dcr 45 * e fl ligen lu ibu 1 kealſthl . ſſer faden Anzeiger fü Erſtheint jeden Dienstag und Freitag Abend. u 1 nd Umgehung. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. 185 10 0 Preis vierteljährlich Mark 1.— Lolkale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Wit mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. eum Redaktion, Druck und Verlag der Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis burg. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. * Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. mac Ar, 63. E 1 Mittwoch, den 6. Auguſt ber vergangenen Jahres vor Danzig hat ſich beſſert als verſchlechtert. iufmant, Zur Kaiſerbegegnung in Reval. 5 In den nächſten Tagen ſindet in dem Iten ruſſiſchen Oſtſeehafen Reval die ſchon vor it k längeren Wochen feſtgeſetzte neueſte Zuſammen⸗ le pf kunft Kaiſer Wilhelms II. und Haiſer Nico⸗ erhel. laus II. ſtatt, deren äußerliche Veranlaſſung eder Wunſch Maiſer Wilhelms bildet, den ruſſt⸗ Otroh ſchen Flottenmanövern bei Reval bezuwohnen. Die Mette der alljährigen Begegnungen unſeres aſſe 38. Haiſers mit dem ruſſiſchen Herrſcher erhält —— mit dem bevorſtehenden Zuſammentreffen der Malz beiden ja ſchon längſt perſönlich einander be⸗ d v0 fh freundeten Monarchen zu Reval ein neues erfreuliches Glied, welche Thatſache gewiß 1. 0 überall, wo man ein Intereſſe am Fortbeſtande E der Staatenharmonie Europas hegt, nur mit ten a Genugthuung begrüßt wird. Wenn ſich die a beiden mächtigſten Herrſcher Europas freund⸗ Miuſn n ſchaftlich die Hände ſchütteln, ſo ſtellt dies rlon“ in jedesmal eine bedeutſame Demonſtration für ind sche. den Weltfrieden dar, weiß doch längſt das ganze Erdenrund, daß Haiſer Wilhelm wie Zar Nicolaus in ihrer auswärtigen Politik nur friedliche Siele verfolgen und daß ſie über⸗ einſtimmend, geſtützt auf die gewaltigen Macht⸗ mittel ihrer Keiche, beſtrebt ſind, von unſerem Welttheile bedrohliche Verwickelungen und kriegeriſche Erſchütterungen fern zu halten. Dies iſt ihnen denn auch, begünſtigt durch die geſammte, während der letzten Jahre vorherr⸗ ſchende, friedliche Tendenz in der hohen Politik erfreulicher Weiſe bislang gelungen, und nach menſchlichem Ermeſſen darf der Erfolg dieſes Wirkens der zwei erlauchten Fürſten zu Gunſten des Friedens auch fernerhin als ge⸗ ſichert gelten. Denn ſeit der letzten Begegnung zwiſchen Haiſer Wilhelm und dem Saren im Septem⸗ Zuler, 16. Pubn ach benihr den biſtin 2 die allgemeine Weltlage eher noch weiter ver⸗ Von Bedeutung iſt da namentlich der unterdeſſen erfolgte Friedens⸗ ſchluß von Pretoria, dies Ereigniß mußte auch die letzte Beſorgniß zerſtreuen, als ob ſich aus dem ſüdafrikaniſchen Kriege vielleicht doch noch bedenkliche internationale Conflicte entwickeln könnten. Auch die politiſche Situation in Oſt⸗ aſien hat ſich ſeitdem ungeachtet verſchiedener bislang noch unter den Mächten beſtandenen Differenzen ſchließlich noch weiterhin geklärt, mindeſtens ſind von ihr vorerſt keine ernſten Kückwirkungen auf die Lage in Europa mehr zu befürchten. Von den ſonſtigen politiſchen Droblemen aber, welche unter Umſtänden keine zu ſcharfen Auseinanderſetzungen zwiſchen den Großmächten in ſich zu bergen vermögen, wie die ſchwebenden Mittelmeerfragen und die Balkanangelegenheiten, weiſt zur Seit keines einen