1 9 irektoren der Aktiengeſellſchaft für „Chemiſche Induſtrie“, en 43 Jahre alten, in Mannheim eborenen Joſef Böhm, den 63 Jahre alten Her⸗ ann Henninger aus Heilbronn, fer ner ſind An⸗ geklagte die beiden noch jetzt an der Spitze des inzwiſchen von der Konkursverwaltung verkauften nternehmens ſtehenden techniſchen Direktoren, der jährigen Friedrich Holland aus Herrenalb und er ebenſo alte Dr. Hanz Kohlſtock aus Berlin, zöhm befindet ſich ſeit 27. September v. J. in nterſuchungshaft, Henninger wurde nach 7monat⸗ cher Haft freigelaſſen. Böhm, ein Sohn des ieſigen Großhändlers Böhm, der gleichzeitig einer er Hauplaktionäre der „A.-G. f. Ch. J.“ war. ar Direktor des Unternehmens. Dasſelbe wollte icht recht gehen und ſchon nach wenigen Jahren mußte durch Zuſammenlegung des Aktienkapitals und Ausgabe neuer Aktien eine Sanierung er⸗ olgen. Eine Reihe von Jahren hindurch wurden ann 58 Prozent Dividende bezahlt und der zorſtand erhielt 5 Prozent Tantieme, neben cher Böhm 10 000 Mark, Henninger 9 000 ark Gehalt bezog. Daneben wurde das Kapital ach und nach auf 2½ Millionen erhöht. Im eptembea 1902 ſollte eiu Beamter der Oberrh. ank in die Direktion eintreten. Er nahm eine keviſion und fand falſche Buchungen im Betrage on 1 Million. Der Konkurs wurde angemeldet Böhm und Heuninger wurden verhaftet. Die ngeblich befriedigende Entwicklung der Geſell⸗ chaft beruhte auf Täuſchung, herbeigeführt durch hereinſtellen der Aktiven und niedrigere Buchung er Paſſiven und die ſpätere Gründung von Tochtergeſellſchaften. Als der Krach kam und as ganze Aktienkapital verloren war, mußten die Unternehmungen liquidieren. Ohne Eingreifen es Staates hätten die beiden erſten Geſellſchaften uch Konkurs anmelden müſſen. Böhm iſt ange⸗ lagt wegen Bankerotts, Buchfäiſchung, Untreue, Verſchleierung ꝛc., Henninger wegen Beihilfe, die eiden anderen Direktoren wegen Verletzung ihrer Pflichten als Vorſtandsmitglieder. Ein beſonderes Kapitel nehmen die Fälſchungen von Krediten auf in amerikaniſches Bankhaus und die Unterſchlag⸗ ing von 200000 Mk. aus, dem Nachlaß der Gräfin de la Roſſe ein, zu deren Teſtamentsvoll⸗ ſtrecker Böhm ernannt war. Gegen den Auffichts⸗ rat wird wegen eines Vergehens formaler Natur verhandelt, weil die Kapitalerhöhung von 500 000 Mark nicht durch Bareinzahlung, ſondern Reichs⸗ weit geöffnet, voll ſtrömten die Töne heraus. Die Sprache der Töne mochte ihr künden, was er ihr in Worten nicht ſagen durfte und ſagen wollte. Leska hörte von ferne und ſie vergaß alles um ſich her darüber und ließ ſich einwiegen in ſüßes Träumen. Verſtummte dann das Spiel, dann blickte ſte verwundert auf. Neben ihr ſaß Braud⸗ horſt, das Licht der Ampel fiel voll auf ſein Ge⸗ ſicht, ſein düſterer Blick hatte auf ihr geruht während des Spiels. Was für Gedanken mochten ihn be⸗ der Töne, dieſe beſtrickenden Melodien voll Liebe und Leidenſchaft, Jubel und Schmerz, oder ließen ihn dieſelben ebenſo kalt und gleichgültig wie ſeine Schweſter, die