Anfall von Geiſtesſtörung beging, wurde zur Beobachtung ſeines Geiſteszuſtandes in die Klinik nach Tübingen verbracht. Während der Tat war ſeine Frau in der Wirtſchaft beſchäftigt. Sie fand um 1 Uhr früh ihr Töchterchen im Vlut liegend im Bett vor. — Göttingen, 22. Nov. Im Kaliber⸗ werk in Volpriehauſen wurde ein Bergmann von einem niedergehenden Förderkorbe getötet. — Kaiſerslautern, 23. Nov. In Altenborn bei Hochſpeyer wurde ſeit einiger Zeit ein 1ljähriges Mädchen vermißt. Geſtern fand man dasſelbe als Leiche in einer Kiſte auf dem Speicher. Wie man annimmt hat ſich das Mäd⸗ chen aus Furcht vor Strafe in die Kiſte verſteckt, brachte aber den Deckel nicht mehr auf und fand ſo den Tod. — Nördlingen, 23. Nov. Die ledige Näherin Eliſe Mayer wurde auf der Landſtraße von zwei Haudwerksburſchen durch Meſſerſtiche getötet und ihrer Barſchafi beraubt. Die Mörder ſind bereits dingfeſt gemacht. — Von der bayeriſchen Grenze, 22. Nov. Eine ſchauerliche Kunde wird ſoeben aus Dinkelsbühl gemeldet. Die ledige 60jährige Liſette Mader, Schweſter der wohlbekannten Obſt⸗ händlerin gleichen Namens auf dem Markte, wurde, nachdem ſie noch eine Stunde vorher mit einer Nachbarin geſprochen hatte, in ihrer Wohnung beim Bezirks⸗ und Reutamtsgebäude, alſo in einem belebten Stadtteile, durch einen Bahn⸗ bedienſteten, der eine Zuſtellung zu machen hatte, mit dem eigenen Kopftuche erdroſſelt aufgefunden. Die umgehängte Geldtaſche war leer, Käſten und Kommode ſtanden offen. Es fehlte ein Geld⸗ betrag von 450 Mark. Kurz vor der Tat ſah man einen jüngeren Handwerksburſchen ins Haus treten. Nach dem Täter, der ſich zur Bahn begab, einen Zug aber nicht erreichen konnte, wird ge⸗ fahndet. Die ganze Stadt iſt in großer Auf⸗ regung. — Vom Kgl. Amtsgericht kommt ſoeben die Meldung, daß der mutmaßliche Täter mit ſeinen Komplizen in Nördlingen verhaftet wurde. — Garding, 23. Rov. In der Nacht zum Sonntag wurden das Weinertſche Möbel⸗ magazin und Mannfakturwaarenlager von Ulrich und Cie. durch Brand eingeäſchert. Frau Weinert und zwei Kinder ſind in den Flammen umge⸗ kommen. 1 0 Amtlich wird — Seehauſen, 22. Nov. gemeldet: Stendal⸗Magdeburg ſind heute zwiſchen Oſterburg und Seehanſen die Tenderachſe der zweiten Maſchine und drei Perſonenwagen entgleiſt. Sieben Per⸗ ſonen wurden verletzt, zum Teil ſchwer. Von dieſen ſind zwei Reiſende inzwiſchen geſtorben. — Eisleben, 21. Nov. Wie dem B. L.⸗ A. von hier gemeldet wird, gab der 17jährige Realſchüler Schneider im Jähzorn auf ſeinen Vater einen Hotelbeſitzer mehrere Schüſſe ab und verletzte ihn ſchwer am Unterleib. Der ungerateue Sohn flüchtete, wurde aber ergriffen und verhaftet. — Berlin, 23. Nov. Die am 20. Nov. vollzogenen Wahlen der Abgeordneten zum neuen preußiſchen Landtage ſeitens der Wahlmänner haben folgendes vorläufige Reſultat gezeitigt: Gewählt 144 Konſervative, 54 Freikonſervative, 96 Zentrum, 79 Nationalliberale, 23 freiſinnige Volks partei, 8 freiſinnige Vereinigung, 13 Polen, 2 Dänen, 2 Reformparteiler. 