Juli 1909. Famstag den 9. Auguſt A a Erſcheint jeden Dienstag und Aretag Abend. i u Mud * Preis vierteljährlich Mark 1. Lauſtaß * M. N mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. gusapzz Redaktion, Druck und Verlag der can Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. mac — — — 180 0g Ur. 64. v9 e Politiſches. M 2 m Reval, 6. Aug. Die Stadt und Hafen 0 s von Reval ſind feſtlich zum Empfang der ſig Monarchen geſchmückt. Im Hafen iſt eine 16—24 N Empfangshalle errichtet. Das ruſſiſche Ge⸗ Beigi 92 ſchwader, ſowie die Handelsſchiffe haben über 991 de dee Toppen geflaggt. Der Kaiſer von Rußland en Pfeife, fuhr morgens der „Hohenzollern“ entgegen. ſenmaula Um 10 Uhr wurden die Schi iffe auf der Rhede ſichtbar; ſie fuhren in UMillinie, voran der erger Dull „Standard“ mit den beiden Monarchen, dann n Anbruch. die „Hohenzollern und Se. M. Ureuzer „Prinz inge Heinrich“ und „Nymphe“. Um 10.15 Uhr Sr. feuerte das Geſchwader den Salut. Der „Stand⸗ ard“ fuhr darauf die Front des Geschwader ab. Das 9 7 iſt gut. ualität pe e J. 4 Jul —— Reval, 6. Aug. Bald nach halb 9 Uhr haltene morgens kam 15 „Hohenzollern“ auf der Höhe 170 93 von Reval in Sicht; ihr folgten die Kreuzer ra „Prinz Heinrich“, „Nymphe“, das Torpedo⸗ n bei boot „Sleipner“ und zwei andere Torpedoboote. J. Tischer Die „Hohenzollern“ hatte die kaiſerliche Stand⸗ — —— itte gehißt. Der deutſche Marineattaché Fre⸗ ober d. II gattenkapitän Freiherr von Schimmelmann, bal de 1 meldete ſich bei Sr. Majeſtät dem deutſchen etralhe Haiſer. Als auf der „Hohenzollern“ die ruſſiſche 1 ce Kaiſerpacht „Standard“, welche die ruſſiſche Haiſerſtandarde gehißt hatte, geſichtet wurde, gab Haiſer Wilhelm Befehl zu einem Ehren⸗ ſalut von 31 Schüſſen. Die „Hohenzollern“ und die deutſchen Begleitſchiffe hatten die tung zu . „Juli 1903, erein Tadel il. a 5 Copflaggen und die ruſſiſche Flagge im Großtop gehißt. Inzwiſchen war der Kaiſer von KRuß⸗ mieten land auf die Meldung vom Herannahen der her Mul „Hohenzollern“, begleitet von den Ureuzern „Swetlana“, „Polareaja“, „Swesda“ nnd ſechs onen dne Corpedobooten dem deutſchen Maiſer zugegen Wohnung, E General von Pleſſen, Bei „Standard“ tranken der deutſche Kaiſer dem marſchall Grafen reren gefahren, D ie ruſſtiſchen Schiffe hatten gleichfalls Topflaggen und die deutſche Flagge in Großtop geſetzt. Als der Salut der „Hohenzollern“ ertönte, erwiderte „Standart“ mit 31 Schüſſen. Hierauf gab der Haiſer von Rußland Befehl, dem deutſchen Uaiſer mit 35 Schüſſen zu ſalutiren, worauf die „Hohenzollern“ mit 338 Schüſſen dankte. Auf der „Hohenzollern“ wurde die ruſſiſche, auf 105 „Standard“ die preußiſche Nationalhymne geſpielt. Kaiſer Nicolaus hatte inzwiſchen den zum Ehrendienſt bei S. M. dem deutſchen Kaiſer befohlenen Fregatten⸗ kapitän Szkagin und den zum Ehrendienſt bei Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich Heinrich befohlenen Fregattenkapitän Paulis, dem bisherigen Marineattaché in Berlin, nach der „Hohenzollern“ entſandt, um den deutſchen Kaiſer einzuladen, ihn auf ſeiner Vacht „Stand⸗ ard“ zu beſuchen. Kaiſer Wilhelm begab ſich nunmehr mit den beiden ruſſiſchen Officieren und mit dem Gefolge an Bord des „Standard“ wo Haiſer Nicolaus ſeinen hohen Haſt am Fallreep empfing