gelangweilt in den Zeitungen blätterte. Martha hatte trotz Leskas Drohungen das Haus des Bruders noch nicht verlaſſen, deun ſie wollte durchaus die Entwickelung der Dinge hier noch abwarten und die Angen offen behalten, da der Herr und Gebieter des Hauſes ja ganz und gar mit Blindheit geſchlagen ſchien, ſeit jenem Abend, wo der verwundete Oberkontrolleur hier in's Haus gebracht wurde. Brandhorſts Eiferſucht mußte ſich wirklich jetzt in Zuneigung Adloff gegen⸗ über verwandelt haben. Der beſte Freund konnte nicht beſorgter, nicht aufopfernder als Brandhorſt für Adloff ſein. Seine ganze freie Zeit widmete er dem Kranken, und ſpäter dem Geneſenden. Mit der Nachbarſchaft hatte faſt aller Verkehr in der Villa aufgehört. Martha war die Einzige, die ihn noch aufrecht erhielt, Beſuche machte und immer auf kleinen Welt um ſie herum. Heute hatte ſie nun auf ſolch einem Beſuch eine höchſt intereſſante Neuigkeit vernommen und brannte förmlich darauf, dieſelbe in der Villa zu verkünden. Wenn er nur das langweilige Klavier⸗ bankſcheck reguliert wurde. Gegen Böhm wird am 5. und 6., gegen die Mitglieder des Auf⸗ ſichtsrat am 7. verhandelt werden. Am 11. wird der Fall de la Roffe den Schluß des Vramas bilden. Die Anklage vertritt Staatsanwalt Dr. Mühling, den Vorſitz führt Landgerichtsdirektor Wenzler. iſt Rechtsanwalt Geißmar. — Schwetzingen, 4. Nov. Die von uns bereits erwähnte Verſammlung wegen Bekämpfung der Lungenſchwindſucht findet nunmehr beſtimmt in Anweſenheit der Großherzogin am Donnerstag, den 19. ds, Mt. hier ſtatt. Die Verſammlung dürfte, wie die „Schw. Ztg.“ hört, einen größeren umfangreichen Charackter annehmen, denn es nehmen an derſelben teil: Die Vertreter ſämmt⸗ licher Städte Badens, ferner die Frauenvereine des Bad. Unterlandes ſowie die Herren Bezirksärzte der Bezirke von Offenburg bis Wertheim. Der Generalſekretär des Lan des verbandes der Frauen⸗ vereine, Herr Geheimerat Sachs u. a. m. Vor⸗ träge werden u. A. halten: Herr Profeſſor Dr. Brauer über. „Die Tuberkuloſe in der Zigarren⸗ induſtrie“, Herr Hofrat Prof. Dr. Vierordt über „Die Milch und deren Bedeutung in der Weiter⸗ verbreitung der Tuberkuloſe“; Herr Fabrikant Freudenberg⸗Weinheim über „Wohnungshyglene“ ſowie der Vorſtand des Statiſt. Landesamtes, Herr Oberregierungsrat Dr. Lange-Karlsruhe. Die Großherzogin und mit ihr vorausſichtlich auch die Erbgroßherzogin treffen mittag mit dem Schnell⸗ zug hier ein. Die Verſammlung und die Vor⸗ träge finden im Koloſſeumsſaale ſtatt; einem zu bildenden Lokalkomitee werden die Vorbereitungen für die umfangreiche Veranſtaltung übertragen. — Ludwigshafen, 4. Nov. Erſchoſſen hat ſſch heute früh der hieſige Handſchuhfabrikant Friedrich Eckert. Eckert erlitt lt. „N. B. L.