ichen, mehr geſtiegen als zurückgegangen. Durchſchnitt des Jahrzehnts 1892 — 1901 w ſtellte ſich die Anbaufläche in Baden auf 7165 ha (40,6 Prozent der Anbaufläche im Reich), der Rückgang im Jahre 1902 fällt nur ſehr wenig ins Gewicht. Was die Erträge betrifft, ſo ſtellt ſich der Anteil Badens an dem Geſamterträgnis des Reichs noch höher als ſein Anteil an der Anbaufläche. Im Durchſchnitt der zehn Jahre 1892 bis 1901 wurden in Baden geerntet 15946 Tonnen (42,1 Prozent der geſamten Tabakernte des Reichs.) Der Wert belief ſich auf durchſchntttlich 7,82 Millionen Mark, das ſind 45,5 Prozent des Durchſchnittswerts der deutſchen Geſamternte. — Friedrichshafen, 19. Aug. Ge⸗ ſtern mittag vor 1 Uhr landete am Schloßhafen das Sonderboot „Kaiſer Wilhelm“ mit deu Groß⸗ herzog und der Großherzogin von Badeu und großem Gefolge an Bord. Das Sonderſchiff, der Hafen und die verankerte Königs⸗Jacht „Kond⸗ wiramur“ trugen Flaggengala. König Wilhelm und Königin Charlotte mit dem ganzen Gefolge begaben ſich an den Schloßhafen, um die Groß⸗ herzoglichen Herſchaften aufs allerherzlichſte zu begrüßen, worauf dieſelben direkt durch den Schloßgarten ins Schloß geleitet wurden. Nach der Tafel, die bis 3 Uhr etwa dauerte, traten die Großherzoglichen Hoheiten, von den Majeſtäten zum Schiff geleitet, gegen halb 4 Uhr die Heim⸗ reiſe nach Mainau an. — Heppenheim 17. Aug. Das gewiß ſeltene Feſt eines 60jährigen Jubiläums beging geſtern in feierlicher Weiſe der hieſige Männer⸗ geſangverein, wozu die Einwohnerſchaft ihre Teil⸗ nahme durch Stiftung einer neuen Vereinsfahne. deren Weihe gleichzeitig ſtattfand, durch ſehr reiche Beflaggung der Häuſer und durch zahlreiche Be⸗ teiligung am Feſte ſelbſt bekundete. Eine große Anzahl auswärtiger Geſaug vereine, darunter ſolche von Ludwigshafen, Worms und Frankfurt hatten der an ſie ergangenen Einladung Folge geleiſtet und beteiligten ſich auch am Feſtzuge, der mit dem feſtgebenden Vereine und einigen anderen hieſigen Vereinen eine ſtattliche Länge aufwies und der durch eine Radfahrer⸗Abteilung mit blumenge⸗ ſchmückten Rädern und durch die Gruppe der weißgekleideten Jungfrauen mit der neuen Fahne ein prächtiges buntes Bild bot. Unter der Un⸗ gunſt der Witterung hatte dann leiter Im „Ich möchte um die Welt nicht einen ſolch viel älteren Mann heiraten,“ meinte ein noch ſehr junges Mädchen aus dem Zuſchauerkreiſe. „Biſt ein kleines Schaf“, verwies ſie ihre Mutter. „Es iſt ein Mann in den beſten Jahren, und was für ein nobler, feiner Mann. Jede, ob jung, ob alt hätte da zugegriffen.“ „Ich aber nicht“, beharrte das junge Mädchen, und dachte an den flotten Studenten in Bonn, mit dem ſie in aller Heimlichkeit Briefe wechſelte. „Nein, eine ſolche erſte Liebe beſitzen können, und wenn er auch noch ein Student iſt, das iſt doch tauſendmal ſchöner, als ſolch einen alten Millionär heiraten.“ Der alte Kanzleirat drohte ihr lächelnd mit dem Zeigefinger. „Wenn es keine Studenten gäbe! Nicht wahr, Frräulein Elſe!