1 nach vollendetem Univerſitätsbeſuch 1858 di Redaktion der „Danziger Zeitung“, deren Mit⸗ eigenthümer er wurde. Von Danzig aus, wo er als Mitglied des Magiſtrats die Armen⸗ verwaltung leitete, wurde er 1870 in das preu⸗ ßiſche Abgeornetenhaus und 1870 in den Reichs. tag gewählt. Seit jener Zeit gehörte Rickert dieſen beiden Parlamenten als eines der fähigſten Mitglieder an. Als Mitglied der nationalliberalen Partei, deren Geſchäftsführer im Centralkomitee er mehrere Jahre war, wirkle Rickert im preuß. Abgeord⸗ neten Hauſe bei der Schaffung der Selbſtver⸗ waltungs⸗ und Steuergeſetze mit. Das Geſetz über die Aufhebung der Schlacht⸗ und Mahl⸗ ſteuer wurde von ihm und dem konſervativen Abgeordneten Elsner von Gronow eingebracht; er nahm an den Butgetberathungen regelmäßigen Antheil, auch im Reichstage, wo er mehrere Jahre Referent für den Marineetat war. Die ſeit 1879 eingetretene neue Wirthſchafts⸗ und Steuerpolitik bekämpfte Rickert auf das entſchiedenſte; er gehörte 1880 zu den Seceſſio⸗ niſten der nationalliberalen Partei, die die „Li⸗ berale Vereinigung“ bildeten, und ſchloß ſich mit ihnen 1881 der Deutſch⸗Freiſinnigen Partei an. Bei der Spaltung derſelben 1893 trat er der Freiſinnigen Vereinigung bei. Bei der Einführ⸗ ung der neuen Provinzialordnung wurde Rickert 1876 in Königsberg i. Pr. zum Landesdirektor der Provinz Preußen gewählt, legte jedoch 1878 bei der Theilung der Provinz dieſes Amt nieder. Seit 1883 iſt er Vorfitzender der „Geſellſchaft zur Verbreitung von Volksbildung.“ — Berlin, 2. Nov. Der Vorſitzende der deutſchen Kriegervereine, General z. D. Alexander v. Spitz feierte geſtern ſeinen 70. Geburtstag. Wohl noch nie hat ein General nach ſeinem Ausſcheiden aus dem aktiven Dienſte an der Spitze einer ſo großen Armee geſtanden, wie General v. Spitz. Die drei großen Körperſchaften die ihn zu ihrem gemeinſamen Präſidenten ge⸗ wählt haben, „Kyffhäuſerbund der deutſchen Landes⸗Kriegerverbände“, „Deutſcher Kriegerbund“ und „Preußiſcher Landes⸗Kriegerverband“ zählen zuſammen nicht weniger als zwei Millionen Mit⸗ glieder. Wer eine ſolche Schaar hinter ſich hat, repräſentirt eine Macht im öffentlichen Leben, und es kann nicht ausbleiben, daß er dann und General v. Spitz verſieht ſein Amt trotz ſeiner ſiebzig Jahre mit ungeſchwächter Rüſtigkeit, und an Auszeichnung aller Art hat es ihm nicht gefehlt. Anläßlich ſeinesMilitär⸗Jubiläums er⸗ hielt er die Uniform des 7. Rheiniſchen Infan⸗ terie-Regiments Nr. 69 und vor Kurzem das Großkreuz des Rothen Adlerordens mit Eichenlaub. — Charlottenburg, 2. Nov. Die heutige Feier der Einweihung des neuen Gebändes der königlichen Hochſchule für bildende Künſte und Muſik wurde durch die Auffahrt der Studirenden der Berliner Hochſchulen eingeleitet. Um halb 1 Uhr erſchien das Kaiſerpaar mit großem Gefolge und begab ſich nach dem Empfang durch Miniſter Studt, den Präſidenten der Kunſtacademie, Profeſſor Anton Werner und Profeſſor Joachim, zur Aula in welcher die Profeſſoren der Hochſchule, der Rector der Univerſität Berlin, Abordnungen aus⸗ wärtigel Academien und