beſchäftigt, iſt geſtern ein Raub der Flammen ge⸗ worden. — Berliu, 1. Nov. Profeſſor Mommſen iſt heute früh 9 Uhr in Charlottenburg geſtorben. Theodor Mommſen ward zu Gardina in Schles⸗ wig⸗Holſtein am 30. November 1817 als Sohn eines Predigers geboren, er hatte alſo nahe das 86. Lebensjahr vollendet. Er beſuchte zu Altona das Gymnaſium und in Kiel die Univerſität, wo er bereits mit ſeinen Freunden den Traum von des künftigen deutſchen Reiches Herrlichkeit träumte, deſſen Erfüllung zu erleben ihm beſchieden war. Dieſem begeiſterten Streben, mitzuarbeiten an der Einigung der deutſchen Stämme an der Wieder⸗ aufrichtung des deutſchen Reiches unter Preußens Führung blieb er treu auch in ſeiner weiteren Laufbahn ale Mädchenſchullehrer in Altona, als Redakteur der damaligen „Schleswig⸗Holſteinſchen Zeitung“ und auch, als er 1848 als Profeſſor den Lehrſtuhl des römiſchen Rechts an der Uni⸗ verſität Leipzig beſtieg. Mommſen erhielt 1851 einen Ruf nach Zürich, doch ſchon 1854 erwarb ſich die Uniberſität Breslau das Verdienſt, den hervorragenden Gelehrten wieder in die deutſche Heimat zurückzuberufen. Drei Jahre ſpäter wurde er zur Ausführung ſeiner großen Aufgabe, das Corpus Inseriptionum Larinarum zu ſchaffen, als Mitglied der Akademie nach Berlin berufen, wo er bald darauf eine Profeſſur erhielt. Es iſt hier nicht der Ort, die unvergleichliche wiſſen⸗ ſchaftliche Bedeutung von Mommſens Lebensarbeit zu würdtgen; würde doch allein die nackte Auf⸗ zählung ſeiner Werke und Arbeiten den Raum eines Artikels weit überſchreiteu. Seine Studien auf dem Gebiet der römiſchen Quellenforſchung ſind bahnbrechend und grundlegend geworden, aber nicht minder ſchöpferiſch war ſeine Mitarbeit an dem Rieſenwerk der Monumenta Germuniae? Im großen Publikum iſt der Hiſtoriker Mommſen durch ſeine glänzende „Römiſche Geſchichte“, die für alle Zeit zu den klaſſiſchen Werken der Weltliteratur gezählt werden wird, populär ge⸗ worden. — Danzig, 31. Nov. Bei dem Bau der neuen ſtädtiſchen Gasanſtalt iſt heute vormittag die Eiſenmontage eines im Bau begriffenen Gaſo⸗ meters zuſammengebrochen. 9 Handwerker und Arbeiter, welche auf per nahezu fertigen Eiſen⸗ konſtruktion arbeiteten, ſind aus beträchlicher Höhe herabgeſtürzt und wurden teilweiſe unter den Trümmern begraben. Alle wurden ſchwer ver⸗ letzt, einer ſtarb im Krankenhauſe bald daranf. — Stettin, 31. Okt. Das Kaiſerpaar traf mit Umgebung um 11 Uhr 35 Min. auf dem Hauptbahnhofe ein und begab ſich, vom Publikum lebhaft begrüßt, mit einem Dampfer zur Vulkanwerft zur Taufe und zum Stapellauf des Linienſchiffes K. Die Stadt und die auf dem Strome ankernden Schiffe hatten Flaggen⸗ ſchmuck angelegt. Das Wetter war regneriſch. Auf der Werft hatten ſich zahlreiche geladene Gäſte eingefunden. Der Kaiſer und die Kaiſerin wurden kurz vor 12 Uhr an der Anlageſtelle be⸗ grüßt vom Staatsſekretär von Tirpitz, dem kommandierenden General von Langenbeck, ſowie dem Oberpräſidenten, dem Aufſichtsrat und der Direktion der Vulkanwerft. Der Kaiſer ſchritt die Front der Ehrenwache ab und begab ſich dann mit der Kaiſerin, dem Reichskanzler, Staatsſekretär v. Tirpitz, ſowie dem Schiffsbaudirektor der Vulkanwerft zur Taufkanzel, an