ſchaftsexpedition erworben; auch den Herren Geh. Ober-Reg⸗Rat Werner, Regierungsrat Hartmann, Profeſſor Albrecht und Dr. Kayſerling wurde große und berechtigte Anerkennung gezollt. Herr Geh. Ober⸗Regierungsrat Dr. Bittmann dankte für die Ehrungen und ſprach den ſehnlichen Wunſch aus, daß die ungezwungene Verkehrsweiſe in Berlin auch auf Baden übertragen werde, das gegenſeitige Vertrauen immer mehr gekräftigt werde und die Arbeiter ihre Angelegenheiten gern der Fabrikinſpektion zur Erledigung übergeben; dieſe werde immer tun, was ſie für Recht und ihre Pflicht hält. Die Heimreiſe wurd; am 21. November angetreten. — Heidelberg, 29. Nov. Bei den Abbruch arbeiten zum Neubau der Univerſitäts⸗ bibliothek in der Grabengaſſe wurden Knochen⸗ reſte von ca. 1 Dutzend Menſchen gefunden. Auch waren Sargreſte Schuhſolen und Kleiderfetzen zu ſehen. Die Schädel der Leichen zeigten zum Teil noch Haarſpuren. Die Leichen waren teils ein⸗ geſargt, teils nichteingeſargt im Boden verſcharrt. Sie wurden unter dem Kellerboden der ehemaligen Kapelle des früheren Nonnenkloſters gefunden. Es ſcheint daß ſich an dieſer Stelle der ehemalige Kloſterfriedhof befunden hat. Ein dort gefundenes Amulett zeigt den heiligen Georg auf der einen Seite und den Erzengel Michael auf der anderen Seite. — Heidelberg, 30. Nov. In einem hieſigen Hotel erſten Ranges hat ſich in der Nacht vom Samstag auf Sonntag eine 49 Jahre alte Oberin aus Köln in ſchrecklicher Weiſe das Leben genommen. Erſt trank ſie eine Sublimatlöſung und dann brachte ſie ſich ſieben Stiche in die Herzgegend bei. Am Abend vor der Tat ſchrieb ſie mehrere Briefe an ihre Angehörigen und gab dem Wirt 1000 Mark zur Aufbewahrung. Der Grund zur Selbſtmordung ſoll iu hochgradiger Nervoſität liegen. — Karlsruhe, 30. Nov. Im Scherz er ſchoſſen. Geſtern mittag nahm ein 20 Jahre alter, aus Konſtanz gebürtigter Studierender der techniſchen Hochſchule hier, in der Rudolfsſtraße das Jagdgewehr ſeines Logisgebers von der Wand, ohne zu wiſſen, daß es geladen war, zielte ſcherz⸗ weiſe auf ein 22 Jahre altes Mädchen aus Schopfheim welches ſeit 1. d. Mts. bei der Familie auf Beſuch geweſen hier in Stellung treten wollte 1 und ſich gerade mit dem Bettmachen beſchäftigte, drückte los und ſchoß dem Mädchen auf eine Ent⸗ fernnng von etwa drei Schritten eine volle Schrotladung in den Kopf, infolgedeſſeu es in wenigen Minuten den Geiſt aufgab. Der Täter wurde wegen fahrläſſiger Tötung vorläufig feſtgenommen und die Leiche des Mädchens nach gerichtlichem Augenſchein in die Leichenhalle verbracht. — Bruchſal, 29. Nov. Auf dem Bahn⸗ hofe Rheinsheim wurde der ſchon bejahrte Eiſen⸗ bahnvorarbeiter Kunze aus Philippsburg von einem rangierenden Güterzuge überfahren. Auf dem Transport hierher gab er ſeinen Geiſt auf. — Offenburg, 29. Nov. Heute vorm. 11 Uhr begannen unter dem Vorſitz des Land⸗ gerichtsrats Scherer die Verhandlungen der Landes⸗ verſammlung der junglieberalen Vereine Badens, die ſich eines ſehr guten Beſuchs zu erfreuen hatten. Es