſen laſſen. — Mannheim, 27. Dez. Ein 12jähri⸗ ger Volksſchüler brach geſtern uachm. auf der noch ſehr dünnen Eisdecke auf dem Rheinſporen ein und wäre zweiffellos ertrunken, wenn nicht zwei Männer, hauptſächlich aber der ledige Bureauchef Hugo Zilmer, ſich hervorragend um die Rettung des Knaben bemüht hätten. Letzterer ſchwamm dem dem Ertrinken nahen Knaben in dem za. 3 Meter tiefen Waſſer nach und brachte ihn unter größter Anſtrengung und eigener Lebensgefahr be⸗ wußtlos an's Ufer. Das Bewußtſein kehrte bald wieder zurück, ſo daß der Knabe ſich allein in die elterliche Wohnung begeben konnte. — Mannheim, 28. Dez. Geſtern ſtürzte ſich der Grenadier Adam Xolleger vom hieſigen Regiment in ſelbſtmörderiſcher Abſicht in den Rhein und ertrauk. Motiv der Tat dürfte aus Furcht vor Strafe ſein. . f — Karlsruhe, 27. Dez. Die Heilſtätte für Alkaholkranke bei Renchen geht ihrer Vollen⸗ dung entgegen. Im nächſten Frühjahr wird ſie ihrer Beſtimmung übergeben werden. Damit wird von den badiſchen Vereinen gegen den Mißbrauch geiſtiger Getränke in erfreulichem Zuſammenwirken mit Staat, Hreiſen und Gemeinden eine Heilſtätte geſchaffen, welche es auch wenig bemittelten Lan⸗ desangehörigen ermöglicht, Heilung zu finden. Als Anſtandsleiter iſt ein erfahrener und tüchtiger Mann gewonnen, welcher die bewährten Anſtalten der Schweiz genau kennt. Die ärztliche Beratung abſehen, wie der Einmarſch der Franzoſen in Marokko von deſſen anzunehmen, daß ſich ſchließlich auch in⸗ herzog verlieh dem Dekan Eduard Nüßle in Il⸗ vesheim und dem Oberkirchenrat D. Johannes ö : vermacht, aus dereu Zinſen unverſchuldet in Not ſoll in die Hand eines Mitarbeiters des Geheime⸗ rats Dr. Schüle gelegt werden. — Ettenheim, 27. Dez. Anläßlich des 50jährigen Beſtehens der Zigarrenfabrik Arnold Schindler in Herholzheim haben die jetzigen In. haber den Betrag von 25000 Mark an diejenigen Meiſter, Arbeiter und Arbeiterinnen verteilt, welche ſchon über 10 Jahre im Geſchäft tätig ſind. Weitere 75 000 Mark haben die beiden In⸗ haberinnen, Frau Karl und Hugo Schindler Witwen, zu einer Schindler'ſchen Arbeiterſtiftung geratene Arbeiter unterſtützt, ferner für För⸗ derung von Wohlfahrtseinrichtungen und zu Prä⸗ mien für Arbeiterinnen, die einen Koch- oder Haus⸗ haltungskurs mitmachen, verwendet werden ſollen. — Pforzheim, 28. Dez. In Wierns⸗ heim hat ſich die etwa 40 Jahre alte Frau des Adlerwirts Bührer vermutlich im Zuſtande geiſtiger Umnachtung erſchoſſen. Die unglückliche Frau iſt Mutter von zwei Kindern. — Aus Baden, 28. Dez. Die Zahl der Aerzte im Deutſchen Reiche betrug 1904 30457 oder 460 1,6 Proz. mehr als Ende 1903. Im Großherzogtum Baden belief ſich die Aerztezahl auf 1177 (—7). Anf 10000 Ein⸗ wohner kommen in Baden 6,30 Aerzte, auf 100 Quadratkilometer wohnten 7,80 Aerzte. — Mainz, 