mein Strasse, Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der — Anzeiger für Tadenb Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. 1 A 5 — Mittwoch, den 25. November Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. a Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Bei größeren Aufträgen Rabatt. 555 1903. Verſchiedenes. A Ladenburg, 23. Nov. wurde durch hohen Erlaß Großh. Oberſchulrats Herr Hauptlehrer Ludwig Wörner hier definitiv zum O ber lehrer an hieſiger Volksſchule ernannt. Wir gratutieren. — Heidelberg, 22. Nov. In der Dietz⸗ ſchen Sammlung der Heidelberger Anatomie be⸗ findet ſich das Skelett von Schinderhannes. Nach der Hinrichtung des Raubmörders in Mainz wurde die Leiche der Univerſität ausgeliefert. In einem bon 7 Skeletten bewohnten Glasſchrank befindet ſich auf einem von Alter gelb gewordenen Zettel die Aufſchrift: „Johannes Bickel genannt Schinder⸗ hannes“. Das Skelet hatte bis Ende 40er Jahre einen ſchwarzen Hut mit roter Feder auf. Das Grab von Schinderhannes wird bekanntlich heute noch in Mainz gezeigt. Was es mit dieſer ge⸗ ſchichtlichen Ueberlieferung anf ſich hat zeigt obige Tatſache. — Eberbach, 22. November. Bei der Landtagswahl wurde Dr. Weiß⸗Eberbach (ntl.) mit 70 Stimmen gewählt. Barth erhielt 52, Hemberger 2, ungiltig waren 4 Stimmen. — Karlstuhe, 22. Nov. kegelung des Submiſſionsweſens beſchäftigt augen⸗ blicklich auch das Miniſterium des Innern und dürfte die wichtige Angelegenheit den Landtag beschäftigen. Ein Verordnungsentwurf iſt bereits ausgearbeitet, doch hat derſelbe die Anerkennung der Handwerkerkammer nicht gefunden. Dieſelben haben in einer Eingabe an die Regierung folgende Forderungen geſtellt: Aufſtellung von Preisverzeichniſſen, welche als Unterlage dienen ſollen bei Ausarbeitung der behördlichen Koſtenanſchlägen und bei ſgleichen Schritt zu halten vermag. 2 der Vergütung von Unterhaltungsarbeiten; Vergebung der Arbeiten nur an ſolche Unter⸗ nehmer, welche berechtigt ſind, den Meiſter⸗ titel zu führen; Vergebung aller Submiſſionsarbeiten im Betrage von 500 bis 5000 Mk. nach dem ſogenannten Mittelpreisverfahren unter Ausſchluß von Angeboten, die unter 20% unter oder über dem Voranſchlag bleiben. — Karlsruhe, 22. Nov. Amtlich iſt eine Erhöhung der Einkommens- und Kapitalrenten⸗ ſteuer angekündigt. Die Hauptſchuld an der Ur⸗ ſache dieſer wenig erfreulichen Weihnachtsbotſchaft dürfte zunächſt die Verſchlechterung der finanziellen Beziehungen zam Reiche tragen. Andererſeits hat aber der finanzielle Pflichtenkreis des Staats⸗ weſens eine Erweiterung erfahren, mit welcher die natürliche Steigerung der Einnahmen nicht Die Ausgaben für Kunſt und Wiſſenſchaft, Unterrichts⸗ und Bildungsweſen, Verkehr, Waſſerban und Landes⸗ kultur, ſowie ferner für die Hebung verſchiedener Berufsſtände, wie z. B. Landwirtſchaft und Hand⸗ werker haben eine ungeahnte Höhe erreicht. So 3. verzeichnet z. B. der Ausgabeüberſchuß im Vor⸗ Die Neu⸗ Mark. anſchlag für 1903 eine Höhe