auch in dieſen Fällen haftbar. Im anderen Falle haftet lediglich der Lenker des Tieres auf Grund des § 834, doch wird dieſe Haftung in der Praxis wohl großenteils illuſoriſch ſein. 8 Verſchiedenes. Mannheim, 31. Juli. Vorgeſtern Abend entſpann ſich in Ilvesheim auf einem dort ankernden, thalaufwärts fahrenden Schiffe zwiſchen drei Schiffern aus geringfügiger Urſache ein Streit, der in Thätlichkeiten ausartete, wobei ſich die Schiffer gegenſeitig auf dem Boot herumſtießen. Ein Schiffer, Namens Louis Stumpf aus Eberbach, bekam infolge eines Stoßes das Uebergewicht und fiel über Bord in den Neckar. Während des Fallens ſchlug er mit dem Kopfe gegen ein nebenanliegendes Boot, ſodaß er wahrſcheinlich das Bewußtſein verlor. Er verſchwand ſofort in den Fluthen des Neckars, ſodaß die angeſtellten Rettungsverſuche vergeblich waren. Die beiden anderen Schiffer wurden auf die erſtattete Anzeige hin ſofort verhaftet. Geſtern Vormittag begab ſich von Mannheim aus eine Gerichtskommiſſion an Ort und Stelle, um den Thatbeſtand aufzunehmen. Von den zwei ver⸗ hafteten Schiffern wurde geſtern einer wieder auf freien Fuß geſetzt, während der andere, Namens Ungerer, in Unterſuchungshaft verblieb. — Aus Baden, 30. Juli. Aus Konſtanz wird geſchrieben: Beim gegenwärtigen Gefechts⸗ ſchießen am Meindelſee drohte der 4. Kompagnie des hieſigen Regiments ein großes Unglück. Als dieſelbe in Sektionskolonne die Gewehre lud, ging ein ſcharfer Schuß los, glücklicherweiſe ohne zu treffen. Die Kugel hätte leicht mehrere hinter einander ſtehende Mann treffen können. — Aus Markdorf wird berichtet: Geſtern Abend ging ein ſchweres Gewitter über unſere Gegend nieder; der Blitz ſchlug in das Wohnhaus zwiſchen Stadel und Obertheuringen und zündete. Das ganze Anweſen brannte vollſtändig nieder. — In Otters⸗ weier, Amt Bühl, ereignete ſich ein ſchreckliches Unglück. Das 5 Jahre alte Söhnlein des Stein⸗ hauers Köninger ſpielte im Hofe und dabei fiel ein Sandſtein um, unter welchen das bedauerns⸗ werthe Kind zu liegen kam; es war ſofort tot. — Nahe bei Loſſenau verunglückte die Frau des Direktors Stiller vom Eiſenwerk in Gaggenau dadurch, daß die Pferde ihres Landauers, in dem ſie mit zwei Damen ſaß, ſcheu wurden und durch⸗ gingen. Die drei Damen wurden aus dem Wagen geſchleudert und eine Dame Namens Grünwald ſo ſchwer verletzt, daß ſie geſtern Abend im Spital ſtarb. Die Frau Direktor iſt nur leicht verletzt, während die Dritte noch nicht außer Lebensgefahr iſt. — In Ottenheim kam ein ſonderbarer Fall von Blutvergiftung vor. Die 20jährige Frau des Landwirts C. Stiefel zog ſich am Fuß eine leichte Hautwunde zu. Nach einigen Tagen fühlte ſich die Frau unwohl, der hinzugerufene Arzt konſtatierte Trotz energiſcher Maßnahmen ſtarb die junge Frau. — Die Frau des früheren, jetzt in Würm⸗ thal wohnenden Hechtwirts goß in den brennenden Spirituskocher Spiritus nach, die Flaſche explodierte und erlitt die Frau ſo ſchwere Brandwunden, daß ſie in das Krankenhaus verbracht werden mußte. — Speyer, 29. Juli. Der Bau der neuen Kaiſergruft ſchreitet rüſtig weiter und dürfte bei einiger Beſchleunigung bis November