ſtadt berichtet die „Freie Deutſche Preſſe“. In der Generalverſammlung wurde von einem Vor⸗ ſtandsmitglied geklagt, daß er oftmals faſt zum Wahnſinn getrieben werde durch die raffinierte Unehrlichkeit der Lagerhalter, die doch nahezu alle organiſierte Arbeiter und Sozialdemokraten ſeien. Noch länger zu verheimlichen gehe nicht an. Beſchwerde wurde auch darüber geführt, daß zu einer Zeit, in welcher die Butter vereine 140 Pfennig gezahlt werdeu mußte. Es ſei vorgekommen, daß Margarine Butter gemiſcht worden iſt. Angeſichts ſolcher Vorkommniſſe iſt es be⸗ greiflich, daß viele Mitglieder dem Konſumverein Magdeburg⸗Neuſtadt den Rücken kehren. Wie ſeiteus der Vereinsleitung mitgeteilt wurde, werden am 1. Januar 1905 infolge Kündigung 3455, infolge Ausſchluſſes 177, infolge Todes 143 Mitglieder ausſcheiden. Neu eingtreten ſind nur 786 Mitglieder. Am Schluß des vorigen Jahres betrug der Rückgang der Mitgliederzahl 1121. Das ergibt in etwa Jahresfriſt einen Rückgang der Mitgliederzahl um etwa 5000. In der Ge⸗ neralverſammlung am Samstag wurde außerdem geklagt, daß, wenn die Frauen die Geſchichten der Lagerhalter erführen, der Verein noch einmal 3000 Mitglieder verlieren würde. Dieſe Vor⸗ gänge in einem Verein, in dem die Sozialdemo⸗ kraten vollſtändig unter ſich ſind, liefern einen neuen Beweis, wie wenig die ſozialdemokratiſche Partei ein Recht hat, die Zuſtände in der heutigen bürgerlichen Geſellſchaft zu ſchmähen. — Schriesheim, 18. Dez. Die goldene Hochzeit begingen geſtern Landwirt Peter Hoffmann II. und deſſen Ehefrau Katharina geb. Hauſer. Herr Bürgermeiſter N. Urban überbrachte dem Jubelpaare die herzlichſten Glückwünſche des Großherzogs, ſowie des Amtsvorſtandes und der Gemeinde und übergab die vom Landesfürſten verliehene ſilberne Medaille. — Ludwigshafen a. Rh, 19. Dez. Ermordet und erſchoſſen hat ſich geſtern mittag auf dem hieſigen Friedhof der 63 Jahre alte Privatmann Johann Jakob Mohi von hier. Die Kugel war zwiſchen den Augen eingedrungen; an ſeinem Halſe hing ein abgeriſſener Strick, deſſen Ende neben der Leiche an der Einfriedigung be⸗ feſtigt war. Der Lebensmüde trug ſich längere Zeit mit Selbſtmordgedanken. Das Mo⸗ Mit einem reizenden Lächeln, das ihre perlen⸗ gleichen Zähne zeigte, erhob ſich Mylady und ſchwibte mit der ihr eignen Grazie aus dem Zimmer, während der Franzoſe, einen Fluch vor ſich hinmurmelnd, ihr nachſchaute. „Sie hat mein Leben ruiniert, ohne ſie wäre ich nie zu dem geworden, was ich bin,“ ſagte Mou⸗ ſieur de Nouchet. Und ſo geiſterhaft, ſo ſchrecklich war die Verzweiflung in ihrem Antlitz, daß Vivien ihn faſt bemitleidete. „Ich bin ruiniert,“ wiederholte er mit heiſerem Geflüſter. „Wenn ſie mir kein Geld gibt bin ich ruiniert.“ „Wieviel brauchen Sie?“ fragte Vivien kurz. „Genug um meine Wechſel zu bezahlen, deren einige fällig ſind. Er ſchien vor dem klaren Blick ihrer dunklen Augen zurückzuweichen. „Mouſteur de Nouchet,“ ſagte Miß Neßlie, „ich halte Sie für einen Maun ohne alle Grund⸗ ſätze Sie haben aus den Geheimniſſen einer Frau Vorteil gezogen. Sie waren falſch, betrügeriſch und unehrenhaft; ich würde mich nie herablaſſen, eine Gunſt von Ihnen zu erbitten, aber ich will eine ſolche von Ihnen erkaufen. Notieren Sie mir die Summen, die Sie ſchulden. Ich werde Ihnen den Betrag einhändigen unter der Bedingung, daß ſie keinem anderen Menſchen erzählen, was Sie mir erzählt, und daß ſie nie wieder Lady Neßlies amen erwähnen. Dies tue ich,“ fügte ſie bei, nicht etwa aus dem Gefühl des Mitleids ie, ſondern nur, um die Ehre der Neßlies zu retten.