von 1348 624 Ob der Zeitpunkt für eine Steuererhöhung gegenwärtig der geeigneie iſt, dürfte eine andere 1. Organiſche Mitwirkung der Handwerker bei Frage ſein, wenn man berückſichtigt, daß wir vor einem Reform der direkten Steuern iu Baden ſtehen, deren Ertrag natürlich noch nicht bekannt iſt, der aber Mehrerträge liefern wird. Außer⸗ dem ſteht eine Verbeſſerung der finanziellen Be⸗ ziehungen zum Reiche in Ausſicht. Eine Karls⸗ ruher Koreſpondenz der „Straßb. Poſt“ glaubt infolgedeſſen, daß der Ausweg, den doch nur vor⸗ übergehenden Mehrbedarf durch Schatzanweiſun⸗ gen zu beſchaffen, jedenfalls in der Kammer zur ins Lazarett verbracht. Erörterung kommen wird, was den Vorteil hätte, daß die Beratung des Haushalts ohne beſondere Schwierigkeiten zunächſt erledigt werden könnte, während andernfalls die Volksvertretung als eine ihrer erſten Aufgaben die Steuererhöhung zu be⸗ ſchließen hätte, ohne mit Beſtimmtheit zu wiſſen ob der ſpäter genehmigte Etat einen ſolchen Fehl⸗ betrag noch aufweiſt, wie ihn gegenwärtig der Entwurf desſelben enthält. — Vom Wieſenthal, 22. Nov. In der Spinnerei und Weberei Steinen platzte bei Anwendung von geſchwefelter Säure ein Rohr, worauf die Säure in das Wieſenbett abgelaſſen wurde. Es ſtellte ſich bald heraus, daß dadurch der geſammte Fiſchbeſtand des abwärts gelegenen Teiles der Gemarkungen Steinen⸗Höllſtein ver⸗ nichtet worden iſt. Unter den maſſenweiſen ge⸗ fundenen Fiſchleichen befinden ſich laut „Markgr. Tgbl.“ namentlich viele prächtige Forellen. — Bruchſal, 21. Nov. Ein ſchreckliches Unglück wiederfuhr geſtern nachmittag einem im dritten Dienſtjahre ſtehenden Dragoner. Derſelbe ging neben ſeinem Gefährte, welches auf abſchüſſigem Terain bei einem Steinbruch gegen Untergrombach zu ſich befand, als plötzlich die Pferde durchgingen. Der Bedauernswerte kam zwiſchen und unter die Räder, ſodaß ein Fuß förmlich abgeriſſen, der andere mehrmals gebrochen wurde. Er wurde — Altenſteig, 21. Nov. Eine ſchauer⸗ liche Tat beging geſtern nacht der Gaſtwirt und Bierbrauereibeſitzer Karl Pfeifle zur Blume hier. Er durchſchnitt mit einem großen Meſſer ſeinem gjährigen Töchterchen, während dieſes ſchlief, die Pulsader am rechten Arm. Sodann brachte ſich Pfeifle ſelbſt an beiden Armen mehrere tiefe Schnittwunden bei. Der Zuſtand des Mädchens iſt ſehr bedenklich. Pfeifle, der die Tat in einem die Hand des Schickſals. . Novelle von A. Peters. (Nachdruck verboten.) „Schreibe, ich ſei geſtorben. 1. Kapitel. Alles erledigt iſt. Schreibe: „er ſtarb mit Sonnen⸗ Antergang,“ — dann habe ich Ruhe.“ „Aber Ottokar, ſo lange ein Menſch lebt, ſoll * auch noch hoffen!“ „Schreibe, wie ich Dir ſagte: „er ſtarb mit le Sonne heute ſcheidet, auch ich ewige Ruhe finden werde. Die einzige Wohltat, welche das Leben mir hoch gewähren kann, iſt der Tod, — der Tod! Weißt Du, was es heißt, von der Liebe zu Grunde gerichtet werden 2 Max, mein teurer alter Freund, ich habe das erfahren, O, dieſe brennende Hitze. Nönnte ich doch noch ein einziges Mal an einem friſchen Bache ruhen —“ nocste 1 — Sonnenuntergang.