1 Wagen. Durch den gewaltigen Auprall, dem ſie infolge des Contredampfes vorne und hinten aus⸗ geſetzt waren, wurden 7 Wagen total zertrümmert und zum Theil aus dem Geleiſe geworfen; einige weitere Wagen wurden erheblich beſchädigt, dar⸗ unter auch zwei, die mit Möbeln und Näh⸗ maſchinen beladen geweſen ſein ſollen. Abgeſehen von einem Bremſer, der eine Handverletzung davontrug, ſind Perſonen nicht zu Schaden ge⸗ kommen, dagegen iſt der Materialſchaden ſehr bedeutend; man glaubt, daß er annähernd 100000 Mark beträgt. Da der Schwetzinger Zug, durch Signale aufmerkſam gemacht, noch zur rechten Zeit zum Stehen gebracht werden konnte, wurde ein Zuſammenſtoß und weiteres Unheil glücklich vermieden. Die Strecke nach Schwetzingen war bis heute früh geſperrt, obwohl zahlreiche Mannſchaften ſeit geſtern Mittag 12 Uhr an der Beſeitigung der Zugtrümer arbeiteten. Der Ver⸗ kehr nach und von Schwetzingen mußte über Friedrichsfeld geleitet werden. — Karlsruhe, 3. Juli. Die Zweite Kammer berieth heute den Centrumsantrag, die Zulaſſung on Ordensniederlaſſungen betr. Die Regierung ab die Erklärung ab, eine Entſchließung ihrerſeits ſei noch nicht erfolgt, da es noch eingehenderer 5 Erwägungen bedürfe, unter welchen Vorausſetzungen en Anträgen der kirchlichen Behörden entſprochen verden könne. Verhandlungen mit der Curie ſelbſt ſchweben im gegenwärtigen Augenblick nicht. Der Antrag des Centrums wurde gegen die Stimmen der Nationalliberalen angenommen. 5 — Stuttgart, 2. Juli. Geſtern iſt in Boehmenkirch, Amt Gaislingen, ein Brand aus⸗ ebrochen, bei welchem 12 Häuſer eingeäſchert wurden. Das Feuer, welches ſehr raſch um ſich riff ſoll durch ſpielende Kinder entſtanden ſein. — Metz, 1. Juli. Harte Strafe folgte er unbedachten That eines etwa 12 Jahre alten naben, der am Samſtag Nachmittag einem zu⸗ ällig an ihm vorbeigeführten Pferde mit einem Stück Draht einem Hieb auf die Kruppe ver⸗ ſetzte. Das Pferd ſchlug aus und traf den Knaben n die Stirn. In der Nähe befindliche Leute nahmen ſich des Verletzten ſogleich an und brachten ihn nach dem nahen Blandinenſtift, wo ſein Zu⸗ ſtand unterſucht und ihm die erſte Hilfe zu Theil wurde. Leider hatte dieſe keinen günſtigen Erfolg, er Knabe ſtarb wenigen Stunde ſpäter und büßte ie unbedachte That mit ſeinem Leben. Möge er traurige Fall anderen als Warnung dienen. — — Marienbad, Juli Heute brannte das Rudolfsheim nieder. 2 Perſonen ſind in den Flammen umgekommen. Ein Mädchen ſprang von dem 2. Stockwerk herab und wurde lebensgefährlich verletzt. — Magdeburg, 1. Juli. Spurlos ver⸗ ſchwunden ſind ſeit Sonntag Nachmittag die Töchter des Kaufmanns Innow, Wally und Henny Innow, 17 und 15 Jahre alt. Es wird ein Verbrechen oder gewaltſames Verbergen der beiden jungen Mädchen befürchtet. Alle bisherigen Recherchen nach den Vermißten waren vergeblich. — Paris 2. Juli. In einem religiöſen Wahnſinns dem Gefängniß von Melum fürchterlich verſtüm⸗ melt. Der als geiſtesſchwach