“ ſeiner Zeit einen ernſten Unſall in folge eines Sturzes und klagte ſeit dieſer Zeit öfters über Schmerzen im Kopf und ſcheint diefes Leiden auch Böhms Verteitiger wohl die Urſache des Selbſtmordes geweſen zu ſein. 5 5 — Berlin, 5. Nov. Die Morgenblätter melden: Der Großherzog von Baden ſchenkte der Berliner „Liedertafel“ ſein Bild in Würdigung der Wohltätigkeitsdienſte des Vereins. — Wien, 4. Nov. Der Herzog Philipp von Orleaus, der mit ſeiner Gemahlin, der Erz⸗ Juſaſſen zum Bezirksgericht eskortiert, wo dem großherzoglichen Paare das National abgenommen wurde. herzogin Dorothea, und zwei Chauffeuren im An Aan Automobil fuhr, hatte lt. „Frkf. Ztg.“ geſtern , Su 0 bei Melk einen Unfall. Das Pferd eines ent⸗ 10 d. 11 gegenkommenden Wagens ſcheute und der Kutſcher igen 155 wurde verwundet. In Amſtetten wurde das 198 Automobil des Herzogs von der aviſierten Gen⸗ pale big darmerie zum Halten gezwungen, und ſodann l ae aun diesseits Nach Erlag einer Kaution von 1000 abenburg, 31 Kronen ſetzte der Herzog die Fahrt nach Linz fort, 5 Ein Blatt Miner auf das Grab eines ar zen Fremdlings. Es ſchleicht ein Wagen zum Friedhof hin, Des Schmuckes ſo baar, 1 Ihm folget mit wenig traurigem Sinn Salze, Eine kleine Menſchenſchaar. 1 fl Es fließt keine Thräne kein Schluchzen wird laut, 0 1 Nur der Kinder Todtengeſänge 90 inal⸗Drol Eikönen und kalt und herzlos ſchaut 1— Ringsum die gaffende Menge. — 55 f Wer 1 den 1010 . 5 zur Ruhe bringt? Ann Frag ich und ſchließe mich an, 8 10 Dem man ſeine letzte Lieder ſingt, 2 bro Der vollendet hat ſeine Bahn? - b Ein Armer, Verlaſſ'ner, der Heimath be raubt, 9 Dem launigen Schickſal zum Preis, Auch er hat einmal gehofft und geglaubt, ar Hiebe Und geliebt auch einmal ſo heiß. Loose 2. Doch zerſtoben der Traum, erſtoben ſein Glück 08. Irrt troſtlos er durch die Nacht, 12,18 Mit gebrochenem Herzen ſehnt er ſich zurück, Wo einſt ihm die Kindheit gelacht. — Gebeugt von den Sorgen, der Armuth, der Noth, Ermüdet, erſchlafft ſeine Hände, Tritt an ihn heran der bittere Todt, Macht ſeinem Jammer ein Ende. Und als ſich ihm nahet die letzte Stund', Kein Menſch will ſie ihm verſüßen, Kein tröſtendes Wort aus liebem Mund, Keine Hand ihm die Augen zu ſchließen. Die einſt er geliebt, die ſein er genannt Deckt längſt ſchon die kühle Erde, Nun endet auch er, der verlaſſen, verkannt Sein Leben voll Müh' und Beſchwerde. Nun ſenkt man ihn ein in das ſtille Grab Zum beſſeren, ewigen Frieden; 3 Es ſchließt ein trauriges Daſein ab Dem der Arme mußt leben hienieden. 5 Schlaf' wohl o Fremdling, Verlaſſener Du Und wenn Dir manch Leid hier geſchehn, Gott möge Dir ſchenken die ewige Ruh, 3 Und vergelten in den lichten Höhn! — In AMen bur Seitz AA e 0 Zu haben bei: 5 ſchäftigt haben? Verſtand er auch der Sprache der dem Laufenden war über die Tagesereigniſſe der ſpiel einſtellte, dann konnte Martha mit ihrem ſenſa⸗ tionellen Klatſch herausrücken. Aber ſie kam trotzdem nicht gleich dazu, denn Brandhorſt klaſchte Adloffs Spiel ſo lebhaften Bei⸗ fall und war ſo davon begeiſtert, daß er dieſem auch ein beſonderes Lob ſpendete. „Tauſend Dank für den herrlichen Genuß, Herr Oberkontrolleur!