3 5 Einzelwetturnen der Zöglinge, das Kürturnen der übrigen Turner an den verſchiedenen Geräten und ſpäter die Vorführung einer Muſterriege an zwei Barren. Es wurden zum Teil recht ſchöne Leiſtungen gegeben, welche erkennen laſſen, daß in dem Verein mit Fleiß und Intereſſe geturnt wird und wofür Turner und Zöglinge es verdienen, öffentlich gelobt zu werden. Den Schluß der turneriſchen Aufführ⸗ ungen bildete ein Turnſpiel, welches viel Heiterkeit unter den Zuſchauern hervorrief. Um halb 7 Uhr abends zog die feöhliche Turnerſchaar unter Voran⸗ tritt der Muſikkapelle nach ihrem Lokal (Gaſthaus „zum Anker“) zurück, woſelbſt abends 9 Uhr der Feſtball unter ſehr zahlreicher Beteiligung begangen wurde. Daſelbſt fand auch die Preisverteilung an die Zöglinge ſtatt. Preiſe erhielten: J. Lackert, Bangert, Koch, Ph. Lackert, Seel, Keßler und May. Mögen dieſe Erfolge den jungen Turnern ein Anſporn ſein, auch fernerhin ſich dem Turnen zu widmen, das doch für die Schönheit und Ge⸗ ſundheit des menſchlichen Körpers von ſo großem Wert iſt. Ladenburg, 30. Sept. Wie aus dem Inſeratenteil zu erſehen iſt, wird am Samſtag abend die Direktion des auf dem Marktplatz be⸗ findlichen Circus eine Gala⸗Parade⸗Vorſtellung geben, worauf wir unſere verehrl. Leſer beſonders aufmerkſam machen und bemerken, daß ſich der Beſuch des Circus lohnt, da in demſelben kunſt⸗ reiche Vorſtellungen gegeben werden. — Waibſtadt, 28. Sept. Auf hieſiger Gemarkung, deren Bodenverhältniſſe ſich bekannt⸗ lich vorzüglich für Kartoffelbau eignen, ſind dieſes Jahr die Kartoffeln wieder ſehr gut geraten und auch jetzt wieder gehen Tauſende von Zentnern dieſer vielſeitig verwendbaren Gemüſefrucht in alle Welt hinaus. Da in den letzten Jahren auch die Großhändler auf hieſige Ware mehr aufmerkſam wurden, werden jetzt die Kartoffeln in großen Quantitäten auch per Bahn verſendet, während bisher die Landwirte mit Vorliebe ihr Erträgnis mit eigenem Fuhrwerk auf die Märkte in Heidel⸗ berg und Mannheim brachten oder ſie auf voc⸗ herige Beſtellung an dortige Private abſetzten. Indem ſte in letzterem Falle in Bezug auf Sorte und Qualität den einzelnen Abnehmern beſonders Rechnung tragen konnten, erzielten ſie vielfach einen beſſeren Preis. Der Preis, den heute hier die Händler für Kartoffeln bezahlen, beträgt 2,40 bis 2,50 Mark. — Karlsruhe, 27. Sept. herrlicher Verordnung vom 18. Januar Geſ.⸗ und Verordnungsbl. a 1900, 1900 S. 334/35, wurde die Gebühr für Beurkundung eines Ehe⸗ vertrages, durch welchen für eine am 1. Januar 1900 beſtandene Ehe badiſcher Staatsangehöriger eine den Vorſchriften des Bürgerlichen Geſetzbuches entſprechende Regelung des Güterſtandes getroffen wird, ermäßigt. Die Beurkundung eines ſolchen Ehevertrages koſtet bis zum Ablauf des Jahres 1904 bei einem Werte von 1200 Mk. den Betrag von 6 Mk., bei einem Werte bis zu 10000 Mk. den Betrag