— igen cott ſſer. cken — el Irüthn 0 S 5. Frucht. ö Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— 1 mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Redaktion, Druck und Verlag der 9 urg und Umgebung. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Lamstag, den 12. Juli Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. 25 1902. Ladenburg, 10. Juli. In der Bürgeraus ſchußſitzung vom letzten Dienstag wurde ein Schreiben des Bürgermeiſters Herrn Petermann verleſen, in welchem derſelbe ſeinen Rücktritt als Bürgermeiſter anzeigt, für die ihm zu Teil gewordene Unterſtützung in Aus⸗ übung ſeines Amtes den Dank ausſpricht und bedauert, nicht ſo lange Bürgermeiſter habe ſein zu können, bis die Waſſerleitung und die Mleinkinderſchule fertiggeſtellt geweſen wären. Daran anſchließend machte auch der Vorſitzende die Eröffnung, daß Herr Petermann eine Ver⸗ fügung hinterlegt hat, worin derſelbe nach ſeinem und ſeiner Frau Gemahlin Ableben. den hier bezogenen Gehalt der Stadt vermacht. Das Entlaſſungsgeſuch wurde genehmigt und demſelben der Dank der Gemeinde ausgeſprochen. Herr Petermann trat am J. October 1898 ſeinen Dienſt als Bürgermeiſter hieſiger Stadt an, beſeelt von dem beſten Willen in ſeinem Berufe zum Wachſen und Gedeihen ſeiner neuen Heimat beizutragen und es hatte auch den Anſchein, als wäre eine Aera des Auf⸗ ſchwunges eingetreten; es entſtanden neue Stadtteile und auch Fabriken wurden gebaut, aber die Kriſis, die über ganz Deutſchland hereiubrach, bekam man auch hier zu koſten und das Stabliſements, auf das ſo große Hoffnungen geſetzt wurden, das Eiſenwerk Germania, ſtellte ſeine Zahlungen ein, was ein ſchwerer Kückſchlag für hieſigen Platz be⸗ deutet. Auch in anderer Hinſicht war Herr Petermann bemüht die finanzielle Lage der Stadt zu heben, da er durch unermüdlichen Fleiß und Sparſamkeit die Verwaltungskoſten herabzubringen trachtete. Herr Petermann Entlarvpt. Nobelle ven P. Herrkorn. 4. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) So ſchwiegen die Herren bis ſie in die Nähe des Victoria⸗Hotels anlangten und dort vor dem Gaſthauſe eine Droſchke halten ſahen, die Logiergäſte bon der Bahn brachte. Neugierig ſchauten die Herren hin. . „Alle Wetter“, ſagte Schwertlein, „wenn ich nicht irre, war das der Geheime Juſtizrath Bewern, ein weitläufiger Verwandter meiner Frau. Er kommt alle Jahre einmal zum Beſuch ſeiner Schweſter, der berwittweten Frau Reutmeiſter Roſe in unſere Gegend und macht dann auch auf der Hin⸗ oder Rücktour einen Abſtecher zu uns. Sie entſchuldigen, wenn ich Sie jetzt ſchon verlaſſe, um den alten Herrn zu begrüßen. Ich muß wiſſen, wie er ſich mit ſeinem Beſuche einzurichten gedenkt, denn meine Frau liebt es nicht, zur Mittagszeit überraſcht zu werden, denn ſie ſetzt ihren Stolz darin, ein gutes Gericht auf den Tiſch zu bringen und auch ſonſt einen Gaſt i nichts vermiſſen zu laſſen.“ Die Herren trennten ſich. Während der Arzt davon fuhr, ſtieg der Amtsrichter die Treppe zum Hotel hinan und ſtand fünf Minuten ſpäter dem alten Herrn Inſtizrath gegenüber. „Das war rechtzeitig abgefaßt, Oukelchen!