Nachrich, Mutter, leitung, firche. Ulle ehe del 1 fit chwertn attin. 77 Preis vierteljährlich Mark 1.— 5 Redaktion, Druck und Verlag der Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 10 mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. 10 31 Ladenb Ar 66. 5 F Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Samstag, den 6. Aug Politiſches Berlin, 4. Aug. Die Solltarifcom⸗ miſſion hat die erſte Leſung der Zolltarifvorlage am Dienstag endlich zum Abſchluß gebracht, nach dem von ihr mit dieſer Rieſenarbeit bereits im Januar begonnen worden war. In der Hauptſache wurde dieſe einſtweilen letzte Commiſſionsſitzung durch die Erörterung der von verſchiedenen Seiten vorliegenden Anträge, helreffs der Ueberſchüſſe aus den Einnahmen des künftigen Solltarifs ausgefüllt. Die An⸗ läge, die etwa zur Hälfte von den Sozialde⸗ mokraten herrühren, zielen auf Verwendung der Sollüberſchüſſe theils für die projektirte Wittwen und Waiſenverſorgung theils zur Er⸗ mäßigung der Invaliditätsbeiträge, theils zur Verbeſſerung der Derkehrsverhältniſſe. Sie wurden indeſſen ſämmtliche abgelehnt, ebenſo perſchiedene weitere Anträge die alle von ozialiſtiſcher Seite geſtellt, ſich auf die Auf⸗ hebung einer Reihe von Beſtimmungen des Salzabgabegeſetzes, auf die Ermäßigung der Verbrauchsabgabe auf Branntwein und auch noch ſonſtige Vorſchläge, darunter auch auf denjenigen bezogen, daß der Bundesrath die Betreidezölle aufzuheben habe, wenn die Ver⸗ kaufspreiſe eine beſtimmte höhe erreichen würden. Angenommen wurden dann der Reſt des Soll⸗ arifentwurfes ſowie § 12 des Solltarifgeſetzes worauf die Vertagung der Commiſſion bis zum 22. September ausgeſprochen wurde. Inzwiſchen ſoll die Wahl eines aus ſieben itgliedern beſtehenden Unterausſchuſſes er⸗ olgen, der am 18. September zuſammentreten wird, um das Vöthige betreffs der zweiten Feſung zu beſprechen. Zuletzt wünſchte der Vorſitzende Abg. Rettich den Tommiſſionsmit⸗ —— — — — — — . —— 1902. gliedern vergnügte Ferien und nahm einen ihm vom Abg. Dr. Hahn namens der Commiſſion ausgeſprochenen kurzen Dank für die Leitung der Verhandlungen entgegen, Verſchiedenes. — Mannheim, 12. Aug. Am UMatho⸗ likentage werden ſich aus dem Bezirk Speyer Der größte ca. 1500 Katholiken betheiligen. Theil fährt per Bahn der andere per Dampfer. Die Betheiligung aus der Rheinpfalz wird nach den bisherigen Zuſagen bezw. Ausſichten eine großartige werden; ungefähr 7000 Pfälzer kommen. Der Arbeiterfeſtzug am Sonntag dürfte 15 000 Theilnehmer zählen. Die Ab haltung einer Parallelverſammlung im großen Saale des Saalbaues iſt deshalb beſchloſſene Sache. Wahrſcheinlich werden ſogar Nebenverſammlungen nothwendig werden. — Wiesloch, 15. Aug. Ein größeres Schadenfeuer entſtand vergangene Nacht auf dem Heßler'ſchen Kalkwerk bei Station Koth⸗ Malſch auf bisher unaufgeklärte Weiſe. Das ganze Werk mit Ausnahme des Maſchinen⸗ hauſes fiel den Flammen zum Opfer. Das zwei Feuer ſchien garnicht bemerkt worden zu ſein, denn als die Arbeiter früh 5 Uhr zur Arbeit kamen, fanden ſie die Arbeitsſtätte in