deren Maſt die Kaiſerſtandarte gehißt wurde, Graf Bülow hielt die Taufrede. Nach Beendigung derſelben ſprach die Kaiſerin mit lauter Stimme: „Auf Befel Sr. Majeſtät des Kaiſers und Königs taufe ich dich „Preußen“. Nach dem Taufakt begaben ſich die Majeſtäten mit dem Gefolge und der Generalität, ſowie mit den Herren vom „Vulkan“ zur Ablaufkanzel. Der Stapellauf ging glatt von ſtatten. Nach dem Stapellauf fuhr das Kaiſerpaar mit dem Dampfer zum Bollwerk. Der Kaiſer begab ſich ins Offizierskaſino des Grenadier⸗Regiments „König Friedrich Wilhelm“ und übergab dem Offizierkorps ſein Bild von Maler Röchling. Er fuhr ſodann zur Frühſtückstafel beim komman⸗ dierenden General, wohin ſich die Kaiſerin direkt begeben hatte. Um 3¼ Uhr trat das Kaiſerpaar unter lebhaften Kundgebungen der Menge ſeine Rückreiſe nach Wildparkſtation an, wo 6 Uhr 28 Min. die Ankunft erfolgte. — New⸗York, 31. Okt. Unweit In⸗ dianopolis kollidierte ein Spezialzug mit 1300 Studenten, die zu einem Fußballſpiel fuhren, mit einem Arbeitszug. Zehn Studenten ſind tot, 20 ſchwer verletzt. — Rew⸗York, 1. Nov. In einem großen Mietshauſe der elſten Avenne brach heute früh ein großes Feuer aus. 25 Perſonen, meiſt Italiener kamen ums Leben. Viele erlitteu Verletzungen. n Fortſchritte der Lebens verſicherung Deutſchland. 1 2 Nach der ſtatiſtiſchen Abhandlung über „Zustand 9 uutei Fortſchritte der deutſchen Lebensverſicherungs⸗Anſtalte 50 3 welche demnächſt für das Jahr 1902 zur Veröffentlich fut, gelangt, iſt der Zugang an Lebensverſicherungsſumneen „ garbeite den deutſchen Geſellſchaften im vorigen Jahre wieder . hack l größer als in allen Vorjahren geweſen. Von den 45 deutſch Geſellſchaften, die ſich mit dem Betrieb der Lebens ſicheruug — d. h. der regulären Kapital⸗Verſicherung e fach auf den Todesfall ſowie der abgekürzten Verſicher mit Zahlbarkeit beim Tode oder nach Er reichung eines ſtimmten Alters — beſchäftigten, wurden im Jahre 19 insgeſamt 122077 neue Lebens verſicherungen Über 5717414; Mark abgeſchloſſen. Dagegen bezifferte ſich bei ihnen der Abgang an Lebensverſicherungen zuſammen auf 70553 Po⸗ licen über 285500142 Mark, wovon 22992 Verſicherungen über 88594440 Mark durch den Tod der Verſiche ren und 5007 Verſicherungen über 27168297 Mark durch Zahlbar⸗ werden bei Lebztiten der Berſicherten eudigten. Der Zugang überſtieg den Abgang um 51524 Poli und 286241310 Mark Summe. Um dieſe Zahl und Sum hat ſich alſo im vorigen Jahre bei den 45 deutſchen Lehe verſicherungs⸗Anſtalten der Beſtand an Todesfall⸗Ve rs ungen erhöht. Derſelbe ſtieg dadurch zu Ende des Ja auf 1608455 Policen über 6993804522 Mark. Hie waren die bedeutenſten Anſtalten mit folgenden Sum beteiligt: Gotha (gegr. 1827) mit 824514680 Stuttgart 6, 1854) „ 632385112 Alte Leipziger. („ 1830) „ 619272300 Stettiner Germania. („ 1857) „ 594646868 Victoria 5 „ 1861) „ 552794993 Karlsruhe („ 1864) „ 493155266 „ Summa 3716770220 Marl. Auf dieſe ſechs Anſtalten entfiel demnach die gute Hälfte annes. (53,1%) des geſamten Lebensverſicherungsbeſtandes der 45 Geſellſchaften. Für die von allen dieſen Anſtalten 1 Lebensverſicherung im oben bezeichneten Sinne iſt Möglichkeit einer vollſtändig vergleichenden Statiſtik