Anzeiger für Laden dd Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. N i Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Neg. N Redaktion, Druck und Verlag der 1 Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. ad I Slatt. Ar. 97. 1 f . Karlsruhe, 6. Des. i Su Beginn jeder Seſſion des Landtags wird bei irgend welcher Gelegenheit eine Reihe ſchoͤner Reden darüber gehalten, daß es nun berhandlungen abzukürzen und in einer Kichtung Budgetkommiſſion gemacht worden, der dahin geht, die unendlich lange Seit beanſpruchenden echnungsnachweiſungen nicht im Plenum, wie bisher, zu verhandeln, ſondern aus der Budget⸗ kommiſſion nur die Punkte in die öffentliche c N geführt haben. Auch ſonſt, ſo meinte der ührung haben. darüber große Freude; eine frühere Fertig⸗ lellung des Budgets würde auch die Geſchäfts⸗ Inangriffnahme der im außerordentlichen Budget feſtgeſetzten Arbeiten lohnenden Verdienſt halten. Der Sentrumsabgeordnete Sehnter über Abkürzung der Verhandlungen und meinte, daß man endlich zu der Praxis anderer, weſent⸗ außerordentliche Budgets der Kommiſſion über⸗ weiſe und die ſtändige Teile desſelben im Plenum ſofort berate. Auch die Sahl der Mitglieder der ſtändigen Kommiſſionen ſei eine viel zu große und hemme das Fortſchreitten der Arbeiten in biin di n ener Beanftanduns „Abkürzungen der Verhandlungen“ ſo ziemlich ut der Budgeikemmiſſton, Abg. Gießler, zwei Stunden und bewies dadurch amſchlagendſten, werde man bemüht ſein, ſich in den Reden einer gewiſſen Zurückhaltung zu befleißigen, vor allem die Berichterſtatter, ſoweit dieſelben einen gedruckten Bericht zur Grundlage ihrer Aus⸗ Der Finanzminiſter zeigte f eee achte ſodann noch eine Reihe von Vorſchlägen lich größerer Parlamente, übergehen ſollte, die nur die wichtigſten Teile des Budgets und das Mittwoch, den 9. Dezember ö 1 ö den HKommiſſionen und die Bildung von Spezial⸗ kommiſſionen. Abgeordneter Wilckens, der Chef der nationalliberalen Fraktion, meint endlich, man müſſe ſich im Plenum in den Reden etwas Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. lebhafte Intereſſe für dieſes zeitgemäße Thema mehr Reſerve auflegen, dies geſchehe am beſten endlich einmal an der Zeit ſei, die Landtags den Berichterſtattern Fraktionsredner beſtimme, ein Vorſchlag, der von dem ſozialdemokratiſchen endlich einmal ein Dorſchlag ſeitens der Abgeordneten Eichhorn nur ſehr bedingungs⸗ weiſe acceptiert wurde. Wenn man ſo weit gehen wollte, ſo meinte er, ſo würde er das Einfachſte ſein, wenn die Fraktionen ſich mit ſchriftlichen Erklärungen begnügten. Den freien Meinungsaustauſch laſſe ſich ſeine Partei nicht unterbinden. Und ſo redete man über die wie ernſt man es mit der Abkürzung meine, und ſchon hier wurde die Befürchtung des Finanz⸗ miniſters gerechtfertigt, die dahin ging, daß der Wes zur Hölle gewöhnlich mit guten Vorſätzen Schließlich wurde die provi⸗ ſoriſche Steuererhebung auf 4 Monate einſtimmig genehmigt, nachdem ſeitens der ſozialdemokratiſchen . 