Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Hönig Victor Emanuel III. von Italien und ſeine Gemahlin, die Mönigin Helene, ſind el Dienstag die Gäſte des engliſchen Königs⸗ Paares in Schloß Windſor, womit der Beſuch, pelchen Hönig Eduard im vergangenen Sommer am römiſchen Hofe abſtattete, ſeine Erwiderung gefunden hat. Dieſer Anlaß der englichen Keiſe der italieniſchen Majeſtäten weiſt zur Genüge darauf hin, daß ihr keine zwingenden politiſchen Urſuchen zu Grunde liegen, es handelt ſich hier⸗ bei in erſter Linie einfach um einen höſiſchen Vorgang. Aber allerdings entbehrt derſelbe doch nicht eines politiſchen Hintergrundes wie der Umſtand erkennen läßt, daß der neue lalieniſche Miniſter des Aeuß ren Tittoni ſeinen wage n eklauchten Souverän nach England begleitet ragfäbigtel, c hat, und es iſt zweifellos daß zwiſchen dem zursfaß. ktalieniſchen Staatsmanne und ſeinen engliſchen ter Kaffe, Sisohe dall e qualitäten ſſige Rollegen, ſpeziell dem Miniſter des Aeußeren Lord Landsdown, ein Meinungsaustauſch über die ſchwebenden Fragen der hohen Politik ſallfinden wird. Ob nun aber der italieniſche Hönigsbeſuch jenſeits des Kanals eine intimere reiſen. Annäherung Englands an Italien nach ſich F. Scola. gehen wird, wie man dies hie und da ver⸗ Mutet, das möchte denn doch noch ſehr abzu⸗ ö Ladenbutg warten ſein, denn Italien hat mit der traditio⸗ nellen Freundſchaft des mächtigen Inſelreiches perſchiedene bittere Erfahrungen gemacht. Vor allem fand Italien, als ihm der fette tuneſiſche Biſſen von den Franzofen ſo zuſagen vor der Noßſe weggenommen wurde, bei dem befreundeten England nicht die geringſte Unterſtützung gegen diesen Generalſtreich des franzöſiſchen Nachbars, und ebenſo ließ die engliſche Politik die Italiener und komme ds von halb vroben Der Vorſlulh. Ar. 92. 1 12 Samstag, den 21. November Der italieniſche Königs beſuch in in der Patſche von Adua ſitzen, obwohl ſie Engl doch erſt durch engliſche Verſprechungen und ugland. Verlockungen zu ihrem funglücklichen Feldzuge gegen den Negus Menelik von Abeſſinien auf⸗ geſtachelt worden waren. deutige Haltung Englands hat man denſelben in den urteilfähigen politiſchen Kreiſen Italiens bis heute noch nicht vergeſſen und es darum vorgezogen, an der Seite der verbundenen bei⸗ den mitteldeutſchen Kaiſerreiche zu bleiben ſtatt den egoiſtiſchen Intereſſen Albions ein will⸗ fähiger Handlanger zu ſein. daß der Beſuch des Königs Victor Emanuels chungen führen wird, zumal zu ſolchen kein da ja England wie Italien als Mittelmeer⸗ Ebenſo dürfte hierbei die marokkaniſche Ange⸗ legenheit zur Sprache kommen, Italien ſieht ein gemeinſames Vorgehen Englands, Italiens Dieſe mehr als zwei⸗ darum auch nicht anzunehmen, Es iſt am Engliſchen Hofe zu irgend welchen Abma⸗ dringender Anlaß vorliegt. Immerhin iſt es wahrſcheinlich, daß beſonders die gegenwärtigen Balkanwirren eine Kolle iu den Beſprechungen zwiſchen Hönig Eduard und „Hönig Dictor Emanuel und den beiderſeitigen Miniſtern ſpielen Mächte an den Vorgängen auf der Balkan⸗ halbinſel mehr oder weniger