von 10 Mk., bei einem höheren Werte 20 Mk. Mit Ablanf dieſes Jahres tritt die Er⸗ mäßigung außer Kraft und die Beurkundung der Eheverträge koſtet dann bei einem Werte von 1200 Mk. 10 Mk., 10000 Mk. 28 Mk., 20000 38 Mk., 30 000 Mk. 48 Mk., 40 000 Mk. 52 Mk., 50 000 Mk. 56 Mk., 100 000 Mk. 76 Mk. Wer alſo die Gebührenermäßigung genieſen will, ändere daher ſeinen Güterſtand vor Ablauf des Jahres 1904. Das von Notariatsgehilfe Meyer in Lörrach verfaßte Schriftchen „Hat der Ehevertrag einen Wert?“, das zum Preiſe von 1 Mk. durch alle Buchhandlungen zu beziehen iſt, gibt genau Aufſchluß über die verſchiedenen Güterrechtsarten. — Sinsheim, 27. Sept. Die Turnge⸗ noſſenſchaft Elſenzgau wurde letzten Sonntag hier im „Löwen“ aus der Taufe gehoben. Vertreten waren die Turnvereine von Sinsheim, Dühren, Hoffenheim, Michelfeld, Rappenau, Ittlingen, Meckesheim; Maner und Baierthal. Als Gau⸗ turnrat wurde gewählt: Vorſitzender Gauvertreter Herr Stadtſchreiber Schick von Sinsheim, Stell⸗ vertreter desſelben Herr Stationsvorſtand Frank von Baierthal, Schriftführer Herr Rechtskonſulent Schwenn von Sinsheim, Kaſſier Herr Kaufmann Weinmann von Rappenau, 1. Gauturnwart Herr Heinrich Stoll von Sinsheim, 2. Gauturnwart Herr Kaufmann Theobald von Meckesheim; Bei⸗ ſitzer die Herren Gilbert von Ittlingen, Sohns von Hoffenheim und Dick von Mauer. Zum Vorort des „Elſenzgaues“ wurde Sinsheim be⸗ ſtimmt. Der Gauturnwart wird in tunlichſter Bälde die Ausarbeitung der Vereinsſatzungen vornehmen. — Offenburg, 28. Sept. Zum Mord bei Altenheim wird jetzt gemeldet: Der Wagner⸗ geſelle Faißt, auf den als mutmaßlichen Mörder gefahndet wurde, wurde, wie gemeldet, in Berg⸗ Kameraden durch einen Säbelhieb in den Unter⸗ ö Elſaß verhaftet. Jedoch ſcheint der auf unit ihm laſtende Verdacht nicht begründet zu ſein, da P begin Faißt in der Zeit, als der Mord begangen wurde öhhe, nicht in der Nähe von Altenheim war. Der Ber. l llt, haftete wird vorausſichtlich bald wieder auf freie 5 bc Fuß geſetzt werden. Die Perſönlichkeit des Er K bluber, mordeten iſt immer noch nicht feſtgeſtellt; mg lunge vermutet, daß er der Buchbinder Behrens aus 0 de darüber noch nicht abgeſchloſſen. 4 80 nit Koburg ſein könnte, doch ſind die Ermittelunge 117 i — Neuſtadt a. H., 28. Sept. 4 un, Ein trau riger Unglücksfall ereignete ſich auf der Amalſen⸗ 3 hm ſtraße. Dort geriet das 2½ Jahre alte Töchter, ble w chen Johanna des Herrn Inſtallateurs Ludwig a, 20 Rieger unter eine Weinfuhre des Herrn Mayer 11. Olts vom Mödenbacher Hof. Das Kind wurde ſo G5 ſchwer verletzt, daß der Tod ſofort eintrat. Der 3 Kopf, über den die Räder hinweg gingen, war unt buchſtäblich eingedrückt. Das Kind wurde in die en elterliche Wohnung verbracht. 