gege Daneben wird von der Mehrzahl der Geſellſchaften auch noch die Rentenverſicherung ſowie die Verſicherung auf den Erlebensfall (Alters⸗, Ausſteuer⸗, Militärdienſtverſicherung) und von einer Reihe von Geſellſchaften die ſog kleine Lebens⸗ verſicherung (Begräbnisgeld⸗, Volks⸗ und Arbeiterverſichexung) betrieben, wäh rend einzelne Anſtalten, wie die Gothaer Bank ſich auf den Betrieb der eigentlichen Lebensverſicherung be⸗ ſchräuken. So wird unter jenen 6 Anſta ten die Volls⸗ verſicherung (mit kleinen Summen, zumeiſt ohne ärztliche Unterſuchung und mit wöchentlicher Prämienzahlung) allein von der Vickoria betrieben, die am Schluſſe des Vorjahres darin einen Beſtand von 3912¼ Mill. Mark und bei Mit⸗ einrechnung auch von 51¾ Mill. Mark an Verſicherungen nur auf den Erlebensfall ſogar einen Geſamtbeſtand von 995½ Mill. Mark hatte. Ein wirklicher Vergleich zwiſchen den verſchiedenen Anſtalten iſt aber, wie geſagt, nur inner⸗ Vertreter für Gotha: H. Goett I. Edingen. halb der ihnen gemeiſamen Verficherungsarten — Würde er nicht entrüſtet die Hand, die er jetzt in der ſeinen hielt, von ſich ſtoßen. Ein leiſes Dräugen nach der Offenbarung der Wahrheit will in ihr aufſteigen, die Wahrheit, der Rettung, der Erlöſung für ſie. Aber damit würde ſie ja Brandhorſt vernichten, der wohl die Untat begangen, aber im Grunde genommen doch kein elen⸗ der Schurke, ſondern nur damals ein Wahnſinniger geweſen war. Man würde ihr auch kaum Glauben ſchenken, wo ſie doch bei der erſten Vernehmung der Gerichtsbeamten nichts weiter ausgeſagt, als daß ſie den Verwundeten dort an der Eliasquelle ge⸗ funden hatte. Die Wahrheit war es auch, aber nicht die ganze Wahrheit. Jene dunkle Szene aber, die vorhergegangen war, dort unter den Bäumen des Waldes, wo der wild erregte Mann mit der Mordwaffe in der Hand auch ihr Leben bedrohend ihr entgegen getreten, die ſollte nie der Welt offen- art werden und für alle Zeit in Nacht und Dunkel ehüllt bleiben. So wollte es das Schickſal und agegen gab es kein Eutrinnen, das wußte Leska etzt auch, denn ſie wollte Brandhorſt, ihren Gatten, er doch auch ſo große, edle Eigenſchaften beſaß, nter keinen Umſtänden vernichten. Aber es gab uch kein Entrinnen von der Liebe, der übermäch⸗ tigen zu einem Audern, das wußte ſie auch! Dieſer uflikt drohte Leska's ſeeliſche Kräfte zu ver⸗ irren, und um einer Kataſtrophe zu entgehen, eilte ie hinaus in den Park nach der dunklen Tannen⸗ hecke, ihrem Lieblingsplatze. Dort ſank ſie auf die Raſenbank und ließ ihren Thränen freien Lauf. O hätten ſie ſich doch nie wiedergeſehn, dann hätte Zeska mit der Zeit den Jugendtraum der erſten Ziebe, wenn auch nicht vergeſſen, ſo doch wohl über⸗ vuuden! Jetzt aber mit ihm gar unter einem Dache haft zu bleiben, dazu gehörte denn doch wohl eine vohuen und täglich ihn ſehen, ihn ſprechen, da ſtand⸗ andere Natur, wie die ihre. Sie war keine grie⸗ chiſche Heldin, keine Antipone, keine Hero, ſondern ein Kind der Gegenwart mit all den Fehlern und Schwächen der meiſten Menſchen. Verſucht hatte ſie es, ja groß, tapfer und ſelbſtlos zu ſein, ihren Mann gegenüber damals an jenem Abend an der Eliasquelle, und auch Adloff gegenüber hatte ſie ſich zu beherrſchen