J Paar 10 Erſcheint jeden Dienstag und Areitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Redaktion, Druck und Verlag der Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. — * 54. er, 1904. Vor der N Man ſchreibt von militäriſcher Seite dem Berl. Tagebl.“: In einer Frontbreite von 180 Kilometern don der Straße Föngwaungtſchöng⸗LCigojang bis ur Straße, die von Futſchu längs des Golfes on Liautung nach Haiping führt, nähern die apaniſchen Heeresſäulen, die vom Jalu, von Tokuſchau und der Uwantung⸗Halbinſel ihren ormarſch begannen, von Tag zu Tag immer gehr der Front und dem rechten Flügel der uſſichen Mandſchurei⸗Armee! Keine ruſſiſche Gegenmaßnahme hat bis jetzt dieſen bedächtigen, über beharrlich fortgeſetzten Vormorſch zum Stehen bringen können. So oft er totgeſagt war, immer wieder begann er von neuem! eder die Hoſakendiverſionen gegen die rechte klanke der japaniſchen erſten Armee unter Uroki, noch die Enſendung Stackelbergs gegen de jopaniſche zweite Armee unter Oku haben inen dauernden Stillſtand dieſes Vormarſches gerbeiführen können! Wie eine unaufhaltſame Naſſe, ſo ſchoben ſich die japaniſchen Heere u ſteler Vorwärtsbewegung über das Wegeloſe and, oft in Cagesleiſtungen, die noch nicht 0 Kilometer betrugen. Das ſind Marſchergeb⸗ lie, die dem Laien als fragwürdig und un⸗ enügend erſcheinen mögen die aber dem ab⸗ hägenden Beurteiler noch volle Bewunderung bringen, der ſich vergegenwärtig muß, daß in jeſen Gebieten der größte Teil aller Verpfleg - ug und ſonſtigen Nachſchubs dem Kücken des kagtieres oder dem Tragkorb des Uulis an⸗ ketraut werden muß. Volle zwei Monate ſind eit der Jalu⸗Schlacht am 1. Mai verfloſſen, und noch immer iſt die 170 Kilometer lange Strecke vom Jalu bis zur mandſchuriſchen Bahn ukten⸗Haiping noch nicht zurückgelegt. Noch immer ſind die nächſten 520 der japaniſchen Holonnen am letzten Junitage, ſelbſt im Beſitze aller Ausgangstore der wichtigſten Päſſe des Föngſchöling Gebirges durchſchnittlich noch 40 bis 50 Kilometer von der Linie Cigojang⸗Kaiping entfernt. Aber dafür ſind es auch nicht allein die Töten jener am J. Mai über den Jalu gelangten japaniſchen erſten Armee mit ihren 5 Diviſſionen: Garde 2., 12.; ſondern neben dieſen, mit ihnen in wirkſamſter Fühlung, nähern ſich noch weitere fünf, ja vielleicht bereits 6 japaniſche Diviſionen, die man inzwiſchen aus dem Mutterlande hierher in die Mandſchurei überführt hat, der ruſſiſchen Haupimacht bereits auf 5 bis 4A Tagesmärſche. Von drei japaniſchen Armeen ſcheint dieſe gleichzeitig angegriffen zu werden, von der erſten unter Huroki von Oſten von der zweiten unter Uku von Süden und von der ſogenannten „Takuſchau-Armee“, früher als vierte Armee bezeichnet (die dritte Armee be⸗ findet ſich vor Port Arthur), von Südoſten her. Die große Entſcheidung, die heranreift, wird weit mehr von der geſchickten Führung und der inneren Tüchtigkeit der Truppen, ſowie ihrer taͤktiſchen Ausbildung abhängen! Verſchiedenes. Ladenburg, 4. Juli. Der Kirchheim einen J. Vereinspreis in der 2. Teilnehmer mit 61½ Punkten den 19. Es iſt dies für den Verein wieder ein Erfolg und zeigt, mit welchem Eifer und Fleiß unter der tüchtigen Leitung des Turnwarts Jof. Boſſert die Turnerei im Verein betrieben wird. Preis. Turn⸗ verein erhielt bei dem geſtrigen Gauturnfeſte in Ab⸗ teilung (20 30 Teilnehmer) und Franz Keßler in der Unterſtufe im Einzelwettturnen unter 125 ſchöner f — Mannheim, 2. Juli. Die Bäckerei⸗ ausſtellung wurde nach zwölftägigem Beſtehen ge⸗ ſchloſſen. Wohl ſelten hat eine Fachausſtellung durch ſolche Gediegenheit und Allſeitigkeit die un⸗ geteilte Anerkennung des Publikums erworben, wie die vergangene. Der erſtmals als Aus⸗ ſtellungsraum benützte Zeughaus⸗ bezw. Leihhaus⸗ ſaal hat ſich als ſolcher gut bewährt und der Gewerbe⸗ und Induſtrieverein als nunmehriger Inhaber desſelben kann durch richtige Anord⸗ uungen dieſe nunmehrige Ausſtellungshalle zu einer der anziehendſten Sehenswürdiskeiten Mann⸗ heims geſtalten. — Mannheim, 4. Juli. Ein tödlicher Automobilunfall ereignete ſich Samstag Nacht gegen 2 Uhr in der Nähe von Rimbach (im Oden⸗ wald), dem einer der beſten und vorſichtigſten Fahrer der hieſigen Firma Benz u. Co. zum Opfer ſiel. Der Chauffeur Thum befand ſich mit einem Begleiter auf einem 4zylindrigen Parſifalwagen, der einer Prüfung