Verſchiedenes. — Mannheim, 29. Dez. Unglücksfall im Hoftheater. Heute Vormittag erlitt die Heroine unſerer Hofbühne, Fräulein Lißl, während einer Probe einen Unfall. Sie ſtürzte in Folge eines Fehltrittes von einem Balkon herab und blieb bewußtlos am Boden liegen. — Heidelberg, 29. Dez. Der feierliche Auſchluß von Handſchuhsheim an Heidelberg erfolgt am 31. Dezember, Nachmittags 4 Uhr. — Heute früh 7 Uhr fuhr ein Rangirzug zwiſchen dem Güter⸗ bahnhof und dem Hauptbahnhof einem anderen Rangirzug in die Flanken und zertrümmerte einige Wagen. Ein Schaffner, welcher von einem der beiden Züge abſprang, trug einige Handabſchürfungen davon. — Kirchheim, 27. Dez. Auf verdienſt⸗ volle Thätigkeit darf die 76jährige Hebamme unſeres Ortes, Frau Wittwe Magd. Rimmler, zurückblicken, die bereits 45 Jahre ihrem ver⸗ antwortlichen Berufe hier obliegt. Aus dieſem Anlaſſe wurden derſelben geſtern in Anweſenheit des „Frauenvereins“ auf dem hieſigen Rathhauſe von Herrn Medicinalrath Dr. Kürz⸗ Heidelberg ihm Auftrage der Großherzogin die ſilberne Verdienſt⸗ medaille mit einer ſinnreichen Anſprache über⸗ reicht, auch von Seiten der Gemeinde wurden ihr ebenfalls ein entſprechendes Geſchenk zu Theil. — Eberbach, 29. Dez. Geſtern früh wurde der verheirathete Lohnarbeiter Peter Hucken⸗ han von Mülben von dem von Neckarelz kommen⸗ Es wurden ihm beide Beine oberhalb des Knies abgefahren. Mit noch ſonſtigen ſchweren Ver⸗ letzungen wurde der Verunglückte in das hieſige Spital verbracht, wo er im Laufe des Vormit⸗ tags ſtarb. Das Unglück geſchah, als Hucken hau nach dem Anzünden des Signallichtes das Bahngeleiſe überſchreiten und dem Bahnhofe zu⸗ gehen wollte. — Bruchſal, 29. Dez. Dem Kriegs⸗ gericht der 28. Diviſion liegt gegenwärtig ein Rohheitsakt zur Aburtheilung vor, der vor einigen Wochen in einem Schlafraum der hieſigen Dragoner⸗ kaſerne verübt wurde. Dort drangen in ſpäter Stunde, ohne jeden Anlaß, einige ſchon im 2. oder 3. Jahre dienende Dragoner hinein und ſchlugen mit Riemen auf die in ihren Betten beide wie Kapitän und Steuermann auf ihrem vom Sturme zerbrochenen und dem Untergange geweithen Schiffe und müſſen nach einem Rettungsboote aus⸗ ſchauen.“ Arthur nickte nur leiſe und ſchritt dann todten⸗ bleich und ſtumm neben dem alten Herrn her bis zu deſſen Wohnung, die ſie in ungefähr einer halben Stunde erreicht hatten. „Willſt Du mit mir heraufkommen? Du bedarfſt vielleicht einer Stärkung?“ feug Dryander freundlich, als ſie vor dem Hauſe ſtanden, wo dieſer wohnte. „Ich danke Dir, es iſt nicht nöthig, ich muß auch nach Hauſe zu Luiſen und Gerhardchen,“ erwiederte Arthur, und dabei wandte er mit ſchmerz⸗ lichem Geſichtsausdruck den Kopf ſeitwärts und ſeufzte tief. N — „Ja, ja, Du haſt Recht, Luiſe iſt auch in t g ſehr großer Sorge, denn ſie weiß noch nicht, was 1 ich gethan habe,“ ſagte Dryander mit gehobener Stimme. „Sie wird Dein Erſcheinen als Deine Rettung mit Freuden begrüßen, und die ſchlimmen Folgen darfſt Du ihr heute Abend noch nicht ſagen, ts wäre eine ſeelige Tyrannei, wenn ſie auf die Freunde über Deine Errettung vor ſchwerem Looſe gleich eine neue Seelenqual, die Frucht vor einem unvermeidlichen Schickſale, ertragen ſollte. Nicht wahr, Arthur, Du verſtehſt mich doch? Grüße 1 Luiſe von mir, ſei weiſe und muthig. Auf Wieder⸗ ſehen morgen früh in meinem Privatcomptoir!“ 5 „Auf Wiederſehen!