8 — Mannheim, 9. Nov. Der Liegen⸗ ſchaftsagent Konrad Kappes wurde lt. „Frkf. Ztg.“ ſamt ſeinem Bureauchef wegen namhafter Unt er⸗ ſchleife verhaftet. — Karlsruhe, 9. Nov. Der badiſche Frauenverein veranſtaltet am 3. Januar 1905 im Ludwig Wilhelm ⸗Krankenheim wieder einen Kurs für Landkrankenpflegerinnen, beſtehend aus theo⸗ retiſchem Unterricht von 6 Wochen und prak⸗ tiſcher Ausbildung in einem Karlsruher oder aus⸗ wärtigen Krankenhauſe etwa zwei Monate; beſon⸗ dere Sorgfalt wird auf Unterweiſung im Kochen gelegt. Der Unterricht iſt unentgeltlich; die Ver⸗ pflegung von täglich 1.50 Mark können auf An⸗ ſuchen ganz oder teilweiſe von der Vereinskaſſe übernommen werden, jedoch nur während des theoretiſchen Unterrichts; beim praktiſchen Unter⸗ richt ſind ſie von den Schülerinnen zu tragen. Gemeinden, Kreisverbände, Frauenvereine ꝛc, die auf dieſem Wege eine Krankenpflegerin ausbilden laſſen wollen, werden erſucht, geeignete Perſön⸗ lichkeiten unter Beifügung von Geburts-, Schul⸗, Leumunds- und bezirksärztlichen Zeugniſſen baldigſt bei dem Verband der Abteilung 3 des badiſchen Frauenvereins in Karlsruhe anzugeben. — Bühl, 9. Nov. Welcher der babiſche Obſtbau ſich ſelbſt im Ausland zu erfreuen hat, erhellt aus dem Umſtande, daß vor einigen Tagen ein Beamter des ruſſiſchen Acker⸗ bauminiſteriums, ein Herr Joſ. Popoff aus Petersburg, hier in Bühl anweſend war, um ſich auf der hieſigen Zentralvermittlungsſtelle und beim Jandtagsabgeordneten Herrn Geppert Informa⸗ mationen über den badiſchen Ooſtbau, deſſen Aus⸗ dehnung, Abſatzverhältniſſe, Litteratur uſw. geben zu laſſen. Er lobte die Jutelligenz der deutſchen Obſtzüchter, die ſich aus der guten Pflege der Bäume und ihren Bemühungen um einen vorteil⸗ haften Abſatz erkennen laſſen. Auf dem Karls⸗ ruher Obſtgroßmarkt weilte auch ein Herr Prof. Wagner aus Eitelbrück in Luxemburg, um das badiſche Obſt und ſeinen Abſatz kenner zu lernen. Es iſt gewiß erfreulich, daß unſer Obſt⸗ bau ſich auch im Ausland eines guten Rufes erfreut. — Kaiſerslautern, 9. Nov. In Wolfſtein wurden 2 Handwerksburſchen, Kares aus Studernheim und Hellriegel aus Rodenbach, die den Bauern Zeimet aus Nittel bei Trier er⸗ Bedeutung mordet und die Leiche in die Moſel geworfen haben, verhaftet. 5 — Züntersbach, 8. Nov. Die „Ful⸗ daer Zeitung“ meldet: Heute morgen wurde hier ein Brautpaar getraut, welches das ſtattliche Alter von 137 Jahren erreicht hat. Der Bräutigam zählt 75 und die Braut 62 Jahre. Nicht jugend⸗ licher Leichtſinn war es alſo, der dieſes Paar zuſammengeführt hat. — Straßburg, 8. Nov. Ein ſchweres Unglück hat ein im Neudorf wohnendes jungver⸗ heiratetes Ehepaar betroffen. Der Vater, ein Tagner, war an einem Unwohlſein erkrankt und hatte vom Arzt eine opiumhaltige Arznei bekommen. Zur gleichen Zeit erkrankte auch das erſte, drei Monate