l ö 0 Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der ——5ß5—— ———— Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. a Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. g. und „ N 56. eee. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahm i Umgebung. 5 Bei größeren Aufträgen Rabatt. uttwec den 15. Jul der Abſchluß des deutſch-ruſſiſchen 3 Handelsvertrages in Sicht. In den Handelsbezie hungen zwiſchen Deutſch⸗ and und Kußland ſcheint ein wichtiger Akt mittelbar bevorzuſtehen. Der leitende ruſſiſche Migiſter Witte hat ſich von Petersburg über Berlin nach Norderney begeben zum deutſchen Nechskanzler Grafen Bülow, und da die Ver- helungen über den Abſchluß des neuen Han⸗ delsvertrages zwiſchen Deutſchland und Kuß⸗ land gun ſchon lange in der Schwebe hängen, o it es im hohen Grade wahrſcheinlich, daß her Wiate nach Norderney gereiſt iſt, um mit ein Grafen Bülow nunmehr den Handelsver⸗ lag abzuſchließen. Man nimmt an, daß Ruß⸗ and, welches Monate lang an dem neuen Nischen Zolltarif und den erhöhten Getreide- Ie Anſtoß genommen hat, nunmehr geneigt einige Zugeſtändniſſe zu Gunſten des deutſchen Handels zu machen. Wir wollen uns dabei lich auf den Standpunkt ſtellen, daß Rußland Wegen des folgenſchweren Krieges mit Japan i Nachgiebigkeit bewogen fühle, ſondern darf wohl annehmen, daß auch in Peters⸗ ig die hohe Bedeutung guter Handelsbezieh⸗ llgen mit Deutſchland mehr und mehr gewür⸗ wbworden iſt. Hat doch Rußland im ver⸗ fenen Jahre für 389 Millionen Mark Ge⸗ ide, zumal Weizen, Roggen und Gerſte nach Muiſchland verkauft, außerdem bezieht Deutſch⸗ land aus Kußland noch eine Menge Rohprodukte. Aber auch Deutſchlands Aus fuhr nach Rußland hehnug im Jahre 19053 an Waren und Edel⸗ Metallen 378 Millionen Mark, wobei zu be⸗ achten iſt, daß die deutſche Ausfuhr nach Kuß⸗ land ſich wieder etwas gegen die früheren Jahre gehoben hat. Die ſchlimme Seite in dem deut⸗ Der Majoratsherr. Roman von L. Idler⸗Derelli. . 28. Fortſetzung. (Nachdruck verboten) „Sie ſind doch ein guter Menſch!“ ſagte ſie dann langſam zu ihm. „Sie waren der erſte, der meinem Men Oswald beiſpraug, als er ſein Leben aus⸗ chte das werde ich Ihnen nie vergeſſen! Und i wollte mein Knabe würde ein Thurin, wie Sie! Leben Sie wohl, und werden Sie glücklich mit Sophie von Blomen!“ Sie wandte ſich ab, ohne ihm die Hand zu reichen. Wo iſt das Kind ?“ fragte Eberhard mit iger Teilnahme. „Kann ich den Kleinen nicht noch ſehen ?“ „Er iſt mit ſeiner Wärterin ausgegangen,“ Aederte Antonie abweiſend. „Wozu wollten ſie ind ſehen, Herr von Thurin? Ich nehme in Kugben mit und er bleibt für immer bei mir; e ſoll die vornehmen Verwandten nie beläſtigen. amm, Tante, laß uns gehen! Unſere Rolle hier iſt ausgeſpielt!“ Sie ergriff die Hand der Frau Müller und beließ mit ihr das Zimmer. Eberhard rief einige Diener, die Leiche Os⸗ bald Berg's hinauszutr gen. Der Tote fand auf n Thariner Dorfkirchhof die letzte Ruheſtätte. — Tief erſchüttert kehrten die Herren heim, noch . 