Künſtlergenoſſenſchaften, ſowie die Miniſter Rheinbaben und Budde an⸗ weſend waren. Der Eultusminiſter gedachte des entſtandenen Neubaus, worauf Profeſſor Werner den Dank der Hochſchule ausſprach. Nach Beſichtigung der Baulichkeiten fand eine Muſikaufführung des Hochſchulenchors im Concertſaale ſtatt. Um 2 Uhr begaben ſich die Majeſtäten nach dem Berliner Schloſſe. Abends 8 Uhr fand ein Fackelzug der Studirenden zu Ehren der beiden Hochſchuldirectoren Anton v. Werner und Joachim ſtatt, an welchem ſich ein Feſtmahl anſchloß. — London, l. Nov Demet reiſte heute von London über Southampton nach Südafrika ab. Botha und Delarey ſowie John Burns hatten ſich zur Verabſchiebung auf Bahnhof Waterloo Station eingefunden. Als Dewet das Hotel verließ, wurde er von freundlichen Zurufen be⸗ grüßt und auf dem Bahnhofe, wo er erſt all⸗ mählich erkannt wurde, ſammelte ſich eine größere Volksmenge um ihn und viele Damen ſchüttelten ihm die Hand. Eine Dame überreichte Dewet einen Veilchenſtrauß, was ihn etwas in Verlegen⸗ heit ſetzte. Als der Zug abfuhr, wurde dreimal Hurrah gerufen, wobei Dewet dankend lächelte. Dewet begiebt ſich direct nach ſeiner Farm bei Heilbronn. — Botha und Delarey werden noch einige Zeit in London bleiben. — New⸗Nork, 3. Nov. Aus Guatemala wird gemeldet: Ver Ausbruch des Vulkans wann auch im politiſchen Getriebe eine Rolle Plötzlich aber fiel ihr der zweijährige Kontrakt ein, den ſie ja unterſchrieben hatte. Was war das? Wollte Fräulein von Hambach ſie mit Gewalt feſt⸗ die gut empfohlene Geſellſchafterin auf längere Zeit rüchtig werden ſollte. Eine ſeltſame Regung überkam das vereinſamte kädchen. Sie hatte den ernſten Mann in ihrem Herzen eine Zeit lang höher geſtellt als alle Menſchen, die ihr bisher begegneten, und ſie wußte deutlich genug, trotz allen Zornes, daß dies Gefühl für ihn erſt mit dem Tode ſchwinden würde. aber, was zwiſchen ihnen vorgegangen war, und was ſie ihm ohne jede Rückſicht geſagt hatte, mußte die Liebe, die er wohl einſt für ſie gehegt, erloſchen ſein; das konnte ſich ein Mann nicht geduldig ſagen laſſen, auch nicht von einem Mädchen. Er mußte ihr zürnen, mußte tief empört ſein über ſie, und das mit Recht. Sie hatte ihn ſchwer beleidigt, zu ſchwer, als daß er es vergeben konnte, ſelbſt wenn er ſchuld war an Klärchens Tode, was er doch ſo entſchieden beſtritt. Und gelogen hatte er nie. Warum kam er nun alſo hierher? Und ſo ſchuell? War es die leidige Verpflichtung, die er übernommen hatte, und die er trotz aller Kränkung durchführen wollte, ſo genügte ja das Bewußtſein, ſie in einem guten Hauſe bei einer freundlichen, alten Dame untergebracht zu haben. War er gekommen, um ſie zu ſehen? Das Blut ſtieg dem Mädchen bei dieſem Gedanken in die Schläfen; ſie ließ die Hände ſinken und atmete tief auf. „Thorheit,“ ſagte ſie ent⸗ ſchloſſen. „Er kam, um ſeine Tante zu beſuchen; ich bin eine ſehr unangenehme Zugabe bei dieſem Beſuch, von dem ich ihn ſobald wie möglich befreien werde.