mden 65¹ inden 95˙ nden 130 voſen 1 — 1 0 Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der 2 22 b Anzeiger für Laden Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 5 mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. bu Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis achmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Mittwoch, den 5. Auguft 19055 Das frauzöſiſche Gold im ruſſiſchen Dienſte. Daß nur vom Nutzen die Welt regiert 1 1 1 —— Im Jahre 1902 betrugen die Staats- ſchulden Rußlands 17 200 Millionen Franks ohne die Eiſenbahn-Auleihen. Man hat be⸗ rechnet, daß Kußland allein in den letzten drei wird, iſt ein alter Erfahrungsſatz, der nicht nur für private, ſondern auch für politiſche Ge⸗ ſchäfte gilt. mann einen Vertrag und kein Diplomat ein Staatenbündniß. Es giebt aber auch Ver⸗ träge, durch die nur der eine Teil gewinnt und der andere ein ungeheuerliches Riſiko trägt, ganz zu ſchweigen von dem lehrreichen Vertrage, Ohne Nutzen ſchließt kein Kauf⸗ Jahren 9½ Milliarde Franks im Auslande geborgt hat, und daß es mindeſtens ? Milliarden an das Ausland ſchuldet. Da die anderen Völker wenig Luſt zeigen, Rußland ins End⸗ den in der Fabel der Cöwe mit dem Eſel, die zuſammen auf die Jagd gingen, abſchloß und der bekanntlich ſehr zum Nachteile des Grau- tieres ablief. Es wäre nun ſicher ungalant und den nachbarlichen Beziehungen entgegen, wenn wir darüber anſtellen wollten, wer im Vertrage in Deutſchland eine Unterſuchung zwiſchen Rußland und Frankreich der Löwe u. der Eſel iſt. Solche kühnen Unterſuchungen und böſen Vergleiche fallen uns gar nicht ein. Aber im Golde liegt Charakter, ja ſogar eine Schickſalsfrage mag man es nun beſitzen oder ſchulden, verborgen oder verpumpen. Geld iſt nur Chimäre“, wenn er ſich nicht ſeine Exiſtenzbedingungen untergraben will, denn das Geld bedeutet die Dienſt⸗ und Arbeitsleiſtungen der Nebenmenſchen, die eben aufhören müſſen, wenn kein Geld aber viele Schulden da ſind. Und da hat man im öffentlichen Intereſſe wohl das Kecht auch diejenigen Staaten zu kritiſtren, die über jedes Maß und Siel hinaus Anleihen machen und ſolche, die in einem wahren Feuer⸗ eifer das Geld zu ſolchen Anleihen herge⸗ geben haben. loſe Geld zu borgen, ſo iſt hauptſächlich das liebenswürdige Frankreich der Geldgeber Kuß lands geweſen, denn die Franzoſen mußten ihrem Bundes genoſſen doch gefällig ſein. Im ruſſiſchen Dienſte, im ruſſiſchen Herres⸗ und Flottenweſen, Eiſenbahnen, Kanälen, Finanzoperationen, und wer weiß, wo noch ſonſt, ſteckt franzöſiſches Gold. Aber ſo geht es mit der ruſſiſchen Pumpwirtſchaft nicht weiter. Wer möchte denn Rußland, ohne vorher den Verſtand ver⸗ loren zu haben, weiter noch Milliarden borgen 7 — Rußlands Ausgaben, ſchon an den rieſigen Sinſen, ſind enorm gewachſen, aber ſeine Einnahmen ſtocken, denn viele ruſſiſchen Siſenbahnen decken Hein Menſch und kein Staat kann auf die Dauer nach dem luſtigen Liede handeln, „Tupp, das Sold mäßige Herres und Flottenrüſtungen, verfrühte die Hoſten nicht, die Verſuche, in Kußland neue Induſtrien zu gründen, ſind geſcheitert, viele ländliche Bezirke Rußlands ſind durch Mißernten verarmt, und Rußlands altes derbes Geldmachemittel, die Soll- und Steuerſchraube, verſagt bei weiteren Anſpannungen ſicherlich. Was iſt da nun wohl durch das franzöſiſche in Kußland erreicht werden? Ueber⸗ Verſuche, ruſſiſche Induſtrien zu gründen und das hineindrängen Rußlands in eine gefährliche Lage, die viel Zündſtoff enthält. Man kann ſogar ſagen, daß dieſe koloſſale Verſchuldung Rußlands nicht nur zum Verhängniß Nußlands, ſondern unter Umſtänden ſogar zum Verhäng⸗ niſſe für Europa werden kann. Rußland wird ſeine rieſige Schuld nie wieder los. Dafür ſorgen ſchon die eigentümlichen Suſtände in Rußland ſelbſt. Das CLaviren und Experi⸗ mentieren in ſolchen Fällen bringt aber ſtets Gefahren mit ſich. Verſchiedenes. — Maunheim, 1. Auguſt. Die Leiche des bei der Regatta in Mainz ertrunkenen Freier wurde in der Nähe von Biebrich geländet und wird hierher verbracht werden. — Mannheim, 2. Auguſt. Ihre König⸗ liche Hoheit die Großherzogin hat das Protektorat über den hieſigen Wohltätigkeitsbazar übernommen. Die Großherzogin gedenkt den Bazar perſönlich zu eröffnen. Die Eröffnung wird vorausſichtlich am 24., 25, oder 26. Oktober ſtattfinden. Mannheim, 3. Auguſt. Ein rafi⸗ nierter Einbruchsdiebſtahl wurde vergangene Nacht in der Parterrewohnung des Hauſes C8, 10 b ver⸗ übt. Die Diebe drückten eine