85 2 7 rg und Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Redaktion, Druck und Verlag der Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. chenblatt. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Umgebung. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Ar 96. 1. glatt Samstag, den 29. November r eee eee . 1902. UHranz getragen. Hinter dem Leichenwagen ſchritt der Kaiſer zwiſchen Arthur Krupp und General Frhrn. von Biſſing; es folgten dann die anderen Mitglieder der Familie Krupp, die Die Beiſetzung Krupps. Eſſen, 26. Nov. Der Sarg Urupps por im Erdgeſchoß des Stammhauſes aufge⸗ Fahr. Ein Theil der mit Schiefer bedeckten Vertreter von Fürſtlichkeiten, die Miniſter, die Hiebelwand war entfernt worden, ſodaß Spitzen der Behörden, die Direktion und andere. Sarg und die umgebenden Kandelaber Der Zug bewegte ſich durch ein Spalier, das ſeltanden. Der kleine Platz, der ſich zwiſchen von 24000 Eſſener Arbeitern der Uruppwerke gebildet wurde. In ſämmtlichen Straßen war reiche Trauerzier angebracht; von den Hhäuſern wehten die Flaggen auf Halbmaſt; die Laternen brannten ſchwarzumfloirt. Eine ungeheure Menſchenmenge hielt die Straßen beſetzt. Auf dem Privatfriedhof der Familie Krupp war das Grab des Vaters des Verſtorbenen, Alfred Hrupp, mit Blumen und Uränzen reich ge⸗ ſchmückt. Zu Häupten des offenen Grabes war ein Aufbau von Corbeerbäumen und Aug, begab ſich in offenem Wagen, geleitet Palmen hergeſtellt. Die Krupp ſche Feuerwehr gen Schwadron der Düſſeldorfer Husaren, nahm zur Seite des Hrabes Aufſtellung, der jach dem Stammhaus. Es folgten die Ge⸗ Kaiſer und ſein Hefolge, ſowie die nächſten eagle o. Pleſſen, v. Löwenfeld und andere. Ceidtragenden zu Häupten der Gruft. Unter Hutz vor 10 Uhr traf der Kaiſer im Stamm Trauergeſängen wurde der Sarg in die Gruft ue ein und wurde von den anweſenden geſenkt, während der Kaiſer ſalutirte. Alsdann Mägliedern der Familie Urupps, darunter hielt der Superintendent Klingemann die Ge⸗ en Inhaber der Berndorfer Metallwaaren⸗ dächtnißrede, in der er die Verdienſte und die Abri, Arthur Krupp, einem Vetter des Ver⸗ chriſtliche Heſinnung des Todten hervorhob. ſterbenen, und den Brüdern der Frau Hrupp Hierauf ſprach der Vorſitzende des Directoriumz begrüßt. Nachdem Superintendent Klingemann der Gußſtahlfabrik, Landrath a. D. Koettger, Hebei geſprochen, ſetzte ſich der Leichenzug und hob die Bedeutung und die mannigfachen Inter den Klängen von Chorälen und Trauer⸗ Gaben des Verſtorbenen hervor. Er ſchloß n Bewegung. damit, daß es eine Schande für Deutſchland Die Kruppſche Feuer⸗ ant, 8 Wehr eröffnete den Zug; ihr folgten Hunderte ſei, daß ſich Leute hätten finden können, welche 0 en f 1 gemeine Erfindungen von Ausländern weiter ben Blumengaben, die von je 2 Angehörigen 5 N bberkes getragen wurden. Dann folgten getragen hätten. Mit einem Geſang ſchloß der 1 fein Vor der Abreiſe von ESſſen hat e Beamten der Verwaltung; unmittelbar die Feier. dor dem Leichenwagen wurden die Orden des der Kaiſer die Mitglieder dez Directoriums Verſtorbenen und der vom Kaiſer gewidmete und die Vertreter der Arbeiterſchaft der Krupp: Heimathlos. 