intereſſtert ſind. ſich dei Warnung ihrer Intereſſen in Marokko nun einmal mit auf das Wohlwollen des ſee⸗ gewaltigen Albion angewieſen. Inwieweit etwa und Frankreichs in den orientaliſchen und afrikaniſchen Angelegenheiten bei dieſen Be⸗ ſprechungen mit geſtreift wird, weiß man auch nicht, und es entzieht ſich einſtweilen gänzlich der Beurteilung, ob eine ſolche Anregung bei dem kürzlichen Beſuche des iſalieniſchen Monar⸗ Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. 5 des Krimkrieges, in welchen bekanntlich zuletzt ein ſardiniſches Hilfskorps an die Seite der gegen die Kuſſen verbündeten Engländer und Franzoſen erſchien, bedeutend anders geworden und eine Wiederauffriſchung der alten Intimität zwiſchen den ehemaligen Weſtmächten liegt da⸗ rum trotz der Beſuche Königs Eduard in Rom und Paris, Königs Victor Emanuels in Paris und London und des Erſcheinens des Präſi⸗ denten Coubet Jenſeits des Kanals offenbar in weitem Felde. ſeits Italien ein vollwichtiges Mitglied des Dreibundes, anderſeits Frankreich der Ver⸗ bündete Rußlands, aus welcher Konſtellation ohne weiteres das Schwierige für eine weiter⸗ zielende engliſch⸗franzöſiſch⸗iialieniſche ergiebt. lichen italieniſchen Hönigshofe dürfte darum kaum etwas an den meiſters Katzenmaier und Bäckers Frey ausdehnte, ſchen aufs Tapet gelangt iſt. Ueberhaupt ſind j die europäiſchen Verhältniſſe ſeit den Seiten CNN er Vor allem iſt heute einer- Entente Der gegenwärtige Beſuch des jugend⸗ Herrſchers am engliſchen Beziehungen zwiſchen den europäiſchen Groß⸗ mächten, wie jene gegenwärtig beſtehen, ändern. Verſchiedenes. Ladenburg, 20. Nov. Geſtern Abend kurz vor 7 Uhr brach in dem Anweſen der Anton Arnold Wittwe Feuer aus, welches ſich mit rapider Geſchwindigkeit auf die Scheuer des Bäcker Joachim und die Schuppen des Mauer⸗ welche vollſtändig niederbrannten. Das Wohn⸗ haus des Bäcker Joachim litt ſo großen Schaden, daß der Abbruch unvermeidlich iſt. Der raſchen und umſichtigen Feuerwehr von hier und den ſchnell eingetroffenen Wehren von Neckarhauſen und Heddesheim iſt es zu verdanken, daß ein weiteres Umſichgreifen des Feuers verhütet wurde Der Gebäudeſchaden beläuft ſich auf ca 10 000 Mark, auch Fahrniſſe verbrannten, ſowi — ſangnveren Ladenburg. 1 11. Mount und vollig Der Vorſtand nung zu vernielel. irtin Münz 1 nung mmer, Kühe 10 vermieten. 5 mitt dr. Schm nung meinem Hu ile. zu vermie . iudolf Al — n goldenen Ketten. 1 (Fortſetzung.) „O, Sie armer unglücklicher Mann!“ rief Adloff tief erſchüttert. „Und Leska ?“ drängte es ich dann unwillkürlich von ſeinen Lippen, „ſie wußte es?“ „Sie wußte es und Schwieg; aber wenn noch ein Funken Liebe für mich bei ihr vorhanden war, dieſe Tat tilgte wohl alles.“ Da ſchlich leiſe eine Geſt ilt durch das Zimmer ſchluchzend ſank Leska an dem Bette nieder und umfaßte die Hände Brandhorſts. „Verzeih mir,“ bat ſie, „Du warſt immer ſo gut gegen mich, und ich! — Mein Herz war eben nicht mehr frei, die rechte, echte Liebe, die Du ein Recht zu fordern hatteſt, ich kounte ſie dir nicht entgegenbringen.