2 Bund der Land⸗ wirte, 5 Fraktionsloſe. Bei dieſer Zuſammen⸗ Von dem Perſonenzug 445 Wittenberg nant Merian aus Baſel, Jules du Commun, die ſich in dem zertrümmerten Wagen befanden. ſtellung feblten nur noch die Ergebniſſe aus den Wahlkreiſen Breslau und Teltow-Breskow. Jeden⸗ falls bedeutet dieſes Geſamtergebnis keinerlei weſentliche Veränderung in er politiſchen Phiſi⸗ ognomie der preußiſchen Volksvertretung, ſpeziell iſt der Sozialdemokratie nicht gelungen, im neuen Abgeordnetenhanſe feſten Fuß zu faſſen. In einigen Wahlkreiſen kam es infolge des uuquali— fizierbaren Verhaltens der Anhänger der ſozial⸗ demokratiſchen Wahlmännern zu erheblichen Schwie⸗ rigkeiten und Lärmſcenen beim Wahlakte, ſo in Berlin II. III. und IV., in Breslau und in Linden und beſonders auch in Teltow Breskow. Mehrfach mußre Polizei zur Herſtellung der Oed⸗ nung einſchreiten. — Kaſſel, 22. Nov. Bei dem geſtern Nachmittag niedergegangenen Gewitter ſchlug! der Blitz in die Cenlralſtation der Feuerwehr und zerſtörte die Iſolatoren. Ein anderer Blitzſtrahl ſchlug in die Leitung der Straßenbahn und zer⸗ trümmerte einen Wagen. Ein dritter zündete ein Haus an. — Pa lezieux (Kenton Waadt), 22. Nov. Der Expreßzug Bern⸗Genf iſt geſtern abend; um 6 Uhr zwiſchen Freiburg und Lauſanne bei der Station Palezicujl auf eine aus unbekannter Ur⸗ ſache auf dem Gleis ſtehende Lokomotive geſtoßeu. Freiburger Geld Lotterie auf. 2 Wagen wurden zertrümmert, eine Lokomotive iſt eutgleiſt. Sechs Perſonen ſind um ekommen nämlich zwei Kinder einer ruſſiſchen Familie namens Gratichow mit ihrer Gouvernaunte Fräulein Rickelt, die auf der Reiſe nach Moutrenx be⸗ griffen waren, ferner drei aus der Schweiz ge⸗ bürtige Perſonen ein Herr Grunenwald, Fräulein Sterky und Fräulein Bertſchy. Unter den Ver⸗ letzten, deren Zahl geringer tſt, als anfangs be⸗ 5 fürchtet wurde, befindet fich der Großvater den umgekommenen Kinder namens Bocken aus Peters burg, deſſen Verletzungen nicht lebensgefährlich ſind, ferner Major Cheſſex aus Montreux, Leut⸗ Licentiat der Rechte aus Freiburg (Schweiz), Ein Heitzer erlitt leichte Quatſchungen. Ein deutſcher Reiſender und ein ſchweizeriſcher Offizier 111 retteten ſich durch das Fenſter. Unglücks iſt noch nicht bekannt. Sämtliche Ver⸗ unglückte ſaßen im erſten Wagen. Von den In⸗ ſaſſen des nachfolgenden deutſchen Wagens Berlin⸗ Genf iſt niemand verletzt. Die Urſache des „N 10 O0 —— — Buda peſt, 21. Nov. In Szilo hat der 35jährige Wirtſchaftsbeamte Grabansz ſeine B 26jährige Ehefrau ſowie zwei Kinder im Alter von 4 und 6 Jahren erſchoſſeü und dann Selbſt⸗ mord verübt. 1. 