835 8 Fraktion erklärt worden war, daß dieſe Su⸗ pelt mit Freuden begrüßen, da ſie früher durch ſtimmung zu keinem Schluß auf 5 ſchliezleche Abſtimmung ihrer Mitglieder über das Fmanz⸗ geſetz berechtige. Verſchiedenes. O Ladenburg, 8. Dez. Auf Einladung des hieſigen Gewerbevereins hielt am verfloſſenen Sonntag Herr Seminarlehrer Emmele aus Karls⸗ ruhe im Gaſthaus „zum Luſtgarten“ hier einen längeren Vortrag über Haftpflicht und Haftpflicht⸗ verſicherung im allgemeinen und für gewerbliche Unternehmer im beſonderen. Der Redner entledigte ſich ſeiner Aufgabe in gewandter, gemeinverſtändlicher dadurch, wenn man bei wichtigen Debatten neben bare Winke und nützliche Entſchließungen mit nach Hauſe genommen. Bei größeren Aufträgen Rabatt. . 1903. höchſt befriedigender Weiſe, wie anderſeits aus der ungeteilten Aufmerkſamkeit der Zuhörer das 3 ſichtlich zun Ausdrack kam. Sicher haben alle Anweſenden weitergehende Einſichten in die hoch⸗ bed utſamen, neuen Geſetzesbeſtimmungen, brauch⸗ 2 Man darf dem Gewerbeverein für dieſe lehrreiche Darbietung herzlich dankbar ſein und wünſchen wir, daß dieſe gemeinnützigen Beſtrebungen des Vereins weiter gepflegt werden möchten. Die Anerkennung und das Intereſſe von außen wird immer mehr durchdringen und der befriedigende Lohn des wackeren Vereins ſein. Ladenburg, 7. Dez. Ein Gang in der gegenwärtigen Zeit durch unſere Stadt über⸗ zeugt uns, mit welcher großen Mühe und Opfer unſere Geſchäftsinhaher ihre Schaufenſter und Läden ausgeſtattet haben, um dem kaufluſtigen Publikum Gelegenheit zu geben ihre Bedürfniſſe am hieſigen Platze zu decken. — Fragt man unſere Ladenbeſitzer nach dem Geſchäftsgang, ſo hört man leider die allgemeine Klage, daß der Verkauf der Ware in keinem E nklang ſteht zu dem Aufwand der gemacht wird und werden muß. — Und wie kommt dies? — Wird zur Weihnachtszeit weniger als in früheren Jahren gekauft? — Entſchjeden das Gegenteil kann man behaupten. Erſtens kommt in Betracht daß unſere Stadt in unmittel⸗ barer Nähe zweier großen Handelsſtädte liegt und die Umgegend ſowie Ladenburg günſtigen Bahn⸗ verkehr zu dieſen Städten hat. — Die eckletanſten Beweiſe daß unſer Publikum kauft ſehen wir wenn wir zur Bahnhofſtraße bei Ankunft de Züge gehen, ebenſo bei der Poſt und bei de Bötin. — Rechnet man genau die Unkoſten be auswärtigen Einkäufen, vergleicht man die Preis unſerer Ladenburger Geſchäftsleute ſo wird man 5 . — — „542 „ „ — — — — 2 Die Hand des Schickſals. Novelle von A. Peters. 4. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „Und Sie werden nun auch nicht ſterben,“ berſetzte jener, „der lange Schlaf hat Sie gerettet. Wo iſt Ihr Freund?“ „Ich weiß es nicht,“ ſprach Behrings, „auch Gambo iſt fort. Seit geſtern abend bin ich allein.“ „Das iſt ſonderbar,“ meinte der Arzt, „ſie haben Sie vielleicht für tot gehalten und deshalb n ett. 1 verlaſſen.“ i geſchnit Behrings ſchüttelte den Kopf. „Nein,“ ſagte er, „ſo hätte mein Freund ifpuuh mich auch tot nicht verlaſſen. Möglich iſt, daß er mit Gambo und Carmago gegangen iſt, um etwas . für mich zu beſorgen. Wenn er aber nicht zurück⸗ icke, kehrt, ſo iſt ihm ein Unglück zugeſtoßen.