1 ds. Nn. ine aufe, inen e 1 2. 20 komitet b u 1 — 5 endung Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. f * Preis vierteljährlich Mark 1.— 1 Ian f mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. N tag, 1 Redaktion, Druck und Verlag der 2. 5 bulp 9 lh Dofbuchdrucherei Karl! Molitor, Ladenburg. e 1 a n r De ace g und Umgebung. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. 5 Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Bei größeren Aufträgen Rabatt. mlung 0 Ein Hiſtoriker über den Kaiſer. chrerz. Der bekannte Leipziger Univerſitätsprofeſſor Harl Lamprecht übergiebt ſeit einigen Jahren n. die Bände einer neueſten deutſchen Geſchichte liche alte der Oeffentlichkeit. Dieſer Tage erſcheint der undlichſt cz letzte Band „Sur jüngſten deutſchen Vergangen- Erſcheun heit“. Darin gibt der Hiſtoriker von Ruf eine Vorſtand. Charakteriſtik unſeres Haiſers, deren Grund⸗ — gedanken einer Betrachtung durch die geſamte Nation würdig ſind. 10 „ Sie ſind im großen Ganzen die folgenden: 2 Darüber, daß der Kaiſer in beſonderem Maße 3 17 begabt iſt, iſt alle Welt einig, nicht minder g darüber, daß er in hohem Maße die Neigung et im Nl beſitzt, ſeiner beſonderen Auffaſſung Geltung zu verſchaffen. Aber auch darüber, daß er dana in vielen Dingen tatſächlich leitet, beſteht Ueber⸗ 15 einſtimmung Wer heute Miniſter b I hört, wird immer erſtaunt ſein, bis zu welchem ſutſpieh Grade ſie nichts wiedergeben als Auffaſſungen des Kaiſers . . Bismarck und Haiſer Guell Wilhelm II. ſind abſolute Gegenſätze; jener waelgahn war Kealiſt, der Kalſer iſt Idealiſt. Der Mägen Kaiſer iſt nicht der Mann von Maßregeln, nd pull die dem Tag dem Tage verkuüpfen. Damit hängt zuſammen eine außerordentliche Sähiakeit 1 ec im Feſthalten allgemeinſter politiſcher Siele — (Schulpolitik, Vergrößerung der Marine, Ver⸗ N hälinis zu England). Dabei zeigt er aber 2 einen weſt weniger ſtarken Sinn für die Durch⸗ rg. bildung der konſtanten Mittel, die zur Verwirk⸗ 3 lichung ſeiner Ideale zu entwickeln und einzu⸗ 12. d. M. ſtellen wären. Dielmehr das Siel feſt im Auge, det wechſelt er raſch in der Wahl der Wege, auf ü ͤ Vb!!! ⁵ð2A A Samstag, en 14. November Seichen reizſamer Veranlagung, fördert immer neue Mombinationen zutage. Dabei ſollen ſie raſch verwirklicht werden; und ſo verbindet ſich mit ihnen jene böige Form der Willens⸗ meinung, jene Impulſivität, die den Seitgenoſſen 1 als ein Charakterzug des Haiſers gilt. ſich in tauſend Einzelzügen aus und geſtattet dem Herrſcher jenen häufigen Ortswechſel, der ihn in großen Teilen des Keiches gleich ſam ſtändig heimiſch macht.. .. Aus dem außer⸗ ordentlichen Reichtum von Aſſoziationen ent⸗ fließt dann dem Kaiſer die ſchickſalsreiche Gabe des begeiſterten Redners, wie der Sauber und die Anmut der Unterhaltung. Der Uaiſer kann außerdem geradezu als erſter großer Vertreter des kurzen, künſtleriſch gerundeten Telegramms gelten, wie als einer unſerer beſten Khetoriker des repräſentativen Stils. In ihren hiſtoriſchen Fundamenten iſt die Perſönlichkeit des Kaiſers vor allem hohen⸗ zolleriſch. Nichts geht ihm über die Traditionen ſeines Hauſes und ſeines Geſchlechts. Man weiß, wie er die Großen unter ſeinen Ahnen verehrt. Für die jüngſten Vorfahren gar, und