waren 19 Vereine vertreten mit über 4000 Mitgliedern, die über 80 Stimmen verfügten. Seitens der Zentralleitung iſt der Generalſekretär Breithaupt und der Parteiſekretär des junglibe⸗ ralen Reichsverbandes, Dr. Fiſcher⸗Köln, erſchienen. Nach Aſtündiger Debatte wurde die Einführung der Altersgrenze für die Zugehörigkeit zu den jungliberalen Vereinen abgelehnt und folgender Vermittlungsvorſchlag des Dr. Fiſcher⸗Köln mit 52 gegen 31 Stimmen angenommen: „Der badiſche Landesverband ſpricht ſich dahin aus, daß es in erſter Linie Aufgabe der jungliberalen Vereine bleibe, ihre Mitglieder zur Mitarbeit im Vienſte der nationalliberalen Partei heranzubilden und daß der Verband zu dieſem Zweck die Ein⸗ führung der Altersgrenze für notwendig erachtet. Der Landesverband nimmt aber mit Rückſicht auf die beſonderen lokalen Verhältniſſe davon Abſtand, ſchon jetzt allen Vereinen die Feſtſetzung der Altersgrenze aufzuerlegen, vertagt vielmehr dieſe Frage bis zur nächſten Vertreterverſammlung.“ Die übrigen Punkte betreffen Organiſationsfragen, die im Sinne der geſtellten Anträge erledigt werden. In den engeren Ausſchuß werden ge⸗ wählt die Herren Landgerichtsrat Scherer, Amts⸗ richter Dr. Koch, Fabrikant Heinz⸗Pforzheim und Landgerichtsrath Schwörer. Der bisherige Vor⸗ ſtand wird wiedergewählt und für den nächſten Vertretertag Freiburg beſtimmt und die Landes⸗ verſammlung halb 5 Uhr geſchloſſen. gh 0 — Neubreiſach, 29. Nov. Bei der am Freitag nachmitttag ſtattgefundenen Militär⸗Feuer⸗ n zebein wehrübung auf dem Paradeplatz ſtürzte die hohe aun. irtſck freiſtehende Leiter infolge ſtarken Windes um, wohel landw. 1 90 lt. „Frb.“ von den daraufſtehenden Soldaten 1 laden die 23 einer ſofort getötet, einer ſchwer und einer leicht adenburg /“ verletzt wurde. — Aus Baden, 30. Nov. Aus dem Rechenſchaftsbericht des Peſtalozzivereins badiſcher Lehrer, entnehmen wir pro 1902 folgende Haupt⸗ zahlen: Das Reinvermögen hat ſich um 34 597/88 Mark vermehrt und beträgt nunmehr die anſehn⸗ liche Summe von 870 189,53 Mk. Der Mitglieder⸗ ſtand zeigt eine Vermehrung von 14, er beträgt auf 1. Januar 1903-2892. Das Durchſchnitts⸗ alter der 55 verſtorbenen Mitglieder beträgt 93, Jahre, das der neueingetretene 25,7 und das der Mitglieder im Allgemeinen 45,2 Jahre. Seit der Gründung des Vereins — 1846 — bis 1. Januar Tcllchal lern perehtl. M = bei de! ſerstag , 8 Uhr al 1050 50 wollen. f 1903 ſtarben 1518 Mitglieder und wurde an die . Stro Hinterbliebenen derſelben als Benefizien im ganzen ee. 1370 130 Mark ausbezahlt. 4 f — Worms, 28. Nov. Der hier 6½ Uhr 8 or Abends ankommende Perſonenzug von Monsheim beſtes lief kurz vor der Station auf einen auf das Ein⸗ fahrtsſignal wartende Arbeitszug auf; 3 Wagen des Arbeitszugs wurden demoliert. Die beiden letzten Wagen des Perſonenzugs entgleiſten. Menſchen ſind nicht verunglückt. — Berlin, 30. Nov. Im Tempelhof tötete der Gaſtwirt Dreybrod ſeine Frau durch Beilhiebe und ſtürzte ſich dann aus dem Fenſter. Er war ſofort tot. — Biarritz, 29. Nov. Der