Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Hau Hoſbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. 95 —— Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabat Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. N 81. Freitag, den 7. Gktober 1904 der Thronfolgeſtreit in Lippe⸗ Detmold. Die mit dem Tode des Graf-Regenten Ernſt von Lippe⸗Detmold neu aufgerollte lippiſche Thronfolgefrage hat durch eine ſoeben erſt be⸗ kannt gewordene Kundgebung des Kaiſers eine unleugbare Verſchärfung erfahren. Bereits am 26, September hatte der Haiſer folgendes Tele⸗ gramm, von Jagdſchloß Rominten aus dem ſetigen Graf⸗Kegenten Leopold zugehen laſſen: Ich ſpreche Ihnen mein Beileid zum Ableben Ihres Herrn Vaters aus. Da die Rechtslage un keiner Weiſe geklärt iſt, kann ich eine Regent⸗ ſchaftsannahme Ihrerſeits nicht anerkennen und laſe auch das Militär nicht vereidigen. (gez.) Wühelm J. K.“ Mit dieſer Kundgebung ei der Kaiſer den Anſprüchen der Linie Appe⸗Bieſterfeld auf die Kegentſchaft und die Thronfolge im Fürſtentum Lippe⸗Detmold offen eulgegen, und es iſt nicht zu verkennen, daß der lippiſche Konflikt durch eine ſolche pronon⸗ gerte Stellungnahme des Keichsoberhauptes zunächſt verſchärft worden iſt. Denn anderſeits hall die Staatsregierung von Lippe⸗Detmold unentwegt an ihrer Anſchauung feſt, daß die Regeniſchaft dem Grafen Leopold zu Lippe⸗ Bieſterfeld, dem älteſten Sohne des verſtorbenen Graf⸗Regenten Ernſt, zukomme, und daß über- haupt der Linie Lippe⸗Bieſterfeld die Erbfolge in Lippe⸗Detmold gebühre. Sie hat dieſe ihre Auffaſſung aus fürlich in einer Vorlage, die dem am Mitwoch zuſammengetretenen Landtage zugegangen iſt, niedergelegt, der Tandtag aber wird nach ſeiner bisherigen Haltung zweifellos auf die Seite der Kegierung und des Graf⸗ Regenten treten, und ſo weiſt die leidige lippiſche Angelegenheit angeſichts des von Cippe⸗Schaum⸗ von Lippe ⸗ Schaumburg 558 — burg beim Bundesrate eingelegten Proteſtes gegen die Regenſchaft des Grafen Leopold und in Hinblick auf die obige Willensäuſſerung des Haiſers vorerſt einen höchſt unerquicklichen Stand auf. Um ſo lebhafter kann nur ge⸗ wünſcht werden, daß der ganze Konflikt ſeine baldige definitive Löſung durch einen nicht um⸗ zuſtoßenden Kechtsſpruch eines unparteilichen Gerichtshofes finden möge, und zu dieſer Löſung bietet Graf Leopold ſelber die hand. Denn er will ſich dem Urteile des betreffenden Ge⸗ richtshofes unterwerfen, möge derſelbe nun das Keichsgericht, das preuſſiſche Kammergericht, der oberſte baperiſche Gerichtshof oder ſonſt ein höchſtes Gericht ſein; die Regierung von Lippe⸗Detmold will beim Bundes rate den An⸗ trag ſtellen, daß auf reichsgeſetzlichem Wege ein derartiger Gerichtshof zur Entſcheidung be⸗ ſtellt werde. Da auch der Kaiſer eine Klärung der Rechtslage wünſcht, wie aus ſeinem Tele⸗ gramm an den Graf-Kegenten Leopold hervor⸗ geht, ſo ſteht allerdings zu hoffen, daß der ge⸗ ſamte Streit um die Thronfolge in Lippe⸗Det⸗ mold durch beſonderes gerichtliches Urteil ſeine Beilegung finden wird, wobei es ſür das deutſche Volk gleichgültig iſt, ob hiermit als⸗ dann die Thronfolgeanſprüche des Hauſes Schaumburg⸗Lippe oder aber jene der Linie Lippe⸗Biſterfeld ſiegen. Freilich wird jedoch die Sache nicht ohne langatmige juriſtiſche Spitz⸗ findigkeiten und Deduktionen abgehen, die nament⸗ lich durch die ebenſo ſchwierige wie wunderliche Ebenbürtigkeitsfrage reiche Nahrung erhalten dürften. Denn die Ebenbürtigkeiten der Cippe⸗ Bieſterfelder in der Thronfolgefrage wird ja energiſch beſtritten, ſchaumburgerſeits hat man ſich auch durch die Tatſache, daß von dem 1875 verſtorbenen Fürſten Leopold von Tippe⸗Detmold mittet Hausgeſetzes die Ebenbürtigkeit der Nachkomme aus der Ehe des Grafen Ernſt zur Tippe Bieſterfeld mit Gräfin Haroline v. Wartens leben ausgeſprochen worden iſt, nicht beirren laſſen, zumal Fürſt Waldemar, der Nachfolge des Fürſten Leopold, dieſelbe eigentlich wiede umgeſtoßen hat, da er bekanntlich für den Fall ſeines Ablebens den Prinzen Adolf von Schaum⸗ burg zum Regenten ernannte. Jedenfalls liegt die ganze Affaire ziemlich verwickelt, aber ihre Klarlegung und Erledigung muß doch einmal erfolgen, und je eher dieſe Entſcheidung gefällt wird, deſto beſſer wird es ſein. Verſchiedenes. 