“ flüſterte Arthur wie im 5 Traume und ſchritt langſam wie ein ſchwacher, kranker Mann davon. f 1 7 8 g N 1 „ 25 Die Größe des über ihn und ſeine Kinder hereingebrochenen Unglücks war in der edlen Seele den Perſonenzuge erfaßt und zu Boden geworfen. ſchlafenden Rekrutten los, wobei einer der Letzteren, ein aus Neuſtadt a. H. gebürtiger Mechaniker, ſo unglücklich getroffen wurde, daß der ein Auge verlor. Hoffentlich bleibt eine entſprechende ſtrenge Beſtrafung der Schuldigen nicht aus. — Konſtanz, 27. [Dez. Aus Unvor⸗ ſichtigkeit ſchoß am Mittwoch Abend in Unter⸗ ruhldingen der frühere Schiffsanbinder Spähle in ſeiner Wohnung ſeiner eben angetrauten Frau aus einem Revolver eine Kugel in den Leib, was die Verbringung der Verletzten in das Kranken⸗ haus in Konſtanz zur Folge hatte. Hier iſt die Bedauernswerthe heute ihrer Verletzung erlegen, Spähle, der am Tage vorher Hochzeit gemacht hatte, wollte ſeiner Frau den Revoler zeigen, wobei ihm ein Schuß los ging. 0 — Dresden, 27. Dec. Von einer dem Hof naheſtehenden Seite wird die Flucht der Kronprinzeſſin wie folgt erklärt: Von Anfang an paßte die lebensluſtige, gern zwangloſe, heitere und vernüftig erzogene Oeſterreichin wenig in das hieſige, ſtreng vom Volke abgeſchloſſene Hof⸗ milieu. zeſſin Hausarreſten mit häufigen In den erſten Jahren büßte die Prin⸗ unſchuldige etikettenwidrige Uebertretungen, wie das Fahren mit der damals neuen elektriſchen alzu feſches Radeln außerhalb des vorgeſchriebenen Rayons. Alles ging gut bei Lebzeiten des Königs Albert, der die Verjüngung des Hauſes beifällig und humorvoll begrüßte. Anders der Schwiegervater der Prinzeſſin, König Georg, und deſſen älteſte Tochter Mathilde. Beide führten ein völlig weltferners, geräuſchloſes Leben. Des⸗ Bahn und halb kam es letzthin zu immer häufigeren Aus⸗ einanderſetzungen, da die Prinzeſſin ſich nicht fügen wollte und auch ihre Kinder frei und natürlich erzog. — Berlin, 29. Dez. für Deutſchland theilt mit: In der Wechſelſtube der Nationalbank in Potsdam flüchtig gewordenen Albert Heyde eine Unterſchlagung begangen worden. Heyde veruntreute 94500 Mark aus der Coupons⸗ kaſſe. Bank. Heyde war ſeit 1889 im Dienſte der Die Nationalbank iſt ſeitens des zweiten Vorſtandsbeamten ie ſtrafrechtliche Verfolgung gegen den Flüchtigen, der ſich vermuthlich im Beſitze eines großen Theiles der von ihm entwendeten Beträge befindet iſt eingeleitet. — Berlin, 29. Dez. Expeditionsbeamten der Berliener Maſchinenbauaktien⸗ Betrügereien eines geſellſchaft vormals L. Schwarzkopff ſind jetzt auf⸗ gedeckt worden. Der Erpedient hatte ſich durch Dryanders wohl einigermaßen durch das Bewußt⸗ ſein gemildert, daß er für die Ehre ſeines Schwieger⸗ ſohnes und damit auch für ſeine eigene ſein Ver⸗ mögen geopfert hatte, aber zu einer inneren Ruhe konnte der arme Mann deshalb doch nicht kommen, dazu waren für ihn als Kaufmann die Folgen ſeiner Opfervollen That zu ſchlimm. Aber er klammerte ſich, wie der Ertrinkende nach jedem ſich darbietenden Strohhalme greift, doch noch an manche Hoffnung und hielt ſeinen oft ſinkenden Muth auf⸗ recht. Nur kurzen Schlaf fand Dryander dieſe Nacht in Folge der unheilvollen Ereigniſſe des letzten Tages, zeitiger als ſonſt war er dann auf⸗ geſtanden und alsbald in ſeine Geſchäfte gegangen. Galt es doch dort, durch perſönliches Einwirken ſtändig dafür zu ſorgen, daß das Handelshaus Dryander ck Co., das den größten Theil ſeines Betriebskapitals verloren hatte, noch einige Zeit über Waſſer gehalten wurde. Geſchäftig prüfte Dryander heute perſönlich alle eingegangenen Briefe und Telegramme und diſponirte ſo vorſichtig als möglich mit dem Reſte ſeinerz Barmittel und Credite, und dann zog er ſich in ſein Privatcomptoir zurück, um Arthur zu erwarten und mit dieſem zu berathen, was am beſten zu thunz ſei. Mit lautem Glockenſchlage verkündete die Thurmuhr der nahen Kirche die vollendete zehnte Stunde, aber Arthur erſchien noch nicht. „Vielleicht hat er ſich nur um einige Minuten verſpätet,“ dachte Dryander und prüfte inzwiſchen nochmals ſein bedenklich gering gewordenes Wechſelportefeuille. Aber es verfloß Minute und Minute und ſchließlich eine halbe Stunde