Hier hatte eine Kompagnie des erſten Garderegiments mit Fahne und Muſik Aufſtellung genommen. Beide Majeſtäten ſchritten die Front der Ehren⸗ kompagnie ab, bei der Prinz Eitel Friedrich ſtand. Sodann begaben ſich die Majeſtäten in das Innere des Palais. — König Georg von Sachſen iſt Sonntag mittag 1 Uhr von hier wieder abgereiſt. Der Kaiſer begleitete den König im offenen Wagen zum Bahnhof, wo ſich auch Prinz Eitel Friedrich zur Verabſchiedung eingefunden hatte. Vom Fenſter des Salonwagens aus unterhielt ſich der König noch kurze Zeit mit dem Kaiſer. Sodann ſetzte ſich der Sonderzug in Bewegung. Verſchiedenes. — Ladenburg, den 16. Sept. Die badiſchen Neckargemeinden ſollen ſich im Auftrage des Großh. Miniſteriums des Innern über die beabſichtigte Ein⸗ von Mannheim bis Eßlingen äußern. In mehreren Orten wurden zu dieſem Zweck bereits Verſamm⸗ lungen anberaumt, damit die Intereſſenten zu der wichtigen Frage Stellung nehmen können. — Mannheim, 14 Septbr. Um gegen die Fleiſchteuerung Stellung zu nehmen, hielt die ſozialdemokratiſche Partei heutevormittag im großen ab, an der über 2000 Perſonen teilnahmen. Nach einem Vortrag des Herrn Reichs⸗ und Landtags⸗ abgeordneten Dreesbach gelangte eine Reſolunion zur Annahme, in der angeſichts der Fleiſchteuerung die Zulaſſung der Einfuhr von Schlachtvieh aus dem Auslande gefordert wird. Die ſogannten veterinärpolizeilichen Bedenken dienten nur dazu, die Liebesgabenpolitik der Regierung zu Gunſten er Agrarier zu verſchleiern. Die Verſammlung wartet von der Großh. Regierung, daß fie zur inderung des Notſtandes die in Baden noch be⸗ ehende Fleiſchacciſe ſchleunigſt aufhebe. Gleich⸗ itig proteſtiert die Verſammlung gegen alle Zölle uf Lebensmittel. — Heidelsheim (A. Bruchſal), 15. Sept. in gräßlicher Unglücksfall ereignete ſich geſtern bend hier. Der penſionirte Hauptlehrer Stoll, in achtzigjähriger Greis, fuhr von einer Ver⸗ in Oberacker, einem ſeiner früheren uſtellungsorte hierher zurück. An einer ſehr richtung eines Großſchifffahrtsweges auf dem Neckar Saalbauſaale eine öffentliche Volksverſammlung ö Saelz u. Co. in Darmſtadt — der Teilhaber und Straße hinab. An einer Biegung der Straße wurde der Wagen umgeworfen, das Pferd getödtet und Hauptlehrer Stoll und Dienſtknecht Unglenk von hier, ein 26jähriger braver junger Mann, aus dem Wagen geſchleudert und beide ſo ſchwer verletzt, daß ſie heute Nacht geſtorben ſind. Kirchen⸗ gemeinderath Kuhn und Landwirth Bauer, die ebenfalls auf dem Wagen ſaßen, konnten ſich durch Abſpringen retten; der erſtere trug leichte Verletzungen davon, während der letztere unver⸗ letzt blieb. Allgemein iſt hier die Theilnahme an den ſo ſchwer geprüften Familien. — König (Odenwald), 12. Sept. Das Dorf König im Odenwald wird ſeit Jahren in⸗ folge ſeiner hübſchen Lage als Luftkurort von Er⸗ holungs bedürftigen gerne beſucht. Nun hat es ſich auch noch zu einem Stahlbad emporgeſchwungen. Apotheker Karl Buchhold daſelbſt wollte ſich nämlich in ſeinem Hofe bei der Apotheke einen Süßwaſſer⸗ brunnen