Verſchiedenes. — Mannheim, 17. Sept. Für das ge⸗ plante Erholungsheim der badiſchen Eiſenbahn⸗ beammten ſtiftete der hieſige Maſchienenfabrikant Heinrich Vögele 20 000 Mark. — Mannheim, 17. Sept. Gegen die Fleiſchteuerung. Dem Vernehmen nach hat das Präſidium der Handelskammer beſchloſſen, die Frage der Aufhebung der Grenzſperre für aus⸗ ländiſches Schlachtvieh als erſten Punkt auf die Tagesordnung der nächſten Plenarſitzung zu ſetzen. — Karlsruhe, 17. Sept. Die Main⸗ Neckarbahn geht mit dem 1. Oktober ds. Js. in die preußiſch⸗heſſiſche Eiſenbahngemeinſchaft über. Die in Darmſtadt beſtehende Direktion dieſer Bahn wird am 1. Oktober aufgehoben und die Verwaltung und der Betrieb der preußiſchen Eiſen⸗ bahndirektion in Mainz übertragen, bei der fortan ein badiſches Mitglied beſtellt iſt. Das geſamte, zu dieſem Zeitpunkte vorhandene Dienſtperſonal der Main⸗Neckarbahn wird von den betriebsleitenden Verwaltungen mit übernommen. Ausgenommen hiervon iſt jedoch der Theil des badiſchen Perſonals, der infolge der Dienſtes der Main⸗Neckarbahn entbehrlich wird; dieſes Perſonal iſt von der badiſchen Staats⸗ bahn zu übernehmen. Entlaſſungen von Beamten u. ſ. w. aus Anlaß der beabſichtigten Verein⸗ fachung im Geſchäftsbetriebe der Main⸗Neckar⸗ bahn werden nicht ſtattſinden. ö — Pforzheim, 17. Sept. Auf ſchreckliche Weiſe kam geſtern Vormittag 10 Uhr der 20 Jahre alte Taglöhner Johann Heinle hier ums Leben, als er in einem Villengarten arbeitete. Beim Trausport eines 50 Zentner ſchweren Steines ſchlug dieſer um und zerdrückte dem jungen Manne den Schädel und den Bruſtkorb. Der Verunglückte war auf der Stelle todt. — Baden⸗Baden, 17. Sept. Zur Fleiſchteuernng. Unter dem Vorſitz von Ober⸗ bürgermeiſter Gönner fand geſtern im Rathauſe hier eine Konferenz der Vertreter der der Städte⸗ Ordnung unterſtehenden Städte Badens ſtatt, welche ſich u. a. auch mit der Fleiſchtheuerung befchäftigte. Nach längerer Debatte murde folgender Beſchluß gefaßt: Behufs einer eventuell an die Großh. Regierung zu richtende Eingabe der Städte der Städte⸗Ordnung in Sachen der Einfuhr von ausländiſchem Schlachtvieh ſchleunigſt Erhebungen über die Grof preiſe und Detailpreiſe der ver⸗ Vereinfachungen des geſamten ſchiedenen Schlachtviehgattungen ſowie über die Verhältniſſe der Viehmärkte in den Städten der Städte⸗Oldnung ſeit 1894 auf Grund eines von Mannheim zu entwerfenden Erhebungsbogens zu veranſtalten und das Ergebniß einer alsbald wieder einzuberufenden Städte⸗Vertreter⸗Konferenz zur Beſchlußfaßung vorzulegen. Auch ſoll eine Abordnung der Städte jetzt ſchon ſich über die einſchlägigen Fragen mit dem Großh. Miniſterium des Innern in Verbindung ſetzen. Vertreter hatten zur Konferenz entſand die Städte Karls⸗ ruhe, Mannheim, Heidelberg, Freiburg, Pforzheim, Konſtanz, Baden⸗Baden, Bruchſal, Lahr Offenburg. — Baden- Baden, 17. Sept. In der Nähe der Oosbrücke beim Cafee Rumpelmeyer beging heute Nacht gegen 12 Uhr ein noch un⸗ bekannter Mann Selbſtmord, indem er eine Dynamitpatrone in den Mund nahm und dieſelbe zum Explodieren brachte. Der Tod trat ein. Ueber die Perſönlichkeit des Selbſtmörders konnte bisher Näheres nicht in Erfahrung ge⸗ bracht werden. nach 7 Uhr entſtand in St. Georgen Großfeuer, welches binnen kurzer Zeit 6 Häuſer einäſcherte. Die Eigentümer Zdwiſtigkeiten vor längerer Zeit als Freiwillige Menſchen ſind nicht verunglückt. ſind verſichert. Von den Fahrniſſen konnte nur wenig gerettet werden. 