28. Dez. Bei dem Brande der heute nacht im Stallgebäude von Dreßler, Bo⸗ nifatiusſtraße 82, ausbrach, verbrannte der 8 Jahre alte Knabe Auguſt Eſchenfelder, ber Stief⸗ ſohn der einen Stall beſitzerin. mutter des Knaben entlaſſener wurde wegen dem Verdacht der verhaftrt. — Nordhauſen, 27. Dez. Aus finan⸗ ziellen Sorgen tötete geſtern abend der Kaufmann Hertel ſeine Frau und ſeine beiden Kinder von 13 und 11 Jahren, indem er ihnen die Kehle durchſchnitt. Darauf beging er Seldſtmord auf die gleiche Weiſe. — Berlin, 29. Dez. In der Fiſcher'⸗ ſchen Menagerie, die in einem Vorſtadtetabliſſe⸗ ment Vorſtellungen gab, ſtürzten ſich plötzlich 2 Bären auf den den Käfig betretenden Tierbändiger und zerfleiſchten ihn au Armen und Beinen. Fiſcher hielt den Kampf mit deu Beſtien aus Dienſtknecht Brandſtiftung bis Wärter herbeieilten die einen Bären töteten. Er hat meinen Bruder gern und blieb bereitwillig bei ihm.“ 5 „Aber,“ fragte Vivien mit leiſer Stimme, „verlangte er nicht nach ſeinem Heim, nach ſeiner Mutter 2“ „Nein; die Neuheit des Reiſens und die Ausſicht auf die See zu kommen, entſchädigten ihn für alles. Wirklich, Miß Neßlie, ich glaube nicht daß der Knabe jemals ſeine Mutter liebte. Er iſt ſo jung; in ſeinem Alter iſt kein Ausdruck bleibend. Ehe er ein Jahr bei meinem Bruder zugebracht, wird ihm ſein Leben in Lancewood wie ein Traum vorkommen. Ich gab meinen Brief in London zur Poſt, damit ich nicht in irgeud einer Weiſe mit der Sache in Verbindung gebracht werde, aber ich brachte den größten Teil meiner Zeit in Liverpol zu, mit Vorbereitungen für des Knaben Abreiſe. Ich verſichere ſie, als ich Abſchieb von ihm nahm, befand er ſich wohl; er ſtand auf dem Verdeck und winkte mir lacheud zu. Mein Bruder iſt ein guter Menſch, der ihm eine vortreffliche, chriſtliche Er⸗ ziehung geben wird. Wenn er auch irgend einen Verdacht hat, von der Wahrheit ahnt er nichts. Die Aufrufe in den Zeitungen kamen ihm nie unter ö die Augen. Vivien ſtand eine Weile ſchweigend da; dann ſagte ſie plötzlich: 5 „Ich wollte nicht, daß Sie ſo handelten, wie 1 ſie getan. An jeuem Tage war ich von Sinuen . vor Schande und Elend, aber ich meinte es nicht 15 ſo — dies ſchwöre ich Ihnen. daß ſie mich beim Worte nähmen.“ Er blickte ſie traurig au. „Ich verſtehe,“ ſagte er. „An jenem Tage fühlten Sie, als ob Sie zu Allem fähig ſeien; ſpäter bereuten Sie.“ „Später dachte ich nicht viel daran,“ entgeg⸗ nete ſie. „Gerald, mein Kopf iſt nicht klar — ich Knaben Und ich dachte nicht, bin verwirrt. Ich weiß nicht mehr, ob ich es ſpäter bereute. Ich weiß nur noch, daß ich damals dachte, nichts ſei ſo ſchlimm, als wenn Lancewood in ſolch' unwürdige Hände falle.“ Sein Autlitz klärte ſich auf. „So habe ich ſchließlich doch in ihrem Sinue gehandelt, Miß Neßlie?