34. Fortſetzung. Machdruck verboten.) „Und es iſt dennoch wahr. Sie ſtarb ſchon im Sommer, bald darauf, nachdem Sie Klärchen do plötzlich verlaſſen hatten. Das kränkliche Kind halte ſich an Sie gewöhnt; ſie rief fortwährend nach Ihnen, aber Sie kamen nicht; weil Sie den Vater des Kindes haßten, darum mußte Klärchen ſterbeu.“ Thekla ſchlug die Hände vor das Geſicht, heiße Thränen drangen aus ihren Augen. „Mein ſüßer, kleiner Liebling!“ ſchluchzte ſie tief erſchüttert. „Aber ich bin nicht ſchuld an ihrem Tode, Herr bon Grünow, ich nicht. Sie war ſo zart und kränklich; ſie wäre doch geſtorben.“ „Daſſelbe Wort ſagte ich Ihnen damals von Ihrer Schwester,“ entgegnete er; „aber Sie woll ten es mir nicht glauben. Begreifen Sie aun, Thekla, wie furchtbar weh es thut, wenn uns von Menſchen geſagt wird: Du biſt ſchuld an dem Todte unſeres Liebſten auf der Welti. Thekla weinte noch immer leiſe. Er ließ ſie ſchweigend gewähren, vielleicht ſchmolz in dieſen Thränen das Eis. Nur einmal fragte ſie ſtockend: „Und ſie verlangte nach mir?“ „Tante Thekla ſoll kommen, war ihr letztes Wort“, entgegnete er ſanft. Ihr bitterer Schmerz einm Stammhaus und den anliegenden Fabrik⸗ gebäuden befindet, war mit Trauerſchmuck und hwarz verkleideten Baldachinen umgeben. An 9.45 Uhr traf der Haiſer auf dem neuen Muptbahnhof ein und wurde von dem Kegier⸗ Ungspräſidenten Holleuffer, dem Oberbürger⸗ eiſter, ſowie dem commandirenden General ihr v. Biſſing empfangen. Der Haiſer, der e Uniform des J. Garde⸗Regiments zu Fuß mit dem Bande des ſchwarzen Adlerordens that ihm unendlich leid; er hätte ihn ihr ſo gern erſpart, aber ſie ſelbſt hatte dies Geſpräch herauf: beſchworen. g Sie ſchwieg, nur ein leiſes Schluchzen erſchütterte noch einmal ihren Körper. Da ſchimmerte die Chauſſee wie ein weißer Streifen durch die Wald⸗ bäume; der Augenblick der Trennung war gekommen. Die Wagen hielten und Walter von Grünow war der Dame beim Ausſteigen behilflich. Sie ſchlug den Schleier zurück und zeigte ihm ein blaſſes, thränenüberſtrömtes Geſicht. Sie bot ihm die Hand. Das hatte ſie nicht gethan, ſeitdem ſie das Bild ihrer Schweſter bei ihm geſehen. „Vergeben Sie mir, Herr von Grünow!“ bat ſie ganz leiſe mit ſtockender Stimme; „ich werde nie, nie mehr Ihnen Vorwürfe machen.“ „Und auch nicht denken?“ fragte er ernſt, die dargebotene Hand erfaſſend. „Nein,“ erwiderte ſie. Die Pferde zogen an, und er mußte die Hand, die er ſo gern für immer gehalten hätte, ſinken laſſen. Aber als die einſamen Waldwege hindurch nach ſeinem Gute zurückfuhr, erſchienen ihm die kleinen Sterne am klaren Nachthimmel tröſtlich. „Vielleicht ſchmilzt dennoch das Eis,“ murmelte er. Thekla kam in einem kaum zu beſchreibenden Zustande in Tutzau an. Fräulein Urſula hatte ſich ſchon wegen des langen Ausbleibes geängſtigt, aber ſie mußte darauf verzichten, den Abend noch eine Anskunft zu erhalten. Thekla ſchloß ſich in tb F Weraflaſeh g Grſchein l rſtand. — 