“ Fräulein Elſe wurde dunkelrot, der alte Kanzlei⸗ rat war ſchrecklich. Was dem wohl ihr Student anging! Die erſten Hochzeitskutſchen fuhreu jetzt vor, das ganze Jutereſſe der neugierigen Zuſchauer konzentrierte ſich auf die Inſaſſen derſelben, auf die Brautjungfrau mit ihren Brautführern. Jede Toilette der jungen Damen wurde mit kritiſchem Blicken gemuſtert. Die Schweſtern der Braut in ihren Schleppkleidern von ſtarrer Seide waren ent⸗ ſchieden die eleganteſten. Der Millionenſchwager ſollte die Roben aus Paris verſchrieben haben, erzaͤhlte man ſich. Wie würde nun erſt die Braut ausſchauen! Die Spannung der neugierigen Menge ſteigerte ſich von Minute zu Minute. Da endlich kam der letzte Wagen. Das war die Brautkutſche. Man war enttäuſcht, die Braut trug nicht einmal Seide! Freilich, entzückend ſah ſie ja aus, die junge iut, und der ſeine, indiſche Mull, der wie 59 der Haupt⸗ teil des Feſtes das Feſikonzert ſowie die Fahnen⸗ weihe auf dem Platze hinter der Realſchule ſehr zu leiden, nur der erſte Teil des Feſtes mit der Feſtrede des Herrn Bürgermeiſters Höhn, der Uebergabe der neuen Fahne, dem Weiheliede des Jubelvereins und einiger weniger Vorträge aus⸗ wärtiger Vereine konnte ſtattfinden. Zwiſchen 4 und 5 Uhr wurde das Feſt durch ein ſchweres Gewitter mit ſtarkem Hagelſchlag jäh abgebrochen. Zu bemerken iſt noch, daß der Verein von der ſtädtiſchen Behörde durch ein ſchönes Geſchenk, einem Trinkhorn, erfreut wurde. Außerdem be⸗ kundete die Stadt ihre Teilnahme an dem Feſte durch Errichtung einer Ehrenpforte am Stadtein⸗ gange und durch Herrichtung und Ausſchmückung des Feſtplatzes. Ganz beſondere Erwähnung ver— dient jedoch die Tatſache, daß noch ein Gründer des Vereins unter den Lebenden weilt und dem Feſte beiwohnte, der alte Hamm; der ehrwürdige Sangesveteran war Gegenſtand beſonderer Auf⸗ merkſamkeit. Möge auch in Zukunft der deutſche Männergeſang in unſerer alten ehrwürdigen Stadt gepflegt und gefördert werden und der Jubelverein blühen und gedeihen. — Mainz, 19. Aug. Dem Gendarm Hauſt in der Frauenlobſtraße gelang es geſtern abend einen längſt geſuchten gemeingefährlichen Verbrecher feſtzunehmen, der im Jahre 1896 im Walde bei Darmſtadt an einem 11jährigen Mäd⸗ chen einen Luſtmord verübte und unter falſchen Namen ſich in der Welt herumtrieb. In der letzten Zeit hielt er ſich unter dem Namen Nikolay und Jaquse hier und der Umgegend von Frank⸗ furt auf. Als Gärtner arbeitete er längere Zeit auf dem Gronauerhof bei Hanau. Sein wahrer Name iſt Gg. Weygand, er ſtammt aus Harxheim, war aus der Irrenanſtalt in Frankenthal ent⸗ ſprungen uud diente ſpäter bei der Fremdenlegion, in der er den Feldzug in China mitmachte. Weygand hat auch in der Gegend von Köln ſich herumgetrieben, viele Einbruchsdiebſtähle und an⸗ dere Verbrechen werden ihm zur Laſt gelegt. W. iſt 28 Jahre alt. — Köln, 19. Aug. Kurz vor mittag ereignete fich in der chemiſchen Düngerfabrik von Schleizher in Ehrenfeld ein ſchwerer