“ Aber wenn Sie es wünſchen, kaun ich alles wieder ungeſchehen machen Sie haben nur ein Wort zu ſagen. Ich will ſo⸗ gleich nach Amerika gehen und den Knaben zurück⸗ bringen. Ich kann ſagen, daß er von Zigeunern geſtohlen worden ſei. Ich kann eine Geſchichte finden, die ſehr wahrſcheinlich klingen wird. Man kann glauben, er ſei nur geſtohlen worden, um eine Belohnung zu erpreſſen. Lady Neßlte wäre jedenfalls ſo erfreut, den Knaben wieder zu habeu, daß ſie dem Diebe gerne verzeihen würde. Ver⸗ trauen ſie mir ich würde alles wieder gut machen. Es ſteht nnn alles bei Ihnen, Miß Neßlie. An jenem Tage, als Sie den Knaben los zu ſein wünſchten, haben Sie vielleicht unüber⸗ legt, unter dem Einfluß einer furchtbaren Erre⸗ gung geſprochen; ſpäter haben Sie Ihre Worte berent. Aber jetzt haben Sie Zeit zu denkeg, darum laſſe ich die Angelegenheit in Ihren Händen. Sagen Sie „ja“, ſo will ich den auf der Stelle zurückbringen nud alle Folgen auf mich nehmen; ſagen Sie „nein“, dann mag er bleiben, wo er iſt. Sie allein haben zu entſcheiden.“ Sie ſtand regungslos mit verſchlungenen Hän⸗ den; ſie hörte das leiſe Plätſchern der Fontaine das ſchwache Säuſeln des Windes; ſie hörte alles und doch ſchien es ihr, als ſei ſie allein in einer anderen Welt — allein mit dieſer ſchrecklichen Ent ſcheidung vor ſich — allein mit dem furchtbaren hatte. Sollte ſie „ja“ ſagen und die alten Zeiteu wieder Geheimnis, das ſte ſaſt niedergeſchmettert Ein von der Stief⸗ er- den geretteten Paſſagieren Deutſche, ein Herr Schweitzer aus Hamburg und Fiſcher iſt ſchwer verletzt, jedoch nicht lebensge⸗ fährlich. Hildesheim, 28. Dez. Auf dem Fried⸗ hofe bei Ochterſüm wurde, wie die „Braunſchw. Ldsztg.“ berichtet, heute nacht etwa 20 Denkmäler zerſtört. Die Grabſteine ſind umgeriſſen und die Einfaſſungen beſchädigt. — Deutſch⸗Krone, 29. Dez. In dem Dorfe Tarnowke wurde die Scheune und die Stallung des Beſitzers Trabow eingeäſchert. Bei den Aufräumungsarbeiten wurde die verkohlt Leiche der Frau Trabow gefunden. Der Ehe⸗ mann, welcher die Frau erſchlagen, hatte die Leiche in die Scheune geſchafft und letztere dam 1 1 öffentlichen angezündet. Er erhängte ſich vor der Ver⸗ habucg, den 29, haftung. 1 Bürgermeiſte — Zürich, 28. Dez. Das ganze alte Betz. „Neumühlen⸗ Areal“, die ehemaligen Gebände euntme der Maſchinenfabrik Eſcher, Wyß u, Ko, um ſekanntn Die Haudb lichen Ruhe der Neujah: faſſend, ſteht gegenwärtig in hellen Flammen Davon ſind betroffen über 40 Werkſtätten, U che miſche Produktenanſtalt, ! Fahrradfabrik, 2 Buch a5 druckereien, 1 Guttaberchafabrik und mehrere me b in 1 chaniſche Tiſchlereien und Drechslereien. ae durch die teil — Paris, 29. Dez. Nach den letzter galddtner Gewehre ur Feſtſtellungen ſind bei dem jüngſten Eiſenbahn⸗ meren. Ae zuſammenſtoß 18 Perſonen getötet worden. Unter beſin den ſich zwe en zur