1 Sigel — Schweinfurt, 20. Sept. In Eiſah bei Ebern wurde der Gutsbeſitzer Friedrich Zier mit durchſchnittenem Halſe in ſeinem Bette dot en, aufgefunden. Als der Tat verdächtig wurde feine ganz 5 Frau in Haft genommen. Sta — Maikammer, 28. Sept. Guts beſiter geil Jakob Wilhelm wurde heute vormittag im Keller amt tot aufgefunden. Infolge der Gärungsdünſte des ſclannt neuen Weines war derſelbe erſtickt. D — Hirſchberg (Schleſien), 28. Sept. 5 Infolge einer Eiferſuchtsſzene wurde heute nacht l ein Oberjäger des 5. Jäger⸗Bataillons von einem N Aunntris, leib tötlich verletzt. — Bamberg, 28. Sept. Infolge Ueber⸗ 155 fahrens des Ausfahrtſperrſignals ſtieß geſtern . gf abend der gemiſchte Zug Nr. 354 auf der Station en zu kn Hochſtadt⸗Marktzeula mit einer Rangierabteilung be dure zuſammen. Der Wagenwärter Edelmann aus 5 Hof wurde getötet, 5 Reiſende wurden leicht ber⸗ At u letzt. Die Gleisſperrung war um Mitternocht ge⸗ inet hoben. wulth, di — Biella (Piemont), 29. Sept. Durch den Einſturz eines Gewölbes in einer Fabrk 3 kamen 5 Arbeiter um, darunter der Mitbbeſitzer, 57550 L mehrere Perſonen erlitten ſchwere Verletzungen, 3 30 Arbeiter wurden bis zum Abend noch nicht aus def den Trün rn hervorgezogen, zu erziehen,“ entgegnete ſie, „und ich werde keinerlei Einmiſchung dulden.“ „Deine Schweſter iſt eiferſüchtig auf Dich,“ ſagte ſie dann zu dem Knaben, faſt ehe er Ver⸗ ſtändnis für dieſe Worte hatte. „Wenn Du ein Mann biſt, wird nun dieſes ganze Haus und all ſein Reichtum Dir gehören, und Vivien möchte es ſelbſt gern.“ 5 „Aber ſte ſoll es nicht haben,“ rief nun der Kleine und klatſchte vergnügt die Händchen. „Nein, ſie ſoll es nicht haben — es wird dir gehören,“ ſagte die kluge Mutter. Die Folge hiervon war, daß der Knabe bei dem nächſten Verweis, den er von Vivien erhielt, erwiderte: „Mama ſagt, dies iſt mein Haus, Du ſollſt es nicht haben!“ Dies war hart zu ertragen. Als Sir Arthur davon erfuhr, war er ſehr erzürnt; aber er hatte es längſt aufgegeben, mit ſeiner Gattin über dieſen Punkt zu ſprechen, denn er fand, daß ſeine Ein⸗ wendungen gerade das Gegenteil bewirkten. Wenn Vivien Lady Neßlie auf einen Fehler aufmerkſam machte, der mit wenigen Worten vielleicht gebeſſert worden wäre, dann ſagte ſte; „Natürlich haben ſie ſtets etwas an Oswald zu tadeln; es wäre wun⸗ derbar, wenn es anders wäre. Sie können ihn natürlich nicht gern haben; er wird einſt der Herr von Lanceword ſein.“ „Laſſen ſie ihn ſeiner Stellung würdig werden“, entgegnete dann Vivien ernſt. „Er wird würdig genug ſein,“ war Myladys Verſichernng. Tatſächlich war jede Einmiſchung nutzlos. Lady Valérie lobte den Knaben ſeiner Fehler wegen und ſchien jede beſſere Regung in ihm erſticken zu wollen. Leideuſchaſt und Unverſchämtheit geiſtvolles Weſen, ſeine Grauſamkeit Tapferkeit. Seine Lügen nannte ſie Geſcheidtheit, ſeine Eines Morgens durchwanderte Vivien mit ihrem Vater die Galerien, und ſie fanden die Türe zu dem Kinderzimmer offen. „Sehen wir einmal nach dem Knaben,“ ſagte Sir Arthur; „er verhält ſich nun heute morgen ſo ſtille.