vornehmlich wieder für HKaiſer Wilhelm den Alten, erheben ſich ſeine Empfindungen gerade⸗ zu in den Bereich des Ahnenkultus. Alle Ge. ſchichte erſcheint bei ihm zurückgeführt auf das Walten einiger weniger großer Perſonen, vor allem auf die Fürſten und ihre Gehilfen. Das iſt die epiſche Anſchauung des alten Germanentums .. . Aͤrchaiſch in ihren Formen, ungeteilt chriſtlich ohne grundſätzliche Anerkennung des Unterſchiedes der Honfeſſionen neuerer Seiten, noch in den letzten Momenten des Ahnenkultus wurzelnd erſcheint die Froͤmmigkeit Wilhelms II. Das Keich des Chriſtengottes, des Herrn der . . Ein ſtetig lebendiger Wille wirkt ein Bajonett und ein Herr der Beter, die chriſtliche Luthers, die hier auftauchen; es iſt die Lehre 1903. Herrſcharen, auszudehnen über die Reiche dieſer Welt bis zu den fernen Hüſten der gelben Raſſe, ſtehen ihm doppelte Herre zur Verfügung: err der Streiter draußen mit Kanonen u. Gemeinde daheim, und keines kann ſiegen ohne die kraftvolle Hilfe des andern. Auch die ſtaatsrechtlichen Anſchauungen des Haiſers gehen im Grunde zurück auf die Idee der altgermaniſchen Gefolgſchaft, der Treue und des Gehorſams des Volkes.. Nun verſteht ſich, daß eine ſo archaiſche An⸗ ſchauung, die nur den Herrn kennt, der führt, und den in blinder Treue helfenden Gefolgs⸗ mann, nicht ohne weiteres aufzugehen vermag in moderne Verhältniſſe und in Suſtände einer beſchworenen konſtitutionellen Verfaſſung. Aber das verknüpfende Band iſt ihr die Idee des chriſtlichen Staates: das Volk ſoll dem Herrſcher folgen, aber der Herſcher iſt gebunden an den ſtaats rechtlichen Gehalt der chriſtlichen Offen⸗ barung. Es ſind die Sedanken vor allem von dem patriarchaliſchen Abſolutismus, deſſen genialſter Vertreter auf deutſchem Boden viel⸗ leicht der Große Kurfürſt geweſen iſt, den der Kaiſer darum zärtlich verehrt. Verſchiedenes. — Mannheim, 10. Nov. Heute abend 58 Uhr wurde das Urteil im Prozeß gegen Böhm und Genoſſen wegen mehrfachen Betrugs verkündigt. Böhm wurde zu einer Geſamtge⸗ fängnisſtrafe von 3 Jahren 3 Monaten verur⸗ teilt. Die übrigen Beſtimmungen des erſten Ur⸗ teils bleiben ſtehen. Der Angeklagte Henninger wurde freigeſprochen. Bezüglich des Verkaufs von Aktien an die Oberrheiniſche Bank, der Er⸗ ſaumlung denen ſeine Erreichung möglich erſcheint. ſitgliebet ni „Die außerordentlich entwickelte Aſſo⸗ rſcheinen. nations fähigkeit der kaiſerlichen Natur, ein achtes f adenbut, In goldenen Ketten. den 10 0 Roman von F. Sutau. e f (Fortſetzung.) . „Na na, das kommt manchmal über uns gleich Sturmeswehen, packt uns mit elementarer Gewalt, und fragt nicht nach den Geſetzen der Moral und immun ordnung Von dem Garten unten zogen auch Roſen⸗ und Reſedadüfte herauf. Die Welt war ſo ſchön, aber die Menſchen, die ſich ihrer Schönheit voll und ganz erfreuen dürfen, ſind ſo ſelten. Auch an dieſer kleinen Tafelrunde war wohl keiner, der dieſe Schönheit rings herum hätte voll auf ſich wirken laſſen. richter hielten es mit den Tafelgenüſſen. Auf Brandsorſts Seele lag heute doch wieder in Folge der Anweſenheit des Unterſuchungsrichters der dumpfe Druck der böſen Tat, von dem niemand ihn be⸗ freien konnte, wenn dieſelbe auch der Welt ver⸗ borgen blieb und nur Leska davon wußte. Seit heute hatte ſelbſt Brandhorſts böſes Gewiſſen ſogar 31 legen Sitte, daher dann die Konflikte, die Ehetragödien, zangeleg 0 waran grade unſere Zeit ſo reich iſt.