war um 1 Uhr 40 Min. ohne Zwiſchenfall beendet. Die Krönung ſelbſt fand um 12 Uhr 55 Minuten ſtatt. Der Papſt ver⸗ ließ die Kirche um 1 Uhr 5 Min., überall leb⸗ haft begrüßt. Peterskirche Verſchiedenes. — Schriesheim, 10. Aug. Bei dem am 9. Aug. ſtattgefundenen 16. Gauturxfeſte des Rhein ⸗Neckar-Gaus zu Oggersheim erhielt der Turnverein Schriesheim unter der ſehr be⸗ währten Leitung des Herrn Turnwarts Sommer im Vereinswetturnen einen Preis J. Klaſſe ſowie für muſterhafte Haltung wurde dem Verein noch ein beſonderer Ehrenpreis zuerkannt. Wir wünſchen dem Turnverein Schriesheim ein weiteres Blühen und Gedeihen. 5 — Mannheim, 8. Aug. Der Vorſtand des nationalliberalen Vereins hat heute, unter Vorſitz des Herrn Ernſt Baſſermann, einſtimmig beſchloſſen, für die Landtagswahl in Mannheim der Freiſinnigen Partei und den Demokraten ein ge⸗ meinſames Vorgehen vorzuſchlagen. Vorausſetzung iſt dabei, daß — dem Stärkeverhältnis der Par⸗ teien entſprechend — einer der beiden aufzuſtellen⸗ den Kandidaten der national lieberalen Partei angehört. — Mannheim, 9. Aug. Die hohen Fleiſchſchau jebühren veranlaſſen die Metzger allent⸗ halben zu Proteſtverſammlungen. Auch hier tagte dieſer Tage eine ſolche der Landmetzger in der Viehhofreſtauration. Zu welchen Konſequenzen die übermäßigen Gebühren führen können, ergiebt ſich aus folgender Berechnung: Eine Ilvesheimer Firma hat in der letzten Zeit in manchen Jahren bis zu 60 000 Stück Hämmel ſchlachten laſſen, um ſie nach Frankreich zu exportieren. Da die Fleiſchſchaugebühr jetzt pro Stück 60 Pfg. beträgt, kann es vorkommen, daß der Ilvesheimer Fleiſch⸗ beſchauer in einem Jahre 36000 Mark verdient, alſo etwa doppelt ſoviel, wie ein badiſcher Miniſter! i — Sas bach, 9. Aug. Prälat Dr. Franz Xaver Lender hier kann 50jährige Tätigkeit als Prieſter zurückblicken. Seit Anfang des Jahres 1872 iſt Prälat Lender Pfarrer in Sasbach und gründete dort die weit bekannte und ſegensreich wirkende Lehranſtalt. Prälat Lender gehörte dem badiſchen Landtage „Natürlich mit ſolch einem verliebten Kröſus, da ſoll eine nicht glücklich werden,“ meinte Klara, blickte aber mit größtem Reſpekt auf die Tauſend⸗ markſcheine. „Es iſt viel mehr als unſere Schulden be⸗ tragen!“ rief die Frau Rat mit ſtrahlendem Antlitz. „ Aber es gehört doch Dir, Leska. Mit dem Bezahlen unſerer Schulden hat es jetzt ſchon noch Zeit.“ „O behalte das Geld nur, wenn ich etwas brauche, werde ich es mir von Dir ausbitten.“ „Nun, dann ſchlage ich vor, wir veranſtalten zunächſt den Verlobungskaffe mit der Torte und der üblichen Bohne darin.“ „Und Champagnerbowle gibt es zum Kaffee! Wir können es uns ja leiſten!“ rief Leska über⸗ mütig und ihr Geſicht hatte in dieſem Moment faſt ganz den Ausdruck früherer luſtiger Tage. Doch da fiel ihr Blick auf ein ganz verdorrtes Sträuß⸗ chen, das in einer verſtaubten Vaſe auf dem Ofen⸗ ſims ſtand. Eine Erinnerung an ihren erſten Ball, das einzige Sträußchen, von den vielen, die ſie im Kotillon bekommen, das ſie der Mühe wert gehalten hatte, aufzuheben, weil Adloff es ihr gebracht. Und nun zauberten die vertrockneten Blumen ihr ſein Bild vor Augen, ſo deutlich, wie lange nicht. Der längſt verrauſchte Ballabend lebte auf in ihrem Innern, ſie errinnerte ſich jedes ſeiner Worte, die er damals zu ihr geſprochen, ihres Glückes, ihrer Seligkeit. Und nun war doch alles, alles ſo anders gekommen, nun war ſie doch die Braut des alten Onkels, wie ſie Brandhorſt damals über⸗ mütig und ſpöttiſch zugleich tituliert, geworden. Der ſchöne Liebestraum war aus für alle Zeit, verdorrt wie dort die Blumen. Und während ſo traurige Gedanken durch das Hirn der jungen Braut zogen, redete Mutter und Schweſtern eifrig von dem zu veranſtalteten Kaffee, am Montag auf eine . 