— Meſtt 295 — Sti 305 Stid Gd˙ — he beliebigen 10 fert biligl grun Jenn ge 0 Mattel f Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der Ar. 67. eee. Lord Falisbury f. Tondon, 22. Auguſt. Cord Salis bury iſt heute Abend 9 Uhr 15 Minuten geſtorben. Sein Ende war . und friedlich. Alle Angehörigen waren um ihn verſammelt, außer Lord Edward Cecil Balfour, der das Sterbe⸗ zimmer in Thränen verließ. Es iſt der Vertreter eines alten britiſchen Geſchlechts, man könnte faſt ſagen, eines Herrſcher⸗ geſchlechts, der mit Cord Salisbury, oder wie er mit ſeinem vollen Namen heißt, Robert Arthur Talbot Gascoyne⸗ Cecil Marquis of Salisbury ins Grab ſteigt. Er entſtammte einem Geſchlecht, welches die Geſchicke Eng⸗ lands mehr als einmal zu lenken berufen war, und daraus erklärt ſich ein Charakterzug des Verſtorbenen, der von oberflächlichen Beur- tellern als unerhörter Stolz oder gar als Volks haß manchmal getadelt wurde. Hat Salisbury auch nicht zu den großen Staatsmännern des britiſchen Weltreiches gehört, zu den Bedeutendſten ſeines Volkes wird ihn deſſen Geſchichte zu rechnen haben. Als Dis raeli noch am Ruder und er nur ſein Mitarbeiter war und als Chamberlains Stern vor wenigen Jahren über ſtrahlenden Glanz zu entwickeln begann, da war ſeine Seit ja nicht, aber in den Jahren von ungefähr 1880 bis 1890, da hingen die Geſchicke Großbritanniens an ihm. Es ſind nicht geringe Erfolge, die er in der auswärtigen Poliiik erzielt hat, höher rechnet man es ihm aber in England an, was er für die innere Einheitlichkeit des vereinigten Hönigreiches ge— lelſtet hat. Daß Irland heute nicht ſelbſtändig, ſondern in einer Gemeinſamkeit mit der groß⸗ britanniſchen Inſel erworben iſt, das iſt ledig⸗ lich Salis burys Werk. Es war eine Seit Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hoſbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. gerufen, im Jahre Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Raeeklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Mittwoch, den 26. Auguſt 5 1903. — 2. — — eee reer gewaltiger, großzügig geführter Kämpfe, die Gladſtone und Salisbury um ihre ſchickſals⸗ ſchweren Pogramme führten, hier Gladſtone für die Selbſtändigkeit der grünen Inſel, hier Salisbury für die Vereinigung mit England! Und Salisbury war es, der ſiegte. Salisbury wurde dreimal an die Spitze der Geſchäfte 1885, im Jahre 1886 und im Jahre 1895. Seine erſte Miniſter⸗ präſidentenſchaft dauerte indeſſen nur ſechs Monate, ſeine zweite 6 Jahre; ſeine dritte wurde am 12. Juli 1902 beendet, wo Balfour ſein bisher wenig bedeutungsvolles Regiment begann. Die ruhmreichſte politiſche Periode in Salisburys Ceben war die von 1880 — 1886; die in der Erlangung der zweiten Miniſter⸗ präſidentſchaft ihren Höhepunkt hatte. Seine parlamentariſchen und parteipolitiſchen Kämpfe im Beginn der 80er Jahre ſind die anſehn⸗ lichſte politiſche Ceiſtung, die das öffentliche Leben Großbritanniens innerhalb der letzten 2 Dezennien aufzuweiſen hat. So lange Lord Beaconsfield noch wirkte, konnte Salisburys Geſtirn nicht aufkommen. Der