unterzogen werden ſollte. Vor Rimbach begegnete ihnen ein mit 2 Pferden be⸗ ſpanntes Bierfuhrwerk des Bierverlegers Geiß. Das in raſcher Fahrt befindliche Automobil kolli⸗ dierte mit dem Fuhrwerk und Thum wurde ſo⸗ fort getötet: Sein Begleiter, der aus dem Wagen geſchleudert wurde, kam mit dem Schrecken davon. Beide Pferde des Fuhrwerks wurden ſo ſchwer verletzt, daß ſie ſofort getötet werden mußten. Der Lenker des Fuhrwerks kam mit geringen Ver⸗ letzungen davon. Der verſtorbene Chauffeur iſt ſchon lange bei der Firma Benz tätig und hinter⸗ läßt eine Frau und 2 Kinder. Das Automobil iſt defekt. — Mannheim, 4. Juli. Eine ſchurken⸗ hafte Tat beging heute uacht ein Unbekannter, anſcheinend ein Virnheimer, auf der Straßenbahn. Ein Mannheimer, Karl Leiſt mit Namen, begeg⸗ nete auf dem Wege zum Bahnhofe der Nebenbahn er Majoratsherr. Roman von L. Idler⸗Derelli. 28. Fortſetzung. (Nachdruck verboten) In dieſem Augenblick trat nun Herr von Momen mit der Antwort auf ſein Telegramm ins immer. „Kurt kommt morgen!“ rief er. „Ich Ußte es ja. Wenn er hört, daß es ſich um die Amilie Thur in handelt, iſt er zu allem bereit!“ Am Abend des nächſten Tages traf Herr von ten wirklich ein und vernahm mit größtem Mereſſe die Mitteilungen, die ihm gemacht urden. „Wir müſſen ſofort gegen Frau von Thurin orgehen,“ ſagte er. „Di: ſe Zeugniſſe ſind zu käbierend, als daß wir noch einen Angenblick gern könnten. „Wir gehen morgen alleſamt nach chloß Thurin, Herr Eberhard, Onkel Blomen, der auer Feldmann und ich. Wenn der alte Amts⸗ krichtsrat hier wäre, müßte er auch mit. erde das Wort führen, falls ſie es nicht allen,“ wandte er ſich an Eberhard. „Es wäre mir ſehr lieb wenn ſie es übernehmen Ullten,“ entgegnete dieſer gepreßt. anze Sache unendlich peinlich.“ Weſten nickte. 5 „Es iſt für Sie nicht angenehm, da es ſich m ihren Beſtz und eine gegen Sie direkt verübte tun Täuſchung zhandelt,“ erwiderte er. Ich Mir 5 die Ein Unbeteilig⸗ weit beſſer alle ſchwierigen Punkte beſprecheu. Ich habe mir meinen Plan ſchon zu⸗ rechtgelegt. Die Witwe muß das Majorat heraus⸗ geben, und wenn wir ſie gerichtlich dazu zwingen ſollen.“ Das Geſpräch wandte ſich anderen Dingen zu. „Du biſt nicht mehr in Weſterburg?“ fragte Sophie ihren Vetter. „Nein, ich arbeite jeßt in Leipzig am Reichs⸗ gericht,“ entgegnete derſelbe. „Da ſind ſie ja wieder an einem Ort mit meiner Schweſter,“ entgegnete Eberhard lächelnd. „Viktoria hat ebenfalls die Schulſtelle in Weſter⸗ burg anfgegeben und iſt jetzt bei Steins, eine Ein⸗ richtung mit der ich ſehr zufrieden bin.“ „Kommſt Du oft zu Herrn Profeſſor Stein?“ fragte Sophie wie ganz harmlos. Weſten fah vor ſich nieder. „Ich bin noch nicht bei ihm geweſen ſagte er endlich, „Aber weshalb denn nicht?“ rief Eberhard verwundert. „Meine Geſchwiſter würden ſich alle ſehr freuen, Sie zu begrüßen!“ Kurt antwortete nicht ſogleich, über ſein hüb⸗ ſches Geſicht flog ein trüber Zug. „Das iſt mir zweifelhaft!“ erwiderte er, ſtand ter kann auf und verließ das Zimmer. „Was bedeutet das?“ fragte Eberhard ſeine „Hat er auf einmal das Intereſſe für Braut. Viktoria verloren, nachdem er ſie jahrelang geliebt und einzig ihretwegen ſogar ſeinen Beruf gewech⸗ ſelt hat?“ „Das glaube ich nicht,“ entgegnete Sophie. „Es wird nur eine Wolke ſein, die ſeinen Himmel trübt und hoffentlich bald vorüberzieht. Kurt denkt ſehr beſcheiden von ſich und zweifelte oft an der Gegenliebe Deiner Schweſter; das hat er mir früher wiederholt anvertraut.“ „Dazu hat er keinen Grund,“ antwortete Eberhard warm, „und mir ſoll es eine Ehre ſein, wenn er von mir die Hand meiner Schweſter ver⸗ langt. Den Antrag des Herrn bon Kirchbach empfanden wir beide, Viktoria und ich als eine Be⸗ leidigung!“ „Herr von Kirchbach iſt nun endlich ganz fort,“ erwiderte Sophie. „Er wagte es zuletzt doch nicht mehr, der allgemeinen Verachtung zu trotzen, mit der man ihm hier begegnete. Aber wir hörten, daß er bis zum letzten Tage viel mit Frau Antonie von Thurin verkehrt und daß die Dame großen Ge⸗ fallen an ihm gefunden habe.“ „Die Vorliebe für dieſen widerwärtigen Mann hat ſie uns offen genug ausgeſprochen,“ ſagte Eber⸗ hard. „Es war der erſte Grund der Entfrem⸗ dung zwiſchen uns. Damals aber ahnten wir noch nicht, daß ſie ſelbſt ein ſo unlauterer Charakter ſei. Ich wollte der kommende Tag wäre erſt vorüber!“