alte Kind der Eheleute; ihm wurde auch ärztlicherſeits eine Medizin verordnet, jedoch eine anderen Charakters. Da die beiden Medizin⸗ flaſchen einander ähnlich ſahen, verwechſelte die Mutter die für das Uind beſtimmte Arznei mit der des Mannes und gab dem Kind von der opiumhaltigen Medizin ein. Der Irrtum wurde zwar bald bemerkt, doch war es zu ſpät, und das Kind ſtarb, obwohl ärztliche Hilfe raſch zur Stelle war. Köln, 9. Nov. Seit geſtern abend herrſcht in ganz Weſtdeutſchland ein Sturm, wie man ihn ſchon lange nicht mehr erlebt hat. Geſtern abend wurde ein Dachdeckermeiſter vom Dache eines hohen Hauſes weggefegt und verſtarb ſofort. Unterhalb Remagen wurde von einem Schlepp⸗ ſchiffe das fünfjährige Söhnchen einer Schiffer⸗ familie durch den Sturm in den Rhein geweht. Das Kind kam nicht mehr zum Vorſchein. Der Telephonbetrieb mit den meiſten Hauptplätzen Nord⸗ und Süddeutſchlands iſt geſtört. Drei Perſonen, welche bei Daun in der Eifel einen hohen Berg erſtiegen und während des Sturmes den Abſtieg wagten, wären beinahe Opfer dieſes Leichtſinnes und durch den Sturm in das große Maar gejagt worden. Nur dadurch, daß ſie ſich glatt auf die Erde legten und ſtundenlang in dieſer Lage ausharten, entgingen ſie dem ſicheren Tode. — Leipzig, 9. Nov. Kürzlich fand hier eine außerordentliche Verſammlung der Ver⸗ trauensmänner des Verbandes der Aerzte Deutſch⸗ lands zur Wahrung ihrer wirtſchaftlichen Intereſſen ſtatt, die ſich auf Einladung des Vorſtandes hin faſt vollzählig aus allen Gauen Deutſchlands ein⸗ gefunden hatten. Allgemeine Anerkennung wurde der bisherigen Tätigkeit des Vorſtandez gezollt. Ferner wurde das Vorgehen des Vorſtandes den Krankenkaſſen gegenüber gutgeheißen und feſtge⸗ ſtellt, daß bis auf verſchwindend wenige Aus⸗ mit nahmen das berechtigte Vorgehen der Aerzte von nee 1 Erfolg geleitet geweſen ſei. Mit Genugtuung hel konnte erwähnt werden, daß die größte Anzahl der Krankenkaſſen in beachtenswerter Einſicht und Würdigung eines guten Einvernehmens mit ihren Aerzten ſich nicht nur zu weſentlichen Ho⸗ norarerhöhungen, ſondern auch zur Einführung der freien Aerztwahl bereit erklärt hat, ohne ez 5 ö erſt zu beiden Teilen ſchädigenden Kämpfen kommen 12 für 2 zu laſſen. eiorge — Hamburg, 10. Nov. Die hieſigen Abſehi Segelſchiffe „Paluaa“ und „Neptun“ werden vom beine Seeamte als verſchollen erklärt. Beide ſind zweifellos mit der ganzen Beſetzung untergegangen, Der verloren gegangene Leichter „Vereinsblatt“ wurde unweit Kuxhaven aufgefunden und hierher verbracht. — Paris, 9. Nov. In unerwarteter Weiſe hat ſich das Budget Frankreichs um 80000 Franken vermehrt. Präſident Loubet teilte näm⸗ lich dem Finanzminiſter mit, er habe von den 450 000 Franken, die er als Reiſekoſten nach her für Italien mitnahm, nur 370 000 Franken gebraucht begeg. und ſtellte ihm daher den Reſt zur Verfügung Im 11 Es iſt, wie es ſcheint, das erſte Mal, daß ein . 