12 402 J. — New⸗Pork, 23. Nov. In den Stein⸗ dn ahmen, mache kohlengruben in Connelsville in Pennſylvanien ba fand Samstag abend eine Exploſion ſtatt, bei ba der 15 Perſonen getötet und 4 verletzt wurden. ler um Ausſtellur u bentindebeamten 2 J de rechtzei Viele und bedeuteude Gewinne, wie 100 000 Mark, 40000 Mark, 20 000 Mark uſw., weiſt der Verloſungsplan 3. großer Dieſe dient zur lie Rrlängerung aufalt auf Ant J Die Einreichun 1 Läßlich der Wiederherſtellung des Münſters zu Freiburg im J de 1899 Breisgau, dem der zehrende Zahn der Zeit im zrückzuziel Laufe der Jahrhunderte beträchtlichen Schaden I dis gilt ar zugefügt hat. Freudige Aufnahme beim deutſchen 7 Volke hat daher das Unternehmen des Münſter⸗ h ae bau⸗Vereins gefunden und bekundet das allgemeine in den erſte Intereſſe an dem erhabenen Werke ſich auch durch aalen we eine äußerſt rege Loosabnahme. Die Freiburger nn Looſe a Mk. 3.30, ſind bei den hieſtgen Verkaufs⸗ e ſtellen oder bei der Direktion der Freiburger its Verf er ener Quittu Aker oder Kra aun nach Ablauf Münſterbau⸗Lotterie in Freiburg GBaden) haben. zu In goldenen Ketten. Roman von F. Sutau. (Fortſetzung.) Es iſt ein Glück, daß der Direttor desſelben tüchtig und zuverläſſig iſt, und mit Liebe an den Glas⸗ werken hängt; ſo daß ſie ihm getroſt die ganze Verwaltung überlaſſen können. Abdloff iſt eben eine echte Künſtlernatur, das Geſchäftsleben hat keinen Reiz für ihn. Ihm wäre es tauſendmal lieber geweſen, er hätte ſeine holde Prinzeſſin Tauſendſchön, arm wie ſie früher war, in das ſtille weiße Haus führen dürfen, ſtatt ihr in die Villa zu folgen, die einſt Brandhorſt mit dem erdenklichſten Luxus für ſie ausgeſtattet hatte. Erſt als ein Söhnchen dem Elternpaar ge⸗ ſchenkt wurde, da ſöhnte Adloff ſich mit dieſem Reichtum aus. Für dieſes holde Wunderwerk der Schöpfung, der mit den ſtrahlenden Augen der Mutter in die ſchöne Welt blickte, da dünkte ihn nichts zu koſtbar. Der Knabe mochte ! das reiche Erbe einſt antreten, denn er war den Luxus ge— wohnt, er wuchs darin auf. Die ſeidenen Kiſſen die Spitzen beſetzten Bettchen, den Thronhimmel über der kleingeſchnitzten Bettſtelle hatte ein Fürſten⸗ kind nicht prächtiger haben können. a „Er iſt ja auch unſer Prinz, der Knabe,“ er⸗ klärte Leska, wenn Adloff ſich über den großen Luxus doch einmal eine ſcherzende Bemerkung er⸗ laubte, und alle weiblichen Familienmitglieder, die Mutter, die Schweſtern Leskas, die gleich den Zug⸗ vögeln regelmäßig alle Sommer ſich in Altenborn einſtellten, mit Adloff darin überein ſtimmten. Aber Leska hatte nun einmal die Schwäche, für 525 Gleich einem Herſcher und Sieger trat der kleine Bernhard, ſo hatte man ihn zum Andenken an den Verſtorbenen genannt, ſeine Laufbahn auf dieſem Planeten an; alles erobernd mit ſeinen braunen lachenden Augen. Sogar Martha Brand⸗ horſt, die ſich in den erſten Jahren nach dem Tode ihres Bruders im Groll und Hader mit dem Schick⸗ ſal von allem zurückgezogen, zumal deshalb, weil ihr der Beuder nur 60000 Mark von ſeinem gro⸗ zen Vermögen ausgeſetzt hatte, verfiel ſchließlich dem Zauber dieſes Sonnenkindes, und