“ Es leuchtete noch einmal heiß und leidenſchaft⸗ lich auf in Brandhorſts Augen. Das war ſie wieder, ſeine heißgeliebte Frau, die da ſchluchz end und mi offenem Herzen in dieſen Moment vor ihm kniete, und da hatte er doch wohl auch einen ſie nicht. Die Tränen Weibes, Heucheln konnte immer Küche, 5 die aus den ſchönen braunen Augen floſſen, die 150 u deni gelten ihm, und ſo innig batte er das junge 1 Weib geliebt, das ihn dieſe Tränen noch in Anteil an dem Herzen des ſo heiß geliebten jungen den letzten Lebensaugenblicken ſeines Lebens be⸗ ſeligten. „Ich habe Dir nichts zu verzeihen, Kind, Du konuteſt eben nicht anders,“ antwortete er dann krampfhaft erbebend. „Lebe wohl!“ „Bernhard!“ ſchrie Leska auf. War dies das Ende, das Sterben? Sie hatte noch niemals einen Menſchen ſterben ſehen. Erſchüttert, ver⸗ zweifelt ſah ſie zu Abloff auf. „Faſſen ſie ſich,“ ſagte dieſer leiſe. Brandhorſts langſam erlöſchende Augen blickten wie ſegnend von Leska auf Abloff. Goldene Sonnenſtrahlen umwoben das junge Menſchenpaar und ein Edelfink ſchmetterte ſein Lied⸗ chen am Fenſter und ſchaute neugierig hinein. Tags,“ kam es dann noch leiſe abgebrochen über Brandhorſts Lippen. „Blumendüfte. Vogelſang, ein Zukunftsbild höchſten Menſchenglücks, es ſteigt vor mir auf, — Ihr — Ihr Beide — Ihr werdet es erreichen — Sie werden Sie glücklich machen, Adloff — glücklicher als ich es je ver⸗ mochte.“ Sein brechendes Auge ruhte auf Leska, die von der Erde ſich loslöſende Seele nahm das Bild des träuenüberſtrömten jungen Weibes mit hinüber iu die Ewigkeit. ö 16. Jahre ſind vergangen, ſeitdem der Beſitzer der Werke von Altenborn die Augen für immer ſchloß. e . mehr Verſtändni ür. ie leiſe, getragene Me⸗ „Sterben muß ich im Sonnenglanz des jungen 0 ſt s dafür. Die leiſe, getrag 8 Wieder einmal iſt der Frühling über die ſchleſi ſchen Berge gezogen, die Erde ſtrahlt in ihrem Feſtgewande. 5 Auf der Teraſſe der Villa zu Altenbdrn ſteht ein Menſchenkind und blickt mit leuchtenden Augen um ſich; Leska. „War der Frühling denn je ſo ſchön wie i dieſem Jahre ?“ ſo fragt ſie ſich, und dann wende ſie ſich lauſchend dem Hauſe zu, im Muſikzimmer werden einzelne Akkorde auf dem Flügel ange⸗ ſchlagen. Jetzt braucht ſie nicht mehr heimlich, wi damals auf der Raſenbank unter der Buche, dem Spiel des Geliebten zu lauſchen, jetzt nimmt ſie teil an ſeinem Schaffen, und gewinnt mehr und lodie, zu welcher der Spieler dadrinnen nun über geht, die kennt ſie ganz genau, es iſt ihre Lieblings melodie, die Serenade aus ſeiner Oper „Prinzeſſin Tauſendſchön“. 5 O des ſeligen Tags, als ſie in der kleine Reſidenz in Thüringen mit ihm der erſten Auffül rung dieſer Oper beigewohnt, als das begeiſtert Publikum ihn, den Schöpfer des melodienreiche Werkes, wieder und wieder vor die Rampe rief! Wie ſtolz war ſie damals auf ihren Mann geweſen und wie ſtolz iſt ſie es heute noch. Nur ein Ge ſchäftsmann iſt er nicht, das große Beſitztum zu verwalten, deſſen Herrin ſie nach dem Tode Bran horſts durch das hochherzige Teſtament geworden iſt, dazu eignet er ſich in keiner Weiſe. Schl. folgt.