7 8 giale Geſinnung keine von der Partei oder der Konfeſſion gezogenen Grenzen kannte. An der Bahre des niedergebrochenen Kämpfers werden auch die Gegner die Klinge ſenken und dem überzeu⸗ gungstreuen, charaktervollen Manne ein durch keinen dunklen Schatten getrübtes, ehrenvolles Gedenken bewahren. — Zweibrücken, 15. Dez. Das pfäl⸗ ziſche Schwurgericht verurteilte die Witwe Eliſe Färber geb. Eberhard von Mittelbexbach welche die dreijährige Frieda Buchholz, das Kind, eines Mannes, mit dem die Witwe zuſammenlebte, fort⸗ geſetzt mißbandelte und mi denaturiertem Spiritus tötete zu 10 Jahren Zuchthaus. — Boppard, 17. Dez. Die Oberin der Zwangserziehuugsanſtalt St. Martin fand zwei Mädchen in einem Raume erhängt auf. Die eine war tot, die andere konnte noch gerettet werden. Beide waren vorher aus der Anſtalt entwichen und in dieſelbe wieder zurückgebracht worden, — Liegnitz, 17. Dez. Im Schloßpark zu Zölling bei Freyſtadt wurde die 22jährige un⸗ verehelichte Pauline Wittwer, die ſeit längerer Zeit im Schloſſe häusliche Arbeiten verrichtete, erwürgt aufgefunden, die Leiche hatte einen Strick um den Hals, ſowie verſchiedene Kratzwunden an Händen und im Geſicht. — Metz, 15. Dez. Vom Kriegsgericht der 33. Diviſion wurde heute das Urteil über den Leutnant Paul Schilling vom Metzer Infau⸗ terie-Regiment Nr. 98 wegen Mißhandlung Un⸗ tergebener in 978 Fällen geſprochen. wieſen wurden 618 Fälle von Mißhandlung, 57 Abhaltens von dienſtlicher Meldung angeſehen. Die anderen Fälle galten deshalb für nicht er⸗ wieſen, weil das Erinnerungsvermögen der Zeu⸗ gen infolge der verſtrichenen längeren Zeit als geſchwächt erſchien. Unter den Zeugen befanden ſtellt wurden. Einem Soldaten damit er ſtillſchweige, Geld und Zigarren ange⸗ boten. Für dieſen Fall werden 2 Monate Ge⸗ fängnis berechnet. trug und dauernd Hierfür werden ſechs Monate Gefängnis berechnet. Von ſämtlichen Fällen wird keiner als minder⸗ wertig angeſehen. Die Geſamtſtrafe lautet auf Als er⸗ vorſchriftswidriger Behandlung und ein Fall des ſich ſolche, bei denen Fälle bis zu 68 mal feſtge⸗ hat Schilling Ein Soldat iſt ſo geſchlagen worden, daß er eine Gehirnerſchütterung davon militärdienſtuntauglich iſt. laſſung. Der Vertreter der Anklage hatte Gefängnis und Dienſtentlaſſung beantragt. Mor⸗ gen beginnt die Verhandlung gegen den Haupt⸗ mann und den Feldwebel der Kompagnie wegen Nichterſtattung dienſtlicher Meldungen. — Eiſenberg (Pfalz), 15. Dez. Heute morgen paſſierte in der v. Müllerſchen Falzzie⸗ gelei ein gräßliches Unglück, indem die 16jährige Franziska Braunbeck, Tochter des Straßenwärters Braunbeck, die in der Fabrik in Arbeit ſtand, von der Transmiſſion erfaßt und buchſtäbl ech zweimal quer durchſchnitten wurde. Der Tod traf ſofort ein. — Berlin, 17. Dez. Die 17jährige Tochter des Finanzminiſters von Rheinbaben ver⸗ ſuchte geſtern abend in der Dorotheenſtraße einen Straßen bahnwagen in voller Fahrt zu beſteigen. Als ſie auf dem Trittbrett ſtand, geriet ſie ins Schwanken und wäre abgeſtürzt, wenn ihr nicht der engliſche Ingenieur William Daviſon hülfreich beigeſprungen wäre. Bei dieſer Gelegenheit ſiel Herr Daviſon ſelbſt herunter und blieb mit ge⸗ brochenem Genick anf dem Straßenpflaſter liegen. Er wurde in die Charitee verbracht, wo er als⸗— bald ſtarb. — Altena (Weſtfalen), 17. Dez. Geſtern ſtürzte die Gübelwand eines Neubaus einer Fabrik ein und verſchüttete 5 Arbeiter, von denen 2 ge⸗ tötet, 1 ſchwer und 1 leicht verletzt wurden. — Leipzig, 16. Dez. In Gohlis ſteckte das vierjährige Söhnchen eines Militärmufikers den Arm durch das Loch einer Umzäumung. Ein innerhalb des Zaunes frei umherlaufender Bern⸗ hardiner biß den Arm am Ellenbogen ab und fraß ihn. Das Kind wurde ins Lazareth gebracht. — Marſeille, 16. Dez. Heute morgen fand an Bord des italieniſchen Dreimaſters „San Leonardo“, der mit einer Petroleumladung aus Philadelphia hier eingetroffen war, eine heftige Exploſion ſtatt. Das Schiff wurde ein Raub der Flammen. Es werden 4 Matroſen vermißt Das Feuer ergriff auch einige auf dem Quai 0 0 Güterwagen. Alle Behörden ſind zur Stelle. Der große Rückgang der Zuckerpreiſe. 