einem rauchenden Trümmerhaufen umgewandelt vor. Nach einer anderen Meldung ſoll Stations⸗ wärter Weigel von Malſch das Feuer zuerſt bemerkt haben. Der Schaden beträgt circa 50 000 55 000 Mark. Eine Betriebsein⸗ ſtellung iſt für die Firma nicht nöthig, da der Droduktionsausfall von dem Alt- Wieslocher Werk gedeckt werden kann. — CTCautenbach, 12. Aug. Geſtern Mittag brach in dem Anweſen des Hofbauern ſchulconferenz übertragen. ſeit jener Zeit gehen nicht zuletzt auf die genannte Georg Bohnert auf dem Spitzenberg Feuer aus, welches in kurzer Seit die Wohn⸗ und Oekonomiegebäude in Aſche legte. Das Vieh und ein Theil der Fahrniſſe konnte gerettet werden. Der Schaden beläuft ſich auf ca. 20 000 Mk. Es liegt Brandſtiftung vor und zwar hat die noch nicht einmal 12 Jahre alte Helene Waldersbach, gebürtigt von Gttenhöfen, Zinken Heidenbach, das Feuer gelegt. Das junge Mädchen war ſeit Ausgang Februar d. Is. bei Bohnert als Uindsmädchen in Dienſt und hatte bei ſeiner Herrſchaft mehrere Dieb⸗ ſtähle und Schwindeleien verübt. Nach der Brandſtiftung machte es ſich aus dem Staube und kehrte nach Ottenhöfen zurück. Das grund⸗ verdorbene Mädchen wurde noch geſteru von der Gendarmerie verhaftet und legte das Ge⸗ ſtändniß ab, daß ſie den Brand gelegt, weil ſeine Herrin es einmal beſchimpft und es nicht mehr in den Dienſt zurück wollte. — Karlsruhe, 13. Aug. Das Feſt des 40jährigen Beſtehens konnte am Dienstag der Großh. Oberſchulrath begehen. Durch Ver⸗ ordnung vom 12. Auguſt 1862 nämlich wurde als einheitliche QAberſchulbehörde für Volks⸗ und Mittelſchulweſen der Oberſchulrath organiſirt und ihm alle auf das Unterrichtsweſen bezüglichen Befugniſſe der ſeitherigen beiden Oberkirchenräthe und des israelitiſchen Oberraths, ſowie der Ober⸗ Die Schaffung dieſer Centralbehörde war nur die natürliche Folge des Octobergeſetzes vom Jahre 1860, worin der Staat endgiltig die Leitung des Unterrichtsweſens für ſich in Anſpruch nahm. Die Fortſchritte und Errungenſchaften des badiſchen Schulweſens Centralbehörde zurück. Unter ihr fand auch die ſo überaus ſegensreiche Vereinigung der ſeither Heimathlos. Roman von L. Ideler⸗Derelli. 1 5. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „Fräulin Froben hat mir das ſchon vor längerer Zeit ſo erzählt,“ erwiederte Thekla gleichmüthig. „Der Papa hält aber einſtweilen noch den Daumen auf dem Geldbeutel und erklärt die Mitgift, die der Herr Stabsarzt verlangt, für zu hoch.“ „Ich werde mich danach erkundigen,“ ſagte kau von Rieben; „verhält es ſich wirklich ſo, wie ie ſagen, dann verbiete ich dem Tactor mein Haus, as iſt eine Beleidigung für mich und — für Sie. „Wie man es nimmt,“ entgegnete Thekla. Ich habe den Aufmerkſamkeiten dieſes Herrn niemals erth beigelegt. Ich weiß, daß ich kein Vermögen habe und ſah voraus, daß es ſo kommen würde.“ „Sie ſind ſehr klug,“ ſagte die Generalin erſtaunt. „Sagen Sie vernünftig. Ein Intereſſe für ihn hätte mir nur Verdruß und Kummer gebracht. So wünſche ich ihm den beſten Erfolg bei allen Töchtern des Landes, deren Geldbeutel ihn feſſelt.