graben laſſen und iſt dabei zufällig in einer Tiefe von 30 Meter auf eine Quelle geſtoßen mit ſehr bedeutendem Eiſengehalt. Dieſe iſt nach⸗ gewieſenermaßen die ſtärkſte ſämmtlicher bekannten Stahlquellen. Apotheker Buchhold ließ ſpäter auch in ſeinem Garten Bohrungen vornehmen und fand dabei mehrere noch ſtärkere kohlenſäurehaltige Eiſen⸗Quellen, welche er ſodann durch die Firma ausführender Ingenieur, Herr Bauer, iſt ein geborener Württemberger — in vorzüglicher Weiſe faſſen ließ. Nach Fertigſtellung der durch die Firma Hartenſtein u. Yoſſeaux in Offenbach a / M. aus Cement erbauten ſehr ſchönen Trinkhalle, zu deren Boden wo das Stahlwaſſer in einen Behälter ſprudelt — eine hübſche Wendeltreppe hinunter⸗ führt, wurde die ganze Anlage am Sonntag den 31. Aug. d. J. in feierlicher Weiſe dem Betriebe übergeben. Anweſend waren unter anderen der Graf, die Gräfin, der Erbgraf und die Erbgräfin von Erbach⸗Schönberg. Der Quelle wurde nach den Namen des Grafen und der Gräfin von Er⸗ bach⸗Schönberg der Name „Gnuſtav⸗Marienquelle“ beigelegt. — Dresden, 13. Sept. Aus allen Theilen Sachſens und Thüringens werden ſeit geſtern früh verheerende Orkane gemeldet. Viele Dächer wurden abgedeckt. Zahlreiche Perſonen wurden 2 — Berlin, 13. Sept. Zu der Meldung eines hieſigen Blattes, daß beim Abbruch der Empfangstribüne in Poſen im Boden ein Loch entdeckt worden ſei, welches Dynamit, Bleikugelg und auch eine Zündſchnur enthalten habe, berichtet der „Loc.⸗Anz.“, daß das Loch, von deſſen Ene deckung die Rede iſt, von einem Flaggenmaſt⸗ herrührt, und daß ſich nichts weiter in ihm be⸗ funden hat, als ein kleines Quantum Schrotkörner, die einem Monteur entfallen waren und die dann in die Höhlung hineingerollt ſind. — Aalen, 13. Sept. In der Palm'ſchen Papierfabrik in Neukirchen geriet der „Kocher⸗ zeitung“ zufolge, der 74 jährige Fabrikarbeiter Häfele in das Getriebe des ſogenannten Lumpen ſchneiders, an welchem er eine Störung beheben wollte. Die Maſchine, die mit den nötigen Schutzvorrichtungen verſehen iſt, war zu dieſem Zwecke abgeſtellt; Häſele, der übrigens an dieſer Maſchiene nichts zu thun hatte, wurde mit den Kleidern von der Leerſcheibe erfaßt. Es wurden ihm das Genick eingedrückt, die ganze Bruſt ge⸗ quetſcht und beide Arme und ein Fuß mehrfach gebrochen, ſodaß nach wenigen Sekunden der Tod eintrat. — Malaga, 15. Sept. Ein Gendarmerie Soldat hierſelbſt ſchoß in einen plötzlichen Toh⸗ ſuchtsanfall auf das Volk und tödtete 7 Menſchen, 6 andere wurden ſchwer verletzt. Der Raſende wurde von den ihn verfolgenden Truppen er⸗ ſchoſſen. In der Stadt herrſcht großer Schrecken, N — Paris, 14. Sept. In Dinant erſchoß 5 ein Marineoffizier aus Liebesgram ein junges 5 Mädchen, welches ihm ihre Hand verweigert hakte. 5 Erprobtes Rezept. Kartoffelſuppe mit Bratenreſten. Für 6 Perſonen. Bratenreſte irgend welcher Art werden mit einer Zwiebel und friſcher Peterſilie fein gewiegt. 