das war wohl ſein größter Sieg, den er bis jetzt verzeich⸗ nen konnte. Schüchtern, faſt ängſtlich hatte Leska damals Martha bei ſeiner Taufe gebeten, eine Patenſtelle zu übernehmen, und an dem Tauftage, als ſie das kleine Geſchöpf in dem weißen Spitzenkleide auf den Armen gehalten, da hatte ſich das Wunder bei Martha vollzogen. Der Groll und Trotz, mit dem ſie ihr Herz umpanzert, er ſchwand dahin, als die unſchuldigen Kinderaugen zu ihr aufblickten. Ein ſanfteres, ihr faͤſt fremdes Empfinden überkam ſie, es war wie ein Erwachen zu neuem Leben und Lieben. Drei Jahre ſind ſchon ſeit der Taufe ver⸗ floſſen. Der kleine Bernhard läuft ſchon ſehr ſicher und ſelbſtbewußt mit ſeinen dicken Beinchen herum. Daß er einſt ſchon ein ſo großes Werk vollbracht, ein grollendes Menſchenherz zum Leben und Lieben erweckt, das ahnt er in ſeinem kindi⸗ ſchen Unverſtand nun freilich nicht. Er weiß je⸗ doch ſehr gut, daß Tante Martha immer bereit iſt, mit ihm zu ſpielen, und immer neue Unter⸗ haltungen für ihn erſinnt, dafür häugt er aber auch dankbar wie Kinder ſind, mit wahrer Leidenſchaft an ſeiner Tante Martha. ihren Liebling war eben das Beſte und Schönſte gut genug. 0 Die hellen, fröhlichen Stimmen, die da unten vom Park heraufſchallen, das ſind die Stimmen dem Blick voll Liebe und Treue, der jetzt auf ihn von Tante Martha und dem Knaben. f Leska ſpäht hinunter. Ja, da ſitzen ſie beide unter der Linde, auf Marthas Schoß liegen Blumen, und zwei runde Kinderhändchen wühlen darin herum. Wichtige Beſchäf A rahglebt n t nacltäglic N 1 Aunattſchaft 15 in Falle der at 40 Marken Martha mit Blumen und meinem Kind ſpie⸗ * erwähne lend. Wer hätte ſo etwas je für möglich gehalten, 8 n denkt Leska, lächelnd auf die Gruppe ſchauend. Sie eim, den 4. überhört darüber, daß das Klavierſpiel im Salon Gr verſtummt iſt. Hinter ihr tat ſich eine Tür auf und Adloff tritt heraus auf die Veranda. Mathe Belan „Nun Leska, vergißt Du einmal wieder alles Malu, den ! über den Jungen da unten, und haſt keinen Blick für mich armen Sterblichen?“ fragte er dann ſcherzend. N Der arme Sterbliche kann zufrieden ſein mit fällt So blickt nur eine Frau, die voll beglückt iſt in der Liebe ihres Maunes, Sie lehnt ſich an ſeine Schulter und ſieht ſtrahlenden Auges zu ihm auf. „Ach, das Glück, das übergroße, ich verdiene es ja garnicht,“ ſagte ſie, „ich war doch eigentlich ie ſolch ein Muſtergeſchöpf, das den Lohn der Tugend beauſpruchen könnte.“ 9 „Nein, ein Muſtergeſchöpf wareſt Du nie, verſetzt Adloff lachend, „ſonſt hätteſt Du wohl ſchwerlich je mein Herz ſo beſtrikt, das für ſteife Muſtergeſchöpfe gar keine Zuneigung hat. Du warſt eben immer Du ſelbſt, in jeder Lebenslage Deine Perſönlichkeit voll einſetzend. Der Zauber Deiner Eigenart, der iſt es, der mich gefangen hat. Es gibt eben nur eine Frau für mich auf dieſem Erdball, und die iſt mein! mein!“ * ab 9 N 1 1 5 Ende! 0 ndl