“ — Ich flehe zu Gott, daß, wenn 0 1. „Ich will Dir einen erfriſchenden Trunk 11 bringen.“ annhen „Ach, das iſt nicht das, wonach ich verlange,“ zreitestrass- berſetzte der Kranke. „Ich ſehne mich nach dem Quell der Heimat, — ich ſehe die mit feuchtem, —, Aeünem Moos bedeckten Steine, — daneben ſteht Fansde e ein Schwarzdorn, — ein Vogel ſingt in den — b Zweigen, — ach, es iſt nur eine Fieberphantaſie, aber ſie iſt ſo ſchön!“ Bevor der Brief Mangt, bin ich längſt tot, und ich kann leichter lerben, wenn ich weiß, daß zwiſchen ihnen und mir „Du biſt ermüdet — ruhe ein wenig.“ „Ermüdet 2 Ich nicht, — aber mein Herz iſt müde. Haſt Du geſchrieben, wie ich Dich bat, — daß ich mit Sonnenuntergang ſtarb?“ „Noch nicht, wenn Du es denn durchaus wünſcheſt —“ „Ja. So könnte ich nicht weiter leben, es machte mich wahnſinnig. — O, dieſe Hitze! Wie verzehrt mich!“ Für einen Fieberkranken konnte es auch wohl kaum einen ſchlechteren Ort geben, als dieſen in⸗ mitten eines amerikaniſchen Waldes, auf ſumpfigem, moraſtigem Boden. An einer kleinen Lichtung ſtanden zwei hölzerne Hütten; die Mittagsſonne ſandte ihre heißeſten Strahlen auf die Erde herab, die Blumen berſchmach⸗ teten, das Gras war braun gebrannt und durch die von der feuchten Erde aufſteigende Dünſte wirkte die warme Luft doppelt ermattend. „Trage mich hinaus ins Freie, daß ich ſterben kann!“ hatte der Kranke vor einer Stunde ge⸗ beten, und zwei kräftige Arme hatten ihn ſorgſam aus der engen Hütte unter die ſchattigen Bäume getragen. Hier wenigſtens fächelte ihn ein leiſer Zephyr. Sein treuer Freund und Gefährte ſaß bei ihm und ſuchte die Fieberphantaſien des Kranken zu zerſtreuen tot, Ottokar iſt tot!“ .. . Ach, wie deutlich ſehe ſagen: „Wie Ottokar iſt tot? Meine arme Elsbelh da müſſen wir für elegante Trauerkleider ſorgen, und deſſen letzten Wunſch niederzuſchreiben, — denn beide wähnten das Ende nicht fern. Der Kranke, geiſtig gedrückt und ſeit Jahren des Lebens müde, lag an heftigem Sumpffieber darnieder. Er hatte ſo lange und ſchwer gelitten, daß der Tod ihm willkommen war. Am Morgen hatte ein Fremder ihre Lagerſtätte paſſiert, der ſich erboten hatte, um Mittag bei ſeiner Rückkehr über dieſen Platz Briefe nach Tarmago mitnehmen zu wollen. Der Kranke hatte dieſes Anerbieten mit Dankbarkeit angenommen. „Warnm willſt Du zögern?“ hatte er zu ſeinem Freunde geſagt. „Ich werde noch ſterben Ein ſchönes, junges Geſicht wird ſich über den Brief neigen und eine Frauenſtimme wird rufen: „Er iſt ich alles ... Lady Lenſtone wird herbeikommen bedenke Deine Stellung als Baronin von Behrings!“ Elsbeth wird weinen und — für ſich zu Trauergewändern wählen, was ſie am beſten kleidet, und wenn das zur Befriedigung erledigt iſt, wird ſie von neuem klagen: „Mein armer Ottokar! Ob er nun wirklich tot iſt? ... O, dieſe Hitze, wenn ich meine brennende Stirn doch kühlen könnte! N Cortſetzuug folgt).