“ 5 Thekla verbrachte eine ziemlich ſchlafloſe Nacht, 5 5 halten, oder hatte die alte Dame wirklich ſich nur ſichern wollen? Gleichviel, es mußte verſucht werden, jeſen Vertrag zu löſen, und wenn ſie auch kontrakt⸗ Nach dem Umkreiſe dreiundfünfzig Stunden lang eine Dunkel⸗ heit wie um Mitternacht, Die Bevölkerung wurde von gewaltiger Panik ergriffen. Der deutſche Dampfer „Luxor“, der im Hafen von San Benito von einer ſtarken Lage Aſche bedeckt wurde fuhr eiligſt auf See. f — San Francisco, 2. Nov. Seit Februar du, zen ber dieſes Jahres ſind hier 2339 r der 55 Eberde Bubonenpeſt geſtorben, Unter weißen Bevölker⸗ unk 8 ung waren während der letzten 2½ Jahre 66 150 uber und 2 2 2 1 t ide von 9 Todesfälle in Folge von Peſt zu verzeichnen. Der d be ur Vorſitzende des Geſundheitsamts von San Francisco e a, 10 erklärte, man brauche ſich nicht zu beruhigen. % da, Es ſei eben unmöglich, in der Chineſenſtadt gute Geſundheitsverhältniſſe herzuſtellen, außer wenn man ſie niederreiße. Die Bevölkerung müſſe die i T. Amt Chineſenſtadt verlaſſen und dieſe dann niederge⸗ t. T. 8 brannt werden. 5 1 T. Delor Eine Bitte um vier Kinder. — Bretten, J. Nov. Heute — am Tage Allerheiligen — ergeht von hier aus die Bitte e 1 um vier Kinder eines am 19. v. Mis, bei einen biber Brand in dem nahen Gölshauſen verunglückten al Feuerwehrmannes, der mit einem zweiten jungen n 8. 1 Manne beim Anfahren der Spritze durch eine , einſtürzende Mauer getödtet wurde, während ein ee, 2 2 Dritter mit abgenommenem Fuße noch ſchwer krank len bien ö darniederliegt. Die Bitte um Beihilfe für die . Münz e vermögensloſen Kinder, von denen das jüngſte erſt ein Jahr, das älteſte noch nicht ſeche Jahre uu alt iſt, hat den Zweck, ihnen eine kleine Spa⸗ en Nine 5 n Klan einlage zu ſammeln, aus deren Zinſen zunächſt 6 öh 50 ein Beitrag für die Koſten des Unterhaltes ge⸗ nommen, ſpäter der Aufwand für die berufliche Ausblidung beſtritten werden ſell, da die ſonſtige Unterſtützung, welche ihnen und ihrer Mutter zu Theil wird beim Mangel faſt jeden Verdienſtes hierzu nicht ausreichend iſt. 5 Die Bitte richtet ſich an edle Meaſchenfreunde, die in der Lage ſind, für derartig unverſchuldete Armuth ein Kleines betzuſteuern; ſie iſt an die badiſche Stadtverwaltungen gerichtet, damit dieſe n ihrn 8e bein Verdelin Fitz 1 an let t. T. Varbe n td Dau rk Mihrel Veto 2 za. Neher Gab e. die Gaben der Wohlthäter ſammeln und der hieſigen Sparkaſſe für die Kinder zuführen. 8 Möge ſie den Erfolg haben, den der jähe Tod enn to Neck eines im Dienſte der Nächſtenhilfe Verunglückten m Bolft. T. M und die menſchliche Fürſorge für die ſo unerwartet z hentich Stäh „Santa Maria“ verbreitete hundert Meilen im aber den andern Morgen ſtand ihr Entſchluß feſt, obwohl ſie mit geheimem Entſetzen an jene Zeit in Berliu dachte, wo ſie ſich ſtelleulos und ohne Mittel aufgehalten hatte. Das mußte ſie nun zum zweiten Male durchmachen. Im Nothfalle bleiben ihr iumer noch Steins, obwohl ſie der Gedanke ſehr wenig angenehm berührte, daß dieſe Familie dann natürlich danach fragen würde, warum ſie dieſe Stellung nur wenige Monaten bekleidet habe?