5 Ladenburg; 7. Okt. Das in der Kirchgaſſe gelegene Wohnhaus der 1 Mich. Stichs Witwe ging bei der heute ſtattgehabten Verſteige⸗ rung um den Preis von 4005 Mark in den Beſitz des chriſtl. Bürgerhoſpitalfonds über, vorbehaltlich der Genehmigung des Großh. Verwaltungshofes. Durch dieſen Erwerb bleibt Ladenburg eine alter⸗ tümliche Sehenswürdigkeit erhalten. a — Doſſenheim, 5. Okt. Seinen Ver⸗ letzungen erlegen iſt der Sohn des bisherigen Herrn Bürgermeiſters Apfel hier, der in der Nacht des letzten Samstag durch Schläge auf den Hopf ſchwer mißhandelt wurde. — Secken heim, 7. Okt. Ein trauriger Unglücksfall ereignete ſich geſtern hierſelbſt. Der ledige Landwirt Johann Georg Seitz, wohnhaft Friedrichsſtraße, war damit beſchäftigt, Stroh von einem Schuppen herunter zu holen und ſtürtzte, jedenfalls infolge eines Fehltrittes, in einer Höhe von 2 Meter herunter, wodurch er ſich ſchwere innere Verletzungen zuzog, die den Tod in kurzer Zeit herbeiführten. Enterbt. Roman. Nach dem engliſchen frei bearbeitet von Klara Rheinau. 24. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Dieſe Worte überraſchten ſie etwas, aber ſie machte keine Bemerkung. Hauſe blickend. zu ſprechen wünſche. Herrn Dormann nach ihr ausgeſandt, und dieſer fand ſie bei der Sonnenuhr, unverwandt nach dem Er ſagte ihr, daß Sir Arthur ſie „Ich werde ſogleich gehen,“ erwiderte Vivien. „Aber Herr Dormann, treten Sie an meine Seite „Darf ich fragen, was ſie bekümmert hat, Miß f Neßlie ?“ ſagte er. „Nein, es iſt vorüber, ich werde es vergeſſen. Ich hatte unn um einen Augenblick die Faſſung verloren.“ Er hätte die Welt darum gegeben, ihr ſagen zu dürfen, wie er mit ihr ſympathieſterte, wie er diejenigen verabſcheute, welche über ſte triumphierten wie jedes Wort, das ſie verletzte, ihm wie ein ſcharfes Schwert in das Innere drang; aber er wagte ſeinen Gefühlen keinen Ausdruck zu ver⸗ lelhen und Vivien verließ ihn mit freundlichem Lächeln. 2 3. Kapitel. Boe Tage kamen nun jetzt für Lancewood heran. An einem ſchönen Sommerabend beſand ſich Molen im Garten — auf ihrem Lieblingsplätzchen, wo die alte Sonnenuhr ſtand und die weißen Tauben um die Fontäne flatterten. Sir Arthur hatte Wolken und betrachten Sie jene ſie ſind blutrot.“ „Es iſt der Sonnenuntergaug,“ entgegnete er, „dieſes trübe Rot deutet oft Regen an.“ „Aber ſehen Sie,“ rief Miß Neßlie, „ſie ſind blutrot, und wie tief ſte über der Abtei hängen! Sehen Sie, welch einen ſonderbaren Schatten ſte darüber werfen! Ich habe ſie ſo lange beobachtet, bis ich ganz nervös geworden bin.“ Gerald war an ihre Seite getreten, und ſie betrachteten ſchweigend das merkwürdige Ausſehen des Abendhimmels. Die Sonne ging hinter ſchweren Wolken unter, und dieſe warfen einen feurigen Schein auf die Abtei. „Wiſſen Sie“, ſagte Vivien, ſich zu Gerald wendend, „ich habe ein ſonderbares Vorgefühl von kommendem Unheil; dieſe feurigen Wolken ſcheinen mir Gefahr in ſich zu bergen, und dies ſonderbare rote Licht über der Abtei kommt mir wie ein Alarmſignal vor.“ „Sie ſind nervös, Gerald. . „Im Gewöhnlichen leide ich nicht an dieſer Schwäche“, erw i ühle mich auch nicht gerade geängſtigt, aber ich bin überzeugt, daß uns ein Unglück bevorſteht.“ In ernſten Geſprächen wandelten ſie nach dem Hauſe zurück. „Wo iſt Sir Arthur,“ fragte Vivien. „Ich verlie ihn in ſeinem Studierzimmer und fand ihn nicht wohl ausſehend,“ ſagte Herr Dormann. Miß Neßlie“, bemerkte Sie eilte raſch in ihres Vaters Zimmer, welches außer ihr niemand ohne Erlaubnis zu be⸗ treten wagte. Auch ſie erſchrack über den ſonder⸗ baren Ausdruck in Sir Arthurs Zügen. „Vivien“, fragte er nun raſch, „das Bild Deiner Mutter hängt in Deinem Boudoir, nicht wahr?“ „Ja, Papa,“ erwiderte ſie verwundert. „Ich habe großes Verlangen, es zu willſt Du mit mir kommen. „Gewiß, Papa.“ Und ſie ſchritten über die beiden Korridore nach Viviens Gemächern. „Schließe die Türe“, ſagte Sir Arthur und ſeine Tochter gehorchte ſchweigend. Die Strahlen der untergehenden Sonne ver⸗ goldeten das Gemälde und ſchienen liebend auf dem Antlitz der Toten zu verweilen. Sir Arthur ſaß vor dem Bilde nieder, und Vivien trat an ſeine Seite, zärtlich ihren Arm um den Vater ſchlingend, wie in den alten Zeiten, ehe die Fremde zwiſchen ſie gekommen war. Deine Mutter war eine wunderſchöne Frau, 8 ſehen;