4 77 Präſident der Republick eine ſolche Gewiſſenhaf⸗ ha reno tigkeit zeigt. 0 pet. 0 Die Times meldet Am Montag wurden durch ein Erd⸗ — Zondon, 9. Noy. aus Tokio: beben auf Formoſa in der Frühe um 5 Uhr 50 iges geſa r herma Hüuſer zerſtört und 33 Häuſer beſchädigt; 78 358 Menſchen ſind ums Leben gekommen; unter den hierau 23 Verletzten befindet ſich ein Ausländer. g 5 — Chaleroi, 9. Nov. Bei der im Bau ang befindlichen Eiſenbahn Philippeville⸗Cerfontaine 5 ſtürzten geſtern Erd⸗ und Steinmaſſen auf einen Arbeitswagen, der umfiel und drei mit Aufwer⸗ Antag, de fung von Gräben deſchäftigte Arbeiter unter ſih Ab begrub. Zwei waren ſofort tot, der dritte it 0 6 ſchwer verletzt. uffolge Mühliges E. weſenheit Valeries unſchickliches Benehmen etwas berdeckeu. Es war beinahe Mitternacht, als ſich Valerie endlich erhob und ſagte: „Ich verliere meinen beſten Schlaf. Vivien, ſind ſie nicht ermüdet?“ De Nouchet neigte ſich dann Myladys juwelengeſchmückte Hand. nun nicht einmal auf, als er ihr wünſchte. Miß Neßlie konnte nicht ſchlafen; ſie fühlte ſich unbeſchreiblich beunruhigt. Was ſollte dieſe entſetzliche Vertraulichkeit bedeuten? Wie würde dies euden? Wie würde es möglich ſein, die Ehre ihres Hauſes unbefleckt zu erhalten? Am nächſten Morgen erhob ſie ſich mit der ſchwachen Hoffnung, es werde vielleicht heute alles auders ſein. Aber als ſie das Frühſtückzimmer be⸗ trat, war Mouſteur bereits da, und diesmal konnte der Knabe nicht als Entſchuldigung für ſeine An⸗ weſenheit gelten. Der Erzieher hatte den Lieb⸗ lingsſtuhl ihres Vaters, in dem dieſer vorzugs⸗ weiſe zu ſitzen pflegte, in Beſchlag genommen; er fragte, ob die Zeitungen angekommen ſeien; er nannte ein Gericht, daß er zum Luncheon wünſchte. Wenn dieſes Frühſtück noch länger gedauert hätte, wäre Viviens Geduld zu Ende gegangen. Mouſieur benahm ſich in jeder Hinſicht, als ſei er der Herr des Hauſes. Miß Neßlie traute kaum ihren Augen und Ohren. Nach dem Frühſtück wurden die Pferde vor⸗ geführt. Die gnädige Frau ſah in ihrem Reit⸗ kleid bezaubernd aus. In ihrer Hand hielt ſie eine hübſche, juwelengeſchmückte Reitpeitſche — ein Ge⸗ ſchenk Sir Arthurs. „Ich werde ſie nicht noch einmal bitten, ſich uns anzuſchließen, Vivien,“ ſagte ſich lachend. „Sie würden ſich ſchließlich doch in unſerer Geſellſchaft 2 langweilen.“ 5 . tief über Vivien blickte „gute Nacht“ So blieb denn Miß Neßlie eine Entſcheidung ihrerſeits enthoben. Sie blickte den Davonreitenden nach, bis ſie außer Sicht waren und ſuchte dann mit Verzweiflung im Herzen, Gerald Dorman auf, um ſich mit ihm zu beraten. „Was ſoll ich tun,“ rief fie in leidenſchaft⸗ lichem Zorn. „Was kann ich tun? Wenn ich zu Lady Neßlie darüber ſpreche, wird ſte trotzig, und die Sache iſt nur um ſo ſchlimmer. Hat man je davon gehört, daß ein fremder Erzieher in ein Haus aufgenommen und als der Herr desſelben behandelt wurde?