“ 5 28. Kapitel,. Mit ruhiger, unbefaugener Miene, auf dem Markte 130 Pfennige koſtete, im Konſum⸗ unter die ſchon für 6 als ob lichis vorgefallen, kehrte Lady Neßlie zu ihren Gäſten tiv der Tat dürfte in den zurückgeg b Vermögensverhältniſſen des Mannes zu ſuchen ſein. — St. Blaſien, 19. Dez. Im Sana⸗ torium Todtmoos⸗Wehrawald hat ſich die 19 Jahre alte Emma Fremder aus Petersburg in ihrem Zimmer durch einen Revolverſchuß in die rechte Schläfe entleibt. Das Motiv zur Tat iſt Liebeskummer. Am 16. Dezember 1903 hat ihr Geliebter in einer Lungenheilanſtalt in Schle⸗ ſien ſeinen Geiſt aufgehaucht und nun am Jahrestage ſeines Todes iſt ſie ihm freiwillig gefolgt. — Speyer, 18. Dez. Durch jugendlichen Leichtſinn wurden zwei hieſige größere Geſchäfte nicht unweſentlich geſchädigt und zwar mit Be⸗ trägen von 750 M. bezw. 300 M. Im erſteren Geſchäſt ſind es drei Lehrlinge, die durch Fäl⸗ ſchungen mannigfacher Art ihren Prinzipal um den hohen Betrag ſchädigten, im zweiten Geſchäft hat der Lehrling allein den Betrug ausgeführt. Die jungen Burſchen gründeten einen Verein, mit einem verheirateten Schneider als Vorſtand, der die jungen Vereinsmitglieder zu dem Betrug an⸗ geſtiftet haben ſoll. In dem Geſchäft des letzteren ſind auch eine Partie Tuchſtoffe und drei Anzüge beſchlagnahmt worden. Schneider Merl und deſſen Bruder ſind verhaftet, die jugendlichen Tagdiebe ſind nach erfolgter Vorführung wieder entlaſſen worden. Der Verein „Sylvetia“, den die Burſchen vor zwei Monaten gründeten, hat in den erſten vier Wochen ſeines Beſtehens bereits einen Ball () veranſtaltet. — Mainz, 18. Dez. Bezüglich der Ur⸗ ſache der im Frühjahr ds. Js. in einer Koch⸗ ſchule in Darmſtadt vorgekommenen zahlreichen Vergiftungen durch Konſervenbohnen hat das Miniſterium in Darmſtadt der hieſigen Handels- kammer eine Mitteilung zukommen laſſen, welche in der letzten Sitzung des landwirtſchaftlichen Be⸗ zirksvereins zur allgemeinen Kenntnis gebracht wurde. Darnach iſt die Urſache der Vergif⸗ tungen darin zu ſuchen, daß den eingemachten Bohnen giftbildende Bakterienkeime angehaftet haben, die durch Kochen der Konſerven nicht ge⸗ tötet worden ſind und ſich nachträglich in den Vohnen vermehrt haben. ö — Hanau, 19. Dez. Auf den Perſonen⸗ zug 370, der abends 5 Uhr 57 Min. von Hanau ab nach Frankfurt⸗Oſt verkehrt, wurde geſtern auf einer kurzen Strecke unterhalb des hieſigen zurück — und wirklich, Henri de Nouchets Verrat kümmerte ſie nur ſehr wenig. von Lancewood vertreiben oder ſie um ihr Vermögen „Henri's Rache iſt ſchließlich zu nichts gewor⸗ den,“ dachte Mylady; „und ich bin wirklich froh, daß ich Gelegenheit hatte, mich mit ihm überwerfen. daß 19 ihn liebte? Wie töricht junge Mädchen doch ſind 2“ reicht, das Bankett war vorrüber, müde und er⸗ ſchöpft waren die Tanzenden heimgekehrt; niemand hatte darauf geachtet, daß der ſchöne Franzoſe, Myladys Schatten, verſchwunden war. Die abge⸗ hetzten Dienſtboten hatten ihr Zimmer aufgeſucht; Mylady, heiter und ſtrahleud bis zum Schluß, hatte endlich ihrer ermüdeten Schweſter erlaubt, ſich zurückzuziehen. Der ganze Haushalt lag im tief⸗ ſten Schlafe, nur die nicht, die einſt deſſen Herrin geweſen. Vivien Neßlie war ganz niederge— ſchmettert über das, was ſie gehört, obſchon es ſie eigentlich nicht überraſcht hatte. Sie hatte von Aufang ihre Zweifel gehegt über Lady Neßlie. Ihre brillante Schönheit und leichte Grazie konnten decken. Vivien wäre nicht überraſcht geweſen, wenn i ſich noch ſchrecklicher herausgeſtellt hätte. O ſtolzes, ſtattliches Laucewood! Uuglückliche Tage waren über die alte Abtei he reingebrochen. Eine herumziehende Gauklerin — Vivien