“ Sie lachte. „Wer doch imſtande wäre, ſo zu denken!“ ſeufzte Frau von Rieben. „Aber freilich, die Perſönlichkeit des Doctors hat ihr Herz unberührt gelaſſen; des halb ſprechen Sie ſo, Gegen die wahre, heiße Liebe ſind alle Vernunftgründe machtlos.“ Sie ſtrich ſich mit ſtadt verbindet. der Hand über die Stirn, als wolle ſie dort einen Schalten verſcheuchen. Thekla betrachtete ſie aufmerkſam. Es war zweifellos, daß in dem Herzen dieſer verſchloſſenen Frau eine gewaltige Neigung aufgekeimt war. Der Kutſcher lenkte um, und Frau von Rieben befahl in die Schmiedeſtraße zu fahren, jene enge, winklige Straße, die den Schloßplatz mit der Alt⸗ Co. Die Damen ſtiegen aus, und Thekla ſah mit Erſtaunen, daß Frau von Rieben von dem Laden⸗ perſonal ſehr vertraulich begrüßt wurde. Sie reichte einem der jungen Leute hinter dem Ladentiſch die Hand und fragte: „Wie geht es, lieber Vetter? Haben Sie gute Nachrichten von der Frau Tante aus O. 2“ Der junge Herr beeilte ſich, der gnädigen Couſine mitzutheilen, daß die Tante immer noch recht leidend ſei, was ein lebhaftes Bedauern bei der Generalin hervorrief. Dann machte ſie verſchiedene Einkäufe und verabſchiedete ſich ebenſo freundlich und vertraulich, wie ſie gekommen war. Auf dem Rückwege ſagte ſie ihrer Geſellſchafterin: „Aus dieſer der jetzige Inhaber des Geſchäfts iſt meines Mannes eine Art Neffe von mir. Auch Rieben ſollte Kauf⸗ mehr zu, und für ſeine Verdienſte um das Heer Dort hielt der Schlitten vor einem großen Konfektionsgeſchäft der Firma Rieben und m gend. Nur mit der einzigen Tochter, der jüngeren machen, dazu war ſie zu beſchränkt. So verheirathete ſie der Vater früh an einen jungen Regierungs⸗Sekretair, der nachher durch eigene In⸗ alten Kaufmannsfamilie ſtammt mein Mann, und Schwiegervaters Bürgermeiſter in O. wurde. Vetter, der junge Herr im Laden ſein Sohn, alſo ſein müſſen, und es ſoll ihnen ſonſt ſehr gut gehen. mann werden, der Soldatenſtand ſagte ihm aber L wurde er nach dem böhmiſchen Feldzuge geadelt eine recht nutzloſe Auszeichnung für ihn, da er ohne Erben geſtorben iſt. Wir haben mit dieſen Verwandten meines Mannes ſtets gute Freundſchaft gehalten; der alte Rieben iſt im ſtädtiſchen Rath ein angeſehener und einflußreicher Mann.“ „Warum beſuchen die Herrſchaften nicht Ihre Abende?“ fragte Thekla. „Ich würde ihnen mit Vergnügen mein Haus öffnen, aber die vielen Offiziere, die bei mir doch nun aus⸗ und eingehen, ſagen ihnen wohl nicht zu. Sie baben ihren Verkehr nur in den kaufmän⸗ niſchen Kreiſen. Darin folgt hier jeder ſeinem Ge⸗ ſchmack.“ „Gewiß,“ ſtimmte Thekla artig bei. „Es ſind alles intelligente Leute und ſehr ver⸗ . Schweſter des jetzigen Chefs, war nicht viel anzu⸗ fangen. Eine wirkliche feine Parthie konnte ſie nicht Auch hatte ſte gar kein hübſches Aeußere. Es war ſehr ſchade, da ſie ſonſt ein liebenswürdiges, ſtilles Weſen hatte. telligenz wie durch die Verwendung des ſteinreichen Sie haben zwei Töchter, die wohl ſchon halberwachſen Leider iſt meine Couſine immer kränklich.“ „O. liegt in der Mark?“ fragte Thekla. (F. f.)