bekannte Unglückliche, Anfalle der nur wegen Landſtreicherei feſtgenommen worden ſeinem Eintritt in das war, hatte ſofort bei Haftlokal erklärt, er ſei der Meſſias und müſſe ſeine zahlreichen Sünden, ſowie die der anderen Menſchen ſühnen, indem er ſich ſelbſt marterte. früh Es gelang ihm trotz der ſtrengen Ueberwachung Seitens des Perſonals, ſich zwei verroſtete Nägel von ungefähr zehn Centimeter Länge zu ver⸗ ſchaffen. Am Abend, als die anderen Häftlinge und die Wächter ſchliefen, durchbohrte er ſich mit einem Pfriemen die beiden Füße; dann ſchlug er mit einem ſeiner Holzſchuhe die beiden Nägel in die Wunden ein, bis in den Fußboden, ſodaß er an dieſem feſtgenagelt war. Hierauf brachte er ſich mit dem Pfriemen mehrere ſchwere, wenn auch nicht tödtliche Wunden in der linken Weiche bei. Dann breitete er die Arme in Kreuzigungs⸗ form an der Mauer aus und blieb in dieſer Stellung bis zum nächſten Morgen. Als man ihn entdeckte mußte man mit Zangen die Nägel die ihn am Fußboden feſthielten, ausreißen. Er ſtieß keinen Laut der Klage aus. Seitdem liegt er in der Krankenabtheilung des Gefängniſſes in Ver⸗ zückung. — London, 3. Juli. Einer Petersburger Meldung des „Daily Expreß“ zufolge herrſcht in Rußland großes Aufſehen infolge einer unge⸗ wöhnlichen Handlung des Zaren, der ohne die Proteſte der Miniſter zu beachten, 200 Privat⸗ perſonen Audienz empfangen will, darunter Univerſitäts⸗ profeſſoren, politiſche Gefangene, Redakteure, Publi⸗ ziſten und überhaupt Leute, die von der Polizei als verdächtig bezeichnet werden. Der Zar ſei aus den verſchiedenſten Ständen in hat ſich ein Häftling in über die wiederholten Mordanfälle au beunruhigt und befinde ſich durch die öffentlichen feindſeligen Kundgebungen in ganz Rußland in Aufregung. Er babe ſich daher entſchloſſen von der üblichen Hoftradition abzugehen, und aug perſönlicher Unterredung ſich eine ſelbſtſtändige Meinung darüber zu bilden, was nothwendig ſel, f Miniſter iſt, ordnete der oberſte Sanitätrath eine ſtrenge ärztliche Unterſuchung aller Abreiſenden an. Nur die Paſſagiere der Orient⸗Expreßzüge ſind aus genommen. — Konſtantinopel, 2. Juli. Die g der anatoliſchen Bahn belegene Ortſchaft Tußla iſt ein Raub der Flammen ge worden. Es ſind 278 Häuſer und 3 Kirchen niedergebrannt und 11000 Perſonen obdachlos geworden. — Bombay, 2. Juni. Am Montag wurde in der Nähe von Rampur⸗Hat ein Eiſen bahnzug durch einen Wirbelſturm umgeworfen 13 Perſonen wurden getödtet, 15, darunter ein europäiſche Dame, erlitten Verletzungen. Schweinemarkt Heckenheim. Der heutige Ferkelmarkt war mit 90 Stüc befahren, von denen etwa 70 Stück zum Preiſe von 25 bis 38 Mark abgeſetzt wurden. — tiene war heiterer geworden, er legte den Arm m ſeine ſüße, kleine Braut — die ſchmerzlich dabei uſammenzuckte — und verſprach ihr, daß es nun ald anders in Löwenfelde werden ſolle. Das ſtille eben ſei nicht ſein Fall und bei ihrer großen Jugend müſſe ſie ſich doch auch nach Fröhlichkeit ſehnen. 