5300 135 ten . d . 0 n Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. 5 Redaktion, Druck und Verlag der Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. — —— a 2 1 5 Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend hurg Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Freitag, den 18. November 1904. Zum Rücktritte Leutweins. Im oberſten Beamtenpoſten Deutſch-Süd⸗ weſtafrika wird ſich in Bälde ein bemerkens⸗ werter Wechſel vollziehen. Der bisherige Gouverneur dieſer Kolonie, Oberſt Leutwein, i nach ſiebenjähriger Tätigkeit von ſeinem Hoſten zurückgetreten und ſoll auf demſelben durch den jetzigen Generalkonſul in Uapſtadt, 5. Lindequiſt, erſetzt werden. Einſtweilen hat der Oberbefehlshaber des deutſchen Expeditions⸗ kerps, General v. Trotha, die proviſoriſche Führung der Gouvernementsgeſchäfte über⸗ nommen, doch iſt anzunehmen, daß dieſes Proviſorim nicht lange dauern wird. Schon wiederholt waren Gerüchte aufgetaucht, denen zufolge die Stellung des Oberſten Leutwein als Gouverneur von Deutſch⸗Südweſtafrika ſtark erſchüttert ſein ſollte, aber immer wieder wurden ſie demenkiert, zuletzt noch vor wenigen Tagen von ſcheinbar unterrichteter Berliner Seite, nunmehr haben ſie ſich doch als wahr heraus⸗ geſtell. Es kann wohl kaum einem Sweifel unterliegen, daß der gefährliche Herero⸗Aufſtand die Stellung des Oberſten Ceutwein an der Spitze der Verwaltung des ſüdweſtafrikaniſchen Schutzgebietes untergraben hat. Er hat ſich offenbar von den Ereigniſſen völlig überraſchen laſſen, ſonſt hätte der Aufſtand ſchwerlich mit ſolch' elementarer Gewalt ausbrechen können, wie es geſchehen iſt. Freilich haben ſich auch noch andere Ceute, als Leutwein, von der Er⸗ hebung der Hereros überraſchen laſſen, ſo vor allem die Miſſionare, welche doch nun „ſeit 60 Jahren im Lande ſind; indeſſen entbindet dies Leulfwein nicht von ſeiner Verantwortlichkeit, er hätte ſich eben auf beſſere Weiſe, als auf bloße Miſſionarberichte hin, über den Charakter der Hereros und die Stimmung unter ihnen info mieren ſollen. Ueberhaupt gebrach es ſeiner Politik den Eingeborenen gegenüber an der nötigen Einſicht und Ularheit; unter ſeinem Regierungsſyſtem ſind ja die Eingeborenen auf Koſten der weißen Anſtedler geradezu ver⸗ hätſchelt worden. Was den weiteren Vol wurf gegen den Oberſt Leutwein anbelangt, daß er den Eingeborenen zu reichlich moderne Waffen und Munition geliefert habe, ſo ſoll derſelbe der Begründung entbehren; es ſcheint denn auch ziemlich ſicher zu ſein, daß den Eingeborenen, namentlich den Hereros, Waffen und Munition durch engliſche und portugieſiſche Händler zuge⸗ ſchmuggelt worden ſind. So bedenklich und tadelnswert aber auch die Amtsführung Leutweins als Gouverneur nach verſchiedenen Richtungen geweſen ſein mag, ſo kann ihm doch das Eine nicht beſtritten werden, daß er ein tüchtiger Soldat iſt. Als ſolcher hat ſich oberſt Leutwein während ſeines ſiebenjährigen Wirkens in Deutſch⸗Südweſtafrika bei jeder Gelegenheit ſtets gezeigt, ſo haupk⸗ ſächlich bei der erſten Rebellion Hendrick Witbois; auch in dem jetzigen Witboi⸗Aufſtande und gegenüber den rebelliſchen Hereros hat Leut⸗ wein ſeine Schuldigkeit als Truppenführer getan. Es wäre daher nur mit Genugtuung zu be⸗ grüßen, wenn ſich die Nachricht beſtätigen ſollte, daß Leutwein noch Südweſtafrika zurückkehren und wieder das Kommando der Schutztruppe übernehmen würde; als rein Militäriſcher Be⸗ fehlshaber, losgelöſt von den Verwaltungsge⸗ ſchäften, wäre er ſicherlich der rechte Mann am rechten Platze. Das nämliche darf indeſſen auch von dem mutmaßlichen künftigen Houver⸗ neur Deutſch-Südweſtafrikas gelten, denn Herr v. Lindequiſt zählt zu den beſten Hennern der 0 Roman. Nach dem eugliſchen frei bearbei Rheinau. 32. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „Es tut mir leid, Ihnen ſagen zu müſſen,“ fuhr Vivien fort, „daß ſelbſt die Dienſtboten angenehme Bemerkungen über Ihr Betragen 1 02 ja, auch einige derſelben tadeln dies ganz offen.“ „Hören Sie, Vivien, ich bin im Gewöhnlichen ehr gutmütig und nachſichtig, aber ſobald mir ein ſolches Gerede zu Ohren kommt, werde ich die Schuldigen auf der Stelle entlaſſen.“ „Sie können aber nicht Ihre Nachbarn und Feunde — Sie können nicht die ganze Grafſchaft klaſſen. Und ich verſichere ſie, alle reden miß— billigend über Sie.