“ Die Urſache ſeines Schweigens war bald er⸗ klärt; die Wärterin war eifrig mit Nähen be⸗ ſchäftigt, und Oswald hatte eine Fliege gefangen der er die Flügel auszureißen verſuchte. Vivien ſtieß eineu Schrei des Entſetzens aus. „Du grauſamer Knabe,“ rief ſie, „dies darfſt Du nie wieder tun.“ 5 „Und doch,“ entgegnete der kleine Oswald, „Mama erlanbte mir, ſo viele Fliegen zu tbten, als ich wollte. Sieh, welche Maſſe ich heute morgen ſchou gefangen habe!“ „Haſt Du nichts zu ihm zu ſagen, Papa?“ ſagte Vivien ihr entrüſtetes Antlitz Sir Arthur zu⸗ wendend. „Können Worte hier nützen?“ fragte er da- gegen, die Achſeln zuckend. 0 „Natürlich,“ ſagte Vivien entſchieden. „Soll er aufwachſen mit dieſem Geiſt der Grauſamkeit, Papa? Höre mich an. Wenn den böſen Neigungen des Knaben kein Einhalt geſchieht, dann wird es ein Unglückstag für Lancewood ſein, wenn es in die Hände des Mannes übergeht.“ „Aber was ſoll ich tun?“ fragte Sir Arthur hilflos. „Tun?“ wiederholte ſie, und ihr ſchönes Ant⸗ litz überzog eine glühende Röte. „Beſtehe darauf, daß er eine beſſere Erziehung erhält, daß er auf 115 Fehler aufmerkſam gemacht und dafür beſtraft wird.“ f Sie verſtand nicht die leiſe gemurmelten Worte Sir Arthurs, der ſich beeilte, den Kampfplatz zu verlaſſen; aber ſie blieb zurück, um dem Knaben zu nicht ſelbſt wehren könne, martere. denn wood erben, darum mögen Sie ihn nicht leiden. 8 Arthur ſagen.“ ſagen, daß er ein grauſamer Feigling ſei, daß nur ein Feigling ein ſchwaches kleines Tierchen, das ſich Dieſer ganze Vorfall wurde, vielleicht mit einigen eigenmächtigen Aus ſchmückungen, durch die Wärterin der gnädigen Frau berichtet. Lady Neß⸗ lie war ſehr erboſt, andererſeits aber auch wieder 1 haus 2 d dag die — erfreut, einen greifbaren Grund zu haben mit Bibien ligen zu ſtreiten. Sie ſuchte dieſelbe augenblicklich auf hauste und fand ſie in ihrem eigenen Zimmer. Wenn Valérie erzürnt war, dann hatte ſie meiſt etwas ge⸗ hauf wöhnliches in ihrem ganzen Benehmen. 5 Naluty „Ich möchte mit Ihnen ſprechen, Vivien, die ein ſagte ſie haſtig eintretend. „Ein für alle Mal müſſen ſie wiſſeu, daß ich durchaus keine Eiumiſchung bezüglich der Erziehung meines Sohnes dulde. Ver⸗ ſtehen Sie mich?“ „Wenu ſich niemand einmiſcht, dann wird er zu einem böſen Menſchen heranwachſen,“ verſetzte Vivien mit ruhiger Würde. „Das iſt meine Sache, nicht die Ihrige.“ „Doch wohl auch die meinige, Lady Neßlie, Oswald wird einſt Herr von Lancewood werden. Die Ehre unſeres Hauſes wird in ſeinen Händen liegen.“ „Ah, das iſt die Sache! Er wird elnſt Lance⸗ Aber Miß Neßlie, ich bin die Herrin dieſes Hauſes und gedenke ſie auch noch lange zu bleiben. Ver- ſtehen ſie mich wohl, wenn ſie nicht aufhören, ſich mit Oswald zu beſchäftigen, ſo müſſen Sie Ihr Heim anderswo aufſchlagen. Ich werde es Sir