5 vou 1887 und dene Reichstag Mitglied der Zentrums partei an. a f Frankfurt, 9. Aug. In einer hie⸗ ſigen Familie ſollte kürzlich ein Familienfeſt be⸗ gangen worden. Es fehlten einige Familie pa⸗ piere; das älteſte Glie) der Familie erinnerte ſich. daß ſie in einem eichenen Koffer ſeit einem halben Jahrhundert wohl aufbewahrt ſeien. Der Koffer ſtand mit anderen Sachen iy einer ſog. Rumpel⸗ kammer. Es wurde geſucht, Papiere aber wurden nicht gefunden, dagegen zwei in Papier gepackte Geigen. Dieſe ſollten dem Enkel als Spielzeug dienen und wurden zum Geigenhauer Muſchke ge— ſandt, um ſie etwas herrichten zu laſſen. Dieſer enldeckte, daß das eine Juſtrument eine „Stradi⸗ varius“, das andere eine „Amati“, ſei und daß ſie den Wert von rund 30 000 Mk. hätten. Der Enkel wurde mit anderem „Spielzeug reichlich bedacht. — München, 9. Aug. Der frühere Burenoberſt Schiel iſt nach den „M. N. N.“ im Krankenhauſe zu Reichenhall geſtorben. (Oberſt Adolf Schiel, ein geborener Frankfurter hatte 1878 ſeine deutſche Heimat verlaſſen und war nach Südafrika gegangen, wo er zuerſt als Acker— kuecht und „Trapper“ ſeine Zukunft ſich zu ge⸗ ſtalten ſuchte. Er beteiligte ſich an den zahl⸗ reichen Fehden der Bnreu gegen die Zulus und trat nach Erklärung des Zululandes als britiiches Gebiet in das Artilleriekorps Transvaals, wurde 1888 Eingeberenenkommiſſar, trat 1893 eine Studienreiſe nach Deutfchland an und kehrte 79 1871 ſelt im Jahre 1894 als Adminiſtrator der Artillerie wieder nach Afrika zurück. Ju dem letzten Burenkriege gegen die Engländer nahm er als Kommandeur der Artillerie teil an den Schlachten von Elanzlaagte, wurde verwundet und gefangen genommen und ſpäter in das Gefangenenlager von Simonstown gebracht, von wo er dann nach St. Helena verſchifft worden iſt. Zur Wieder herſtellung ſeiner Geſundheit ging Oberſt Schiel nach dem Frieden in verſchiedene deutſche (Bäder. Er ſollte ſeine Lebenskraft nicht wieder erhalten. Oberſt Schiel hat ſeine wechſelvollen Schickſale geſchrieben in einem intereſſanten Buche: „Oberſt Schiel, 23 Jahre Sturm und Sonnenſchein in Südafrika“, erſchienen bei Brock⸗ haus in Leipzig. — Dresden, 11. Aug. In Krimmit⸗ ſchau und Umgegend wurden in einer größeren von den jungen Mädchen, die eingeladen, den Torten, die beſtellt werden und wie alles ſtaunen würde über den Glanz, den man zu entfalten ge⸗ dachte. Schließlich beteiligte ſich auch Leska wieder an der Unterhaltung und ſuchte der trüben Stimmung, die die welken Blumen in ihrem Herzen hervorgerufen, gewaltſam Herr zu werden. Nach einigen Tagen ſchon ließ die Frau Rat die Einladungen zu dem Verlobungskaffee ergehen und der ſogenannte Salon mit ſeiner ſchäbigen Ein⸗ richtung ſtrahlte bei Frau Rat im hellen Feſtesglanz, als ſich dann die Schar der jungen Damen darin verſammelte. f Neue Gardinen, neue Wanddekorationen mit Fächern und indiſchen Tüchern verbreiteten einen trügeriſchen Glanz über alle ſonſtigen Schäden und Mängel der Einrichtung. Speiſen und Getränke waren ausgezeichnet, und die Fröhlichkeit ließ nichts zu wünſchen übrig. Das war ein unaufhörliches Schwätzen und Lachen, der Unterhaltungsſtoff ſchien. ein unendlicher zu ſein. Leskas glänzende Aus⸗ ſteuer wurde natürlich auch gebührend bewundert. Wie ſie ſich fühlte als zukünftige Millionärin, fragte manche Freundin lachend. O ja, ſie fühlte ſich. Es war dennoch wohl nichts Geringes, was ſie erreicht. Alle prieſen ihr Glück, fanden es beneidenswert, binnen kurzem eine ſo reiche Frau zu werden, ſich alles verſchaffen zu können, was die Welt nur Schönes bietet, und mit den ge⸗ meinen Sorgen des Alltagslebens nicht mehr zu tun zu haben. „Leska, Du ſtehſt wirklich ſchon aus wie eine Fürſtin in dem mattblauen Seidenkleide und den echten Spitzen“, meinte bewundernt eine ſiebzehnjärige Schöne, und blickte ordentlich geringſchätzig auf ihr eigenes roſafarbeues Kleid. „Ja, wie eine Goldfürſtin!