Scheibe des Glas⸗ abſchluſſes ein und öffneten dann von innen die Tür. In der Wohnung deren Inhaber verreiſt ſind, wühlten ſie alles durcheinander erbrachen die ſämtlichen Schränke, benutzten die Betten uſw. Die Beute der Diebe war jedoch ſehr gering, da die Inhaber der Wohnung vor ihrer Abreiſe vorſichtigerweiſe alle werthvollen Gegenſtände ent⸗ fernt hatten. Die Kriminalpolizei nahm heute früh ſofort die Erhebungen vor, jedoch hat man bis jetzt von den Dieben noch keine Spur. Den Familien, die zu verreiſen gedenken, möchten wir die größtmöglichſte Vorſicht anempfehlen. — Mutterſtadt (Pfalz), 2. Auguſt. Ein ganz gräßlicher Unglücksfall trug ſich geſtern vormittag bei der Familie Georg Magin, Wirt hier, zu. Die etwa 28 Jahre alte Tochter Adel⸗ In goldenen UAetten Roman von F. Sut a u. 5 (Fortſetzung.) „O, Mama, bitte, bitte, quäle mich nicht ſo. Laß mir weuigſtens Bedenkzeit,“ flehte Valeska. „Schreibe oder ſag es ihm, wenn er noch einmal kommen ſollte, daß ich darum bitte. Du wirſt ſchon die paſſenden Worten finden. Es mag ja wohl ein großes Glück ſein für ein ſo armes Mädchen, einen ſo reichen Mann zu bekommen, aber heiraten ohne alle Liebe, das iſt auch ſehr ſchrecklich.“ „Die findet ſich oft noch in der Ehe, Kind, be⸗ ſonders wo das Herz noch frei iſt, noch nichts von Liebe weiß.“ „Nichts von Liebe weiß,“ dachte Leska mit innerem Entſetzen. Wenn die Mutter ahnte, was für füße Liebesworte ihr Kind heute ſchon ver⸗ nommen draußen vor dem Tor, in der Einſamkeit des Wintermorgens. „Deine andern Tänzer geſtern auf dem Ball, die flotten Offiziere, die haben Dir natürlich beſſer gefallen,“ fuhr die Frau Rat fort, „und ich hätte es Dir ja auch gegönnt, Deine Jugend ſo recht zu genießen, aber Du ſiehſt ja bei Erna und Klara, was ſchließlich dabei herauskommt, ein reeller Freier ſelten. Wenn die paar Jugendjahre dahin Id. it das Verauüge chon imme 0 galich Eine reiche Frau aber kann ihr Leben viel länger genießen. Schon das Reiſen iſt herrlich. Mein Leben lang habe ich es mir gewünſcht, einmal ſo in die weite Welt hinaus zu fahren, die Alpen, die großen Städte, das Meer zu ſehen, aber nie iſt es mir ſo gut geworden.“ „Reiſen, das muß ja ſchon ſchön ſein,“ ſagte Valeska und dachte an Adloff, und wie ſchön es ſein müßte, mit ihm die weite ſchöne Welt zu durchziehen. Dazu freilich aber würden ſie wohl nie die Mittel haben. — — 4. Die Frau Rat hielt es für geraten, Brand⸗ horſt noch an demſelben Tage in den ſchonendſten Worten mitzuteilen, daß Valeska ſich Bedenkzeit ausgebeten. Brandhorſt erfüllte der Brief mit den ſchönſten Hoffnungen. So viel Entgegenkommen 8 8 Brandhorſt ſonſt noch geſchrleben von ſeinem feſten raten in der Frau Rat Hände lege, davon ſchwieg hatte er ron dem holden Frühling kaum erwartet. 5 Die künftige Schwiegermama wird ſchon dafür ſorgen, daß dieſe Bedenkzeit nicht allzu lange währte, tröſtete er ſich. Eine Depeſche rief ihn noch an demſelben Tage nach ſeinen Glaswerken in Schleſien zurück. Der Direktor derſelben war erkrankt und deshalb Brandhorſts Gegenwart dort dringend not⸗ wendig. Sein Heiratsplan mußte einſtweilen vor den Geſchäftsintereſſen zurückſtehen, und er ſogar verzichten, das ſchöne Mädchen, das ihn um ſeine Herzensruhe gebracht, noch einmal vor ſeiner Ab⸗ Die Stimmung im Hauſe der Frau Rat hatte ſich inzwiſchen ſo zugeſpitzt, daß die Mutter und die beiden älteſten Töchter alles Heil von der weiteren Werbung Brandhorſts um Valeska und von deren noch zu gebender Zuſage erwarteten. f Valeska war daher froh, als am nächſten Morgen wieder ein Blumengruß von Brandhorſt an ſie anlangte, auch ein Brief an die Mama, in welchem er ſich dringender Geſchäfte wegen vorläufig verabſchiedete, lag dabei. Soviel teilte i i Mama wenigſtens aus dem Schreiben mit. offen und treuen Lieben und wie er alles Ver ſie zunächſt lieber. Nach und nach gedachte ſie ſchor Valeska zum Jawort zu beſtimmen, zu überſtürzen brauchte man ja nichts, zumal der Freier gedul⸗ dig war. ö Als Valeska aber den Freier fern wußte, ſo entſchlug ſie ſich in ihrem Jugendſinn aller ſor⸗ genden Zukunfsgedanken, die Gegenwart war ja ſo ſchön. Der Frühling mit all ſeinen Wonnen zog ins Land und ihre heimliche Liebe pflegte ſie auch. Die einſamen Spaziergänge, auf denen ſie mit Adloff zuſammentraf, und dann immer neuen Mut dem Plane der Mutter und der Schweſtern gegenüber gewann, wenn dieſe gar zu eindringlich auf ſie ein⸗ redeten und den Reichtum als das einzig wahre er⸗ 0 e hensw e. Glück v U