Schoner „Celaireur“ wurde bei einem heftigen Sturm gegen die Felſen Bayonne geſchleudert und in Stücke zer⸗ ſplittert. Die aus fünf Mann beſtehende Beſatzung iſt umgekommen. — Sofia, 29. Nov. Der deutſche Kaiſer ſpendete zur Linderung der Not der aus Maze⸗ donien nach Bulgarien geflüchteten Frauen und Kinder 2000 Franken, nachdem ſolche Zuwen⸗ dungen auch vom Sultan, der Kaiſerin⸗Mutter von Rußland und dem Kaiſer Franz Joſef ge⸗ macht worden waren. Die Spende Kaiſer Wilhelms wurde durch einen Brief der Prinzeſſin Elementine der Mntter des Fürſten Ferdinand veranlaßt, in dem um einen Beitrag gebeten wurde. um m Gebrüd xxx ö 0 Hauſe zurückgekehrt, fand ich Albert meiner wartend. Dem Himmel ſei Dank, daß ich Selbſtbeherrſchung genug beſaß, lächelnd meines treuen Freundes Hand zu ergreifen. Kein Schatten meinerſeits trübte ſein Glück. „Albert, ich weiß bereits alles,“ redete ich ihn an, „ich wünſche Dir von ganzem Herzen Glück!“ Einigermaßen überraſcht ſchaute er auf. „So haſt Du Leonore geſehen?“ fragte er, noch immer meine Hand haltend. „Ja“, lautete meine Antwort, „ich will Dir auch offen bekennen, daß ich heute morgen nach dem Hauſe ging — in derſelben Abſicht wie Du; Du erreichteſt Dein Ziel, ich nicht. Es war ein offener, ehrlicher Kampf, Albert, und Du haſt geſiegt. Neidlos räume ich Dir das Feld.“ Er⸗ ſchreckt ſah er mich an. ſagen, daß Du uns nun verlaſſen willſt?“ ſties er beſtürzt aus. Ich hatte Mühe, feſt zu bleiben. Ich fühlte, daß ich raſch handeln mußte, wenn mich die Kräfte nicht verlaſſen ſollten. meinen Onkel aufzuſuchen. Derſelbe als ich bei ihm eintrat. „Was iſt Dir, Ottokar?“ fragte er. Du ſiehſt blaß aus!“ „Onkel,“ hob ich an, „Du biſt mein beſter Freund. Ich habe Dir etwas zu ſagen. Du weißt, daß Albert und ich Rivalen waren.“ Seine Stirn umdüſterte ſich, und ohne Umſchweife erzählte ich ihm, wie wir ein offenes Spiel geſpielt und ich verloren hatte. „Und nun, Onkel,“ ſchloß ich, „muß ich fort von hier. Ich kann nicht bleiben und Zeuge ihres Glücks ſein; es wäre mein Tod. Hilf mir, wie ein Mann handeln, und laß mich in fremde Lande gehen.“ Ein paar Augenblicke verharrte er in Schweigen, dann ſagte er traurig: „Ich wünſchte, es wäre anders gekommen, — doch dorin läßt ſich nichts ändern. Wann und wohin willſt Du gehen?“ — „Ich werde das nächſte Schiff direkt nach Indien benutzen“, erwiderte ich. Bereits in der nächſten Woche reiſte ich nach Indien ab . . . Ach, ich „Du willſt damit doch nicht ich Baron von Felseck gemorden. So beſchloß ich, blickte auf, wünſchte, ich könnte hier mit meiner Geſchichte ſchließen Indien, als ich die Nachricht von Leonores Ver⸗ mählung erhielt, und obwohl ich ja darauf vorbe⸗ reitet war, brachte mich dieſe Mitteilung dennoch wieder halb von Sinnen; ganze Nächte hindurch lag ich wach, vergebens bemüht, die inneren Qualen zu bekämpfen. rige Nachricht von Onkel Rolfs Tode. wie mir geſchrieben wurde, in nur von mir geſprochen. Er hatte, Er hinterließ mir ſeine Liebe, ſeinen Segen und den größten