* Verſchiedenes. J Ladenburg, 4. Auguſt. In der am Freitag Abend ſtattgehabten Generalverſammlung der Ortskrankenkaſſe wurde die Erhöhung der Beiträge von 2 auf 3 Prozent einſtimmig genehmigt. Es betragen jetzt die Beiträge in der erſten Klaſſe 63, (42) der zweiten 51, (34) der Dritten 33 (22) und der vierten Klaſſe 18 (12) Pfg. pro Woche. Die Berechnung der erhöhten Beiträge wird erſt vom 11. Auguſt ab vorgenommen. Vom 14. Juli bis 9. Auguſt werden die alten Sätze erhoben. Bei der Wahl zweier Vorſtandsmitglieder wurde von Seiten der Arbeitgeber, Herr Fabrikant Eduard Nilſon und von den Arbeitnehmern Herr Schwöbel gewählt. In der geſtrigen Vorſtandsſitzung wurde für den zurückgetretenen erſten Vorſitzenden Herr H. Köhler und als deſſen Stellvertreter Herr Eduard Nilſon beſtimmt. — Karlsruhe, 1. Aug. Heute nach⸗ mittag gegen 4 Uhr wurde die Prinzeſſin Max von einer Prinzeſſin glücklich entbunden. — Karlsruhe, 2. Auguſt. Die Nach⸗ richt von der glücklich erfolgten Entbindung der Prinzeſſin Maximilian hat in der Einwohnerſchaft Karlsruhes viel Freude hervorgerufen, da auch die junge Prinzeſſin⸗Mutter ſich hier allgemeiner Sympathie erfreut. Die Geburt der Prinzeſſin erfolgte nach genauer Angabe ſchon um 4 Uhr Nachmittags. Die „Karlsruher Zeitung“ begrüßt das freudige Ereigniß mit folgenden Worten: „Ein neues Reis iſt dem edlen Zähringer ſtamme entſproſſen. Die frohe Kunde, daß im Markgräflichen Schloſſe zu Salem eine Prin⸗ zeſſin das Licht der Welt erblickte, durcheilt das Land und wird überall im Volk mit herz⸗ licher Antheilnahme begrüßt. Das Glück des hohen Elternpaares findet Widerhall in den Herzen des Volles, deſſen Liebe und Treue zum angeſtammten Fürſtenhauſe ſich als glück⸗ verheißende Wiegengabe auf den neugeborenen Sprößling überträgt. In ſonniger Sommers⸗ zeit tritt die Prinzeſſin ins Leben ein; mögen ihr ein ſonniger Lebensweg beſchieden ſein und möge ſie wachſen und gedeihen zur Freude ihrer hohen Eltern und Verwandten. In das denkwürdige Jahr, in dem unſer erlauchter Landesherr die Vollendung des 50. Jahres ſeiner geſegneten Regierung feierte, fällt die Geburt des fürſtlichen Kindes; ſie wird in der — ù—7l. . «V! — Erinnerung eng verbunden bleiben mit dem Gedenken an erhebende Zeiten, in denen das innige Band, das in Baden Fürſt und Volk umſchließt, ſo leuchtet ſchön hervortrat. Daß ſich zu der Freude an all den Kundgebungen in dieſen unvergeßlichen Tagen. die Großher⸗ zog Friedrich oft in huldvollen herzlichen Worten bekundete, noch das Glück geſellt, das Enkelkind des ritterlichen Bruders zu ſchauen, wird von allen treuen Unterthanen mit beſonders warmen Gefühlen mitempfunden. Möge Gottes Gnade über dem jungen Mutterglück der all⸗ verehten Prinzeſſin Marie Luiſe walten!“ Die Nachricht von der Geburt der jungen Prinzeſſin verbreitete ſich in Karlsruhe mit Windes⸗ eile und bald begann man an vielen Häuſern Fahnen herauszuſtecken. Gleich nach 6 Uhr fuhr eine ſchon bereitgehaltene Batterie des Artillerie⸗ regiments Nr. 50 mit Muſik am Engländerplatz auf und löſte zur Feier des frohen Ereiniſſes 36 Kanonenſchüſſe. Alsdann zog ſie unter patriotiſchen Weiſen der Regimentskapelle am Palais des Prinzen Map vorbei — das gleich den der Prinzeſſin Wilhelm mit deutſchen, badiſchen und braun⸗ ſchweiglüneburg'ſchen Fahnen geſchmückt war — und unter Begleitung einer großen Menſchen⸗ menge die Kaiſerſtraße hinab zur Artilleriekaſerne. — Landau (Rheinpfalz), 3. Aug. Ein bis jetzt noch nicht näher aufgeklärter Mord wurde hier verübt. Geſtern fand man nämlich im Kanal, nahe der Kreuzmühle, die Leiche des Taglöhners V. Johann aus Dernbach. Ver⸗ ſchiedene Stichwunden, die der Todte im Rücken hatte, ließen ſofort vermuthen, daß Johann er⸗ ſtochen und dann in den Kanal geworfen wurde, Die ſofort vorgenommene Sektion der Leiche hat dieſe