ehemalige un⸗ ſcheinbare Jude Disraeli war dafür von zu überragender Genialität. Vollbrachte Salisbury als auswärtiger Miniſter Disraelis immerhin Bewundernswertes, er war doch nur mehr oder weniger ausführendes Organ desſelben. Erſt als nach deſſen Tod an ihn die Führung der konſervativen Partei überging, war die Möglichkeit zur Entfaltung ſeiner Kräfte und ſeines nunmehr rivalenloſen Ruhmes gegeben. Als er zum dritten Male die Staatsgeſchäfte leitete, da waren es hauptſächlich zwar noch ganz achtungswerte Erfolge der auswärtigen Polittik in Aegypten, in Faſchoda, auch bereits in Südafrika, aber der Geiſt des Marquis war ſchon nicht mehr der friſche, umfaſſende des früheren Salisbury, und Chamberlains auf⸗ tauchende blendende Politik der Rieſendimen⸗ ſionen, der Keichsidee, überſchattete ſeine Be⸗ deutung. Körper und Geiſt des arbeits-, thaten⸗ und erfolgreichen Mannes waren ermüdet und verbraucht. Er zog ſich zurück am 15. Juli 1902. Es war ihm nur ein einziges, karges Jahr der Ruhe und des Genoſſes ſeines Wirkens vergönnt. Verſchiedenes. — Ladenburg, 25. Aug. Geſtern wurde mit den Bauarbeiten der Benz'ſchen Fabrik⸗ gebäude begonnen und iſt deren Ausführung dem Bauunternehmer Karl Geyer hier übertragen worden. — Mannheim, 24. Aug. Drei Arbeiter, welche den geſtrigen Sonntag zum Fiſchen be⸗ nutzten, ſind oberhalb der Altriper Fähre verunglückt. Trotzdem ſie vorher mehrfach ge⸗ warnt wurden, unternahmen ſie die Fahrt doch; plötzlich kippte der Kahn um und alle drei fielen ins Waſſer. Während es den beiden Vetterolf gelang, ſich an einem Weidenbaum zu halten, von wo ſie ſpäter durch Arbeiter und die Fährleute gerettet werden konnten, trieb Allgeier fort, und ertrank. Seine Leiche konnte bis jetzt nicht ge⸗ borgen werden. — Mannheim, 22. Aug. Die Broſchüre, welche die Direktiou der Fabriken von Heinrich Lanz über den unter ihren Arbeitern ausgebrochenen Streik veröffentlicht, gibt eine aktenmäßige Dar⸗ ſtellung der Verhandlungen zwiſchen den Arbeitern und der Fabrikleitung, der Koreſpondenz beider Teile mit dem Gewerbegericht und gibt in einer Anzahl von Tabellen über die Lohnverhältniſſe Aufſchluß. Bei ſämtlichen Arbeitern der Fabrik In goldenen Ketten. Roman von F. Sutau. f (Fortſetzung.) 1 Es befanden ſich einzelne wirklich glückliche Menſchen an dieſer Hochzeitstafel. Da war in erſter Linie die Frau Rat. Man mußte ſelbſt Jahre lang ſolch einen bittern Daſeinskampf gekämpft haben, wie ſie, um ihr Glück zu begreifen. Es war nicht leicht, mit ſo geringen Mitteln, wie ſie beſaß, immer noch ſtandesgemäß aufzutreten, wie ſie, und trotz unbezahlter Rechnungen, die ſich von Jahr zu Jahr mehrten und das Geſpenſt gänz⸗ lichen Ruins näher und näher rückten, ſich über Waſſer zu halten. Es gehörte ſchon ein ſo leicht⸗ lebiger Sinn, wie der ihre, und eine zähe, echt weibliche Geduld dazu, ſich über all ſolche Kalami⸗ täten hinweg zu ſetzen und auf eine glückliche Zu⸗ kunft zu hoffen. Heute ſtand ſie am Ziel alles Hoffens, Wünſchens. Die ſchweren, ſorgvollen Zeiten lagen für immer hinter ihr, und vor