Teil ſeines Für Albert hatte er eine bedeutende Vermögens. Bald darauf ward mir auch die trau⸗ letzter Zeit immer mich begrüßte; hatten wir einen Ausflug vor, ſo Ich weilte ſeit fünf Monaten in 0 und andern Feſtlichkeiten hob ſie ſtets die beſten Geldſumme und eine hübſche kleine Beſitzung, Grün⸗ dorf, beſtimmt. Gemahlin zufallen. Der koſtbare Familienſchmuck, die Behrings'ſchen Diamanten, ſollten meiner einſtigen Durch Onkel Rolfs Tod war Ich ſchrieb an Al bert und bat ihn, mit ſeiner Gattin ſtatt meiner das Schloß zu beziehen. aber ich bat ihn wiederholt und ſtellte ihm vor, daß ich eine ſolche Beſitzung doch nicht in den Händen der Dienerſchaft laſſen könnte, bis er ſich endlich überreden ließ und nach Schloß Felseck über⸗ ſiedelte. Ich indes rang umſonſt nach Frieden. In Lahore war es, wo mein Unglück ſeinen Gipfelpunkt erreichte. Ich lernte einen Deutſchen Herren von Seltener, mit ſeiner Frau und zmei Nichten können.“ „Er war ein ebler, geiſtreicher Herr, ſie eine gutmütige geſchwätzige Dame, die alle Welt kannte und ſich in aller Welt Angelegenheiten miſchte. Klara, die ältere der beiden Nichten, heiratete einen Anfangs ſträubte er ſich, tener einen Schritt näher an mich heran. vornehmen engliſchen Lord; Elsbeth, die jüngere, war ſehr hübſch uud ließ mich bald merken, daß ich ihr keineswegs gleichgültig war. Kam ich ins Haus, wo ich mehr als Sohn, denn als ein Frem⸗ der behandelt ward, ſo war ſie ſtets die Erſte, die xxxx! 4 ſtellte man ſie unter meinen Schutz, und bei Bällen Tänze für mich auf. Lady Leſt one, ihre Schweſter ſowohl, als auch Frau von Seltener ſprachen un⸗ anfhörlich von Elsbeth mit mir und verſtrickten mich derart in allerlei Angelegenheiten, daß ich ſpu⸗ merk ter ſelbſt nicht begreifen konnte, wie ich hatte ſo rt des 9 blind ſein können, die Abſicht, die man dabei im Auge hatte, nicht zu durchſchauen. Kurz, ſie ver⸗ ſtanden es ſo geſchickt, mich, ehe ich mich deſſen verſah, in ein ſolch feſtes Gewebe zu verſtricken, daß an ein Entkommen meinerſeits nicht mehr zu denken war. Als die Erkenntnis an mich herantrat daß alle Europäer im Orte feſt der Meinung wa⸗ ren, ich würde Elsbeth heiraten, war niemand dar⸗ über mehr erſtanut, als ich ſelbſt. Von den Ber⸗ hältuiſſen getrieben, begab ich mich zur Frau von Seltener. „Ich möchte ein ernſtes Wort mit ihnen reden,“ begann ich. — „Das freut mich,“ lautete ihre Antwort, „ich habe es ſchon längere Zeit er⸗ wartet.“ — „Iſt Ihnen bekannt,“ fragte ich, „daß alle Welt von meiner Verlobung mit Fräulein Els⸗ beth ſpricht?“ — „Das iſt nach allen den A merkſamkeiten, die Sie ihr erwieſen haben, auch nicht anders zu erwarten,“ verſetzte ſie. — „Aber Sie wiſſen, daß ich nie ans Heiraten gedacht habe!“ ſprach ich erregt. Da trat Frau von Sek⸗ „Wie 2“ rief ſie entrüſteten Toues. „Wenn das Ihr Ernf iſt, dann haben Sie die arme Elsbeth furchtbar kompromitiert. Wir waren überzeugt davon, daß ſie ehrenhafte Abſichten hatten!“ — i heiraten!“ brachte ich beſtürzt hervor. l fäbriſitt, en 92