6 Feuerwehren leiſteten Hilfe. Ueber die Urſache des Brandes iſt noch nichts bekannt. — Von der Blies, 15. Sept. Ein Liebesverhältniß hat in Wiebelskirchen mit dem Tode beider Liebenden ein trauriges Ende ge⸗ nommen. Hinderniſſe in den Weg geſtellt. Bergknappe, Nammens Volz, wählte einen ſchreck⸗ lichen Tod. Er ſteckte eine Dynamitpatrone in den Mund und brachte ſie zur Exploſion. Die Wirkung war eine furchtbare; der vom Rumpf geriſſene Kopf war gänzlich zerſchmettert, der Körper zerriſſen. Das Mädchen, die 20jährige Tochter eines Fuhrmanns, ſuchte und fand den Tod durch Erkränken in der Blies. — Lauda, 16. Sept. Eine dem Arbeiter⸗ ſtande angehörige Frau wollte vorgeſtern mit dem ½4 Uhr⸗Zuge mit ihren Kindern von Nürn⸗ berg nach Ludwigshafen reiſen. Zwiſchen Reichen⸗ burg und Gerodshauſen ſtarb das jüungſte Kind von ½ Jahre. In Lauda wurde die Leiche aus⸗ dem Wacker einen Siich in den linken Oberſchenke verſetzte, welcher nach drei bis vier Minuten de 6 Iban ſofort N Ihrer beabſichtigten Heirath hatten ſich Er, ein junger ragente Rolle ſpielte, iſt ein Raub der Flamme ge⸗ worden. geladen und in der Leichenhalle aufgebahrt. Die Frau war vollſtändig mittellos, ſodaß ihr 99 einem Bahnbeamten ein kleiner Vorſchuß gegeben wurde. Merkwürdig iſt nur, daß die Frau welcher der Tod des Kindes nicht im Geringſte nahe zu gehen ſchien, ſchnellſtens wieder weiter reiſte. Die gerichtliche Unterſuchung dürfte bald Klarheit in die Sache bringen. — Ludwigshafen, 17. Sept. Ei ſchweres Verbrechen wurde heute früh vor de heſſiſchen Bahnhofshalle verübt. Beim Verlaſſe des Arbelterzuges gerieth der 17jährige Philipp und Schuſter, Laboratorgehilfe, mit dem 20 Jahre alten Fabrikarbeiter Jak ob Wacker in Streit, in Folge deſſen Wacker dem Schuſter einen Fauſt⸗ b d ſchlag ins Geſicht verſetzte. Schuſter war darübe ſsanzäge ſo aufgebracht, daß er ſein Meſſer zog und dami R baer bel Tod des Wacker durch Verblutung herbeiführte 110 fes Die Leiche wurde nach dem ſtädt. Leichenhauf überführt. Der Thäter ging darauf alsald flüchti und konnte bis jetzt noch nicht aufgegriffen werden — Villingen, 17. Sept. Geſtern abend isse! Ib end n 0 bel fan 4. Stol Der Thäter und der Getödtete ſtammen vo Schifferſtadt. — Speyer, 17. Sept. Ein Bauersman aus Bellheim in der Pfalz ging in Folge eheliche mit nach China. Eines Tages erhielt ſeine Fra ein Telegramm, der ihr den Tod ihres Ehemanne meldete. Seit drei Monaten iſt die Wittwe zu zweiten Male wiede verheirathet. Vergange Woche kam nun der todtgeglaubte Ehegatte wiede zurück und machte ſeine Rechte energiſch gelten die ihm der zweite Ehemann ebenſo ſtreitig