fertig ſein. Ueber die innere Ausſchmückung der hiſtoriſch denkwürdigen Grabſtätte wird erſt ſpäter ent⸗ ſchieden werden. Die wertpolleren Grabfunde ſichtigung zugänglich gemacht werden. Die je 36 Zentner ſchweren Steinſärge ſind faſt ſchon alle zur Stelle; ſie wurden im Steinbruch zu Weiden⸗ thal hergeſtellt. Die Reſte der Kaiſerin Bertha, Gemahlin Heinrichs VI., ſind jetzt einem Konſervier⸗ Verfahren unterzogen worden, ſie liegen auf einem Holzbrette, wie ſie ehedem auf ein ſolches mit Weiden gebunden hierher gebracht worden waren. Man hat noch das urſprünliche Leichenbrett und Reſte der Weiden gefunden. An den Särgen Konrads II. und Heinrichs IV. ſind die Spuren eiſerner Bänder vorhanden, die wohl angelegt der Erde ſtanden. Die ſämmtliche Gegenſtände, die zur Gruftausſchmückung dienen, werden in Bronzeguß künſtleriſch hergeſtellt. Für die Gruft ſelbſt iſt eine zweiflügelige durchbrochene Pracht⸗ thür vorgeſehen, für die Gewölbe herabhängende Kerzen⸗Leuchter. Beim Ausheben der Fundamente wurden wichtige bauliche Entdeckungen gemacht: alte Mauer⸗ und Säulenreſte, die im Intereſſe der Baugeſchichte ſichtbar erhalten werden. Für den prächtigen Königschors des Domes ſind beſonders wirkſame Ausſtattungsgegenſtände vor⸗ geſehen. Eine mächtige Kaiſerkrone im Stil der Kreuz, gearbeitet in vergoldetem Bronzeguß und mit leuchtenden Steinen beſetzt. Zwölf Kronen⸗ freiwillige Verſteigerung des Mobiliars der Familie von Brandow ſtatt. Eine ſolche Auction bietet dem ernſten Beob⸗ achter immer ein troſtloſes Bild. Durch das lange Verweilen in einer Familie haben die Geräthſchaften etwas Zuſammengehöriges bekommen. ſie auseinandergeſchleudert, die Stühle, die neben einander am Kamin ſtanden, kommen der eine in eine Tagelöhnerhütte, der andere zum Trödler in die nächſte kleine Stadt. Und das Sopha, in deſſen Kiſſen einſt der Beſitzer ſein thränenſchweres Antlitz barg, daſſelbe kauft der reich gewordene Bauer und ſtellt es in ein unbenutztes Prunkgemach, bis die Motten es zerſtören; und der Tiſch, um den eine frohe Geſellſchaft mit Scherz und Lachen ſaß, wanderte in die Arbeiterwohnung, und Noth und Elend blicken auf ihn herab. Die werthvolle Kupferſtichſammlung des verſtorben Rittmeiſters kaufte ein jüdiſcher Händler für einen Spottpreis. Thekla biß ſich auf die Lippen, als ſie hörte, was der Maun dafür gab; den ſie wußte, was ihrem Vater einſt manches einzelne Blatt gekoſtet hatte. Sammlung überhaupt nur einen Käufer fand. Die Schweſtern ſahen Stück für Stück ihrer alten, lieben Möbel in fremde Hände übergehen. Stumm ſahen ſie darauf hin; nur als der ſchöne, alte Nähtiſch mit der eingelegten Holzarbeit an ihnen vorübergetragen wurde, an dem ſie ſo manches mal glücklich einander gegenüber geſeſſen hatten, ſtöhnte Klärchen leiſe auf. Die Schweſter umfaßte ſie, ſie war die Stärkere; ſie ſuchte den Schmerz des Kindes zu beruhigen. Auch dieſer Tag ging zu Ende, der Abend kam und die Sachen waren glücklich alle verkauft. Der Commiſſar händigte den Schweſtern den Erlös ein und entfernte ſich. Da klopfte es leiſe an die Thür. Auf Teklas „Herein“ trat ein großer Mann mit