0 N 1 1 5 * Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Redaktion, Druck und Verlag der Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Tadenburg. Anzeiger für Laden Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 0 0 1 * Haus. 2 — — Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreſſen finden ſofortige Aufnahme. * 101. 1. glatt. ee Ereitag, den 16. Dezember Südweſtafrikaniſches. Es kann nunmehr als feſtſtehend gelten, daß die Aufſtände der Hereros und der Wit⸗ weſentlich mit bois in Deutſch⸗Südweſtafrika durch die verkehrte Politik des bisherigen Gou- perneurs dieſer Koloni, des Oberſten Ceutwein berſchuldet worden ſind. Ceutwein hat die Eingeborenen auf Koſten der Anſiedler in einer Weiſe begünſtigt, daß erſteren ſozuſagen kamm mit Naturnotwendigkeit ſchwellen mußte, und es iſt daher ganz erklärlich, daß ſich ſchließ⸗ lich der Uebermut der Schwarzen in ihren Umigen Erhebungen gegen die deutſche Herr⸗ ſchaft Luft machte. Die Verkehrtheit dieſes Auftretens Leutweins zeigt ſich namentlich in dem Falle des von den aufſtändiſchen Bondels⸗ warts erſchoſſenen TCeutnants Jobſt. Man höre, was hierüber in der Seitſchrift „Der Leutſche berichtet wird!“ In Kalkfontein and an Kaiſers Geburtstag alles in Parade⸗ gufſtellung. Gouverneur Centwein hielt eine Anſprache an ſeine lieben Bondels: Alles ſei vergeben und vergeſſen. Ihr Führer, Johan⸗ nes Chriſtian, werde als Kapitain beſtätigt und bekomme von der deutſchen Regierung einen Jahresgehalt. Zum Seichen des Vertrauens Abergebe er, Leutwein, ihm hiermit ſein Ge⸗ wehr. An allen böſen Mißbverſtändniſſen ſei nur der gefallene deutſche Offizier Leutnant Jobſt ſchuld! Wenn er noch lebte, würde Man ihn vor das Uriegsgericht bringen. — Die Bondels horchten auf, als der untadelige Ehren- Mann, den ſie ermordet, ſo preisgegeben wurde. Alen Faebigen war es klar, daß der Gouver⸗ ur nur aus Schwäche ſo rede. — Dann hatte utwein perſönlich verſprochen, der Gerichts⸗ der die Mörder der deutſchen abzuurtheilen Enter ! Roman. Nach dem engliſchen frei bearbeitet von Klara Rheinau. 4. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Dies war voreilig und ich wußte es. ch beſchloß, Dich erſt recht kennen zu lernen, ie ich Dein Weib würde. Ich habe Dich prüft, und Du haſt nicht beſtanden. Ich hielt für am Klügſten, Dich nach Lancwood einzu⸗ laden. Aber dies iſt ſolch ein merkwürdiges Land, darum wollte ich, daß Du irgend eine Rolle ſpielen ſollteſt. Seit einem Hierſein habe ich dich genau beobachtet und ich weigere mich entſchieden, eine Ver⸗ bindung mit Dir einzugehen. g . „Du vergißt,“ ziſchte er, „Daß Du in meiner Gewalt biſt.“ „Dies ficht mich nicht an. Aber ich will licht hart gegen Dich ſein. Ich werde Dir ein ſehr ſchönes Präſent machen und kannſt nach dem elle France zurückkehren; aber ohne meine Be⸗ leitung, Mouſieur.“ „Willſt Du mir wenigſtens ſa fragte er wutbebend. „Gewiß, warnm auch nicht.“ Neßlie. „Als ich Dich kennen lernte, hoch jung und hatteſt keine beſonderen Fehler. lit Du ein notoriſcher Spieler. gen, warum?“ der erwiderte Lady warſt Du Jetzt getrieben. Du könnteſt 1904. habe, ſollte aus den Kapitainen der Namas ſelbſt zuſammengeſetzt ſein. Das war wirklich die Urone des Ganzen: Farbige als Kichter in eigener Sache. !“ Dieſe Haltung des Gouverneurs leiſtet i der Tat das möglichſte an unglaublicher Ver⸗ ö kennung der Denkweiſe der Schwarzen. Selbſt wenn Leutnant Jobſt einen Uebergriff begangen 1 1 haben ſollte, ſo durfte Teutwein nie und nimmer in der Weiſe, wie er es getan, ſich zu den Schwarzen über einen tapferen deutſchen Offizier äußern, es iſt daher nur zu erklärlich, wenn ſeine Bemerkungen über Jobſt in den Einge⸗ borenen den Eindruck erwecken mußten, ſpreche der Gouverneur unter dem Einfluß von Furcht und Schwäche. Und dieſer Eindruck hat, das ſteht ſicher feſt, nicht zuletzt zur Wieder⸗ erhebung der Hottentottenſtämme geführt. Man wird im Keichstage die Grabrede, welche Oberſt Ceutwein dem gefallenen Offizier vor ſeinen Mördern hielt, entſprechend zu kommen⸗ tieren wiſſen. Im übrigen iſt jedoch nur mit Genugtu⸗ ung zu begrüßen, daß man auf Seiten der werfung bereiten Hereros eine goldene Kück⸗ zugsbrücke zu bauen. Dieſe Abſicht getzt deut⸗ lich aus dem Schreiben des Reichskanzlers Grafen Bülow an den Leiter der rheiniſchen Miſſion in Barmen, Paſtor Hausleiter, hervor, in welchem der Kanzler die Miſſionäre in Süd⸗ weſtafrika mit der Vermittelung des Friedens mit den Hereros beauftragt. Graf Bülow hat ſich hierbei durchaus auf den Standpunkt des Kealpolitikers geſtellt, der gar nicht anders Handeln konnte, wenn wir die Hereros nicht gänzlich zermahlen wollen. Wenn das am Ende geſchehe, bliebe uns nicht anderes übrig, ebenſo wenig einem Spieltiſch fern bleiben als ohne Luſt leben. Dies iſt unn der Grund meiner Weigerung, Dich zu heiraten, Nouchet.