“ i rief dieſem der Amtsrichter lachend entgegen. „Du — — — erwarb ſich im Fluge durch ſeine große Herzens⸗ güte, die Anhänglichkeit Aller, aber gerade ſein Edelſinn war die Grube, woraus die größte Unzufriedenheit erwuchs, er wollte jedem Recht thun, überallhin nicht anſtoß en und ſo kam es, daß man den Glauben verlor. Bittere Stunden mag ihm dieſe Erkenntnis bereitet haben, umſomehr, da er von unan⸗ taſtbare Uneigenützigkeit war. ] Cadenburg, 11. Juli. In der hieſigen Realſchule fand am vorigen Dienſtag unter Leitung des Herren Oberſchulrats Dr. Waag die Abgangsprüfung ſtatt, welche wiederum das erfreuliche Ergebnis hatte, daß alle 12 Schüler der oberſten Hlaſſe für beſtanden erklärt wurden und das Keifezeugnis erhielten. — Mannheim, 10. Juli. Geſtern Vormittag 11 Uhr iſt der verheirathete Verlade⸗ meiſter Heinrich Noll von Heinsheim, zuletzt hier wohnhaft, im Centralgüterbahnhof dadurch verunglückt, daß er von einem vom Kangir⸗ bahnhof kommenden Gütterzug erfaßt, zu Boden geworfen und auf der Stelle getödtet wurde. Die Leiche wurde nach dem Friedhof verbracht. — Mannheim, 10. Juli. Eine brutale Szene ſpielte ſich geſtern Vormittag im Saale der Civilkammer des Landgerichts ab, wo die 1. Strafkammer eine Sitzung abhielt. Der Tag- löhner Michael Hurrle von hier, der Taglöhner Fritz Roſenfeld und die 17jährige Straßendirne Magdalene Horſch wurden wegen verſchiedener Diebſtähle verurtheilt, Hurrle einſchließlich früherer Strafen zu einer Geſammtzuchthausſtrafe von 3 Jahren, 10 Monaten, Roſenfeld zu acht Wochen, Horſch zu drei Wochen Gefängniß verurtheilt. Hurrle iſt derſelbe, der kürzlich bei einer Ver⸗ Annahme einſchlägiger Anträge, Budgetpoſitionen uͤrtheilung die Richter beſchimpfte und erklärte, daß er noch hoffe, aufs Schaffot zu kommen. 4 Schon damals hatte er ſeinem ehemaligen Freunde Roſenfeld gedroht, er werde ihn kalt machen. Während nun geſtern der Vorſitzende, Landgerichts⸗ rath Ketterer, das Urtheil begründete, wandte ſich Hurrle um und führte, wie die hieſigen Blätter berichten, einen fürchterlichen Fauſtſchlag aufs Roſenfelos linkes Auge. Das Blut ſchoß hervor und eine mächtige Beule entſtand. Schutz⸗ leute verhinderten weitere Angriffe. Welch ein Desperado Hurrle iſt, geht aus dem Ausruf hervor, den er nach der That ausſtieß: Und wenn ſie mir den Kopf abmachen 1 Der Vorgang verurſachte keine geringe Aufregung. — Karlsruhe, 9. Juli. Ueberſicht über die verfloſſene Tagung der zweiten Kammer. Es wurden ins geſammt 128 Plenarſitzungen ab⸗ gehalten, gegen 110 im Jahre 1899 — 1900. Es hielten ferner ab: Die Budgetcommiſſion 81, Petitionscommiſſion 45, Eiſenbahncommiſſion 24, Geſchäftsordnungs commiſſion 13 Sitzungen. Hierzu kommt eine erhebliche Anzahl von Sitzungen der Sondercommiſſion für Verfaſſung und Gemeinde⸗ geſetze, Schul⸗ und Erziehungsangelegenheiten, Juſtitzgeſetze, Land wirthſchaft, Feuerverſicherung ꝛc. ſowie Arbeiterfurſorge und Beamtenverſicherung. Eingegangen ſind von Seiten der Regierung 28 Geſetzentwürfe. Staatsverträge und Denkſchriften, an Budget- und Budgetnachträgen 6; aus der Mitte des Hauſes Geſetzvorſchläge 14; Inter⸗ pellationen 4. Ferner ſind 7 Berichte der Wahl⸗ prüfungscommiſſion erſtattet worden. An Peti⸗ tionen ſind 208 eingegangen, wovon erledigt wurden durch: empfehlende Ueberweiſung 34, Ueberweiſung zur Kenntnißnahme 62, darunter auch die Errichtung eines Amtsgerichts in Laden⸗ burg, Uebergang zur Tagesordnung 28 dc. und Geſetzentwürfe 51. Zurückgezogen wurden 0 entgehſt mir nicht. uns?