5 Marie zuckte mit den Achſeln und entgegnete: „Ich trage kein Verlangen darnach, unter fremde Menſchen zu kommen. Mir iſt alles ſo gleichgültig geworden.“ Geſtalt flog ein Zittern, ſie war tief unglücklich und onnte ſich ihrer Thränen kaum erwehren. in anderes Geſicht zeigen, liebes Kind, man ſoll Dich glücklich ſehen und nicht bei deinem Anblick das Gefühl haben, als brächteſt Du mir oder deinen Eltern ein Opfer. Uebrigens wünſche ich, daß Du mich zu dem Konzert am Dienſtag begleiteſt, welches im Stadtwalde veranſtaltet wird. Ich habe die Abſicht, Dich einigen Familien als meine Braut vorzuſtellen. Alſo mache Dich ſchön, mein Kind, denn ich will, daß man meinen guten Geſchmack lobt und daß Du in den feinen Kreiſen gefällſt.“ Wie eine geknickte Blume ſenkte Marie das f Haupt und erwiederte demüthig: „Ich werde mich 55 machen, Kosmar, Du ſollſt mit mir zufrieden fein.“ a Weltenegg nickte ihr freudig lächelnd ſeine Zufriedenheit zu, trat dann ans Fenſter und blickte angelegentlich dem Telegraphenboten entgegen, der eine Depeſche für den Schloßherrn brachte. Schnell verließ Weltenegg das Zimmer, trat au zu und fragte herri — „* Dieſer ſchien jetzt ganz zufrieden zu ſein, ſeine Pein. „Was giebt's? Was bringt die Depeſche für Kunde?“ Der Angeredete verfärbte ſich, denn jede An⸗ näherung dieſes gefährlichen Mannes verurſachte ihm Wortlos reichte er dem künftigen Schwieger⸗ ſohne das Telegramm. f „Ah!“ brummte Weltenegg unangenehm über⸗ raſcht, „der Erbe von Löwenfelde kehrt zurück. Hanna Mahnke drüben im Krug wird darüber eine rieſige Freude empfinden. Sie war wirklich ungenißbar, Sie ſah eutſetzlich blaß aus, durch ihre ganze ſeit ihr liebſter Verehrer fern war.“ „O, bitte,“ wandte die Hausfrau ein, „mein Sohn wird wiſſen, was er ſeinem Namen und Stande ſchuldig iſt, und nicht ein Verhältniß anknüpfen, f Kaltenborn Kaltenborn immer f Der elegante Bräutigam empfand aber das das ihn nicht vor den Traualtar führen kann.“ Gebahren ſeiner Braut als eine perſönliche Beleidigung, und er ſagte ungeduldig: „Du wirſt der Dienerſchaft „Streiten wir nicht um die Paſſionen des jungen Herrn, meine verehrteſte, gnädigſte Frau! Was die Zukunft bringt, können wir beide nicht wiſſen; aber was an mir liegt, ſoll der Namen einen guten Klang behalten; ich bürge dafür.“ i Während er die letzten Worte, begleitet von einem höhniſchen Blick, an Kaltenborn richtete, hatte die Hausfrau das Zimmer verlaſſen, um nicht weiter an einer ihr wiederwärtigen Scene theilzunehmen. Der Rittergutsbeſttzer zuckte zuſammen, und der ſchändliche Schwiegerſohn ſchien eine wahre Wonne zu empfinden, den unglücklichen Mann zu quälen, der ſchon ohue dies an dauernden Seeleuſchmerzen litt und der ſich Weltenegg doch noch als Retter in der Noth gezeigt hatte. „Das Zuſammenleben mit Ihnen iſt ſchrecklich; Sie foltern mich auf entſetzliche Weiſe, indem ſie fortwährend die Sonde an meine Wunde legen,“ jammerte Kaltenborn. „Ich will Sie nur kuriren, daß Sie nicht immer der Teufel reitet,“ erwiederte Weltenegg und ſchnippte mit den Fingern. „Auch nicht ſo viel kümmert mich die alte Geſchichte; kein Hahn kräh mehr darnach, ich würde keine Secunde daran denken wenn Ihre Leichenbittermiene mich nicht fortwährend daran mahnen und mich reizen würde. Das ärger mich eben, und nun wiſſen Sie, weshalb ich f ſeltſam bin.