10—12 d. per Pfund, welcher ſeit 1. September d. J. eingetreten iſt, hat bereits eine erhebliche 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis und Dienſtent⸗ Verbrauchszunahme in Zucker herbeigeführt und es iſt mit Sicherheit anzunehmen, daß der Kon⸗ Jr laufe ſum verſchiedener Artikel, z. B. von eingekochten chten, Marmeladen, Zuckerwaren ete, im Ver⸗ der nächſten Zeit noch bedeutend ſtelgen wird. Ueberhaupt werden alle Speiſen und Ge⸗ tränke, bei welchen Zucker in Verwendung kommt, in der Volksernährung eine größere Rolle ſpielen als bisher. Günſtig beeinflußt wird namenflich auch der Verbrauch ſogenannter Genußmittel, ins⸗ beſondere chineſiſchen Thee's. Vie früher viel ver⸗ breitete irrige Meinung, Thee ſei ein Luxusge⸗ tränke nur für reiche Leute, iſt ſchon läugſt ver⸗ ſchwunden, denn zum Preiſe vou 2 50 M, bis 3 M. erhält man ſchon ein Pfund ausgiebigen und feinen Thee, aus welchem 170 — 200 Taſſen delikaten Getränkes bereitet werden können, ſodaß mit Einrechnung des denötigteu, jetzt ſo billigen Zuckers eine große Taffe fertigen Getränkes nur 1½—2 Pf. koſtet. Die pekuniären Vortefle des Thee⸗Konfums kommen in der jetzigen Zeit wirt ſchaftlicher Depreſton, welche ſelbſt beſſer ſituſerten Familien zur Sparſamkeit veranlaßt, ſehr in Be⸗ tracht und es iſt daher ganz begreiflich, daß nach und nach auch diejenigen Familien zum Thee⸗Ge⸗ U nf dem nnß (für Frühſtücks⸗ u. Abendtiſch) übergehen, 55 welche demſelben bisher ferngeſtanden waren. . Hervorzuheben iſt anch die außerordentlich begueme 3 und raſche Art der Zubereitung, ein Vorzug, welcher beſonders für die ländliche Bepölkernng N ins Gewicht fällt. Tatſache iſt, daß faſt alle diejenigen, welche einen Verſuch machen, regelmäßige ekan Thee Konſumenten bleiben. Allerdings iſt dabei 1 5 Vorauſſetzung, daß die Probe mit einem guten d. h. preiswerten Thee gemacht wird. Wer z. B. den ſeit vielen Jahren rühmlich bekannten Marco Polo Tbee (4 Sorten von 2.10 —5 M. per Pfund), importiert von Franz Kathreiners Nachfolger G. m. b. H. in München, in Verwen⸗ dung nimmt, der wird ſicher von der feinen Qualität ſchon der mittleren und billigeren Sorten überraſcht ſein. Marco Polo Thee wird aber niemals loſe verkauft, ſondern nur in verſchiedenen Packungen: 1/1 und ½ Pfund⸗Doſen, ſowie Cartons à 1½ und 1/3 Pfd. und Probebriefe 4 10 Pf. die frühere Doſe⸗Packung von 1/4 Pfd. wurde in neuerer Zeit durch hübſche zweckmäßige Cartons erſetzt; ſelbſtverſtändlich iſt die Qualitt in den Cartons genau die gleiche wie in Blech. doſen. Für Weinachtsgeſchenke werden ſehr gerne die eleganten fogenannten Weihnachts doſen gekauft und jedermann wird damit Ehre einlegen ö Ankac F iheren N dissſeit Aang, den Bilitge An dieſem Auguſtmorgen bot es mit ſeiner Blumenfülle einen beſonders wohltuenden Anblick. Durch die weit geöffneten Balkontüren ſtrömte ein köſtlich ſüßer Blumenduft herein. Gegeu die Tür lehute Leonores ſchlanke an⸗ mutige Geſtalt; aus ihren Zügen ſprach die Un⸗ ſchuldz eines⸗Kindes, in ihrer Haltung lag der an⸗ geborene unwiſſentliche Stolz einer Königin. Kein Wunder, daß Baron Ottokars Herz um ſie brach daß ein Maun, der einſt ſie geliebt hatte, keine andre lieben kounte. Der Glanz ihres goldenen Haares, das Licht ihrer blanken Augen, das zarte Rot ihrer Wangen, der liebliche Mund, das tadel⸗ loſe Oval ihtes Geſichts hätte einem Maler zum 1 Vorbild dienen