3 man, 7 ſchen Werke in einem Warteſaal des Bahnhofs um ſich verſammelt und nachſtehende Anrede an dieſelbe gehalten: . „Es iſt mir ein Bedürfnis, Ihnen aus⸗ zuſprechen, wie tief ich in meinem Herzen durch den Tod des Verewigten ergriffen worden bin. Dieſelbe Trauer läßt die Kaiſerin und Königin Ihnen Allen ausſprechen, und hat ſie das auch bereits ſchriftlich der Frau Krupp zum Ausdruck gebracht. Ich habe häufig mit meiner Gemahlin die Gaſtfreundſchaft im Krupp'ſchen Hauſe genoſſen und den Zauber der Liebens⸗ würdigkeit des Verſtorbenen auf mich wirken laſſen. Im Laufe der Jahre haben ſich unſere Beziehungen ſo geſtaltet, daß ich mich als einen Freund des Verewigten und ſeines Hauſes bezeichnen darf. Aus dieſem Grund habe ich es mir nicht verſagen wollen, zu der heutigen Trauerfeier zu erſcheinen, indem ich es für meine Pflicht gehalten, der Wittwe und den Töchtern meines Freundes zur Seite zu ſtehen. Die beſonderen Umſtände, welche das traurige Ereigniß begleiteten, ſind mir zugleich Ver⸗ anlaſſung geweſen, mich als Oberhaupt des Deutſchen Reiches hier einzufinden, um den Schild des deutſchen Kaiſers über dem Hauſe und dem Andenken des Verſtorbenen zu halten. Wer den Heimgegangenen näher gekannt hat, mußte, mit welcher feinfühligen und empfind⸗; ſamen Natur er begabt war und daß dieſe den einzigen Angriffspunkt bieten konnte, um ihn tödlich zu treffen. Er iſt ein Opfer ſeiner unantaſtbaren Integrität geworden. Eine That iſt in deutſchen Landen geſchehen, ſo niederträchtig und gemein, daß ſie Aller Herzen erbeben gemacht und jeden deutſchen Patrioten die Schamröthe auf die Wangen treiben mußte über die unſerem ganzen Volke angethane ihr Zimmer ein und verweigerte es, irgend Jemand . zu ſehen. „Kann ſie das wiederſehen der alten Heimath, das Grab ihres Vaters ſo aufgeregt haben?“ dachte das alte Fräulein beſtürzt; oder hat ſie etwas erlebt, was ſie nicht ſagen will?“ . Thekla verbrachte die Nacht ſchlaflos, ihr Schmerz um das zarte Kind, das ſie ſo unausſprechlich geliebt hatte, war ein gewaltiger. Die bitterſten Vorwürfe ſtiegen in ihr auf. Wenn ſie bei der Kleinen treulich geblieben wäre, vielleicht hätte ſich das ſchwache Leben erhalten laſſen. Und durch alle dieſe wirren Vorſtellungen leuchtete mit unecbittlicher Klarheit der eine Gedanke: „Nun haßt er dich, wie du ihn haßteſt, denn auch du biſt an dem Tod ſeines Liebſten ſchuld; nun ſind wir quitt.“ f Nun war's vorbei. Thekla ſah gleichgültig und müde in ihr ferues Leben hinein. Es galt ihr gleich, wie es zu Ende kam; ſie wollte den Bewerbungen des alten Amtsgerichtsraths Gehö ſchenken, um aus ihrer Stellung im Schloſſe fortzu kommen, denn ſie wußte nun, daß ſie auf kein Glück mehr hoffen durfte. In dieſer Stimmung trat ſie am andern Morgen zu Fräulein Urſula und erzählte dieſer von den geſtrigen Erlebniſſen. Mit ſichtlicher Anſtrengung ſprach ſie von Klärchens Tod. Sie babe denſelben geſtern zufällig durch den Vater erfahren, und da ihr das Kind ſo unausſprechlich lieb geweſen ſei, habe ſie der Tod der armen