f 8 „ i Strafe treffen wird, ſoweit eine ſolche überhaupt im Bereiche des Geſetzes und des Richters liegt. Dorüber hinaus können ſie für das geſammte Unbeil, welches dem Zuſammenbruch der Leipziger Bank entquoll, nicht beſtraft werden, das kann höchſtens die Stimme ihres eigenen Gewiſſens beſorgen. Politiſches Sibyllenort, 19. Juni. Geſtern Abend haben die Aerzte die feſte Ueberzeugung gewonnen, daß das Ableben König Alberts von Sachſen nur Frage weniger Tage iſt. Die Schwäche des hohen Patienten iſt groß. Er vermag nicht mehr durch das Zimmer zu gehen, will auch nicht mehr in den Stuhl oder auf das Schlafſopha, er wünſcht im Bett zu bleiben. Trotzdem iſt der König guten Muthes und ahnt nicht den Ernſt der Lage, hofft vielmehr, daß ſeine gute Natur, wie bisher, auch jetzt über die Krankheit ſiegen wird. Aber nur die äußerſt ſorgfältige ärztliche Ueberwachung erhielt ihn. Das Herz wird bei der geringſten Bewegung, wie es das Aufrichten im Bett mit ſich bringt ſo unruhig, daß der König ſchleunigſt wieder eine bequeme Lage im Bett aufſuchen muß und nur durch längers unverändertes Liegen eine Beruhigung des Herzens herbeizuführen iſt. Die Schlafſucht hat einen bedrohlichen Charakter angenommmen. Sibyllenort, 19. Juni. bat mit voller Schwere eingeſetzt. ſucht iſt dominirend. Die Kriſis Vie Schlaf⸗ Der Kräfteverfall nimmt Spät Abends traten die beunruhigenden Er⸗ ſcheinungen einer verminderten Herzthätigkeit in erhöhtem Maße auf. Die ganze königliche Familie war bis heute früh um den Kranken verſammelt. Der König erkannte ſeine Umgebung nur zeit⸗ weiſe, die Königin iſt völlig gebrochen. Die geſtern von Breslan herüber gekommenen erb⸗ prinzlich Meiningen'ſchen Herrſchafteu konnte! den König nicht beſuchen. Sibyllenort, 20. Juni. Der Tod des Königs Albert erfolgte 8 Uhr 05 Min. Abends ohne jede kampfartige Erſcheinung. Der König athmete einige Male ſchwer auf. Sani⸗ tätsrath Dr. Fiedler ſagte: „Es iſt aus!“ Thränen ſtürzten ihm hervor. Er wandte ſich ab und ging ins Nebenzimmer. Die Königin kniete am Sterbelager, das Haupt auf die Bruſt des Toden ſtetig zu. Die Herzthätigkeit wird immer ſchwächer. 8 das einſtürzende brennende Dach niedergeſchlagen geſenkt, Georg, Pr N die Prinzen und Prinzeſſinnen ſowie der Hof. Das Gebet des Geiſtlichen unterbrach allein das feierliche Schweigen. — Unmitelbar nach dem Ableben wurde dem Kaiſer, von dem einige Stunden vorher ein längeres Erkundigungs⸗ Telegramm eingegangen war, telegraphiſch Bericht erſtattet, der ihn in der Villa Hügel bei Eſſen erreichte. Die Ueberführung der Leiche des Königs Albert nach Dresden erfolgt am Samſtag früh, die Beiſetzung in Dresden am Montag. Verſchiedenes. — Mannheim, 18. Jum Der 5. Ver⸗ bandstag der ſüddeutſchen Maler, Tüncher⸗ und Lakirermeiſter, Verbandsfitz München, findet vom 22. bis 24. Juni jeweils Vormittags 10 Uhr im „Ballhaus“ ſtatt. Da die Verhandlungen für jeden Collegen von großem Intereſſe ſind, ſo iſt eine