Erſcheint jeden Dienstag und geltag Preis vierteljährlich Mark 1. Redaktion, Druck und Verlag der bend, mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ius Haus. Hofbuchdrucerei Karl Molitor, Ladenburg. 15 105 0 ———— lil Mittwoch, den 17. September Politiſches 15. 900 . 0 — Berlin, Sept. bie diesjährigen f 0 deuſchen Kaiſermansver ſind am 12. Sep⸗ dallzeige. lember mittags zu Ende gegangen. Sie haben offen, durch ihren geſammten Verlauf abermals kühmliches Zeugnis davon abgelegt, daß das deulſche Keichsheer in allen ſeinen Gliedern pollkommen auf der Höhe der modernen Aklegstüchtigkeit und militäriſchen Leiſtungs⸗ ſahigkeit ſteht und ſich verſtändnißvoll alle Fortſchritte auf militäriſchem Gebiete im kiege wie im Frieden aneignet, was ja auch ald in vg. . . . fen Einmzh Ksgaln pe . 10 nad fim on den fremden militäriſchen Gäſten, welche ima Ochs Manövern zwiſchen dem 5. und dem 5. f. 40 1 emeecorps beiwohnten rückhaltlos anerkannt Sate orden iſt. Der Haiſer verweilte an jedem ansvertage von Früh bis zum Schluß bei en Truppen, die Nächte vom 10. zum 11. C. Stoll. nd vom 11. zum 12 September brachte er D ebenfalls im Manövergelände, im lepfel apalleriebiwack bei Weißenſee zu. An den Aden letzten Manövertagen griff der kaiſer⸗ Linſen iche Kriegsherr ſelbſt in die Manöverleitung iu, indem er an ihnen jedesmal das der upfiehlt blauen“ Armee, dem 3. Armeecorps zuge⸗ L. Stenz heille Cavallerie⸗Corps befehligte und daſſelbe 555 n brillanten Attacken gegen das die „rothe“ rte mee darſtellende 5. Corps führte. Nach lin ge er definitiven Beendigung der Manöver in „ er erſten Nachmittagsſtunde des 12. Septem⸗ ſch eingettofg ers kehrte der Kaiſer über Schwiebus nach L. Stenz. em neuen Palais zurück, wo die Ankunft kurz ieee o 6 Uhr Abends erfolgte. Gleichzeitig mit eiten em Haiſer reiſten auch ſeine fürſtlichen Ma⸗ 7 3 spergäſte und die fremdheerlichen Offiziere 1 10 leder aus dem Manövergelände ab. erlon“ löl und fe Der Kaiſer hat ſeiner Genugthuung über den befriedigenden Verlauf der Maiſermanöver dadurch beſonderen Ausdruck gegeben, daß er dem commandirenden General des 3. Armee⸗ corps von Lignitz, den Schwarzen Adlerorden, dem commandirenden General des 5. Armee⸗ corps von Stüpnagel das Großkreuz des Kothen Adlerordens verlieh. Der preußiſche Landwirthſchaftsminiſter v. Podbielski hat ſich gegen eine Oeffnung der Keichsgrenzen zur Einfuhr von Schlachtvieh, namentlich von Schweinen ausgeſprochen. Es geſchah dies in einer Rede, welche der Mi⸗ niſter in Düſſeldorf hielt, wo er am Freitag die Provinzialthierſchau eröffnet hatte. Bei dem auf dem Eröffnungsact nachgefolgten Srühſtück beſtritt der Miniſter das Beſtehen einer Viehnoth in Deutſchlaud, wenig ſtens was Kinder und Schafe anbelangt. Das Anziehen der Schweinepreiſe gab der Miniſter zwar zu, indeſſen bezeichnete er dieſe Erſcheinung nur als eine vorübergehende, wie dies in jedem Sommer der Fall ſei. Wenn ſie diesmal in beſonderer Schärfe auftrete, meinte der Miniſter weiter, ſo trugen hierzu der Futterreichthum des heurigen Sommers und die Klage eines Theiles der Preſſe, über den Fleiſchmangel die manche Landwirthe zur Surückhaltung mit Viehangeboten veranlaßten die Schuld. An dieſe Ausführungen ſchloß