“ Gerald war in Verlegenheit, was er tun oder raten ſolle; er konnte nur verſuchen, ſie zu beru⸗ higen und ihren Aerger zu dämpfen. „Wahrſcheinlich wird ſich die Sache in einigen Tagen ändern,“ ſagte er. „Lady Neßlie iſt ſicht⸗ lich ſehr eingenommen für ihren Verwandten. Wenn die erſte Erregung über ſeine Ankunft vorüber iſt, wird ſie ſich ohne Zweifel anders be⸗ nehmen. „Und der Skandal in der Zwiſchenzeit?“ fragte Miß Neßlie. „Ich bemerkte ſchon geſtern die ſonderbaren Mienen der Dienſtboten. Denken Sie nur, welchen Skandal es hervorrufen wird, wenn es bekannt wird, daß Lady Neßlie allein mit ihres Sohnes Erzieher ausreitet — daß er tatſächlich wie einer der Unſrigen bei uns lebt.“ „Wir können nur hoffen, daß Lady Neßlie ſich doch ein weuig an der öffentlichen Meinung ſtören werde,“ ſagte Gerald. Und Vivien kam zu der Ueberzeugung, daß Sie geduldig abwarten müſſe, was die Zeit bringe. 5 Sie brachte keine Beſſerung: De Nouchet nahm das Luncheon mit den Damen eiu; während des Nachmittags ſchleuderte er mit Mylady durch die Gewächshäuſer; dann dinierte er wieder mit ada Aunntag, de 2 K. n Ge“ den Damen und verbrachte den Abend mit Ihnen. Von dem Kuaben oder deſſen Lektionen war gar keine Nede. Vivien ertrug dies alles geduldig am erſten Tage, nahm ſich aber feſt vor, am nächſten Morgen die Sache zur Sprache zu bringen. Ge Wie ſehr ſte die Idee verabſcheute, mit den N beiden ſich zum Frühſtück niederzuſetzeu, wußte nur t Lage ſie allein; doch ſah ſie wohl ein, daß es Veran⸗ J Berie laſſung zum Gerede unter der Dienerſchaft geben : Jahre würde, wenn ſie ihr Frühſtück auf ihr eigenes 3. Gene Zimmer befähle, und gerade dieſes wünſchte ſie vor 4. Neun allem zu vermeiden. Sie betrat jetzt das Speiſe⸗ 0. deri zimmer; es ſchien ihr, als ob ihre Anweſenheit . b. Bere oder Abweſenheit von geringer Bedeutung ſei — uicht zahl. Mylady und der Erzieher waren in eifriger Unter⸗ haltung vertieft. Valerie beantwortete gerade eine Bemerkung Monſieurs mit den Worten: „Wir werden heute einen langen Ritt machen. Nuneham Park ſoll unſer Ziel ſein.“ Jetzt hielt es Vivien an der Zeit, zu ſprechen. Sie erhob ihr Haupt und blickte dem Erzieher voll ins Geſicht. an. l von 0 „Wann gedenken Sie denn mit Sir Os⸗ walds Lektionen zu beginnen, Mouſieur ?“ fragte ue ſie ruhig. untl. 8 Etwas frappiert über dieſen direkten Angriff 1 blickte er nach Mylady hinüber. Dann erwi⸗ kon derte er: D band „Sobald Lady Neßlie es für gut findet.“ „Uad dies wird nicht gerade jetzt ſein,“ ſagle glich! Valerie. „Sie werden beginnen, wenn ich es ihnen ſage — nicht früher. Haben Sie einen beſonderen 8 Grund, warum Sie dies zu wiſſen wünſchen, Sch Vivien?“ 8 eprechſt H. Ulefon A Nrnn