und unter widerholter Um⸗ armung an Bord geleitete. Als Kaiſer Wilhelm Reval, 6. Aug. ſich auf Einladung des Kaiſers Nicolaus von der „Hohenzollern“ an Bord des „Standard“ begab, befanden ſich in ſeiner Begleitung Prinz Friedrich Heinrich, der Reichskanzler Graf von Bülow, der Commandant des Hauptquartiers und der Chef des Ma⸗ rinekabinets, Viceadmiral von Senden⸗Bibran. dem heutigen Frühſtück an Bord des Grafen Cambsdorff und Kaiſer Nicolaus dem Grafen Bülow und dem Oberhof⸗ und Haus⸗ zu Eulenburg zu. Am Nachmittag wohnten beide Haiſer auf dem Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. teklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Flaggſchiff „Minin“ Schießübuugen bei. Es fanden Paſſier⸗Schießübungen aus 3 Milli⸗ meter⸗Einſatzrohren aus großen und mittleren Kalibern gegen Scheiben ſtatt, die von Tor pedobooten geſchleppt wurden. Hieran ſchloſſen ſich Evolutionen des Geſchwaders, verbunden mit Schießübungen gegen ſchwimmende Scheiben ſowie gegen Scheiben im Schlepptau von Torpedobooten. Kaiſer Wilhelm war von General v. Pleſſen, Kapitän von Uſedom, und Kapitän Hrumme begleitet. Kaiſer Nicolaus war am Vormittag bei dem Gegenbeſuch au der „Hohenzollern“ begleitet von dem Groß⸗ fürſten Alexis, Marineminiſter Viceadmira von Tyrtow, Admiral Avellan und Anderen Verſchiedenes. V Ladenburg, 8. Aug. Ver gangenen Montag erlag einem erneuten Schlaganf alle im benachbarten Schriesheim Herr Alt⸗Bürgermeiſter Wilhelm Gaber und am Mittwoch wurde deſſen ſterbliche Hülle unter großer Betheiligung zu Grabe geleitet. Bekanntlich verwaltete der Ver⸗ ſtorbene bis vor wenigen Monaten faſt 20 Jahre hindurch die Agentur des Ladenburger Vorſchuß⸗ Vereins mit ſeltener Pflichttreue und voller Hin⸗ gabe an das Genoſſenſchaftsweſen. Der Name Gabers iſt deßhalb auf das Engſte mit der Ent wickelung des Vorſchuß⸗Vereins verbunden und ſeinen Mitbürgern hat er in genannter Eigen⸗ ſchaft die ſchätzbarſten Dienſte geleiſtet. Der Verein war bei ſeinem Leichenbegängniß durch eine Ab ordnung vertreten und ließ an der Bahre dieſes langjährigen treuen Mitarbeiters eine Kranzſpende niederlegen. Seitens des Vereins und deſſen Schriesheimer Mitglieder iſt dem Dahingeſchiedenen für alle Zeit ein dankbares und ehrendes An denken geſichert. „ ſehr zufrieden bin. Sie werden vollkommen die mehreren Jahren Wittwe; Kinder hatte ſie nie gehabt und 1 Mug 2 Heimathlo⸗ Ihnen zugedachte Stellung ausfüllen. i Ihr Gemahl mußte bejahrt geweſen ſein. Di behöt.! ö . 0 8 . Ich hatte vor Ihnen in kurzer Zeit zwei Damen, verſchiedenen Portraits des verſtorbenen General 8 Roman von L. Ideler⸗Derelli. aber ſie genügten mir in keiner Weiſe. Sie waren zeigten ſtets einen alten Herrn mit weißen Haaren Sr. Wilm nicht im Stande, meine Gäſte zu unterhalten, und Eigentlich war Frau von Rieben noch zu jung, un (Nachdruck verboten.) dieſe Vorleſung ſchien J. Fortſetzung. Die Ausſicht Bahnhof auf mieten. Thekla nun nicht gerade zu entzücken; zuerſt war 1 Woh nun ie faſſungslos dieſer Sturmfluth von Worten gegen⸗ lch, ? bare über, dann zog ein Lächeln über ihr Geſicht. Sie bel 1 betrachtete nun die Romanſchriftſtellerin näher. Es üher. 0 war eine Dame in der zweiten Hälfte der Zwanzig, Eigenthümm. zart gebaut und ſehr beweglich, mit einem farbloſen — Geſicht und einem Lorgnon vor den blauen Augen. miete Dann entgegnete ſie mit der ihr zu Gebote ſtehenden ung babe vornehmen Reſerve einige höfliche Worte. Fräulein che und Mas Froben war aber dadurch merklich abgekühlt und der dis l. wandte ſich unwillig ab. N. Mi „Was für ein ſeltſames Frauenzimmer, dieſe Fräulein von Brandow,“ flüſterſte ſie im reinſten oſtpreußiſchen Dialekt ihrer Nachbarin zu; „nein, wahrhaftig, ſeltſam ſage ich Ihnen.