ihr ſtand die Zukunft im roſigſten Licht. Schwiegermutter eines Millionärs zu ſein, o, das war doch ein erhebendes Gefühl! Freilich, Leska hatte ihr noch die ganze Zeit her mit ihrer oft verzweifelten Duldermine Sorge gemacht. Förmlich erleichtert atmete deshalb die Frau Rat auf, als dieſe beute das bindende „Ja“ geſprochen hatte. Die Duldermine wird ſie ja als junge, reiche, beneidete Frau mun endlich ab⸗ legen und zu der Einſicht kommen, daß ihr Lebenslos doch ein beneidenswertes iſt, dachte die Frau Rat. Der Ausdruck von Leskas Geſicht ſchien ihr jetzt ſchon ein ganz anderer geworden zu ſein. Leska trank ſoeben ihrer Freundin Martina lächelnd zu, ihre Wangen waren gerötet und in ihren dunklen Augen leuchtete etwas von dem frühe⸗ ren Uebermut, der jugendlichen Lebensfreude. Sie hatte doch wohl ein gut Teil von dem leichtlebigen, ſorgloſen Sinn ihrer Mutter geerbt, und der pre⸗ digte ihr nun, daß es das Beſte ſei, den Trank der Vergeſſenheit an die Lippen zu ſetzen, vergeſſen lernen und ſich dem vollen, reichen Leben in die Arme zu werfen. Martina, die jetzt ihr Glas erhob und der Freundin zunickte, gehörte auch zu den Glücklichen an der Tafelrunde, ſaß doch der Bräutigam neben ihr! Der junge Herr Forſtamtskandidat war ſeit einigen Tage zu einem Ferienaufenthalt nach Haus gekommen, und Leska, die das zufällig erfahren, hatte Martina die Ueberraſchung bereitet und ihm noch eine Einladung zum Polterabend und zur Hoch⸗ zeit zugehen laſſen. Das Glück, als er am bergangenen Abend da plötzlich vor die ahnungsloſe Martina hinge⸗ treten, war übergroß geweſen. Es ſei einer der glücklichſten Augenblicke ihres Lebens geweſen, ver⸗ traute ſie nachher Leska an. Aber das Wiederſehen horſt die Hand reichend. war noch nicht alles. adeligen Großgrundbeſitzern in beſaß, hatte Max Seifert Ausſicht auf eine Oberförſterſtelle dort gemacht. Einer der Oberförſter dort ſei alt und kränklich und wolle ſich in nächſter Zeit emeritieren laſſen, dann werde Brandhorſt ſo⸗ fort die nötigen Schritte tun, dem jungen Forſtamts⸗ Kandidaten die Stelle zu verſchaffen. „Mag er vielleicht die Stelle auch noch nicht ausfüllen können,“ ſagte Brandhorſt nachher zu Leska, „Du bekommſt dann doch Deine Freundin in unſere nächſte Nähe und das iſt die Hauptſache. Das war gewiß von Brandhorſt gut gemeint, aber Leska dachte anders darüber. „Ich werde dann immerfort, wie mir zum Hohn, ein echtes Glück vor Augen haben,“ murmelte ſie vor ſich hin, „denn das iſt echtes, wahres Menſchenglück, das da in Martinas und ihres Bräutigams Antlitz leuchtete. War es ihr nicht auch einſt geboten, ſolch ein Glück? Aber an ihrem ſchwachen, wankelmütigen Sinn war es ge⸗ ſcheitert. „Du biſt ſo gut,“ ſagte ſie aber dann, Vrand⸗ Ja, er war gut, immer Brandhorſt, der unter den Schleſien Freunde edel und gut, immer darauf gedacht, ihre Wünſche zu erraten und zu erfüllen — und ihre Verwandten und Freunde glücklich zu machen. Aber, ach, ein Vergeſſen gab es nun einmal nicht für ſolche Augenblicke höchſten Glücks und höchſten Schmerzes, wie ſie ſie durchlebt draußen