etwas gebückter Haltung ein. r trug einen blonden Vollbart und ſein Geſicht Nun werden Doch mußte ſie froh ſein, daß die Blutvergiftung. werden im Dom⸗Muſeum der allgemeinen Be⸗ wurden, als die Särge noch eine Zeit lang über Krone Karls des Großen, darunter ein großes leuchter aus vergoldetem Bronzeguß werden in zwei Reihen für jeden Einzelnen der 12 Todten ft von der Gruftwölbung herniederſchweben. Die 58 1 Geſamtheit dieſes Schmuckes wird dem Hochalt 85 l ö 77 a ar b nh de und dem Königschor harmoniſch angepaßt ſein. 45 e i i aug — Straßburg i. E., 30. Jull. In ee a Schirrheim wurde der 20jährige Karl Halter, als ae er den Verſuch machte, eine auf dem Schießplatz 1% . ul gefundene Bombe zu öffnen, in Stücke zerriſſen, die a 1 meterweit weggeſchleudert wurden. 4 Saarbrücken, 30, Jul. Amlige 4 6, Mitteilung eder Bergwerksdirektion: Geſtern nach⸗ Y e g f 5 ui un g. mittag entſtand aut der Grube Kamphausen ene e an Exploſion ſchlagender Wetter, durch welche die n Banz in der Grube befindlichen 12 Bergarbeiter zu 2 l, Seht Schaden kamen. Einer wurde ſofort getödtet, J . t * andere ſo ſchwer verletzt, daß ſie wohl nich Kein e mehr aufkommen werden; die übrigen 8 ſind . weniger, aber ebenfalls ſchwer verwundet. Folge Vorſitzende der Bergwerksdirektion, Geh. Nat 1 5 Hilpert und der Direktor Schautz fuhren ſofort 97 in die Grube ein. Die Urſache der Exploſion i ee Blut noch nicht ermittelt. lil. 1 — Petersburg, 31. Juli. Nach amt een licher Bekanntgabe ſind an der Cholera in Jekor 1 vom 6. Juni bis 18. Juli 834 Perſonen erkrank 1 und 650 geſtorben; in Charbin ſind ſeit dem 1 4 K Juli 1463 Perſonen, darunter 498 Ruſſen, erkrank . und 939, darunter 321 Ruſſen, geſtorben; i bekannt Port Arthur ſind vom 3. bis 22. Juli 10 bien ba Perſon erkrankt, darunter 27 Europäer, davon ſin un, nic 0 67 geſtorben, Die Cholera herrſcht ferner in Kirin, z um gebur wo täglich 15 Perſonen ſterben, in Mukden, c des Groß Chailar, in Itſchon und in mehreren kleineren Orte „al — Sidney, 1. Aug. In der Kohlen grube Mount Kembla bei Wollongong in Neu Südwales ereignete ſich eine furchtbare Exploſion Es ſind bereits 17 Leichen geborgen und 14 Mann gerettet. Doch dürfen noch 100 Arbeite verſchüttet ſein. Die Hoffnung, ſie retten köunen, iſt äußerſt gering. Die Gebäude an de Schachtmündung ſind zerſtört und ein Theil de Kohlengrube iſt in Brand gerathen. Das Parlamen von Neu⸗Südwales vertagte ſich bei dem Ei treffen der Nachricht von dem Unglück. ö Schweinemarkt Seckenheim. I Ubeneiuhr ab che über! A ſch aus K kn huldigt 9 beffden 9 1 de badiſe un hal ufffigtigen Anbutg, de hatte etwas Unbelebtes, aber theilnehmend ſah er vor ſich hin. Klärchen blickte erſtaunt auf. „Herr Amtmann Schmidt!“ ſagte Thekla etwas überraſcht. „Womit können wir dienen?“ Der Mann drehte verlegen ſeine Mütze in den Händen. Für dieſen Freier war Thekla von Brandow allerdings zu vornehm; er hätte ſich den Ausfall ſeiner Bewerbnug vorher ſagen können. Langſam trat er näher und ſagte: „Wenn die Fräuleins nicht mehr recht wiſſen, wo ſie dieſe letzte Nacht noch bleiben ſollen —“ er ſtockte; „mein Haus iſt groß genug.