“ rief etwas als Anzahl Textilfabriken ſämtlichen 7500 A beitern gekündigt. — Berlin, 10. Aug. Als der ruſſſſche Konſul am Sonnabend von dem nahegelegenen Kloſter Buckowo, einem ſeiner Sommeraufenthalts⸗ orte, mit dem bulgariſchen Lehrer ſeiner Kinder zu rückkehrte, unterließ der auf Poſten ſtehende Gendarm Halim die vorſchriftsmäßige Ehrenbezeugung. Der Konſul ſtieg aus dem Wagen und ſtellte den Gen⸗ darm zur Rede, welcher nach kurzem Wortwechſel 955 3 den Konſul in die Bruſt ſchoß und mit einem zürkiſche zweiten Schuß ihm den Kopf zerſchmetterte. Die el herbeigeeilten Gendarmen ſchoſſen auf den Lehrer 1 ſowie auf den Kutſcher des Koſuls, welche flüchteten. Die türkiſchen Behörden behaupten, der Konſul habe einen Revolver gebraucht die Behauptung iſt falſch, Der Konſul, der Hauslehrer und der Kutſcher trugen keine Revolver. Der Mörder des Konſuls iſt ver⸗ haftet, die übrigen an der Tat beteiligtenchendarmen noch nicht. — Marſeile, 10. Aug. Als Minſiſter⸗ präſident Combes bei der Rückkehr von dem Bankett des Lehrer⸗Kongreffes die Präfektur be⸗ trat, feuerte eine als Fiſcher bekleidete Perſon 2 10 Revolver ſchüſſe in der Richtung des Wagens ah, 01 Combes wurde nicht verletzt; der Täter wurde verhaftet. Es iſt ein Italiener namens Pieolo, N Kren — Marſeile, 10. Aug. Die amtliche Darſtellung ſtellt in Abrede, daß ein Attentat 2 ſtattgefunden. Der Sachverhalt ſei folgender; Mein Samstag get Jah bringe ich fil Nach dem Wagen Combes wurde eine Tomate geworfen, die den auf dem Bock ſitzenden Leibjäger 2 Bünde ind 6 Stück 50 J traf. Schutzleute verfolgten den Täter, den ſeine Kameraden zu ſchützen ſuchten. Einer von ihnen, namens Picolo, feuerte aus einem Revolver mehrere Schüſſe ab. Picolo u. der Tomgten⸗ werfer wurden verhaftet. Picolo war ange⸗ trunken und leugnet geſchoſſen zu haben. — Paris, 11. Aug. In dem Stadt⸗ bahntunnel iſt geſtern Abend ein Zug in Brand geraten. Viele ſind in dem Rauch erſtickt. Bis 6 Uhr früh wurden 56 Leichen hervocgeſchafft, darunter 44 Männer, meiſtens Arbeiter, 10 Frauen und 2 Kinder. 8 unuxxxx An⸗ & gebraucht. U uhr: Em Tuſchb. kühn, Stoßkarren, * bange u. Steh⸗ Schweinemarkt Seckenheim Der heutige Ferkelmarkt war mit 76 Stück befahren und wurden 60 Stück zum Preiſe von 16 22 Mark pro Paar abgeſetzt. ſpöttiſch Martina Berger, eine frühere Schul⸗ freundin Leskas, die ihr in der Schulzeit bei der Löſung ſchwerer Recheuexempel ſtets treu zur Jahn, Ninde, ein J Seite geſtanden hatte. Und ſpitz fuhr ſie des⸗ „ halb fort: N 2 „Zu rechnen brauchſt Du ja nun nicht mehr, Leska, denn das war ſtets Deine ſchwache Seite!“ Die klugen braunen Augen in ihrem blaſſen Geſicht richteten ſich dabei fragend und forſchend auf die junge, viel beneidete Braut. „Sie zweifelt an meinem Glück,“ dachte Leska, „ſie war ja immer ſo klug, viel klüger als ich. Sicher ahnt ſie etwas von meinem Glückstraum, den ich begraben mußte.“ Da ſchlug ein Name ihr an ibr Ohr, der iht plötzlich alles Blut zum Herzen trieb. Adloff er habe den Dienſt quittiert, wolle zur Steuer gehen. Niemand wiſſe warum. Ob er Schulden habe ? Arm ſei er ja, aber ſo hübſch, ſo liebens⸗ würdig! So einem reizenden, netten Menſchen könnte es doch uicht ſchwer werden, ſich ein reiches Mädchen zu erobern. So berichtete eine Feen hellei lionen und N50 1 D in bol, 06 00 lahſtende Gebiſſe und laut und erregt ſchwirrten die 9 Mädchenſtimmen über den ſeltſamen Fall durch⸗ 20 epar. einander. N me 5 „Er liebt vielleicht ein armes Mädchen und 1 rzlof bringt ſeiner Liebe das Opfer, die Karriere aufn; hunden: jeder geben“, meinte Martina Berger, „es ſoll doch noch dergleichen manchmal vorkommen!“ Wieder ſtreifte ihr Blick Vale skas blaſſes Geſicht, und dieſer war es, als ſchaue Martina bis auf den Grund ihres Inneren. . B. W. Hert (Fortſetzung folgt.) . —