ſolchen Stand auf, daß von demſelben eine nachtheilige Beeinfluſſung der Beziehungen zwiſchen den maßgebenden europäiſchen Staaten zu befürchten ſtünde. Als ein beſonderes gün⸗ ſtiges Anzeichen muß es aber jedenfalls be⸗ zeichnet werden, daß ſich die Revaler Haiſer⸗ begegnung innerhalb einer kurzen Friſt zwiſchen der vorangegangenen Zuſammenkunft des Zaren Nicolaus und des Hönigs Victor Emanuel III. und dem bevorſtehenden Beſuche des jugend⸗ lichen italieniſchen Monarchen am Berliner Hofe vollzieht. Das Erſcheinen Victor Ema⸗ nuels am Sarenhofe iſt ziemlich allgemein und wohl mit Recht als ein Beweis des beſtehen⸗ den ungetrübten Verhältniſſes zwiſchen den zwei großen Staatenbündniſſen Europas, dem deutſch⸗öſterreichiſch⸗italieniſchen Dreibund und dem franzöſiſch⸗ruſſiſchen Sweibund, bezeichnet worden, Daſſelbe kann gewiß auch von der nunmehr in Szene gehenden Monarchenent⸗ revue zu Reval gelten, obſchon dieſelbe natür⸗ lich in erſter Linie die ſo freundnachbarlichen Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Rußland erneut illuſtrirt. Wenn dann aber binnen wenigen Wochen Kaiſer Wilhelm den Hönig von Italien als ſeinen Gaſt in Potsdam empfängt, ſo liegt hierin in Hinblick auf die kurz vorher ſtattgefundene Begegnung des Kaiſers mit dem Saren nur eine weitere, obſchon in⸗ directe Bekundung des verſtändnißvollen Ver⸗ hältniſſes des Dreibundes zum Sweibund. Sicherlich kann daher in Würdigung aller dieſer Umſtänden das neueſte Zuſammentreffen des deutſchen Kaiſers mit dem Zaren Nicolau lediglich als ein weiteres wertvolles Friedens⸗ ſympton betrachtet werden, als welches das E eigniß gewiß auch in den maßgebenden politiſchen Kreiſen Europas aufgefaßt wird. Allerding ſind aber von dem jüngſten Zuſammenſein d beiden mächtigen Herrſcher ſchwerlich irgend welch beſondere Abmachungen oder Vereinbarungen z erwarten, erſtlich giebt zu ſolchen die augenbli liche Weltlage wohl kaum einen zwingenden Anlaß, außerdem jedoch würde mit ihnen die Stellung Deutſchlands wie Rußlands als Dreibunds⸗ reſp. Zweibundsmacht nicht gut in Einklang zu bring ſein. Indeſſen irgendwelche neue diplomatiſche Verabredungen bei der Revaler Kaiſerbegegnung ſind in der That auch überflüſſig, es genügt ja, daß durch dies Ereigniß die nach mancherlei Irrungen und Wirrungen längſt wiederhergeſtellte deutſch⸗ ruſſiſche Freundſchaft wiederum eine B kräftigung erfährt und daß hiermit zugleich eine weſentliche Bürgſchaft für den europäiſchen Fried fernerhin geſtärkt wird. — . ——— Heimathlos. Roman von L. Ideler⸗Derell 2. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Auf dem Kreuzungspunkt der Oſtbahn nahm ſie der Courirzug auf, die Nacht brach herein, Station um Station flog in geſpenſterhaftem Lichtſchimmer borbei, die gauze, lange Nacht brauſte und klapperte der Zug durch das ſchlaftrunkene Land. Der trübe Spätherbſtmorgen zog grau am Himmel empor, als 2 eee * hein. 8 0 u wie auf Hand. s die Maſchiene, ſtehen bleibend, eine lange, dunkle La Rauchwolke ausſtieß. pb Wie ein ſchwerer Seufzer klang der Ton. i 5 Königsberg war erreicht. Thekla, nervös und abge⸗ a ſpannt von der Reiſe in der kalten Nacht, empfand ligt ſch ll eine große Erleichterung, als ein Diener der Frau General von Rieben ſie ehrerbietig begrüßte. Sie folgte dem voraufgehenden Manne, der ſie in