5 1 ———— ſchen Handel mit Rußland beſtand bisher nur darin, daß Kußland ſeine Sollſätze für die deutſchen Waren nicht auf eine Keihe von Jahren feſtlegen wollte, ſondern je nach Be— dürfnis plötzlich ſeine Sölle erhöhen konnte. Darin liegt eine ſchwere Halamität für Deutſch⸗ lands Induſtrie und Handel, denn mit dem Mittel der willkürlichen und plötzlichen Zoll⸗ erhöhung kann Rußland die deutſche Ausfuhr Die geradezu um viele Millionen ſchädigen. wirtſchaftlichen Intereſſen Deutſchlands ver langen alſo, daß in dem neuen Handelsvertrage mit Kußland der deutſche Solltarif mindeſtens in ſeinen Minimalforderungen zur Geltung kommt, und daß Rußland gegenüber Deutſch⸗ land ſeine Sölle auf eine Reihe von Jahren feſtlegt, damit die deutſche Induſtrie mit einem dauernden Faktor rechnen und ſicher und ruhig darüber disponieren kann, was ihrer Ausfuhr nach Rußland frommt. Gelingt es in dieſen Tagen dem deutſchen Reichskanzler in dieſem Sinne die Hauptpunkte des neuen Handelsver⸗ trages mit Rußland mit dem Miniſter Witte zu vereinbaren, ſo würde dies ein großer und ſchöner Erfolg der deutſchen Politik ſein, und viele Unzufriedene und Nörgler würden zum Schweigen gebracht werden. Wir vertrauen auch der diplomaliſchen Geſchicklichkeit und Umſicht des Grafen Bülow, daß er bei Ge— legenheit des Abſchluſſes des deutſch⸗ruſſiſchen Handelsvertrages auch noch manches Aergernis im Handelsverkehre mit Rußland zu beſeitigen bemüht ſein wird. Wir erinnern da nur an die Soll- und Paßchicanen, die deutſche Keiſende an der ruſſiſchen Grenze und auch oft noch in Rußland zu beſtehen haben. Rußland iſt ein Staat, wo Vorurteile, Willkür und Wahn noch eine ſehr große Kolle ſpielen. Rußland braucht die Freundſchaft und gute Nach barſchaft Deutſch⸗ lange konnten ſie den Eindruck dieſer aufregenden Szene nicht vergeſſen. Frau Antonie von Thurin verließ denſelben Tag noch das ſchöne Schloß, in dem ſie jahrelang als Herrin reſidiert hat; ſie ſagte niemand Lebewohl und brach alle Verbindung mit der Familie ihres verſtorbenen Gatten ab. Eberhard hielt als Maforatsherr ſeinen Ein⸗ zug, und als nach einigen Tagen Herrn von Weſten'sUrlaub zu Ende ging, ſagte der neue Be— ſitzer von Schloß Thurin: „Ich ſchreibe nicht an meine Schweſtern, lieber Kurt. Sie haben ja alles miterlebt. Gehen ſie zu Profeſſor Stein und erzählen Sie dort, was hier vorgefallen iſt. Und ſagen Sie meinen drei Geſchwiſtern, ich würde mich ſehr freuen, wenn ſie nun den Bruder recht bald beſuchen wollten!“ Weſten verſprach es, aber er trat mit ſchwerem Herzen den Gang nach dem Stein'ſchen Hauſe an. Regine klatſchte jubelnd in die Hände. „Wie freue ich mich!“ rief ſie. „Und alle drei Geſchwiſter ſollen ihn beſuchen, hal Eberhard geſagt? O, daun hat er auch mir ganz verziehen! Freilich, ich bin ja auch ſo glücklich!