“ — Aber Rembolt kam nicht wieder; ſo machte Ollotar ſich darau, ſeine zurückgelaſſenen Kleider und inkel, Papiere zu durchſuchen; er fand ſeine Brieftaſche 1 mit Geld. 1 Der Arzt verſchaffte dem Kranken einen . aal keuen Diener; er ſelbſt kam faſt täglich, um nach e, feinem Patienten zu ſehen, und nach Verlauf mel⸗ rock lee Wochen war derſelbe wieder jo weit hergeſtellt nach Carmago daß er auf des Artztes Wuuſch, . Aberſtedeln konnte guch. ſehr langſam, meun um, ſo, doch allmählich wieder zu Kraft und Geſundheit zu gelangen. An Frau und Kind im fernen Indien er- innerte er ſich nur ſchwach; er drängte ihn nicht, ſeine Todesbotſchaft zu wiederrufen und zu ſchreiben, daß er noch lebe und wieder hergeſtellt ſei. Deſto meht dachte er an ſeinen Freund, und er gelobte ſich, nicht eher zu ruhen, bis er ihn ſelbſt, oder wenigſtens nur eine Spur von ihm wiedergefunden habe. Aber es währte lange, bevor er für eine ſolche Aufgabe wieder ſtark und kräftig genug war, und auch dann erwieſen ſich ſeine raſtloſen Bemühungen ſo völlig erfolglos, daß er ſie nach vielen Mona⸗ ten endlich voller Verzweiflung aufgab. Nun blieb ihm nichts anders übrig, als nach Indien zurückzukehren. Das rätſelhafte Verſchwin⸗ den Max Rembolts hatte ſeine Gedanken ſo ganz in Auſpruch genommen, daß er keinen Moment an die Möglichkeit dachte, ſeine Gattin könne in⸗ zwiſchen nach Europa gegangen ſein. Mißgeſchick verfolgte ihn. Das Fahrzeug, in welchem er nach Indien ſegelte, litt Schiffbruch; in der dabei herrſchenden Verwirrung erhielt er eiue nicht unbedeutende Ver⸗ letzung. Nach langem Aufenthalt im fremden Hafen beſtieg er ein auderes Schiff. Die Fahrt war lang und ſtürmiſch, und als er laudete, warf ihn wieder⸗ um eine ſchwere Krankheit darnieder. So peraing faſt ein Jabr, bevor Baron Beb⸗ rings Lahorezerreichte, wo ihm die Kunde ward daß ſeine Gattin mit Lady Lenſtone vor Monate bereits nach Europa abgereiſt ſei, eine Kunde, di einem Blitzſtrahl gleich, ihn zerſchmetternd traf. Die hübſche Beſitzung, welche Frau von Beh⸗ rings und ihre Schweſter nach Ottokars Abrei ſe bezogen, lag nicht weit von Lahore. Sir Joh Lenſtone war keineswegs ein reicher Mann, abe er hatte ſein Haus mit größter Eleganz und fein ſtem Geſchmack ausgeſtattet. Rings um dasſelb führte eine breite Veranda; um die ſchlanken Pfeiler welche dieſelbe trugen, ſchlangen ſich dichtes, grünes Laub und duftende, rote Blumen. In einer der nach der Veranda führende Flügeltüren ſtand eine ſchlanke Geſtalt in gra ſeidenem Kleid mit einer roten Blume in dem dunklen Haar und blitzenden Ringen an den zarten weißen Fingern. Neben ihr ſpielte der Erbe vo Felseck, der kleine Lionel, ein hübſcher, blondlocki ger Knabe, von nun faſt zwei Jahren, der mit ſeiner ſüßen, zarten Stimme anfing reden zu lernen. Drinnen im Zimmer auf einer Ottomane ruhte eine junge Frau mit zarten ſchmachtenden Zügen die man, hätte das Geſicht einen etwas lebhaftere . und weniger unzufriedenen Ausdruck gehabt, faſt ö hätte ſchön nennen können. Sie war ſehr elegant in weißen Mull mit koſtbaren Spitzen und reichem Silberſchmuck gekleidet. Neben ihr lag ein Bukett