“ „Wenu ich aber mein Wort gebe.“ begann er; doch Mylady unterbrach ihn. „Es gibt Wunder in der Natur,“ ſagte ſie, aber an das Wunder, daß Du Dich des Spielens enthalten ſollleſt, glaube ich nicht. Vor Jahrea,“ fuhr ſie eruſthaft fort, „hätte ich nicht ſo viel Gewicht darauf gelegt, aber ich habe jetzt den Wert des Geldes ſchätzen gelernt. Ich weiß nun, was es heißt, ein gutes Heim, ein anſehnliches Vermögen ſein eigen neunen zu können, und beides will ich nicht Deinetwegen verwirken.“ „Dies würdeſt Du auch nicht,“ ſagte er. Mylady winkte abwehrend. „Ich kenne dies. Wenn ich morgen Deine Gattin würbe, ſo hätteſt Du in kurzer Zeit mein gauzes Vermögen durchgebracht und wäreſt der erſte der mich ſchlecht behandelte. Nein, ich danke für die Ehre, durch Sie arm gemacht zu werden, Herr de Nouchet.“ „Ich wünſche, daß ſie mich paſſieren laſſen,“ ſagte Miß Neßlie, „mit dieſem unangenehmen Dis⸗ put hade ich durchaus nichts zu tun!“ „O, ich flehe Sie an, bleiben Sie!“ rief Mou⸗ ſieur. „Mylady, Sie haben mich zum äußerſten Ich habe Sie ganz in meiner Gewalt. Wenn Sie Ihre Weigerung nicht zu⸗ 1 1 e285 als chineſiſche Uulis ins Tand zu holen. Un⸗ ermüdlich zu Anfang des Aufſtandes ſind die Miſſionäre den Hereros entgegengetreten, um ſie von der Erhebung abzubringen. Damals natürlich ohne Erfolg; natürlich, denn die Kriegs⸗ partei der Aſſa Riarna, Michael u. ſ. w. über⸗ wog den Einfluß der etwa friedlicher Geſinnten. Heute aber ſcheint es dringend an der Seit, daß die Kolonialverwaltung die guten Dienſte der Miſſionäre in Anſpruch nimmt, weil eben nur dieſe im Stande ſind, den Vermittler zu ſpielen. So werden die noch vorhandenen Maſſen der Hereros dem Schutzgebiete, das zur neuen Entwickellung ihrer nicht entraten kann, erhalten. Was mit den Häuptlingen zu ge⸗ ſchehen hat, ſteht auf einem anderen Blatte; ihnen muß und wird zu Teil werden, was ſie als Anſtifter des Aufſtandes verwirkt haben. Verſchiedenes. Ladenburg, 15. Dez. Bei der am 1. Dezember l. Js. vorgenommenen Viehzählung wurden hier ermittelt 169 Pferde (1903: 165) 298 Rindvieh (1903: 279) 5 Schafe (1903: 1) Reichsregierung daran geht, denn zur Unter⸗ 969 Schweine (1903: 1051) 435 Ziegen (1903: 402) 32 Bienenſtöke (1903: 37) 634 Gänſe (1903: 620) 171 Enten (1903: 156) 1286 Tauben (1903: 1428) 2913 Hühner (1903: 3098) 12 Truthühner (1903: 23) 184 Hunde (1903: 173) In der Zeit vom 1. Dezember 1903 bis 30. November 1904 wurden zum häuslichen Se⸗ brauch geſchlachtet, 191 Schweine und 42 Ziegen. Ladenburg, 15. Dez. Aufang des kommenden Jahres finden folgende Uebungskurſe für Handwerksmeiſter an der Landesgewerbehalle Henri de merkte ſie. in Karlsruhe ſtatt: für Sattler vom 9. bis 21. rücknehmen, daun werde ich Sie an Miß Neßlie verraten.“ „Ein Verräter iſt immer ein Feigling,“ be⸗ ſprach weiter; „Dann halten Sie mich für einen ſolchen. Miß Neßlie ſoll alles erfahren, und dann werden Sie, trotz all Ihrer Anmaßung, es nicht wagen, hier zu bleiben.“ „Ich werde hier bleiben,“ erwiderte Mylady, „Ibr Verrat kümmert mich wenig. Mein Ver⸗ mögen iſt ſicher.“ Er zog ſeine Uhr aus der Taſche und legte ſie vor ſich auf den Tiſch. „Noch füuf Minuten will ich Ihnen Bedenk⸗ zeit geben, Lady Neßlie, ſind dieſe vorrüber und ſie nehmen ihr Wort nicht zurück, daun werde ich reden.“ „Bitte, geben Sie mir einen Stuhl,“ ſagte Mylady lachend; ich bin ermüdet — ich kann keine fünf Minuten mehr ſtehen.“ ö Aber Mouſieur regte ſich nicht und ein tiefes Schweigen trat ein, nur unterbrochen durch das leiſe Ticken der Uhr. Die Szeue war von dramatiſcher Wirkung. Draußen ſchien der Mond in voller Pracht, der Tau lag auf den ſchlafenden Blumen, die großen Bäume ſtanden wie rieſige Schildwachen; drinnen erfüllte das weiche zarte Licht der Lampe das Zimmer und ſchien auf die erregten Geſichter der de Nouchet