dann Herr von Podbielski die beſtimmte nachmalige Erklärung an, die er ſeinerſeits ſchon den Vertretern der Stadt Poſen gegenüber abgab, daß ſowohl aus den von ihm angegebenen Gründen, wie auch in Hinblick auf die fortgeſetzte Seuchen⸗ gefahr keine Rede von Grenze für die Vieheinfuhr ſein könne. — Dieſer Standpunkt des preußiſchen Landwirth⸗ ſchaftsminiſters in einer für weite UKreiſe des ber für 5 und Umgebung Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 einer Oeffnung der Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. deutſchen Volkes und namentlich für deſſen minder bemittelte Schichten ſo wichtigen Fragen kann nur lebhaft bedauert werden, hoffentlich hegen da der Keichskanzler und der Bundes⸗ rath anderer Anſchauungen über die Fleiſch und Viehnot) und über die Mittel zur Be. kämpfung dieſer Calamität! Wildpark, 13. Sept. Zum Empfang des Königs von Sachſen auf dem mit Palmen und Blumen geſchmückten Bahnhof hatte eine Ehrenkompagnie des Gardejägerbataillons mit Fahne und Muſik, am rechten Flügel die direkten Vorgeſetzten, Aufſtellung genommen. Anweſend waren Prinz Friedrich Leopold, Prinz Albrecht, Regent von Braunſchweig, der Erbprinz von Hohenzollern, Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, Prinz Ernſt von Sachſen⸗Altenburg, Staats⸗ ſekretär von Richthofen, das allerhöchſte Haupt⸗ quartier und die Generalität von Potsdam. Kurz vor 12 Uhr erſchien der Kaiſer in ſächſiſcher Infanterie⸗Uniform mit dem Bande der Rauten⸗ krone. Um 12 Uhr fuhr der Zug ein. Die Kapelle ſpielte den Präſentiermarſch; die Fahne ſenkte ſich. Der König von Sachſen in der Uniform des Altmärkiſchen Ulanenregiments „Treffenfeld“ entſtieg dem Wagen. Die Be⸗ grüßung zwiſchen beiden Monarchen war herzlich; die Monarchen küßten ſich auf die Wangen. Sodann fand die Vorſtellung der anweſenden Prinzen und des Ehrendienſtes ſtatt. Der König ſchritt die Front der Ehrenkompagnie ab; die Kapelle ſpielte wiederum den Präſentiermarſch. Hierauf fand der Vorbeimarſch ſtatt. Dann be⸗ ſtiegen der Kaiſer und der König den à la Daumont beſpannten vierſpännigen offenen Gala⸗ wagen, der von einer Eskadron des erſten Garde⸗ dragoner⸗Regiments geleitet wurde. Die hohen Herrſchaften fuhren 9855 dem Neuen Palais. 77—„%„1„1„„„%4%eb k — iltlich Packt 5 1 Heimathlos. ſenbulg. Roman von L. Ideler⸗Derelli. — — 3, Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Thekla ſah ihn von der Seite an, ein leiſer pöttiſcher Zug legte ſich um ihre Lippen. Der ffizier bemerkte es wohl, denn er ſagte: „Was vulber, ch ſonſt tief in meiner Bruſt verſchloſſen haben lle Zur, ürde, ich kann es ihnen ſagen, denn ich weiß hing⸗Pulbtt ud ſehe, wie ſie über dieſen Punkt denken. Ja, fach bewäht hekla, ich liebte ſie ſchon damals, aber es war den beſten ine hoffnungsloſe Neigung. Wir waren beide ganz n. hne Vermögen, und bald erkannte ich auch das — lärkſte Hinderniß für meine Liebe: ich war Ihnen Ullkommen gleichgültig. Daß Fran von Rieben e ine Neigung für mich faſſen könnte, hätte ich 0 niemals für möglich gehalten. Ich zollte der um iſt gauf geil echs bis ſieben Jahre älteren Dame aufrichtige l gen Be krehrung und ging ahnungslos neben ihr; her. hre plötzliche Abreiſe und Frau von Riebens er