gewußt. Nun aber war ſie mit ihrer Kraft zu Ende, und wäre ſie noch länger in dem Krankenzimmer geblieben, hätte ſie ihre auf⸗ ſteigenden Thränen wohl kaum noch zurückhalten können, ja wohl gar in ein herzzereißendes Schluch⸗ zen gefallen. Nun ſaß ſie hier unter den Tannen glei einem verirrten Kinde. Wenn jetzt Martina ihre Hand ergriffen, ihr geſagt, ich will Dich führen und leiten, da hätte ſie ja nochmals Mut und Kraft gefunden, dieſes Leben weiter zu tragen, ſo war Leska aber dem Verzweifeln nahe. Es nahte auch eine Dame ſich der unglücklichen jungen Frau, aber es war nicht Martina. „In Thräuen, Frau Brandhorſt!“ tönte plötzlich Elſa Bergers Stimme an Leskas Ohr, „und ich dachte und hoffte eine glückſtrahlende Frau zu finden. Der Geliebte iſt in Ihrem Hauſe, ſie dürfen ihn ſogar pflegen. Beſſer konnte das Schick⸗ ſal es doch garnicht fügen. Und nun ſehe ich Thränen! Da wage ich ja garnicht mehr von dem übergroßen Glück zu reden.“ Fragend ſah Leska ſie an. Uebergroßes Glück? Gab es denn das überhaupt auf dieſer Wett 2 „Heinz Brandt hat geſchrieben,“ fuhr Elſa fort, „nannte ich Ihnen ſeinen Namen ſchon? Wohl kaum. Nun er iſt es, der mich die wahre Liebe kennen lernte, damals in Italien. Er ruft mich jetzt als ſeine Braut. Alle Hinterniſſe ſind be⸗ ſeitigt. Morgen trifft er ſchon hier ein. Hochzeit ſoll bei einer Tante meines Bräutigams in Breslau ſtattfinden. Imz Fluge bin ich hierher geeilt, um Ihnen wenigſtens Lebewohl zu ſagen, die Einzige hier, die mich und meine Liebe verſteht. Mögen die Andern hier alle hinter mir herläſtern, das ſoll mich nicht kümmern. Was verſtehn dieſe Hordenmenſchen bier von einer großen, alles be⸗ zwingenden Liebſchaft. O fort, fort aus dieſen öden Kreiſen, der Gedanke, fortzukommen, iſt allein ſchon belebend, beſeligend. Könnten Sie mit uns fort ait ihm, wir Menſchenkinder hätten dann ihr Glück dem Schickſal abgetrotzt!“ Leska ſchüttelte reſigniert den Kopf und wies die Verſucherin mit den Worten ab: „Adloff würde ſolchen Gedanken mit Entrüſtung von ſich weſſen, Er wird nie etwas tun, was die Welt verdammen muß. Er iſt fertig mit der Liebe, feine Kunſt ſſt ihm Alles!“ „Aber grade! der Küuſtler bedarf einer großen wahren Liebe, ſeine Natur muß ſich auch in dieſer Hin ſicht voll ausleben,“ fuhr Elſafberedt fort. „Die Inſpirationen, welche die Liebe hervorruft, das ſind die heiligſten, die ſchönſten,“ pflegte Heinz oft zu ſagen. „Sein Bild „Weltverlaſſen“, das er damals auf Zapri gemalt, fand ungeteilten Beifall. Der Entwurf war ja nicht neu, nicht originell, aber wie er ihn ausgeführt, das war ſo ſchön, ſo eigenartig. Unſere Die graue Färbungkdes wild bewegten Meeres, die der dunklen Felsmaſſen, das iſt alles ſo ſtimmungs⸗ voll, ſo packend. Dazu nun die Frauengeſtalt, an einen Felſen gelehnt, mit todestraurigen Augen ſtarrt ſießhinaus auf das Meer. Alles an ihr, ihre Haltung, jeder Zug des blaſſen Geſichts driickt es aus, daß ſie ganz einſam, ganz verlaſſen daſteht in dem weiten Weltgetriebe. Als Gegenſtück wollte Heinz mich malen und Weltfroh ſollte daß Bild ge⸗ nannt werden.“ 8 N (Fortſetzung folgt). — 00 Rub, S Gäftabü i- - Nattss Sn. vorſch ehulmate Mul- un digen ten mig. Ti duntlich Lager