“ Die Frau General hätte amüſirt die Scene . „Gefällt Ihnen Fräulein Froben nicht?“ fragte ſie, als ſich ſpät in der Nacht die Gäſte entfernt hatten. „Sie iſt noch ſchlimmer als der kleine dicke labsarzt,“ entgegnete Thekla offen. ö Frau von Rieben lachte Sie lachte ſelten, aber es ſtand ihr gut. „Ich muß Ihnen geſtehen, liebes r daß ich mit Ihrem rſten 1 0 hun, 10 faba l, nützlich, wo ich kann. die Pflichterfüllung ihr das Wichtigſte. Sie ſchrieb von Allem, was ſie erlebt hatte, ich mußte ſie wieder fortſchicken. Das wird mir Ihnen gegenüber nicht paſſiren, wir werden uns gut mit einander einleben und ich hoffe, wenn Sie erſt bekannter ſind, werden Sie ſich in meinem Hauſe ganz heimiſch fühlen. Und nun gute Nacht!“ Sie grüßte freundlich und ging. In den erſten Tagen kam ein Brief von Klärchen. Sie war glücklich in Bonn angekommen und ſehr freundlich empfangen worden. „Es iſt hübſch bei Tante und Onkel,“ ſchrieb ſie, „und es geht mir ſehr gut. Ihre eigene Tochter könnten ſie nicht freundlicher behandeln. Ich mache mich helfe ich überall im Hausweſen und ich ſehe, daß ihr meine Hülfe angenehm iſt.“ „Das Kind wird ehrenvoll durch die Welt kommen dachte Thekla glücklich, als ſie den Brief geleſen hatte, „ſie iſt noch ſo jung, und doch iſt So recht mein Klärchen.“ Sie ſetzte ſich, ſobald ſie eine Stunde Zeit fand, an den Schreibtiſch und antwortete der Schweſter in einem zärtlichen, ausführlichen Brief. und freute ſich ſchon im Voraus auf die Antwort. Als ſie den Brief beendet hatte, dachte ſie unwillkürlich n Frau von Rieben. Die Dame war ſchon ſeit gewachſener ſehr ſtattlicher Tante iſt ſehr kränklich, da 1 5 f „Herr Oberleutnant von Palmer“, ſtellte die Dame Jahren, mit ſo hellblondem Haar und Bart, daß es wie weiß erſchien, und ſein Aeußeres bildete gültig behandelt, daß keiner von ihnen daran denken mancher der älteren, unverheiratheten Officiere, di in ihren Abendgeſellſchaften verkehrten, hätte ſie gern geehelicht, denn die Generalin war reich und ein ſehr gute Parthie. Trotzdem fehlte es ihr, Thekla verwundert bemerkte, an beſtimmten Verehrern und die Herren alleſammt wurden von ihr ſo gleich konnte, ihre Hand zu gewinnen. Eines Abends, als wieder ein größerer Zirkel ſich bei Frau von Rieben verſammelt hatte, öffnete ſich noch ſpät die Thür, und herein trat ein hoch⸗ Artillerieoffizier, den Thekla bis dahin noch nie geſehen hatte, obwohl er demſelben Regiment angehörte, wie die andern Offiziere. Frau von Rieben trat raſch auf ihn zu und bot ihm freundlich die Hand, die er küßte. Ein leiſes Flüſtern ging durch die Geſellſchaft. des Hauſes ihn Thekla vor, und der Offizier ver⸗ beugte ſich. Es war ein Mann von etwa dreißig einen großen Contraſt mit der tiefbrünetten Frau von Rieben. Er hatte etwas ſehr Ernſtes in . i