2 Würfel Maggi's Kartoffel⸗Suppz zerdrückt man fein, giebt ſie in 60 Gramm Butter, fügt die Bratenreſte dazu und läßt alles mit eig⸗ ander leicht anröſten, verrührt es gut und gießt 2 Liter heißes Waſſer dazu. Unter ſtändigen Umrühren wartet man das erſte Aufwallen ab, kocht dann die Suppe 10 Minute langſam gar, ſchmeckt ſie nach Salz und Pfeffer ab, verfeinert auntma Ehrich an de b kimmt am eilen Stelle der Straße verſagte wahrſcheinlich verletzt. Auf den Höhen iſt das Thermometer ſie mit einem halben Theelöffel Maggi⸗Würze K 0 den 17. ie Bremſe das Pferd konnte den Wagen nicht bis auf Null Grad geſunken. Der Schaden be⸗ und richtet ſie über geröſteten Semmelwürfelchen Ads 6 ! ehr halten und in raſendem Laufe gings die ziffert ſich auf Millionen. in der Terrine an. Elten Anfang. u der Stunde bekomme, die er ſagt; denen am hein borge ich nicht eine Flaſche. Es ſind hübſche eute, aber unzuverläſſig bis zur Treuloſigkeit.“ Thekla hatte genug gehört. Das, was der aufmann ſagte, ſtimmte genau mit ihren Erlebuiſſen, nd ſie konnte nun ſicher ſein, in dem pommerſchen errn von Grünow einem Ehrenmanne zu begegnen. och denſelben Abend ſandte ſie den Brief ab, in velchem ſie ſich um die Stellung in Mannshagen ewarb. 5 as alte Herrenhaus in Mannshagen war ein Einſtöckig und ziemlich niedrig war der Bau, aber die Wände waren maſſive Steinmauern, enorm ſtark gefügt; zur Noth konnte ſie einem Audrange der See wiederſtehen. Junen war es düſter, die Fenſter agen tief in den dicken Mauern, ſchwere, maſſtve Eichenholzmöbel überall, Tapeten in dunklen Farben gaben dem ganzen Hauſe einen ernuſten, ja düſtern Auſtrich. Ein trüber Herbſtvormittag lagerte über dem Stranddorfe; die kleinen Häuſer weiterhin blickten wie durch Nebel und Rauch. In einem Zimmer 1 des Herrenhauſes ſaß der einſame Mann, eine große, kräftige Figur, mit ſchwarzem, vollem Haupthaar, durch das ſich ſchon Silberfäden zogen. Ein gewaltiger, tiefſchwarzer Vollbart bedeckte zur Hälfte das wachsbleiche Geſicht mit den tiefern⸗ ſten, dunkeln Augen. Er ſaß in einem Lehuſtuhl vor ſeinem Schreibtiſch und hatte eine Menge zum Theil noch uneröffneter Briefe vor ſich. „Wie ſoll man ſich hier hindurcharbeiten!“ murrte er verdrißlich. „Des Kindes wegen muß es ſein. Wie viele ſind doch ihrer, die ſich ihr Fremden verdienen müſſen!“ Herr ſchüttelte den Kopf. ein neues Schreiben, es war ſehr lang und der „Die Damen verſprechen goldene Berge,“ bemerkte er; „dieſe verſpricht mir doch ſo feſte Frauenhand!“ murmelte er. des Schickfals. zu viel.“ Dann nahm er einen zweiten Brief und betrachtete mit Intereſſe die Handſchrift auf dem einfachen Couvert. „Welch eine elegante und dabei Er öff⸗ nete das Couvert und ſah nach dem Namen der Abſenderin. Das Blatt entfiel ſeiner Hand. „Thekla von Brandow,“ flüſterte er vor ſich hin. „Mein Gott! Das iſt nicht Zufall, das iſt Fügung Sie muß nicht wiſſen, wer ich bin. Wohl iſt auch ſie auf fremde Leute angewieſen, nanſehnliches Gebäude, kaum ein Schloß zu nennen. hat vielleicht nicht, wo ſie ihr Haupt hinlegt; aber wenn ſie wüßte, ſie bettete es wohl lieber auf einen Stein in der Heide, als unter mein Dach. Soll ich ſie kommen laſſen? Soll ich ſie abweiſen ? Und wenn ſie kommt, werde ich auf die Dauer ver⸗ ſchweigen können, was ich verſchuldete — o Gott! Es geſchah nicht aus böſem Willen. Es war die letzte Bitte, die die Sterbende an mich richtete: Wenn Ihnen meine Schweſter einmal im Leben be⸗ gegnet, — und ſie iſt arm und verlaſſen, wie ich, o, nehmen Sie ſich des heimathloſen Mädchens an!