0 b 2 ei 14 n= — 151171 gin ain ü 1 5 uz. gut 4 SM. Busses 5 1 Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der Anzeiger für mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Laden . 185 3 11 3 1 . d. Dienſtag, den 20. Defenber Das politiſche Teſtament des Präſt⸗ denten Krüger und die Zukunft er Zuren in Füdweſtafrika. In Pretoria hat am vergangenen Freitag die feierliche Beſtattung des im Exil geſtorbenen letzten Präſidenten der füdafrikaniſchen Republik, Paul Urieger, unter großer Beteiligung des Burenvolkes ſtattgefunden. Das Ereignis regt erneut die Frage nach der Zukunft des Buren⸗ tammes in Südafrika an, nachdem die Buren in die neue engliſchen Kolonien Transvaal und Oranje⸗KRiver durch den unglücklichen Urieg mit England ihre mühſam genug erworbene politiſche und nationale Selbſtändigkeit wieder eingebüßt haben. Die Aufwerfung dieſer Frage ſcheint umſomehr berechtigt, als ſie gerade am Tage des Begräbniſſes Urügers wieder ihre Kolle geſpielt hat, indem General Botha bei der Trauerfeier einen im Mai des gegenwärtigen Jahres geſchriebenen Brief des verſtorbenen Ex⸗Präſidenten zur Verleſung brachte, welcher gewiſſermaſen das politiſche Teſtament des ſo fern ſeiner ſüdafrikaniſchen Heimat heimge⸗ gangenen greiſen Flüchtlinges enthält. In dem bemerkenswerten Teſtament hebt Krüger unter anderem hervor, daß es den Buren moglich ſein werde, mit der Einigkeit des Entſchluſſes und der Einigkeit der Kraft wieder aufzubauen was ihnen vernichtet worden ſei, dann werde ihre Nationalität und Sprache weiter blühen. Im weiteren heißt es in der Kundgebung: „Ich habe mich mit dem bitteren Gedanken vertraut zu machen gelernt, daß ich meine Augen in einem fremden Lande ſchließen muß, ein Ver⸗ bannter faſt ganz allein, weit von Verwandten und Freunden, die ich wahrſcheinlich nie wieder ſehen werde, weit von Afrikaniſcher Erde, die ich wahrſcheinlich nie wieder betreten werde, weit von dem Lande dem ich mein Leben ge⸗ weiht habe, um es der Ziviliſation zu eröffnen, und in dem ich die Entwickelung einer Nation ſah. Doch dieſe Bitterkeit wird verſüßt werden, ſo lange ich die Ueberzeugung weiter hegen darf, daß das einmal begonnene Werk weiter fortgeſetzt werden wird, denn dann wird die Hoffnung und Erwartung mich ſtützen, daß das Ende dieſes Werkes gut ſein wird. So ſoll es ſein! Aus der Tiefe meines Herzens grüße ich Euch und das ganze Dolk.“ Es iſt nicht ganz klar, ob Krüger bei ſeiner Mahnung an die Buren zur Einigkeit und ſeinem Hinweis auf die Möglichkeit für ſie, hierdurch wieder zu erringen was ſie verloren hätten, eine gewaltſame Erhebung der Buren gegen die engliſche Herrſchaft im Auge gehabt hat, oder ob es ihm nur darum zu tun, die⸗ ſelben zur Erhaltung ihrer nationalen Eigenart inmitten des Zuſammenlebens mit ihren eng⸗ liſchen Beſiegern anzufeuern. Manche Windung in dem „politiſchen Teſtament“ Krügers deutet nun allerdings darauf hin, daß ihm wirklich der Gedanke der dereinſtigen Wiederherſtellung der ſtaatlichen und politiſchen Selbſtſtändigkeit des Burentumes vorſchwebte, der ja zweifellos auch von ſo machem der heute noch lebenden geiſtigen Führer des Burnvolkes geteilt wird. Aber nach Lage der Dinge muß eine Wieder⸗ errichtung der im engliſchen Kolonialbeſitz unter⸗ gegangenen ehemaligen Burnrepubliken als ziemlich ausſichtlos gelten, hierzu fehlt es den Buren an faſt allen Vorausſetzungen, namentlich an der politiſchen Schulung und Organiſation und an der militäriſchen Widerſtandsfähigkeit. Ein Aufſtand der Buren gegen England würde Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. — Bei größeren Aufträgen Rabatt. 1904. jetzt, wo die Engländer die eroberten Buren⸗ ſtaaten feſt beſetzt halten, mindeſtens noch weit ſchwieriger ins Werk zu ſetzen ſein, als es damals der Urieg der beiden Kepubliken gegen das von letzterem überraſchte England war, dasſelbe würde jedenfalls nicht vor den größten Opfern zurückſchrecken, um den Aufſtand wieder niederzuſchlagen. Die Burn werden daher gut daran tun, die Phantaſtereien einer Wied erringung ihrer ſtaatlichen Selbſtändigkeit endgiltig aufzugeben und ſich darauf zu beſchränken, ihre Sprache und ihre nationalen Eigentümlichkeiten auch unter engliſcher Herrſchaft zu wahren. Verſchiedenes. — Ladenburg, 20. Dez. Nach dem am 1. April l. J. erſchienenen deutſchen Eiſenbahn perſonen⸗ und Gepäcktarif kann auf einfache Fahrkarten und auf Rückfahrkarten die Reiſ außer am Tage der Abſtempelung