“ „Aber ich finde doch keine Ruhe,“ klagte Kalter born. „Und ſeit ſie bei uns ſind, fühle ich mie erſt recht wie auf der Folter. Alle Erinnerungen leben neu in meinem Geiſte auf. Täglich, ſtündlig tritt mir der Vorgang nach jenem Jahrmarkt vo die Augen, ich lernte eben nicht vergeſſen. Ich vermag es nicht! Nun bin ich aber feſt entſchloſſen, mir wenigſtens die Wirthſchaft vom Halſe zu ſchaffen Sobald Alfred heimkehrt, übergebe ich ihm das Gut und nach Mariens Heirath mit Ihnen kehre ich zeiner Frau Europa den Rücken, um mir drübe in Amerika ein beſcheidenes neues Heim zu gründen Vielleicht finde ich in der neuen Welt Frieden.“ i „Wie kann man nur alles ſo tragiſch nehmen, ſagte Weltenegg achſelzuckend. Man iſt den Leuten immer das, was man ſcheint und man muß ſuchen, in allen Lebenslagen Herr der Situation zu bleiben. Sie müſſen das auch verſuchen, lieber Kaltenborn. Der Wille vermag viel, faſſen Sie den feſten Wille zu vergeſſen, was nun einmal nicht zu ändern it. Die Ruhe, Kaltblütigkeit und Vornehmhe Kosmar von Welteneggs imponirte thatſächlich alle Menſchen, die mit ihm jemals in Verbindung traten und dieſen Eigenſchaften unterwarfen ſich auch uhn Ausnahme die Bewohner von Löwenfelde, nur Alfre Kaltenborn machte darunter eine große Ausnahme Ihm imponirte Weltengg garnicht, vielmehr haßt und verachtete er ihn. Wie würde es aher Mun werden, wenn der Erbe von Löwenfelde zurückkehrt und den verhaßten Eindringling als den Verlobte ſeiner Schweſter wiederfand?! — 5 (Fortſetzung folgt). um die Ruhe in Rußland wiederherzuſtellen ic ein Die zur Unterredung Eingeladenen werden auf. . gefordert werden, ihre Meinung frei und ric Pah haltslos zu äußern, wie der Noth und Umzu⸗ a friedenheit in den unteren Klaſſen der Bevölkerung abgeholfen werden kann, und gleichzeltig ſollen! ö ſie angemeſſene Reformvorſchläge machen. De Not Zar werde in ſeinem Plan von der Zarin unterſtützt. — Laurvik (Norwegen), 1. Juli. Heute 5 Nachmittag brach hier eine große Feuersbrunt 1 aus. Bis jetzt ſind hundert Häuſer niederge brannt, darunter ein großes Getreidemagazin und ein bedeutendes Kohlenlager. Es herrſcht völliger Waſſermangel. Die ganze Stadt iſt bedroht. gil — Lauroik (Norwegen), 2. Juli. Um 1 a 720 Uhr Nachts war die Feuersbrunſt begrenzt. 150 Ailag Häuſer ſind ein Raub der Flammen geworden Der Schaden wird auf mindeſtes eine Milli Kronen geſchätzt. l, Wo — Konſtantin opel, 2. Juli. Da hier ein weiterer Todesfall an Peſt vorgekomme 1 in Nat Haſperl⸗ uon Luft Be Nalersh N Shtiesh falt. 8 2 4 9101 3 ud pa bitten 1