ſchanderte als ſie dieſe Worte für ſich ſagte — hatte den Platz ihrer edlen Mutter eingenommen —, welche Schande! Jetzt erſt erkannte ſie klar, wie tief und innig ihre Liebe war zu dem alten Heim — wie bringen. Allerdings würde Vivien keine ſehr hohe Meinung bon ihr haben, aber was konute ihr daran liegen? Ueber 100 Wohngebäude Niemand konnte ſie zu Wie konnte ich mir jemals einbilden, Das großartige Feuerwerk hatte ſein Ende er⸗ Weſtbahnhofes geſchoſſen. Die Kugel zertrümmerle das Fenſter eines Abteils, in dem einige Page giere waren. Von den Paſſagieren wurde ni mand verletzt. — Osnabrücken, 19. Dez. In der Wohnung eines hieſigen katholiſchen Pfarrer wurde ein umfangreicher Diebſtahl ausgeführt, Man vermutet daß der Einbrecher auch der Af heber des in Heldenbergen an dem katholischen Pfarer Thobes verübten Raubmordes, der lang geſuchte Metzger Budde iſt. — München, 19. Dez. Die Wie des Dichters Scheffel, geb. Freiin von Malſen am 17. Dezember nach langem Leiden in Merz geſtorben. Die Beiſetzung findet in aller Stille hier ſtatt. Die Verſtorbene erreichte ein Alter von 71 Jahren. , e Bee Wyszkow 20. Dez. Das ruſſiſche iſt total niedergebrannt. wurden zerſtört und 600 Perſonen ſind obdachlos. : Nur eins! * Die Glieder gekrümmt, im Staube gebgan, Ach Kindlein — ein Jammer zu ſehen — Sie ſtrecken empor die verkrüppelte Hand „Nur eins — wir wünſchen zu gehen; Dann wären wir reich, dem Könige gleich“ Unmöglicher Wunſch. O bitteres Leid, Grenzdorf Habt ihr kein anderes Begehren? — „So wünſchen wir eins: nur Barmherzige, Dem Elend linde zu wehren. Dann ſind wir reich, den Engeln gleich“ Unſere 220 verkrüppelte Kinder aus ganz Deutſchland aufgenommen, dem tieſſten Elend enk riſſen, ganz unentgeltlich verpflegt begehren nur eins: tröſtende Weihnachtsfreude, Fü die größte Not unſerer Auſtalt, die wegen ſtarken Andrangs um zwei neue Häuſer vergrößert iſt, nur eins: eine Liebesgg von edler, milder Hand. Auf jedes, auch d geringſte Opfer, folgt eins: dankbarer Segeß wunſch. Auger Braun, Superintend burg Oſtp., Kinderkrüppsſeim, it. ſehr ihr gazues Leben damit verwachſen war. Si war in Verzweiflung. Aus dieſem Abgrund don Schmach und Schande gab es kein Enflieheß nur mit ſchwerem Bangen ſah ſie der Zukunft ent gegen. Die Furcht, ihr Geheimnis könne verraken werden, hatte Lady Neßlie ſeither gewiſſermaßen im Zaum gehalten — jetzt würde ſie die Maske abwerfen, deſſen war Vivien ſicher. Sie halle nie daran gedacht, daß Valerie ſich wieder ber heiraten könne; dieſes Uebel hatte ſie nie voxrausgeſehen, jetzt mußte ſie es fürchten. Und ſicher würde Nh lady keinen engliſchen Gentleman, ſondern eien dieſer soi-disant-Militärs, von denen ſie si zückt war, zu ihrem zweiten Gatten wählen. Wos den Mangel feiner, gediegener Bildung nicht ver⸗ ſollte dann aus Lancewood werden? d Teſtament enthielt keine Klauſel, welche un Lady Neßlies Wiederverehelichung verbo; ſtand ihr auch ſrei, mit ihrem Gatten in Lanker wood zu wohnen, bis zu Oswalds erreichter Groß jährigkelt. „Und ich bin machtlos, es zu verhindert dachte Vivien verzweifelt — „machtlos, auch ar den geringſten Einfluß auf ſie auszuüben, Ich kan nichts tun!“ a Sie ſtellte ſich vor, was aus Lanucewosd wess den würde, wenn einer dieſer lauten, Zigareen rauchenden, Billard ſpieleuden Frauzoſen als Herr hier einzöge. Valerie und Konſorten hätten ficht das Recht, das Gebäude niederzureißen oer die alten Bäume umzuhauen; aber wenn Oswald der Maun würde, der er zu werden verſprach, dan würde er in alles einwilligen. 5 Lohlaib⸗ Aab in desang infa inliche I dborkomm und 8 Aiadie (Fortſetzung folgt.) „