auch noch am folgenden Tage angetreten werden. Durch dieſ Beſtimmung iſt dem Publikum die Möglichkeit ge⸗ boten, ſchon am Tage vor einer beabſichtigte Reiſe die erforderlichen Fahrkarten zu löſen, ode Kilometerhefteinträge, die als einfache Fahrkarte anzuſehen ſind, abfertigen zu laſſen. Dadurch daß das Publikum von dieſer Einrichtung mög⸗ lichſt weitgehenden Gebrauch machen, Kilometer⸗ hefte nicht an den verkehrsreichen Sonntagen und Feſttagen, ſondern an den vorhergehenden Werk⸗ tagen kaufen und Reſtkilometer in allen Heften in verkehrsruhigeren Zeiten aufbrauchen würde, würde ſich der oft große Andrang zu den Schaltern an Sonn- und Feſttagen — zum Vorteil des Publikums und der Beamten — weſentlich herabmindern laſſen. — Mannheim, 18. Dez. Vom Rückgang des ſoz.⸗dem. Konſumvereins in Magdeburg⸗Nen⸗ Enterbt. 5 Roman. Nach dem engliſchen frei bearbeitet von Rheinau. 42. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Sir Arthur — erlauben Sie mir, dies aus⸗ zuſprechen, war nicht ſehr ſcharfſinnig, Valerie war ſehr schlau, ſehr gewandt; ſie war ſehr ſchön, ſehr llebenswürdig. Sie hatte das Antlitz eines Engels die Stimme einer Sirene; Sir Arthur war in⸗ dolent und ließ ſich gerne amüſieren — ſie amü⸗ flerte ihn. Er nahm ſich nicht die Mühe nach ihren Antecedentien zu forſchen. Er nahm alles, was ſie ſagte, für bare Münze, verliebte ſich iu ſte und heiratete ſie.“ „Aber Sie, Monſieur, was taten Sie?“ fragte Vivien. Es ſchmerzte ſie daß ihr Vater ſich ſo leicht habe düpieren laſſen — ihr armer er Vater! 0 en. Als ſie mir ihren Entſchluß, ronet zu heiraten, mitteilte, wußte ich, daß jeder Widerſpruch vergeblich ſei. Ich will Ihnen nicht wehe tun, indem ich ihre Worte wiederhole. Nach⸗ dem ſie verheiratet war, ſchickte ſie mir deſtändig hübſche Summen; freigebig war ſie ſtets gegen mich, * muß ich zugeſtehen.“ Miß Neßlie? Ich mußte mich einen reichen Vivien. „Und Sie nahmen das Geld?“ fragte „Natürlich. Es war der Preis für Myladys Geheimnis. Ich gab vor, ſie für eine D'Eſte zu halteu. Ich verriet kein Wort, daß ſie eine herum⸗ ziehende Gauklerin war.“ Mit einer Geberde des Entſetzens erhob Miß Neßlie beide Hände. „Still, ſtill!“ rief ſie. ſchrecklich. „Aber wahr,“ erklärte er. „Als ich die Anzeige vou dem Tode ihres Vaters, Miß Neßlie, in den engliſchen Zeitungen las, ſchrieb ich an Valerie und erinnerte ſie an ihr Verſprechen. Aus dieſem und keinem andern Grunde kam ſie nach Paris. Sie wiſſen, was folgte. Sie verſprach meine Gattin zu werden, ſobald die Etikette es er⸗ lauben würde, und lud mich in der Zwiſchenzeit nach Lancewood ein. Miß Neßlie, dort ſteht die Falſche — fragen ſie ſelbſt, ob nicht jedes meiner Worte aahr iſt!“ „Dieſe Frage waͤre ganz Ihre Worte ſind überflüſſig,“ ſagte Mylady leichthin, denn ich leugne ja nichts. Jedes Wort iſt wahr. Was nun?“ Die ſtolze Entrüſtung des edlen Autlitzes, die maßloſe Verachtung in den dunklen Augen würde nun jede Andere zum Schweigen gebracht haben — auf Lady Neßlie machte ſie keinen Eiu⸗ druck. „Was nur 2“ wiederholte ſie. „Ich war Sir Augen ſehen. Arthurs rechtmäßiges, ihm geſetzlich angetrautes Weib.“ „Sie betrogen ihn,“ ſagte Vivien. „Um ſo ſchlimmer für ihn. Er hätte klüger ſein ſollen“, bemerkte ſie. „Ich gebe alles zu. Jetzt mag man mich meinetwegen blosſtellen; nur bei Sir Arthurs Lebzeiten wäre dies gefährlich ge⸗ weſen, darum ſuchte ich auch ſtets mein Geheimnis gut zu bewahren. Er hätte eine Scheidung bean⸗ tragen können, ohſchon ich nicht wüßte auf welche Gründe hin. Nun, jedenfalls hätte er ſein Teſta⸗ ment geändert und mir nichts hinterlaſſen. Jetzt, da Sir Arthur tot und mein Vermögen geſichert iſt, iſt mir alles gleichgültig. Sie können die Ge⸗ ſchichte drucken laſſen, Vivien, wenn Sie wollen,“ fügte ſie höhniſch bei; „es wäre ein netter Ab⸗ ſchluß für die Ehre der Neßlies — eine herum⸗ ziehende Gauklerin, eines Krämers Tochter, Herrin von Lancewood! Mir ſcheint übrigegs als würde die Schande dann mehr auf Sie fallen, wie anf mich.“ Dann ſich von Miß Neßlie abweudend, blickte ſie Heuri de Nouchet an. „Was nun Sie betrifft,“ ſagte ſie, „Verräter, Feigling der Sie ſind, ich will ſie nicht mehr vor 5 Entfernen Sie ſich von hier und * nehmen Sie meine ganze Verachtung mit. Sie . haben ihren letzten Trumpf ausgeſpielt, Ihre Ge⸗ . walt über mich iſt zu Ende. Die herumziehende Gaukleriu, die Krämerstachter hat die Ehre, Monſteur de Nouchet ein dauerndes „Adieu zu wünſchen.“