“ rief Brandhorſt. Nun aber bitte ich herauszukommen nud ſich mit einem Glaſe Rhein⸗ wein zu ſtärken. Adloff trat in die Tür, in ſeinen Zügen lag noch die Erregung, die das Spiel hervorgerufen, ſein Blick ſtreifte über die drei Menſchen auf der Veranda und blieb dann einen Moment auf Leska haften. Sie ſah aus wie jemand, der ſoeben aus ſchönem Traum erwacht. „Auch ich danke Ihnen,“ kam es leiſe über ihre Lippen, „Ihr Spiel entrückt einem völlig der Außenwelt man muß ſich erſt ordentlich wieder be⸗ ſinnen auf die Gegenwart.“ Da war aber die Zeit für Marthas ſcharfe Zunge gekommen. „Das kann ich nun von mir grade nicht be⸗ haupten“, nahm ſie eifrig das Wort. „Ich bin wohl zu wenig muſikverſtändig, und dann habe ich auch heute drüben bei Amtmanns ſo ſeltſame Dinge gehört, die meine Gedanken gänzlich in Anſpruch nahmen.“ N „Na, dann rücke nur heraus damit, teure Schweſter, man ſieht es Dir ja an, wie Dir die Neuigkeit förmlich auf den Lippen brennt“, rief Brandhorſt lachend. „Fräulein Bergers“, begann Martha, den ſtechenden Blick auf Leska gerichtet: „Deine Freundin iſt plötzlich auf und davon, und zwar mit ihrem Ge⸗ liebten, den Maler, und hat Onkel und Tante ver⸗ laſſen.“ „Die Sache iſt nicht ſo ſchlimm,“ verſetzte die junge Frau ruhig, „wahre, echte Liebe Über windet eben alle Hinderniſſe und die Elſa Bergers und der Maler lieben einander und heiraten ſich in der Kürze.“ „Na, das iſt aber ſtark, Du nimmſt wohl gar Partei für das undankbare Geſchöpf!“ bemerkte 1 1 neu. Ma tha. „Wie konnte ſie des Malers wegen ſo N uns Eise plötzlich ihre Verwandten verlaſſen, die ihr ſo viel Aulus 86 Gutes erwieſen haben.“ — — „Martha, Du verwechſelſt geradezu das höchſte 5 und ſtärkſte Gefühl in eines Weibes Bruſt, die all⸗ 8 mächtige Liebe mit der einfachen Dankbarkeit,“ ent⸗ 8 gegnete Leska. „Heißt es denn nicht ſchon in der 8 Bibel von der Tochter: „Und ſie wird Vater und * Mutter verlaſſen und ihrem Manne anhangen.“ g Und da ſollte ſich Elſa Bergers von Onkel und Tante zurückhalten laſſen? Ich konſtatiere nur, daß 3 ihre Liebe zu dem Maler echt und wahr iſt. Mit Hinderniſſen hat ſolche Liebe wohl meiſtens zu kämpfen, und die Liebenden müſſen ſehr ſtark, ſehr energiſch ſein, ſie zu überwinden, und ſich über das Urteil der Welt hinwegſetzen. Das vermag nicht jeder.“ „Und es iſt gut, daß es nicht jeder vermag,“ nahm Brandhorſt das Wort, „was würden wir ſonſt für Zuſtände haben. Nach Deiner Anſicht freilich muß man ſolcher großen, wahren Liebe wohl alles Herrn . G. 1 Diba „ Denen et verzeihen?“ — „Das habe ich nicht geſagt, Aber ich meine, 5 man könnte mit ſolchen Menſchen immerhin eine Ausnahme machen. Ich für meine Perſon verdamme — Elſa Bergers nicht, daß ſie ſo plötzlich dem Rufe des Geliebten folgte. Sie iſt ja frei, durch nichts gebunden ſoll ſie das hoͤchſte Lebensglück von ſich weiſen engherzigen Menſchen wegen, die ſie nicht verſtehen, keine Ahnung haben von der Macht der erſten Liebe!“ 2 2 — — 22 r meichür Et zu ul (Fortſetzung folgt). Abstr.