“ Dieſe Bitte kaun ich nicht unerfüllt laſſen. Die Dame ſoll kommen, ſogleich; dann raffte er ſich auf. In ſeinen dunklen Augen lag eine entſchloſſene Feſtigkeit. unausbleiblichen Folgen will ich als Strafe auf mich nehmen, aber ich will ihr mein Haus als Heimath bieten.“ Dann ſchrieb er einen Brief an Fräulein von Brandow nach O., in welchem er ihr mittheilte, daß er auf ihr Anerbieten eingehe und ſie zum 1. October erwarte. Ju den Vormittagsſtunden dieſes Tages ging Herr von Grünow ruhelos in ſeinem düſtern Hauſe auf und ab. Er erwartete den Wagen, den er zur geſchict hatte, und der ihm die „Es ſoll ſo ſein,“ ſagte er, „und die Thekla war müde und abgeſpaunt, und die Unter⸗ E lütticht wir! Hausgenoſſin bringen ſollte. Er fürchtete ſich bor g dieſer Begegnung. Endlich raſſelte das Gefährt auf den ſteingepflaſterten Hof und hielt vor dem Hauſe, Herr von Grünow war auf die Schwelle getreten, als ihm die Dame entgegenkam. Sie ſchlug den Schleier zurück und machte ihm eine tiefe, achtungs⸗ volle Verbeugung. Er reichte ihr nicht die Hand, ſondern er begrüßte ſie ebenfalls mit einer Verbeu⸗ gung, während ein leichtes Beben durch ſeinen Körper zitterte. Die beiden Menſchen, die nun beſtimmt waren, in einem Hauſe mit einander zu leben, ſahen ſich prüfend an. Herr von Grünow ſah in die hell⸗ Arnd nit den Wuhne der 6 minder U dat, daß un i Unterr n Skeafen bel wan den 16. Drtzſchulre braunen, funkelnden Augen, aus denen Energie und J U. d. Thatkraft blitzten. Das ſchöne Geſicht erſchien ruhig, 8 N. Bedi wie aus Marmor geſchnitten, der ſtolze Zug um den 5 Mund trat ſcharf hervor. „Das iſt ein anderer , g Charakter“, dachte Herr von Grünow, „als das 9 1. weiche Klärchen, für die ihre Liede das Leben war, Dieſe würde ſich ſpottend über den Schmerz hinweg ſetzen. Sie nimmt den Kampf mit dem Leben auf.“ Thekla hatte ſich ihrerſeits den Herrn ebenſo genau it, f a zu erk gen in de gemuſtert, und ſein Anblick beruhigte ſie vollſtändig. Dein Dieſer Mann mit dem bereits leicht ergrauenden 9 5 Haar, der etwas gebeugten Haltung und dem müden Marck⸗! Ausdruck in dem bleichen Geſicht konnte nicht de fache N Herr ſein, von dem Klärchen ſo begeiſtert geſchrieben ug hatte. Walter von Grünow ſah viel älter aus i pfg. als er in wirklichkeit war. Thekla glaubte, daß 0 er die Vierzig bereits überſchritten habe, und e 1 zählte erſt achtunddreißig Jahre. dundlich Schweigend ſaßen ſich die beiden am Mittags: tiſch einander gegenüber; ein Bedienter ſervirte; ohn haltung war mehre als ſpärlich zu neunen. Als der Diener das Zimmer verlaſſen hatte, fragte Th nach ihren Verpflichtungen. Fortſetzung folg