öffentli Abende abgeſe en und eventuellen ug unter Umſtänd 0 Aaſihrsnacht ihre in haben, ſowie 7 kangeladener Waffen He Un erlaünt werder 1315 51 15 olizeilche n Menſe eine Frau Lewy aus Dresden. — Schuſcha (Kaukaſien), 28. Dez. De Polizeimeiſter Sacharow wurde in einer Haupt⸗ ſtraße durch ſieben Schüſſe getötet. Odeſſa, 28. Dez. In zahlreiche Städten des Gouvernements Kirſchenew herrſch Hungersnot. Die allgemeine Lage iſt troſtlos Faſt alle Fabriken haben den Betrieb eingeſtellt Tauſen de von Arbeitern ſind brotlos. Die Situa 8 . tion iſt bedrohlich, denn falls die Arbeiter eee Sue von der Regierung nicht bald ausgiebige ma⸗ bel terielle Unterſtützung erhalten, ſind Exzeſſe zu be⸗ uber abbrenn fürchten. eafsef Bors Zum täglichen Gebrauch im Waschwasser. Das unentbehrlichste Toilettemittel, verschönert den Teint, macht zarte weisse Hände. Nur echt in roten Cartons zu 10, 20 und 80 Pf. Haiser-Borax- Seife 50 Pf. — Tola- seife 25 Pf. Spezialitäten der Firma Helnrich Mack in Ulm a. D. W npfährlicher 9 e fragenden Sa e r Feuerwerkske 1 600 bis zu 150 N 4 nit Geld bis zu 6 In 14 Tagen beſtra Aunzheim, 20. Deze Großh. Be Polizeidi Sha Deſch Vorſtehende Bekannt öffentlichen Rennt Ladenburg, den Bürgerr 2 Bekannt Vir machen 1 zurückrufen — Mylady mit ihrem Gefolge wieder in Lancewood einziehen ſehen? Oder Lance⸗ wood retten, vder ihre Seelenruhe für immer da⸗ hingeben? Wie lange die Beiden hier geſtandeu, wußten ſie ſelbſt nicht; die Qual dieſer Stunden war un⸗ beſchreiblich. Endlich erhob Vivien wieder 3 ihr Antlitz zu Gerald. Es war ganz farblos b das Schießer und die dunklen Augen hatten einen fremdartigen 9 nach 367 Ausdruck, den ſie von dieſem Tage an nie wieder 9. Strafe ganz verloren. Haft bis zu „Ich habe entſchieden,“ ſagtelſie nun mit 105 . heiſerem Geflüſter. Es mag alles bleiben wie 3 urg den es iſt,“ Bürger Er ergriff ihre Hand. 3 „Sie meinen es wirklich ſo? Sie werden es Jekannt nie bereuen?“ fragte Gerald. Die „Ich werde meinen Eutſchluß nie bereuen,“ Nene Air bringen ſagte Vivien; „kein Komödiantſohn ſoll Herr von 5 u Kenntnis, de Laucewood werden.“ a Und dies war die Sünde ihres Lebens. de füt die Neu Schon einmal hatte ſie das nämliche ausge⸗ Landbezirk J ſprochen, aber damals war ſie leidenſchaftlich er⸗ Uhr feſtge regt, halb in Verzweiflung geweſen. Jetzt war Aunheim, 2. ſie ruhig und beſonnen. Sie hatte Zeit, zu über⸗ 35 legen, bedachtſam zu urteilen; und ſie entſchied daß 8 0 alles beim alten bleiben — daß der Erbe von . Lancewood um ſein Erbe betrogen werden Bes ſolle. Vivien wußte, daß ſie von nun an weder uſchde Velan m ſur öffntlic Wenburg, 27 Bürger. 8 2 9 5 Wautirt rein wetſe cle per dit 1 Ruhe, noch Frieden kennen würde; die ſtolze Seele war in einen Abgrund von Schuld und Sünde ge⸗ ſunke, 1 (Fortſetzung folgt.) 5 85