“ were „Ein feſter, ehrenhafter Wille wird ſich durch 55 1005 ſolche Konflikte und Anfechtungen nicht beirren, nicht . Ne. ful. aus ſeinen Bahnen treiben laſſen, meine ich “ gab Der dae Akbloff zurück ſangvrren „Sie haben mit dieſer Meinung ſchon recht, Ladenbucg Herr Oberkontrolleur, laber die Leidenſchaften 1. M können die menſchliche Natur leider mauchmal ganz 2 99 aus den Fugen bringen. Machen Sie erſt einmal e anders derartige Erfahrungen, dann werden Si ich habe ſprechen. Aber nun kommen Sie, bitte, wirklich Appetit.“ Ich Erfahrungen machen, Al die ganze, bittere Stufenleiter der unglücklichen Liebe der Entſagung und des Schmerzes mein Junerſtes be. 4 Der Vorſah J adenlalz ian durchzittert hat. Trotzdem aber bleibe ich feſt, und pre 10 ich hoffe es ſtets zu bleiben! Deen 50 Nun; ſaß er Leska gegenüber, draußen auf zerſtag der Veranda, wo die Roſen blühten, die Sonne durch grüne Blätter funkelte und ihre Lichtfunken in die Gläſer, mit goldhellem Rheinwein ge⸗ füllt, warf. . 0 heinen 0 b tet. gui Der dachte Adloff, wo Sorge vor Leska bekommen, ſie war unberechen⸗ bar ein Kind des Augenblicks, irgend ein Umſtand, ein unbedachtes Wort ihrerſeits konnte alles an den Tag bringen. ſchwert, das über ſeinem Haupte hing. Brandhorſt hatte deshalb oft fürchterliche Stunden, und es be⸗ durfte ſeiner ganzen Willenskraft und ſeines noch nicht geſchwundenen Glaubens auf die Gnade Gottes, um ſich aufrecht erhalten zu können. 1 In einer unglückſeligen Gemütsverfaſſung be⸗ fand ſich auch Brandhorſts Schweſter. Sie hatte Auge für die ſchöne Gotteswelt. Sie beobachtete, ſie grübelte ſtets und fand doch nicht des Rätſels Löſung für die Wandlung, die mit ihrem Bruder 1 1 ö vorgegangen war. ö Und Leska und Adloff ? Sie hätten wohl alle Der Doktor uud auch der Amts⸗ Es war doch immer ein Demokles⸗ Weltſchönheit hier dahin gegeben, dürften ſie, und ſei es auf der Erde ärmſten Hütte, ſich angehören, ſich alles, alles ſagen, was in ihrem Herzen und auf ihren Lippeu brannte. Man ließ die Gläſer jetzt auf Adloffs baldige, vollſtändige Geneſung zuſammenklingen. „Er fühlt ſich ja ſchon ungeheuer kräftig, unſer Patient, und mochte ſeine Tätigkeit lieber heute wie morgen wieder aufnehmen,“ ſagle der Arzt. „Nun, das verbieten Sie ihm nur ernſtlich, Herr Doktor!“ rief Brandhorſt. „Daran denken wir noch nicht, Sie gehn zu laſſen, Herr Oberkon⸗ trolleur. Vorläufig iſt ja auch noch Ihr Vertreter da. Warum hängen Sie überhaupt nicht die ganze beſchwerliche Laufbahn an den Nagel leben nur Ihrer Kunſt!“ 5 „Davon kann ich leider nicht leben,“ ent⸗ gegnete Adloff mit ſchmerzlichem Lächeln, „da müßte ich ſchon rieſiges Glück mit einem Kompoſitionen 8 haben, aber das Glück war mir nie ſehr gewogen. Einmal allerdings, da glaubte ich faſt an mein Glück, der Glanbe aber wurde mir erbarmungslos zerſtört.“ „Das ſind ſo die erſten Illuſtonen der ſpäten Jugendzeit, die werden uns ja größtenteils ſeh bald zerſtört,“ ſagte der Amtsrichter. „Die Au ſichten von Glück ändern ſich mit den Jahren un man lernt das Leben anders, wenn auch nicht ſchöner auffaſſen.“