Betriebsun⸗ fall. Dort kam, auf bisher unaufgeklärte Weiſe, ein Entfettungsapparat zur Exploſion, wodurch 2 in der Nähe beſchäftizte Arbeiter getötet wurden. Mehrere andere erlitten derart erhebliche Ver⸗ ein Hauch die ſchlanke Geſtalt einhüllte, war gewiß ſehr koſtbar. Seide aber macht doch immer einen ganz anderen Effekt, meinten Viele. Es war wohl ſchon ſo eine Axt Laune der künftigen Millionärin, ſolch eine Toilette für dieſen Tag zu wählen, wo ſo viele Augen auf ihr ruhten. Für ihre tau⸗ friſche Jugend war ja auch wohl der zarte, duftige Stoff paſſender als weiße Seide. Der Mann aber, der da jetzt mit ihr unter Orgelklang dem Altare zuſchritt, hätte vielleicht weniger alt ausgeſehen wenn eine Seidenſchleppe hinter ihr hergerauſcht wäre, ſtatt dieſes durchſichtigen, weißen Gewebes. Und kein Brillantſchmuck, nichts als der Myrtenkranz auf dem blonden Haar, und der mit Myrten be⸗ ſteckte Schleier zierte die Braut. Man wunderte ſich, daß die junge Braut nicht glückſtrahlender ausſah. War das nur der Ernſt der Stunde, der über dem lieblichen, jungen Ant⸗ litz einen ſo eigenen einſamen Ausdruck breitete, und der die braunen Augen ſo traumverloren, wie in weite Fernen blicken ließ. Ach, die Gedanken, die quälenden Gedanken, daß man ſelbſt in ſolchen Stunden keine Macht über ſie hat. Warum mußten ſie ihr immer wieder das eine Bild vor Augen zaubern, den ſchwülen Sommertag, das Tonnenwäldcheu und ihn, ihn, und die letzten Worte, die er zu ihr geſprochen, und ſein trauriges Antlitz 2! Warum hatte ſie damals, wo es noch Zeit ge⸗ weſen, nicht den Mut gehabt, allem zu trotzen, ſich frei zu machen von den goldenen Ketten? Nun war es zu ſpät! Wie im Traum ging ſie an Braudhorſts Seite über den weichen Teppich. Nun ſtanden ſie vor dem Altar, die Orgel verſtummte, der Pfarrer begann ſeine Traurede. Er ſprach ſo warme, zu Herzen gehende Worte von der Liebe und Treue und von — im 4) Lebensjahr ſtehende Gatte, ein ſehr liebens letzungen, daß ſie werden mußten. — Paſing b. München, 19. Aug. De Rentner Hermann Rödel hier hatte den 20jährige Hilfslehrer Kaſtl als Hauslehrer ſeiner ſiebe Kinder angenommen. Allm ählich ſchloß ſich der Hilfslehrer enger an die Familie an und gar hald war es ein offenes Geheimnis in Paſing, daß der Herr Lehrer mit der Frau Rödel, die in den 30e Jahren ſteht, nähere Beziehungen unterhalte. De dem Bürgerhoſpital zugeführt würdiger, jovialer Mann, hatte von der Sache keine Kenntnis, bis er von Dienſtboten direkt darauf aufmerkſam gemacht wurde. Er gab aber auf die Redereien nichts. Er ging auch häufig mit der Familie aufs Land. Dort kam es dann zwiſchen dem Kindermädchen und dem Lehrer Streitereien; infolge deren bezichtigte das Dienſt⸗ mädchen den Lehrer, mit der Frau Rödel per⸗ botenen Umgang gehabt zu haben. Die Folge war, daß nach dieſem Skandal der Landaufent⸗ halt abgebrochen wurde und die Familie wieder nach Paſing kam. Hier nahm die Angelegenhei eine furchtbare Wendung. Wie berichtet