eine elegante Eguipage hob und dann die Zügel ergriff. Thekla ſah aus dem Wagenfenſter auf die alte Pregelſtadt, die jedem Fremden zuerſt ſo häßlich vor⸗ kommt mit ihren engen, verbauten Straßen, und 0 auf die doch der Oſtpreuße ſo unſäglich ſtolz iſt. In einer der Hauptſtraßen, dem Steindamm, 1 hielt der Wagen vor einem eleganten Hauſe. Der Portier öffnete die Thür, Thekla ſchritt eine mit Luxus trat ihr überall entgegen, Frau General von Meben ſchlen ſehr reich zu ſein. Ein Kammermädchen führte ſie in ein allerliebſt eingerichtetes Zimmer und bat, Toilette zu machen. Stunde bitten. Excellenz laſſe in einer Thekla war ſchon längſt bereit, als die Zoffe wieder erſchien, um ſie zu der Herrin des Hauſes zu führen. Ihr Herz klopfte bei dieſem Gange, aber ſie durchſchritt muthig die lange Reihe Teppichen belegte Marmortreppe hinauf; ein raffinirter luxuriös ausgeſtatteter Zimmer. In einem derſelben, deſſen Ameublement aus dunkelgrünem Sammet herge⸗ ſtellt war, ſaß eine Dame an einem Secretair mit ſchwarzen Marmorſäulen. Thekla blieb an der Thür ſtehen und verbeugte ſich tief. Die Dame erhob ſich. Es war eine ſehr große Frau von etwa fünfund⸗ dreißig Jahren; tiefſchwarzes Haar fiel auf eine ſchmale Stirn, in dem wachsbleichen Geſicht glühten ein paar dunkle Augen. Die Naſe war etwas breit, die Augenbrauen zuſammengewachſen; das ganze Antlitz trug kein deutſches Gepräge. „Fräulein von Brandow?“ fragte eigenthümlich ſcharfklingenden Organ. „Zu dienen, Excellenz,“ war die in gemeſſenem Tone gegebene Antwort. 5 Die Generalin betrachtete ſie einen Moment aufmerkſam, dann reichte ſie ihr die Hand. „Will⸗ kommen in meinem Hauſe, Fräulein. Sind Sie ermüdet von der Reiſe?“ „Ein wenig, Excellenz,“ entgegnete Thekla. „Nennen ſie mich nur Frau General. uns iſt der Tittel Excellenz überflüſſig; die galanten Herren wenden ihn an, und den Dienſtboten iſt er ſie mit Zwiſchen vorgeſchrieben. Sie aber gelten als meine Haus⸗ genoſſin. Wo liegt Roſen ? Wie lange mußten Sie fahren?“ f Alle dieſe Worte wurden mit einer gewiſſen Nerpoſität geſprochen. 8 „Ich komme aus Weſtpreußen,“ gab Thekla ruhig zurück; „mein Heimathsdorf Roſen liegt an der Grenze von Pommern, und ich bin ſeit geſtern Nachmittag ununterbrochen gefahren.“ 5 „Das iſt ſchrecklich,“ ſagte Frau von Rieben freundlich. „Man ſoll Ihnen zu eſſen bringen, und dann gehen Sie ruhig zu Bett, ich dispenſire Sie heute von allem. Nur möchte ich bitten am Abend zu erſcheinen. Acht Uhr iſt früh genug. Es verſammelt ſich allabendlich ein Zirkel meiner Bekannten um mich, wenn ich nicht ausgehe. Und dieſer Zirkel iſt allmählich ſo groß geworden, daß er mich faſt erdrückt. Ihre Aufgabe hier iſt, mir dieſe geſe ſchaftlichen Verpflichtungen zu erleichtern. Wir werden ſehr gemüthlich zuſammen leben. Auf Wiederſehen, Fräulein!“ Sie nickte ihr freundlich zu, und Thekla empfahl ſich ſehr erleichterten Herzens. Die Frau General blieb am Secretair ſtehen. Sie hatte die Arme übereinander geſchlagen, ihr Haupt ſenkte ſich, und in finſterm Brüten preßte ſie die Lippen auf⸗ einander. Dann aber erhellte ſich langſam das düſtere Autlitz. „Es wird gehen,“ murmelte ſie. „Sie hat Thik und iſt vornehm. Sie wird repräſentieren können und mich von den vielen läſtigen Menſch befreien, die mich aus Freundſchaft noch umbringen 75