Annahme beſtätigt und heute hat man in Neuſtadt a. d. H. auch ſchon den Thäter feſtge⸗ nommen in der Perſon des Fabrikarbeiters Friedrich Glaſer aus Silz bei Annweiler. Die Motive der That ſind noch nicht ermittelt. — Aſchaffen burg, 2. Auguſt. Großfeuer zerſtörte in der letzten Nacht den Dach⸗ ſtuhl des Bahnhofsgebäudes. — Eſſen, a. R., 2. Auguſt. Auf der Strecke Hattingen⸗Barmen wurden drei ſchwere Steine aufs Bahngeleiſe gerollt, jedoch, kurz bevor der Zug die Strecke paſſirte, bemerkt. Der Thäter wurde verhaftet. Ein — Ravensburg, 4. Aug. OGeſlern fand hier aus Anlaß des 1000jährigen Beſtehens der Stadt ein hiſtoriſcher Feſtzug ſtatt, beſtehend aus 30 Gruppen, die von den Sitten und Bränchen der früheſten Zeit bis auf den heutigen Tag ein getreues Bild gaben. Hieran ſchloß ſich ein von Unterofficieren des Ulanenregiments Nr. 19 aus⸗ geführtes Turnier, das dem im Jahre 1311 zu Ravensburg ſtattgehabten 17. Turnier genau nach⸗ geahmt war. Paris, 3. Aug. In Dijon ging geſtern Abend ein furchtbares Gewitter nieder. Es fielen taubeneigroße Hagelſchloſſen. Dächer wurden ab⸗ gedeckt und Bäume entwurzelt. Der Bahnver⸗ kehr iſt teilweiſe eingeſtellt. Auch an anderen Orten ſind ebenfalls ſchwere Gewitter niederge⸗ gangen. In Clermont wurde eine Frau durch Blitzſchlag getödtet. In Tulle zündete der Blitz. 20 Häuſer ſind abgebrannt und hundert Perſonen obdachlos. — Southampton (Südengland, 2. Aug, Der frühere Burenpräſident Steijn traf mit dem „Carisbrooke Caſtle“ in Begleitung ſeiner Familie Früh Morgens hier ein und wurde ſogleich von dem Rotterdamer Dampfer „Batavier“, der am „Carisbrooke Caſtle“ anlegte, an Bord genommen. Steijn wurde gleich heute Früh bei ſeiner Ankunft an Bord des Dampfers „Carisbrooke Caſtle“ von den Burendelegirten Fiſcher, Weſſels und anderen Freunden auſgeſucht; ſie fanden Steijn in ſeiner auf dem oberen Deck ſich be⸗ findenden Kabine, auf einem Bett liegend. Er ſchien krank und abgemattet und trug eine blaue Schutzbrille. Steijn ließ durch Fiſcher ſagen, er ſei nicht wohl genug, einen Vertreter der Preſſe zu ſehen und der Arzt habe ihm verboten, mehr, als abſolut nöthig, zu ſprechen, doch wolle er wiſſen laſſen, daß er für die Güte, die ihm an Bord zu Theil geworden, ſehr dankbar ſei, und er fügte hinzu, er fühle ſich in Folge der Reiſe ſoviel beſſer. Frau Steijn bemerkte noch, das Befinden ihres Gatten habe ſich in jeder Weiſe gebeſſert, aber er ſei noch außer Stande, ſich zu erheben, da er an Armen und Beinen gelähmt ſei Dr. Pouthma vom holländiſchen Ambulanzkorps, der Steijn behandelte ſagte, Steijn leide an nerpöſer Erſchöpfung. Seine Krankheit ſei ſchwer zu ver⸗ ſtehen und er habe nie einen derartigen Fall geſehen. f Sie ſchloß dann ein geheimes Fach ihres Schreib⸗ tiſches auf und nahm daraus einen Herrenportrait. „Du und ich“, ſeufzte ſie, „wir beide allein gehören zuſammen. Deine große Seele ließ mich Welt und leider noch vom Ziele“. Die Kammerzofe führte Thekla in ihr Zimmer zurück, und ein Diener ſerbvirte ſchnell ein reichliches Frühſtück. Thekla betrachtete die Zimmer, die ihr zur Verfügung geſtellt waren, das elegante Boudoir mit mattblauer Tapete, die Möbel von Ebenholz, der Bezug harmonierte mit der Tapete; Bücherſchrank und Schreibtiſch fehlten nicht, und einige ſehr ſchöne Kupferſtiche in breitem Goldrahmen ſchmückten die Wände. Das Schlafzimmer war in entſprechender Weiſe fein und elegant möblirt, und Thekla empfand mit großer Dankbarkeit die Gewißheit, daß ſie in dieſem Hauſe als Dame von Stande aufgenommen und behandelt wurde. der Frau General und ſuchte ihr Lager auf. Ueber⸗ müdet, wie ſie war, fiel ſte bald in tiefen Schlummer; Schweſter, die nun ſo weit von ihr getrennt war, an ihrem Geiſte vorüber. erwachte. Geſtärkt durch den ſüßen Schlaf, erhob ſie ſich ſchnell, machte Toilette und begab