“ Sie ging in das Wohnzimmer und traf Fräulein Urſula bereits am Kaffeetiſch. Diez alte Dame ſtreckie ihr freundlich die Hand entgegen und fragte, ob ſte gut geſchlafen habe. freundlichen Weſen gegenüber; denn ſoviel ſie bereits hin und hergeſonnen, es hatte ſich kein Grund ge⸗ funden, womit ſie ihren Wunſch, motiviren konnte. ſein konnte, Fräulein von Hambach gar nicht wußte, was ſich zwiſchen ihr und Herrn von Grünow zuge⸗ tragen, ſo konnte die alte Dame ihren Entſchluß allerdings gar nicht verſtehen; ſie würde Aufklärung verlangen, und was ſollte ſie dann ſagen? Erzählte ſie ihr die Thatſachen der Wahrheit gemäß, ſo klage ſie dadurch Herrn von Grünow bei ſeiner Verwandten an, und das wollte ſie um keinen Preis. Der Trieb, dem manche Menſchen ſo ſehr nachgeben, jemand hinter dem Rücken zu verklagen, iſt einer der niedrigſten, der der Menſchenſeele innewohnt, und Thekla v. Brandow kannte ihn nicht. Nein, es ging nicht anders, ſie mußte die Schuld ganz auf ſich nehmen, mußte ſchweigend leiden, was darauf folgte. Sie ſah Fränlein Urſula heimlich an, dieſelbe las gleichmüthig ihre Morgenzeitung und ſah ſehr zufrieden aus. „Fräulein von Hambach,“ begaun Thekla ein wenig unſicher, „ich möchte ſie um meine Eutlaſſung bitten.“ . ee 905 Thekla gerieth etwas in Verlegenheit dieſem fortzugehen, Wenn, was ſehr leicht der Fall Ernährers beraubten Kinder erheiſchen. ihres ain Milo Wieder Die Dame legte das Blatt nieder und ſah Thekla au. „Wie ?“ fragte ſie, als habe ſie nicht recht verſtanden. Thekla wiederholte die Worte, diesmal ſchon in feſterem Tone. Sie glaubte durchaus richtig zu handeln, und ihr Muth wuchs. „Fort wollen Sie? Das iſt nicht möglich!“ rief das alte Fräulein ertegt. „Weshalb ſollte es nicht möglich ſein?“ fragte Thekla mit einiger Schärfe. „Weshalb wollen Sie fort?“ fragte nun die 2 dul Spaht e. Friedrich m enter Jshann 6 T. Aung Varba Jehan Vil Amen Otits e. alte Dame. „Nennen Sie mir einen einzigen . Per Schmieg e Grund!“ a . 8 Thekla ſchlug die Augen nieder. Gründe e konnte ſie nicht angeben. „Es ſind Verhältniſſe tin Mun E eingetreten, die mir meine Entfernung von Tutzau a wünſchenswert erſcheinen laſſen,“ ſagte ſie. ati Lonhard Fräulein Urſula ſah ſie ernſt, faſt mitleidig an. „Wozu wollen wir Verſtecken mit einander ſpielen, mein liebes Kind?“ ſagte ſie dann ſehr freundlich. „Aber es iſt ehrenhaft von Ihnen, daß Sie nicht die Anklägerin ſein wollen. Ich weiß u Carl Füllen und 8 a dat Sander 4 n Nachnel Le alles. Ich weiß genau, was zwiſchen Ihnen und w meinem Neffen vorgefallen iſt, und was Sie ihm düſil. zu Laſt legen. Und ich kann mie jetzt auch recht . 85 gut Ihren plötzlichen Abſchiedsgedanken erklären. Ahr un Sie wünſchen dieſem Herrn nicht zu begegnen, das uu Shift iſt es einzig und allein, was ſie aus meinem Hauſe ac 5 forttreibt, indem es Ihnen ſonſt wohlgefällt. Habe 1995 V. Sthue 1 T. al ach Sher 75 1 15 ich nicht recht?“ ö „Ja,“ ſagte Thekla offen. „Es gefällt mir ſonſt ſehr bei Ihnen, und Sie ſind freundlich gegen das verlaſſene Mädchen; ich gehe ungern. Aber, 2148. wenn Sie alles wiſſen, dann werden Sie auch finden, Auguf. daß ich nicht bleiben kaun.“ n ach 0 . A 2. „ 10 1525