“ Es war ein wohlgemeintes, wenn auch nach dem Vorher⸗ gegangenen nicht ganz taktvolles Anerbieten. „Wir danken,“ entgegnete Thekla kühl. haben mit den Känfern unſerer Möbel ein Abkomme getroffen, daß wir ruhig dieſe Nacht noch hier ver⸗ bringen können. Für morgen haben wir uns im Dorfe ein Fuhrwerk beſtellt, das uns zur Bahn bringen wird; ein Bauer aus Roſen fährt uns, und ſchon deshalb müſſen wir hier bleiben.“ Herr Schmidt ſchwieg, augenblicklich wußte er nichts zu erwiedern. Er machte eine ſtumme Ver⸗ beugung, die Thekla ebenſo ſtumm erwiederte; Klärchen reichte ihm die Hand. „Leben Sie wohl, Herr Schmidt!“ ſagte ſie freundlich. i Als der Amtmann in ſein großes, ſtilles Haus zurückgekehrt war, ſchloß er ſeinen Geldſchrank auf und berechnete den Baarbeſtand und die Werthpapiere. Es war ein beträchtliches Vermögen, das da vor ihm lag. Dann ſtützte er den Kopf in die Hand und dachte an Thekla. Ja, ihre Hand hätte ihn erſt glücklich machen können. Ein Bauernwagen rollte durch herbſtlich gefärbte Schweſtern. „Wir Fluren über flaches Land, auf ihm ſaßen die beiden Sie hielten feſt die Hände in einander geſchlungen, Klärchen weinte, Thekla ſah in den Lütget Derp heutige Schweinemarkt war mit 50 Stü 5 45 befahren. Verkauft wurden ſämmtliche zum Prei 6. M. von 23 bis 33 Mark das Paar 55 trüben Octoberhimmel; um ihren Mund zuckte e 15 verhaltener Schmerz, das Weh des Abſchieds. D id 10 kleine Halteſtelle der Secundärbahn war bald erreich ant Kein Menſch war da, nur ein mürriſcher Bahnwärt ſtand frierend umher. Der Zug, der nach Berl ging, kam heran. Klärchen warf ſich ſchluchzend an den Hals d Schweſter. „O Thekla, laß mich bei Dir bleibe ich ertrage den Abſchied nicht, meine einzi Schweſter!“ „Du, die einzige, die mich auf Erden lie 9 und die ich liebe,“ flüſterte Thekla mit zuckend — Lippen. „Lebe wohl! Bleibe ſo wie Du biſt, dann werden, die Verwandten ſich glücklich preiſen, Dich in ekann ihr Haus aufgenommen zu haben. Behüt' Dich dz wat Gott, mein Liebling!“ 5 Fin de „Einſteigen!“ rief der Schaffner. a öbbnn Mit thränenüberſtrömtem Antlitz riß ſich Klaͤrchen en ud an von der Schweſter los und ſtieg in das Coupé, der fen Nittvo Beamte ſchlug die Thür zu und der Zug ſetzte ſich en file N langſam in Bewegung. Noch einmal ſah Thekla z un 0 das liebliche Geſichtchen der Schweſter mit den großen Aa gahan braunen Augen, dann bogen die Wagen um eine wma, 1 Waldecke. Der weiche, wehmüthige Zug in dem iu äh Geſicht der Zurückbleibenden verſchwand, dieſer Abſchied ai trennte das letzte treue Herz von ihr. Nun begann wih der Kampf mit dem Leben. Das ſtolze Autlitz Wanna Theklas nahm eine eiſige Kälte an. Sie ließ den 10 unt Schleier fallen und ging ungeduldig auf dem kleinen Minn Perron auf und ab. Endlich nach einer laug ede Stunde kam der Zug von der andern Seite he 13 Thekla ſtieg ein und fort brauſten die Wagen na 3 Oſten. Die Waggons der Secundärbahn waren faſt leer, nur ein dicker Viehhändler mit einem rothen, Wo 1 ausdrucksloſen Geſicht und ein fröſtelnder Handlungs⸗ en reiſender waren Theklas einzige Reiſegefährten? fremde Geſichter. 5 (Fortſetzung folgt).