und Arthur traf immer noch nicht ein. Daßwurde Dryander ſehr unruhig, eine große Augſt befiel ihn und in dieſer beſchloß er ſich ſofort nach der Wohnung ſeines Schwieger ſohnes zu begeben. Raſch fuhr er in einer Droſchke gefälſchte Frachtbriefe Waaren verſchafft und dieſe dann zu Geld gemacht. Es handelt ſich um einen Betrag in Höhe von 30 000 Mark. Der Defraudaut wurde verhaftet. — Metz, 29. Dez. Ein ſchwerer Unfall ereignete ſich vor den Weihnachtsfeiertagen auf den de Wendel'ſchen Werken hier. Die Firmg Benno und Schmitz in Köln, welche die Schlacken⸗ Aufbereitung betreibt, hat dort ſeit einigen Tagen eine neue elektriſche Maſchine in Betrieb geſetzt. Sie ſchien recht gut zu gehen. Plötzlich rutſchte jedoch der hohe Haufen aufgeſpeicherter Eiſen⸗ ſchlacken und ſämmtliche in der Nähe befindliche Maſchienen und Arbeiter wurden begraben. Von den Verſchütteten ſind fünf todt und drei ſchwer verwundet. — Newyork, 27. Dez. Auf der Linie Wanſtead⸗Ontario⸗Sarina, einer Zweiglinie der Grand Trunk⸗Bahn, kollidierte ein Kurierzug, der von der Pacific⸗Küſte nach Newyork fuhr, mit einem Frachtzug. Beide Züge fuhren mit voller Schnelligkeit; der Kurirzug machte 40 Meilen per Stunde. Das Unglück trug ſich früh morgens in der Dunkelheit zu bei einem grauenhaften Schneeſturm. Sobald die Kolliſion erfolgt war, gerieten die Trümmer des Kurier⸗ zuges in Brand. Beide Lokomotiven waren in Gr. Bezir einander gefahren, ein Rauchwagen und ein Pull⸗ 22 manwagen völlig zuſammengeſchoben. Die Scenen, . 580 die ſich hierbei abſpielten, waren entſetzlich. Das 2 Geſchrei und Gewimmer der Verwundeten war dutch Set herzzerreißend. Eine Frau ſang ſterbend das Fri iar a bekannte Lied: „Nearer my god to thee.“ Eine gut. andere ſtarb in den Armen ihres Mannes, ſingend: dne, : „Jeſus, lover of my ſoul.“ Die Zahl der Todten res beträgt, ſoweit bekannt, 34, die eine mindere — Totenzahl an. Das Journal“ ſpricht von 38 Toten. Das Uuglück ſoll der Fahrläſſiakeit eines a Weichenſtellers in Wanſtead zuzuſchreiben ſein. A d — Arras, 29. Dez. In der Nähe des lier Ar Bahnhofes Saiat Pol entgleiſte einen Perſonenzug. dr Lars Die Maſchiene und 4 Wagen ſprangen aus den 0. 1528151. Schienen und ſtürzten um. Der Lokomotivführer r Naſebrerc. wurde getödtet, 4 Reiſende wurden ſchwer, mehrere Vn, ird rere leicht verletzt. bist erer gn 1 Der heutigen Nummer uuſeres Blattes liegt Alzwin- Ager ein Proſpekt der XI. Badiſchen Pferde⸗Lotterie Feng u der Carl Heintze bei, worauf wir unſere Leſer n Hef 885 ganz beſonders aufmerkſam machen. W bringen d dahin und eilte klopfenden Herzens die Treppen⸗ . ut den ſtufen empor. Dort erfuhr er bon ſeiner Tochter, i iin ai de daß Arthur ſchon vor zwei Stunden fortgegangen den de de war, um, wie er geſagt hatte, bunker frafger Exportfirmen um eine Ag in Untzzder dun ln e dn nicht rte Ng. Kloſterbruder. 0 A ure Einmal im Jahre bekränze ich ee Dein Bild mit blaſſen Roſen, 0 ſuann dite S Entzünde ich der Kerze matten Flack dite . 858 Und bete zur Madonna, ſüche Dur Einmal im Jahr für Dich. wan Seth Im Kloſterkirchlein zu Beuron, Faun Da kniet ich auf den Stufen beim Altar, 1368. Und betete, mit fromm geſenkter Stirn. Ae u Da that ein Pförtlein ſich zur Seite auf lain 2 Und mit gemeſſ'nem Schritt 11 85 f Betrat die Brüderſchar den heil'gen Raum. Nuk add Gleich einem jungen Gotte ſchritteſt Du voran, 7 rent Die Hände auf der Bruſt gekreuzt, N wer 5 A Das Haupt geneigt. . 2 Oer Und Deine Blicke ſchweiften durch die Kirche 15 Mart Und trafen mich. 5 bar Ach, an dem bangen Schlagen unſ'rer Herzen 9 fühlten wir: toßher, „Du wärſt das Glück geweſen, 85 6 5 Nun iſt es zu ſpät.“ Einmal im Jahre laſſ' ich die Meſſe leſen, Im Kloſterkirchlein zu Beuron, Einmal im Jahr für einen Toten, mal im Jahr fü 19 8