mach Aüikat, pro Pa — Beclin, 17. Sept. Die älteſte Win N. 2— empf mühle der Mark Brandenburg, welche 1511 erbaut 1 Paul, iſt und während des 30 jährigen Krieges eine hervor⸗ ſundlung Ladet Guſtav Adolf von Schweden kam 1631 mit ſeinem Heere bei der Mühle vorüber und benutzte ihren Bretterbelag zu einem Floß, mit dem er ſeine „Truppen über die Havel ſetzte, um Magdeburg zu entſetzen. nicht. Wie das Feuer entſtanden iſt, weiß man Ein Müllergeſelle ſchlief in der Mühle und hat nur das nackte Leben gerettet. — Agra m, 17. Sept. In Semovee wüthet ein furchtbarer Brand. 150 Gebäude, darunter Schulen und Kirchen, ſind eingeäſchert, drei Per⸗ ſonen verbrannt. a . 1 u und Porto 20 1 Wen Zweiſpän K en und compl Die Kleine nickte ernſthaft und betrachtete unverwandt die neue Erſcheinung. „Willſt du einmal zu mir kommen ?! fragte Thekla ſehr freundlich, die Arme nach ihr aus⸗ ſtreckend. Die Symphathie, die zwiſchen ihr und Kindern ſtets beſtanden hatte, verleugnete ſich auch hier nicht. Klärchen ließ ſich willig von der neuen Tante auf den Arm nehmen, und Thekla ſah ſich nach einem Gegenſtande der Unterhaltung um. Sie entdeckte einen kleinen, ſchwarzen Dachshund der auf der Fußdecke lag und die ganze Scene mit klugen Augen beobachtet hatte. „Wie heißt das Hündchen?“ fragte ſie das Kind. „Flock“, ſagte die Kleine mit ſtrahlendem Lächeln, das zwei Reihen allerliebſter, kleiner Zähne ſehen ließ. Sie ſah ſehr niedlich aus, wenn ſie lachte. Der Hund war ihr ganzer Lieb⸗ ling, Thekla hatte mit dieſer Frage das Herz des Kindes erfreut. „Nun dann wollen wir einmal ſehen, ob Flock uns guten Tag ſagen kann“. Sie ſetzte Klärchen behntſam auf die Fußdecke neben Flock und placirte ſich als dritte dazu. Das kluge Thier legte wiederholt das zierliche Pfötchen bald in Theklas Haud, bald in das Händchen der Kleinen, und Klärchen jauchzte laut. Als ſich dann Thekla mit ihr ans Fenſter ſetzte und ſie auf den Schooß nahm, ſchlaug das Kind zutraulich die Arue um den Hals der neuen Tante, und flüſterte ihr in das Ohr: „Wir haben auch kleine Schweine“. Thekla bezeugte ſelbſtverſtändlich, das lebhafteſte Intereſſe an den kleinen Schweinen; ſie wurden denſelben Tag noch beſehen, und als der Abend kam, wollte Klärchen von Niemand anders zu Bett gebracht werden, als von der Tante. Das gute Verhältniß zwiſchen der Hausdame und Klärchen befeſtigte ſich immer mehr, die Kleine ſchloß ſich mit inniger Liebe an Thekla an, aber im Uebrigen war es einſam in Mannshagen, ſehr einſam. Der Winter kam dieſes Jahr früh. Thekla konnte von dem Fenſter ihres hübſchen Gibelzimmers das Meer ſehen, aber es gefiel ihr nicht recht. Wenn im Winterſturm die Welle an das eisumſtarrte Ufer ſchäumte, ſehnte ſich das Meuſchenherz wohl mehr denn je nach dem Früh⸗ ling. Die bleifarbigen Wogen mit den weißen Schaumſtreifen, die ſtets wieder neu ſich bildeten, hatten etwas Monotones, trotzdem ſie der Sturm mitunter haushoch aufthürmte. Ihr Rauſchen hatte etwas unheimlich Drohendes, und Thekla fühlte ihr Herz von Heimweh erfaßt