können. Ihre ernſten Augen ruhten auf dem friſchen Grün; die ſchlanken, weißen Finger ſchloſſen ſich 1 um einen Strauß Paſſionsblumen; doch bei aller Anmut und Lieblichkeit lag ein Schatten iu den blauen Augen, allerdings tief drinnen, fo daß ihn nur Wenige ſahen. Ihr ſüßeſtes Lächeln, wie der Klang ihrer Stimme war ſtets von einer leiſen Trauer: überhaucht. Schnell wandte ſie ſich um, als ihr Gatte in das Zimmer trat. Auf den erſten Blick ſah ſie daß ſein Geſicht ernſt und bleich war. „Leonore“, ſprach er, „hier iſt ein Brief an Dich aus Amerika, von fremder Hand geſchrieben. Hoffentlich bringt er keine ſchlechte Nachrichten von Ottokar!“ Leonore erblaßte und der Schatten in ihren Augen erſtärkte ſich. Ohne ein Wort nahm ſi brach ſie das Siegel. 6 a „Er iſt von Ottokar ſelbſt,“ ſagte ſie. Sie las ein paar Augenblicke, dann entrang guet Hiebe Schrei Mit farhloſen gen den Brief aus ihres Gattrn Hand, und zitternd er⸗ Zügen und verzweiflungsvollem Blick ſah ſie zu ihrem Gatten auf. „Er iſt tot, Albert,“ rang ſie hervor, „Otty⸗ kar iſt tot!“ „Tot?“ wiederholte ihr Gatte, indem er auf⸗ ſprang und an ſie herantrat. Iſt es möglich? Laß mich den Brief leſen!“ Er nahm den Brief aus Leonores Hand und las denſelben. Dem Kuvert entfielen eine goldene Haarlocke und ein paar welke Maiblumen; faſt ehrfurchtsvoll hob Leonore ſie auf, während Albert ſie mit un- ſagbarem Schmerz und Kummer betrachte. „Wie innig hat er Dich geliebt, Nora!“ ſprach er. „Er iſt alſo wirklich tot, — unſer Ottokar! Komm, mein Lieb, weine nicht! Dich trifft keine Schuld. Du haſt ihm kein Unrecht getan. Er fand ja eine andere, die er zu ſeiner Gattin machte. Wenn Du mich von Dir geſchickt haben würdeſt, ich hätte keine andere heiraten können!“ Aber Leonore, die ſonſt ſo ſanft und ruhig war, brach zuſammen und weinte bitterlich .. Am Abend, als die Sonne niederging und ringsum tiefe Stille herrſchte, knieete eine Frau auf dem weichen Raſeu, das Antlitz gen Weſten gewendet. „Lebe wohl,“ ſchluchzte ſtie, während heiße Tränen über ihre Wangen rannen, „erſt als es zu ſpät war, erkannte ich, wie ſehr ich Dich liebte. derſehen!“ Albert von Behrings tiefen Kummer; es währte lange Zeit, bevor er ruhig von ihm zu ſprechen vermochte. Leonores liebliches Antlitz war blaß und ſchmal, und oft ſuchte ſie die Einſamkeit, um ſich ganz ihrer Wagen, der eben durch die Haupt⸗Allee dem Schlof Lebe wohl, bis wir uns im Jenſeils wie⸗ 1 Herrn und Fran von Berhrings gefragt und e Der Tat ſeines deſten Freundes verurſachte 5 . enen ee Trauer hinzugeben. ihren Schmerz. „Nora,“ hob er eines Tages an, als Beide an einem ſonnigen Frühlingsmorgen im Park zwiſchen Roſen und Linien dahinwaudelten, „weißt Du, daß Ottokars Tot in unſermlLeben eine große Veränderung bringt? Wir müſſen Feseck verlaſſen. Wohin möchteſt Du am liebſten gehen 2“ 1 „Nach Gründorf,“ erwiderte Leonoree „ ſind wir Ottokars Knaben am nächſten. Albert ſah ſie ernſt an. ö „Ob er feinem Vater ähnlich iſt?“ verſetzte en „Ich hoffe es; um ſo ſein,“ entgegnete Leonore. „Das Einzige was m eine gewiſſe Scheu einflößt, iſt der Gedanke g Elsbeth. Sie iſt uns eine gänzliche Freude. W wird ſie ſich zu uns ſtellen? Ach. um Ottokar Kind wüuſche ich ſo ſehr, das ich ſie lieben lerne kann. Aber wer kommt denn da?“ Dieſe Frage bezog ſich auf einen einfache Ihr Gatte ehrte ſchweigend . dann. teurer wird er un zufuhr. „Das kann doch nicht ſchon Elsbeth ſein Und in einem Mietswagen und allein 2“ rief A bert. „Komm, Nora, laß uns gehen und f wer es iſt!“ Sie eilten raſch dem Hauſe zu, aber als dasſelbe erreichten, hotte die Dame das Gefäß ſchon verlaſſen. Sie habe, ohne ihren Namen zu nennen, na warte die Herrſchaften drinnen im Zimmer, melde der Diener. 0 (Fortſetzung folgt). 8