zahlreiche Betheiligung ſehr zu wünſchen. — Schopfheim, 17. Juni. Ueber das entſetzliche Brandunglück, welches geſtern Morgen drei Familien des Weilers Blauen, Gemeinde Adelsberg, heimſuchte, wird noch berichtet: Der Brand ſcheint bald nach 2 Uhr ausgebrochen zu ſein und dehnte ſich ſo raſch über Wohn⸗ und Oeconomiegebäude aus, daß die Familien Fritz u. Philipp nur das nackte Leben retten konnte, während in Mathilde, die 7 Köpfe ſtarke Familie des Straßenwarts Wetzel ſchon von Anfang an vermißt wurde. Im Laufe des geſtrigen Vormittags wurden ſämmtliche 7 Leichen gefunden. Anſcheinend hatten ſie ſich durch die Küche flüchten wollen, wurden aber durch oder erſtickten ſonſt im Qualm. Von den 5 Kindern des Ehepaares ſtanden die vier Töchter im alter von 25, 18, 16, 15, und der Knabe im Alter von 8 Jahren. Selbſtverſtändlich ſind auch die Fahrniſſe verbrannt; außerdem fünf Schweine und zwei Kühe. Die Theilnahme, welche man den Opfern der Kataſtrophe entgegenbringt, iſt allgemein; namentlich das tragiſche Schickſal des Ehepaares Wetzel mit ſeiner blühenden Kinderſchaar erregt ſchmerzliches Mitleid. Da der Brand erſt in den Morgenſtunden ausbrach u. ein mehrſtündiges unbemerktes Glimmen bei der Bauart des Hauſes kaum denkbar iſt, ſcheint die Möglichkeit einer Brandſtiftung nicht ausgeſchloſſen. Zell i. W., 18. Juni. Unter großer Theilnahme der Bevölkerung wurden heute Vor⸗ für ihn, wenn er die tagebuchartigen Aufzeichnungen an die einſt Geliebte abſenden durfte, freilich ſtets poſtlagernd, ſo daß er ihre Adreſſe niemals erfuhr. Nach und nach gewöhnte er ſich daran, Felicie alles mitzutheilen was ihn bewegte, ſo daß ihm etwas fehlte, wenn er einmal nicht geſchrieben. Mit leiſem Lächeln las die ſtille Diakoniſſin dem ſie ſo regen Gedankenaustauſch unterhielt, ohne daß ſie es ahnte, vertiefte ſie ſein ganzes Sein und Denken, er lernte das Edle ſchützen und das Oberflächliche vermeiden und von ſich weiſen. In der Reſidenz hatte man ein neues Krankeuhaus erbaut, und der Fürſt wandte ſich an ein Johanniteraſyl mit der Bitte, ihm eine geeignete Vorſtandsdame zu nennen. Die Antwort traf ein: Schweſter Maria ward auf's Wärmſte empfohlen, und noch am ſelben Tage ernannte der Fürſt dieſelbe zur Oberin mit der Bitte, doch baldmöglichſt einzutreffen, damit man alles zur Einweihung vorbereiten könnte. — welches man ihr zugeſtellt; ihre gütige, mütterliche Freundin war ſeit einigen Jahren heimgegangen, ſie mußte ganz allein mit ſich zu Rathe gehen, ob ſie dieſem Rufe Folge leiſten oder denſelhen ablehnen ſolle. keinerlei Verſuchung vor, denn ſie hatte ja den Fürſten nie geliebt, und wenn der Allmächtige ſie in die Reſidenz berief, ſo kounte ſie vielleicht durch ihren Einfluß Gutes bewirken. Sie hatte abgeſchloſſen mit den Wünſchen und ebenfalls, daß ſie ihn nicht liebte! Und ſo ließ Schweſter Maria noch denſelben Abend durch ihren weiblichen Sekretär bejahend dieſes Tagebuch; immer herzlicher wurden ihre Antwor⸗ ten, es war ihr, als ſei es der eigne Bruder, mit antworten, zugleich den Tag ihres Eintreffens genau angebend. Wohl wurde es ihr ſchwer, das ſtille Haus, in welchem ſie zehn Juhre gewaltet, zu verlaſſen, aber ſie fühlte friſche, reiche Kraft in ſich, ein neues Werk zu beginnen und auszubauen, und ſo ſchied ſie denn ſtill lächelnd aus dem Kreiſe der weinenden Diakoniſſinen, welche wohl wußten, daß ſie eine ſolche Vorſteherin lange nicht mehr bekommen würden. Au dem dazu beſtimmten Tage traf die neue Oberin des Krankenhauſes „Bethlehem“ in der Reſidenz ein; mit welch' wunderbaren Gefühlen fuhr Schweſter Maria durch die Stadt, welche ſie ſonſt in einer reichen Hofkutſche durchfahren; jetzt ſaß ſie im ſchlichten Felicie blickte lange ſinnend auf das Schreiben, Nein, das brauchte ſie nicht! Es lag fur ſie Diakoniſſengewand in einer hartgepolſterten Droſchke und lächelte leiſe über dieſe veränderte Situation. Im Flur des Krankenhauſes waren ſämmtliche Diakoniſſen verſammelt, um ihre Vorgeſetzte zu begrüßen; das ſanfte milde Antlitz derſelben, das freundliche Lächeln und die beſcheidenen Worte des Willkommens eroberten Schweſter Maria ſogleich alle Herzen. Und ſchon am nächſten Tage erfolgte das ſo gefürchtete Wiederſehen mit Fürſt Arnold. Er erſchien ſelbſt im Krankenhaus, um der neuen Oberin ſeine Aufwartung zu machen, die ihn auch ſogleich annahm. mittag die Opfer der Brandkataſtrophe in Blauen zu Grabe getragen. Nach den üblichen Gebeten hielt Herr Stadtpfarrer Albrecht eine Anſprache an die Trauerverſammlung. Oberamtmann Heh⸗ ting legte im Auftrage der Großherzogin eigen Kranz am Grabe nieder, in das die 4 Särge gemeinſam gebettet wurden. — Neumünſter, 18. Juni. Wie por⸗ ſichtig man mit dem Weitererzählen von „Gerüchlen“ ſein muß beweiſt die folgende Gerichtsverhand⸗ lung: Ein Prozeß von einem Umfang, wie er bisher noch nicht zu verzeichnen geweſen iſt, beſchäftigte in 12% ſtündiger Sitzung das Schöffen⸗ gericht dortſelbſt. Ende des Jahres 1900 gingen über die dortige Fabrik von Herrmann Sager Gerüchte um, nach welchem es in geſchäftlichen Beziehungen mit der Firma ſchlecht ſtehen ſollte, Auf Anfrage von einem Hamburger Auskunkts, bureau machte der in Neumünſter wohnhafte Lederfabrikant F. Locht ſchriftlich diesbezügliche Mittheilungen über die genannte Firma, wovon aber wieder letztere Kenntniß erhielt und die Sache der Staatsanwaltſchaft unterbreitete, welche das Auskunftsſchreiben einziehen ließ und gegen Locht das Verfahren wegen wiſſentlich verleumderiſcher Beleidigung einleitete. Die Gerüchte kamen auch dem Bankier C. F. Schander aus Kiel zu Ohren, der darüber mit dem Spediteur J Hehenen i Neumünſter konferirte und auch dem in Hamburg wohnhaften Kaufmann Benjamin diesbezügliche Mittheilungen gemacht haben ſoll. Letzterer soll dann gegenüber dem inzwiſchen verſtorbenen Holeſ⸗ beſitzer Rud. Henningſen ſowie dem Fabrikanten Wiemann ebenfalls das Gerücht betreffende Aeußer⸗ ungen