“ Du bleibſt doch heute bei „Aufrichtig geſagt, ich wollte mich erſt hier im Hotel etwas reſtauriren, Toilette machen und Euch daun Nachmittag in aller Eile einen kurzen Beſuch machen, um gegen 5 Uhr mit der Poſt meine Reiſe fortzuſetzen. Woher kamſt Du denn eigentlich angefahren? Ich ſah noch das Fuhrwerk, welches Dich hier abliefert.“ „Direct von einer Mordſtelle,“ antwortete der Amtsrichter kurz. „Wie, wo? Von einer Mordſtelle?“ fragte der alte Herr in ſeiner gewöhnlichen ſehr raſchen Art, indem er ſich den weißen Bart glatt ſtrich. „Soll ich Dir bei der Unterſuchung mit meiner Erfahrung zur Seite ſtehen können, ſo kommt es mir auf der Rücktour auf ein paar Tage nicht an.“ „Gut, Onkelchen, ich nehme Dich beim Wort. Du ſollſt uns heute und auch auf Deiner Rückreiſe herzlich willkommen ſein,“ entgegnete der Amts⸗ „Alſo Mariens Geſichtsausdruck empört. bald ſeinem Aerger in zwar leiſe geſprochen, aber Zu dem Konzert, das im Braunberger Wäldchen ſtattfinden ſollte, pflegten ſich alle vornehmen Familien richter, dem Juſtizrath die Hand ſchüttelnd. auf baldiges Wiederſehen!“ * * * der Stadt und der ganzen Umgegend einzufinden und galten dabei Graf Dalmer und Familie als die Spitze der Geſellſchaft. Mit Beſtimmtheit erwartete man heute zu dem Konzert allſeitig auch die Löwen⸗ felder Herrſchaften, denn Herr von Weltenegg mußte doch ſeine Braut und deren Eltern in die vornehmen Kreiſe einführen, und an dem Concerttage war ja auch noch nichts von der Ermordung des jungen Kaltenborn bekannt, da das Concert am Tage vor der Mordnacht ſtattfand. Endlich, als man ſchon die Hoffnung aufgegeben hatte, etwas von den Kaltenborns zu Geſicht zu bekommen, rollte deren Wagen heran. So ſchwer es Marie auch wurde, gerade an dieſem Tage, wo ihr Bruder zurückerwartet wurde, mit ihrem Bräutigam und ihrer Mutter zum Konzert zu fahren, ſo hatte das junge Mädchen doch nichts gegen den Willen ihres Verlobten ausrichten können, denn er hatte ihre übertrübene Rückſicht ins Lächerliche gezogen und war ſehr unwillig geworden. Marie hatte ſich auf Lothars Wunſch in helle Seide gekleidet, aber ſie ſah dadurch ſo marmorbleich und kalt aus, daß man an allen Tiſchen die Damen hätte enttäuſcht flüſtern hören können. Ein Glück war es, daß der ſtolze Bräutigam nichts davon merkte, denn er war ohnehin über Er machte auch gereizten Worten Luft. „Es vergeht Einem bei Deinem Anblick wirklich die Luſt,“ ſagte er „unter Menſchen zu gehen. Du machſt ein Geſicht, als wollteſt Du es aller Welt abſichtlich zeigen, wie wenig glücklich Du Dich an meiner Seite fühlſt. Es iſt ja möglich, daß Guttmann ein gefühlvollerer Bräutigam geweſen wäre