ſich zur beſtimmten Stunde in den Salon der Frau General. Dieſe muſterte ſie ſehr befriedigt. Thekla ſah ungemein gut aus in einem cremefarbigen Seiden⸗ ihrer Erſcheinung etwas höchſt Vornehmes, die hellen, braunen Augen blickten lebhaft umher, und der Fächer in ihrer Haud bewegte ſich in graziöſem Spiel. Frau von Rieben in einer ſchwarzen Sammet⸗ toilette ſah bei dem Schein der Gaskronen noch und Menſchen vergeſſen, aber weit, weit ſind wir Damen, zum Theil mit ſchon erwachſenen Töchtern, Dann folgte ſie dem Rathe nur wie ein Schatten zog das Bild der geliebten Der Abend war bereits angebrochen, als ſie kleide; weiße Theeroſen in dem hellen Haar gaben f bleicher aus als am Tage. Sie ſprach einige ſehr freundliche Worte mit Thekla, dann wandte ſie ſich den erſten eintretenden Gäſten zu, die ſie ihrer Geſellſchafterin vorſtellte. Es waren meiſt Offiziere, Herren von der Artillerie, die älteren mit ihren dann folgten noch ein kleiner, korpulenter Stabsarzt und einige unverheirathete Damen, die ſchon beträcht⸗ lich die Grenze der erſten Jugend überſchritten hatten. Die Diener reichten Thee umher, man plauderte und lachte ungenirt. beſtehen. Es herrſchte ein ungezwungener, freundlicher Ton überall; Thekla widmete ſich einigen älteren Damen und hörte artig zu, wie ihr die Frau Oberſt⸗ leutnant, eine euragirte Königsbergerin, die land⸗ Die ſchaftlichen Reize des Schloßteiches ſchilderte. Frau General trat an Thekla heran. „Sie ſind muſikaliſch, liebes Fräulein?“ fragte ſie. „Ich ſpiele Klavier,“ entgeguete dieſe und erhob ſich. Der kleine, dicke Stabsarzt, der durch ſeine Brillengläſer hindurch Thekla den ganzen Abend unverwandt fipirt hatte, ſchoß bei dieſen Worten auf ſie zu und bot ihr den Arm, ſie an das Inſtru⸗ ment zu führen. Thekla maß den Herrn mit etwas hochmüthigem Blicke; er ſchwatzte unaufhörlich, bis der Flügel erreicht war. Sie wählte ein brillantes Bravourſtück und erregte durch ihren Vortrag allgemeines Aufſehen. Beſonders der Doctor war ganz hiugeriſſen. „Süperb!“ rief er, „himmliſch, ich kaun nicht Worte finden, mein Fräulein, um Ihnen auszudrücken, welchen unvergleichlichen Genuß mir ihr Spiel be⸗ Im Nebenzimmer arrangirten die jüngeren Mitglieder der Geſellſchaft ein Tänzchen, denn ohne Tanz kann ſelbſt der kleinſte Zirkel nicht „Sehr gütig,“ eutgegnete Thekla kühl; es klang faſt wie Spott. „Man ſollte meinen, Sie fänden ſtets Worte, Doctor,“ ſagte einer der älteren Herren. Dieſer beachtete die gutmüthige Ironie nicht. „Singen Sie auch, Fräulein Brandow?“ fragte er eifrig weiter. „Von Brandow?“ rief die ſcharfe Stimme der Frau General zu ihm herüber; „vergeſſen Sie das nicht, Doctor Kruſting.“ Der Herr wurde etwas verlegen und ſtotterte eine Entſchuldigung. „Ich ſinge nicht“, kam ihm Thekla taktvoll zu Hilfe, und man höcte es dieſer wie verſchleiert klingen⸗ den Altſtimme an, daß ihr helle, klare Töne verſagt waren. 5 Der Doctor wollte in einen neuen Wortſchwall ausbrechen, da theilte eine Dame den Kreis, der ſich um Thekla gebildet hatte. Die Frau General folgte ihr. „Fräulein Froben,“ ſagte ſie vorſtellend, „eine unſerer bedeutenſten Schriftſtellerinnen.“ Thekla trat unwillkürlich einen Schritt zurück, denn die Dame flog mit ausgebreiteten Armen auf ſie zu. „Das Talent,“ rief ſie,, „das Genie findet ſich überall. Laſſen Sie uns Freundinnen ſein, wir müſſen es werden, wir, die wir Künſtlerinnen ſind. Was haben Sie für ein herrliches Profil! Sie ſollen in meinem nächſten Roman die Heldin ſein. Haben Sie ſchon meine neueſte Novelle geleſen? Nicht? Ich werde ſie Ihnen zuſchicken. Irmgard heißt die Heldin. Altdeutſch, nicht wahr? O, wir wollen viel plaudern, ich werde Ihnen alle meine neuen Romanentwürfe vorleſen. Das wird himm⸗ . ch ganz himmliſch, ſag' ich Ihnen.“ Utrunn Aeli Arge einne Sith ſud Nrogtam M! l. n . 23 a