nach der ſtillen weſt⸗ preußiſchen Heide, auf der ihr Heimathsdorf lag. Dieſes Heimweh hatte ſie weder in Königsberg noch in O. empfunden. War es das Zuſammen⸗ leben mit dem kleinen, hilfloſen Kinde, das ſie un⸗ merklich weicher ſtimmte? War es die Einſamkeit? ö Sie wußte es ſeloſt nicht, weshalb die Eisrinde, die ſich ſeit ihrer Schweſter Tode um ihr Herz gelegt hatte, langſam ſchmolz. Sie hatte ſich früher nach dem Alleinſein geſehnt, jetzt empfand ſte die Einſamkeit tief. Sie ſehnte ſich nach Liebe, und wenn Klärchen die kleinen Hände jubelnd nach ihr ausſtreckte, drückte ſie das Kind mit warmer Zärtlichkeit an ihr Herz. Herr von Grünow ſah ſehr oft verreiſt und bekümmerte ſich wenig um ſein Kind. Er hatte ſich überzeugt, daß es in der beſten Obhut war. Und wenn er dar war, ſo in⸗ ſpicirte er die Wirthſchaſt oder arbeitete in ſeinem Zimmer. Beſuch kam ſelten, und immer nur Herren. Grünow verſäumte nie, zuſtellen. Bei Tiſche wurde ſie von allen artig in das Geſpräch gezogen, und ſie hörte bald, daß Derr von Grünow ſich überall einer bedeutenden Liebe und Hochachtung erfreute. ſein Rath war geſucht, und ſeine geiſtige Ueber⸗ ſie ſelten. Er war ſie Thekla vor⸗ Sein Wort galt, usatelund 3 legen heit wurde überall bereitwillig anerkannt 5 un dicg Mk. 2 „Grünow hat es geſagt,“ das entſchied manchen . Streit. Daher war er zurückhaltend mit ſeinem Urtheil und beſcheiden, ja faſt gedrückt im Weſen, und Thekla, der die Ueberhebung bei Anderen ſcho oft und ſo widerwärtig im Leben begegnet war, ſah verwundert auf den Mann, der ſo viel galt, und ſo wenig ſein wollte. Wenn aber des Abends bei Lampenlicht die tiefe Bläſſe ſeines Geſichts weniger hervortrat und ein Geſprächsgegenſtand ihn erwärmte, ſo daß ſeine ſonſt ſo traurigen Augen leuchtend aufblitzten, dann war er ein wahr haft ſchöner Mann. Weihnachten war vorrübergegangen. Ein kalter, ſchueereicher Januar lagerte auf der ſchwvei⸗ genden Landſchaft. Thekla hatte an einem ſonnigen Nachmittag ein Spaziergang unternommen. Für Klärchen war die Luft zu kalt, Thekla ſchritt allein durch den winterlichen Schloßgarten Er war nicht ſehr hübſ ch; die Nähe des Meeres mit feinen kalten Winden hindert viele Pflanzen am Wachs⸗ thum; ſo beſchränkten ſich die meiſten Anlagen guf Gänge, eingefaßt mit hohen, ſchwarzgrünen Daunen. Auch in dieſem Garten, denn einen Park konnte man ihn nicht nennen, lag etwas Langweiliges. oder Fohlen n den M. 10, Ant Gewinne im Aa don Mk e e betieb der Lo We, Dams 7 Die geraden Tannengängen, die ſich vielfach kreuz⸗ ten, waren einer wie der andere. Thekla ging in tiefe Gedanken verloren, auf und ab; ſie dachte an ihre jetzige Stellung. Es war weitaus die beſte, die bis jetzt inne gehabt batte. Zwar brachte ihr der große, vornehme Haushalt eine Menge Arbeit, aber vor der Arbeit hatte ſie nicht geſcheut. In Uebrigen hatte ſie eine völlige unabhängige ſouverue Stellung; ſie befahl, und ihren Anordnungen wurde von der Dienerſchaft auf das pünktlichſte Gehorſam geleiſtet. N 5 ſcheub . lei 55 (Fortſetzung folgt.)