“ fügte ſie, ſich an ihren Mann ſchmiegeud, hinzu. „O, Her⸗ mann nicht war? Sobald Du Urlaub bekommen kannſt, reiſen wir?“ „Gewiß, mein Herz!“ verſicherte der Profeſſor und ſah lächelnd auf ſein zärtlich geliebtes junges Weib. 0 1 lands aber in hohem Maße und es ſoll ſie auch haben, denn Deutſchland hat keine poli tiſchen Streitpunkte mit Rußland. Eine Cieb iſt aber auch in Nachbarverkehre der Völke der anderen wert und danach ſollte der Handels vertrag zwiſchen Deutſchland und Rußland ab⸗ geſchloſſen werden. . Verſchiedenes. — Seckenheim, 9. Juli. Der Bürger⸗ ausſchuß beſchäftigte ſich geſtern mit einem Erla des Großh. Miniſteriums des Innern betreffen die Einverleibung von Rheinau zu Mannheim Nach dem Erlaß ſolle Mannheim an Seckenheim 150 000 Mark und außerdem an die Bürgerg nußberechtigten bis zu 6808 Mark zuſammen ode eine einmalige Abfindung entrichten Der Ve treter der Gemeinde Seckenheim, Dr. Süpfl Karlsruhe, erläuterte das Antwortſchreiben de Gemeinderats. Derſelbe fordert 1 Mark fü den Om. Wald⸗ und 3 Mark für den Om ſonſtiges Gelände. Im ganzen verlangt Secke heim 751867 Mark und Bürgergenuß der je noch lebenden Bürgergenußberechtigten. D Bürgerausſchuß erklärte ſich mit dem Antrage des Gemeinderats einverſtanden; 49 ſtimmten m ja, 2 mit nein und 19 (Rheinauer) enthielten ſi der Abſtimmung. — Seckenheim, 10. Juli. Die Leiche des beim Baden ertrunkenen Handwerksburſchen wur geſtern ca. 100 Meter unterhalb des Ortes au dem Neckar geländet. . — Schwetzingen, 11. Juli. Herr Bü germeiſter Häfner hat am Samstag ſein Rücktritt geſuch eingereicht. Herr Häfner hat ſich jedo bereit erklärt, die Geſchäfte noch einige Tage weiterzuführen. Dieſes Rücktrittsgeſuch erfolgt genau ſechs Jahre ſpäter als dasjenige ſeines „Ich will morgen gleich fahren,“ ſagte Viktoria erregt. Ich muß Eberhard nun ohne Aufſchu ſehen?“ Herrn von Weſten's Blicke ſtreiften ſcheu da ſchöne, edle Geſicht des geliebten Mädchens; f kam ihm jetzt noch ſchöner vor, als in allen ſeinen ſehnſüchtigen Träumen; ein leiſer Seufzer drang über ſeine Lippen; dann erhob er ſich um ſich zu ver abſchieden. 5 „Sie wollen ſchon wieder fort?“ rief Regin überraſcht. „Nichts da, Sie müſſen eine Taſſe Kaffee mit uns trinken! Ueberhaupt, Herr Aſſeſſor, muß ich mit Ihnen ſchelten. Sie kennen uns don Jugend auf. Sie ſind ſchon längere Zeit in Leip⸗ zig und haben uns noch keinen Beſuch gemacht! Auch heute kommen Sie nur, weil Eberhard Sie hergeſchickt hat. Iſt das recht?“ g Herr von Weſten murmelte eine Enſchuldigung; er fühlte, daß Viktoria's Blicke ernſt und fragend auf ihm ruhten. Die junge Frau lief eilfertig hinaus, den ve ſprochenen Kaffee zu beſorgen, und der Profeſſ ſagte lächelnd: „Sie entſchuldigen, lieber Aſſeſſor, ich muß einen ſehr notwendigen Brief ſchreiben.“ 8 Damit ging auch er fort; Kurt und Victoria blieben allein. Lächelnd begann das ſchöne Mädchen: „Sagen Sie mir doch, Herr von Weſten, Sie waren ſo gern Offizier, warum ſind Sie eigentlich 9