wird traf Rödel ſeine Frau in unerlaubtem Verkehr mit dem Lehrer, nach anderer Lesart kam es bei der Kündigung des Lehrers zu einer Szene, Ein Schuß ertönte, dann ein Schrei. Kreiſchend ſtürzten die Hausbewohner ins Freie, der Lehrer aber ſprang blutend in ſein Zimmer, rufend; ich konnte nicht anders! An der Küchenſchwelle lag mii durchſchoſſenem Kopfe der Rentner Rödel. Der Lehrer hatte den Mann mit einem Revolve erſchoſſen Die Frau ſtürzte wie wahnſinnig Hauſe umher. Alsbald kam Polizei. Der durch Meſſerſtiche verletzte Lehrer wurde verbunden und dann abgeführt. Die Volksmenge hätte ihn bei⸗ ſlachſtän aus Steinzeug —150 Liter J Jh. Luchs, 4 Uunaterialien fel. Roche nahe gelyncht. Die Stadt Paſing befindet ſic i Duantum und e in größter Aufregung. f — München, 19. Aug. In einem hie Barl on ſigen Hotel hat ſich ein aus Karlsruhe gebürtige I Lukan's Rechte praktikant, Namens Kopp, erſchoſſen. Der⸗ Heidelbe ſelbe hielt ſich zuletzt in Frankfurt a. M. auf, wo er von einem Bekannten ein Darlehn von 300 Mark erhielt. Im Hotel viel er durch ſein erregtes Weſen auf, weshalb ihm die bereits 200 Mark betragende Rechnung präſentiert wurde. 5 Gleich darauf beging er Selbſtmord. Kopp war 30 Jahre alt und hatte früher ein Vermögen von 30000 Mark, das er vollſtändig aufgebraucht hatte. n Euumaterialien den Pflichten, die ſie beide jetzt übernommen, und 1 wie ſie Freud und Leid nun zuſammen tragen 13 müßten. Um Valeskus Lippen zuckte es dabei ſo eigentümlich. Ihr Leid mußte ſie ja allein weiter⸗ ſchleppen durch das ganze lange Leben hindurch, und der Mann da neben ihr am Traualtare durfte nie etwas ahnen davon. Jäh durchzuckte ſie der Gedanke, wenn ſie noch in dieſer letzten Minute nein ſagte, mit lauter Stimme rief, daß es all die Menſchen hörten, ich kann nicht, ich kann nicht die Frau des reichen Mannes werden, denn ich liebe einen andern! Aber ſie fürchtete den Aufruhr und Skandal⸗ Ihr dauerten auch die Mama, deren Schulden Brand⸗ horſt bezahlt, und die Schweſtern, deren Toiletten er angeſchafft. Noch nach Jahren würde man in der Stadt von dem Skandal ſprechen und ſie mußten wohl an einen fernen Ort fliehen, wenn ſie jetzt die Trauung vereitelte. Wie konnten ihr nur noch ſolche tollen Gedanken in den Sinn kommen! Das war doch Wahnſinn! Valeska nahm ihre ganze Willenskraft zu⸗ ſammen, die Rolle auf der Lebensbühne, die das Schickſal ihr vorgeſchrieben, nun auch mit Anſtand, d ohne ſtecken zu bleiben, zu Ende zu führen. Und ſie blieb nicht ſtecken! Das bindende „Ja“ kam zwar etwas hart, faſt rauh von ihren Lippen, aber g das machte wohl nur die große Erregung, die ja ſo begreiflich war bei ihrer Jugend 3 Der Ring wurde gewechſelt und der Segen über das neuvermähl te Paar geſprochen. a Nun war alles vorüber. Im Hotel, wo die Hochzeit gefeiert wurde, nahm das jung vermählte Paar die Glückwünſche der Gäſte entgegen, dann begannen die Tafelrunden. i 0 Aiurfohlen. Un e diet der Hygie bud hä Herrn (Fortſetzung folgt.)