Vogel, etragen bei derſelben empörte mich; mir wurde die banner rau vollkommen unverſtändlich; da ſagten mir ane dere, was ſie in Bezug auf mich gedacht. Ich kklärte es für unglaublich. Da ließ Frau von leben mich eines Tages bitten, zu ihr zu kommen. ch habe die kalte, ſonſt ſo ſtolze Frau niemals ſo eſehen, wie in jener Stunde. Sie bot mir mit eidenſchaftlichen Worten ihre Freundſchaft, ſie bat mich, ihr doch Vertrauen zu ſchenken und — ſie berrieth ſich, verrieth mir ihre Liebe. Es erfolgte 0880 aufgeſelt 0 1 6 keine Scene zwiſchen uns, aber ich ging, um nie wiederzukehren, und bat um meine Verſetzung zu einem andern Armeecorps. Dieſen ward genehmigt, und ich wurde mit der ehrenvollen Beförderung zum Hauptmann in ein Brandenburgiſches Regiment ver⸗ wahrhaft ausgezeichneter Mann, einer der beſten ſetzt. Er ſchwieg, tief aufathmend. „Haben Sie noch einmal etwas von Frau von verloren hat! Er lebt ſehr zurückgezogen.“ Rieben gehört?“ fragte Thekla nach einer Pauſe. „Sie verließ Königsberg für immer, um in ihre Geburtsſtadt Petersburg zurückzukehren. Dort iſt ſie eine enragirte Ruſſin geworden. Sie unter⸗ ſtützt mit ihrem großen Reichthum politiſche Parteien und ich höre, daß man ihre politiſchen Umtriebe wegen ſchon aufmerkſam auf ſie wird. Man fürchtet ſie wird zur Nihiliſtin herabſinken.“ Der Officier hatte die letzen Worte mit leiſer, trauriger Stimme geſprochen. reits vermuthete, ein anderer ſei. „Ich habe Ihnen mein Bekenntniß abgelegt,“ fügte er hinzu; „nun leben Sie wohl! Wir rücken morgen früh aus. Gedenken Sie manchmal eines Mannes dem in der Jugend ſchon das Leben zur Einſamkeit wurde.“ Er führte ihre Hand an ſeine Lippen; dann ging er. Thekla ſah der hohen, ſtolzen Geſtalt mit Wehmuth nach. Hatte doch Herr von Palmer ein ähnliches Schickſal wie ſie. Einige Tage nach der Einquartirung hatte Frau Stein einen anderen Mittagsgaſt zu bewirtheu. Es war ein langjähriger Freund des Hausherrn, ein Weinhändler. Der ſchon ältere, joviale Herr führte eine lebhafte Unterhaltung; er hatte alle Provinzen durchreiſt und wußte von allen Menſchen zu erzählen, nach denen er gefragt wurde. „Kennen Sie Herrn von Grünow auf Manus⸗ hagen in Pommern?“ fragte der Hausherr. „Gewiß!“ rief der Kaufmann. „Das iſt ein Menſchen, die ich kenne. Schade, daß er ſeine Frau „Iſt die Frau ſchon lange tot?“ erkundigte ſich Herr Stein. 5 „Wenigſtens ein Jahr. Mannshagen iſt ein ſchönes Gut, aber es liegt ſehr nahe an der See und iſt den Ueberſchwemmungen ſehr ausgeſetzt.“ „Ich hörte einmal von einem Herrn von Grünow, der in Bonn lebt“ warf Thekla ruhig ein. Sie wollte genau beſtätigt haben, daß dies, wie ſie be⸗ „Da haben Sie ſicher nichts Gutes gehört,“ lachte der freundliche Herr. „Weiß der Himmel, dieſe rheiniſche Linie der Grünows taugt nichts.“ „So ſind Sie miteinander verwandt?“ fragte die Dame ſchnell. „Wohl kaum; wie viele Grünows giebt es in Deutſchland! Der Nahme iſt unter den Adeligen faſt wie Schultze und Müller bei den Bürgerlichen Wenn ſie wirklich mit einander verwandt ſind, die pommerſchen und die rheiniſchen Grünows, ſie ſind wie Tag und Nacht. Herrn von Grünow in Manns⸗ hagen will ich auf ſein bloßes Wort meinen ganzen Weinvorrath verkaufen, ich weiß, daß ich das Geld