“ Lady Neßlie errötete und ſah eine halbe Minute lang unbehaglich aus; dann ſagte ſie: „Dies läßt mich ganz kalt, Vivien. Und wenn ſie wirklich gütig genug ſind, über mich zu reden, ſo will ich ihnen aber auch bald einmal Miklichen Stoff dazu bieten. Und was ſie ſelbſt bekifft, ſo wiederhole ich, was ich früher ſchon Ie — wenn Sie in Laucewood au irgend etwas Auſtoß nehmen, ſo werden die Abtei zu verlaſſen.“ in Alles Reden war zwecklos. Wieder verging eine Woche, und dann kündigte Mhlady nun ihre Abſicht an, eine Reihe von Geſellſchaften zu geben. „Vivien,“ ſagte ſie, Sie kennen die Adreſſen unſerer Freunde, wollen Sie dieſelben für mich ſchreiben?“ „Zu welchem Zwecke wollen Sie dieſe Geſell⸗ ſchaften geben, Valerie?“ „Weil ich Herr de Nouchet unſeren Freunden vorzuſtellen wünſche.“ Starr vor Erſtaunen blickte Vivien auf Lady Neßlie. „Meine liebe Valerie,“ ſagte ſie, „entweder ſind ſie merkwürdig unwiſſend oder merkwürdig blind. Wiſſen Sie denn, was Sie tun? Man betrachtet wohl einen Erzieher als Gentleman, aber Sie verkennen durchaus deſſen Stellung, wenu Sie davon ſprechen, Ihre Freunde einzuladen, um ihn in die Geſellſchaft einzuführen. Verzeihen Sie mir, wenn ich nun ſage, daß der Platz eines Erziehers im Schulzimmer oder Bibliothekzim⸗ mer iſt.“ f N „Sir Arthur pflegte Dormann ebenfalls ein⸗ zuladen, mit uns zu dienieren,“ verſetzte Valerie trotzig. Daun und wann — nicht oft. Sie werden finden, daß die Engläuder es lieben, den Standes⸗ ſchied aufrecht zu erhalten.“ falſche Stellung. —— ſüdafrikaniſchen Verhältniſſe, man darf daher annehmen, daß er ſich auch auf dem Souver⸗ neurpoſten zu Windhuk beſtens bewähren würde. Hoffentlich wird dann Deutſch⸗Südweſtafrika, wenn erſt die verſchiedenen dort noch im Gange befindlichen aufſtändiſchen Bewegungen ihr Ende gefunden haben, einer Periode des Wiederauf⸗ blühens und Gedeihens entigegengeführt werden und nicht länger mehr das kolonialpolitiſche Schmerzenskind Deutſchlands bleiben. Verſchiedenes. Ladenburg, 17. Nov. Das dem hieſigen Vorſchußverein aus der Concursmaſſe des Alexander Heßel hier zugefallene Eiſenwerk, Ger⸗ mania“ wurde ſammt Einrichtung um 80,000 Mk. an eine Geſellſchaft m. b. H. verkauft. Für die techn. Leitung wurden Herr Ober⸗ ingenieur Alfred Tiſche und als Kaufmann Herr Erhard Grieb gewonnen, welche bisher in einem be⸗ kannten Eiſenwerk in Mannheim beſchäftigt waren. Dieſelben genießen allenthalben den Ruf tüchtiger Fachleute, ſo daß man der Geſellſchaft zu dieſer Aquiſition Glück wünſchen kann. Die Fabrikation erſtreckt ſich auf Eiſencon⸗ ſtruktionen, Brückenbau, Wellblech und Verzinkerei ꝛc. Den Aufſichtsrath bilden die Herren: Rechts⸗ anwalt Dr. J. Roſenfeld in Mannheim, Bürger⸗ meiſter Förſter in Leutershauſen, ferner Friedrich Max Bankvorſtand, M. Bläß Kaufmann und Bürgermeiſter Betz, letztere 3 Herren in Ladenburg. Die Wiedereröffnung ſoll demnächſt erfolgen. Im Intereſſe des hieſigen Platzes, der Arbeiter und der Geſellſchaft wünſchen wir dem Werke eine günſtige Entwickelung. Die Vermittlung erfolgte durch die Liegenſchaftsagentur von Franz Baumann in Ladenburg. „Herr de Nouchet iſt mein Verwandter,“ ſagte Valerie⸗ „Dann ſtellen Sie ihn als ihren Verwandten vor — nur bringen ſie ſich und ihn nicht in eine Es wird nicht lange währen Va⸗ Wahrheit meiner Worte ein⸗ lerie, bis Sie die ſehen. Man wird Sie ganz ſicher mit Mißtranen behandeln.“ „Meinctwegen; ich bin nun meine eigene Herrin.“ „Dann ſeien Sie zufrieden damit; verſuchen Sie nicht de Nouchet als den Herrn hinzuſtellen — es ſieht nicht gut aus. Glauben Sie mir, Va⸗ lerie, mit der Zeit werden ſie es einſehen, daß ſich niemand über die öffentliche Meinung hinwegſetzen kann.“ Aber trotz allem, was Vivien vorbringen konnte; Mylady ſetzte ihren Willen durch — ſie hielt mehrere flotte Dinergeſellſchaften ab. In einer. Hinſicht hatten Miß Neßlie's Worte doch einigen Eindruck auf ſie gemacht — ſie war in der Oeffent⸗ lichkeit etwas reſervierter gegen Mouſteur. Sir Hary Lane ſagte, er glaubte nicht, daß etwas Un⸗ rechtes bei der Sache ſei; wenn Mhlady den Poſten eines Erziehers gern einem Verwandten übertrage, ſo ſtehe ihr dies ja frei und er denke nicht, daß Mylady zu tadeln ſei, wenn ſie für ihren Ver⸗ wandten freundliche Aufmerkſamkeiten habe — und Sir Harry's Abſicht fiel ſchwer in's Gewicht. 5 (Fortſetzung folgt.) 8