gemacht haben. Das Gericht verurtheilte Locht, der von einem Rechtsanwalt in Kiel ver⸗ theidigt wurde, zu einer Gefängnißſtrafe von einem Monat, Schander und Benjamin zu Geld⸗ ſtrafen in Höhe von 150 bezw. 100 Mark. — Grabor, 19. Juni. Der Erbpächter Vernik auf Meiersdorf ſteckte ſein Anweſen in Brand und ſuchte den Tod in den Flammen. Schweinemarkt Heckenheim Der heutige Schweinemarkt war ſtark beſucht, und konnten nicht alle Beſucher befriedigt werden, Zum Auftrieb kamen 45 Stück Milchſchweine welche ſämmtliche zum Preiſe von 25 bis 35 Mark pro Paar verkauft wurden. wieder geſund zu ſehen,“ rief die junge Oberin mit warmer Herzlichkeit; ſo iſt mein ſtiller Wunſch doch in Erfüllung gegangen, und ich kann Ihnen dankbar die Hand drücken für all' die mir erwieſene Güte.“ „Felicie, ich habe Ihnen zu danken, nicht Sie mir, denn Sie allein lehrten mich das Leben ernſter, innerlicher zu nehmen, als ich es bis dahin gethan O, wie anders ſind Sie doch wie Emilie —“ Roſenfeſſeln zu entgehen. „Und wo iſt — ſie?“ forſchte Schweſter Maria beklommen; noch nie hatte ſie bis dahin eine ſolche Frage gewagt, beinahe athemlos lauſchte ſie auf die Antwort. „Emilie hat meinen ehemaligen Adjutanten geheirathet,“ berichtete der Fürſt, ohne die ſtille Frau anzuſehen, „ſie liebte ihn leidenſchaftlich und liebt ihn noch, aber ſie iſt dennoch nicht glücklich, denn er fühlt die Feſſeln, welche ſie ihm auferlegt, ſehr bitter. Er darf nie ohne ſeine Gemahlin ausgehen, muß jederzeit ihren Willen thun.“ — . „Armer Mann,“ enlgegnete die Oberin ruhig, ich habe ihn anders verurtheilt; es gab eine kurze Zeit, da hatte er die feſte Abſicht, den ihm winkenden Aber — er lies ſein Ohr dann in einer dunklen Stunde einem falſchen Gerücht und machte dadurch — zwei Meuſchen elend!“ Wer aber beſchreibt die Gefühle des Landesherrn, als er Aug' in Aug' derjenigen gegenüber ſtand, die er immer mehr geliebt und von der er nicht laſſen konnte, ſo lange ein Athemzug ſeine Bruſt hob. „Felicie,“ ſtammelte er und im nächſten Augen⸗ blick hatte er ihre kleine Hand ergriffen und ungeſtüm a gan die Lippen gepreßt, „Sie — Sie — hier — Hoffnungen des Lebens, und der Fürſt wußte ja ben gepreß Sie hier und in dieſem Gewande? Allmächtiger Himmel, ſo doch endlich einmal eine freundliche Stunde nach all dieſen öden, einſamen Jahren.“ 255 1 „; v Fürſt Arnold ſchaute prüfend in dies noch immer ſchöne, ſtille Antlitz, daun wandte er ſich ſeufzend ab. „Ich habe Sie um Ihr Lebensglück gebracht, Felieie,“ ſagte er dumpf, „und bin ſelbſt einſam geblieben. Können Sie mir vergeben s“ 1 „Ich habe nichts zu vergeben, Ew. Durchlaucht, lächelte die Oberin mild, „und nur um Eins bitte ich in dieſer ſchönen Stunde, gewähren Sie it Ihre dauernde Freundſchaft; ich werde, ſo lange ich athme, meine Pflichten getreulich erfüllen.“ (Fortſetzung folgt.) ſug knhogen u. 4 der Geſtellus am außertern al Freitag, Grof A mzlächſt einlade Chevre fir Damen, h Cheureau 1 N 0 5 UU 4