enburger Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend 0 preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblakt Anzeigen: frei ins Haus, und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Samstag den 14. Juni Ur. 48. Redaktion, Truck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts 1902. Die Polenfrage zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich. Wiederholt ſchon iſt von Seiten der ſlaviſchen Parlamentsparteien in Oeſterreich das energiſchere Vorgehen der preußiſchen Regierung gegen die wachſenden Anmaßungen und Uebergriffe des Polenthums überaus abfällig kritiſirt worden. Speziell wurde die preußiſche Regierung anläßlich des Polenproceſſes, in welchen die Urheber des Schulcrawalles von Wreſchen ſo empfindliche Strafen erhielten, von den Polenparteien des galiziſchen Candtages und des öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſes aufs heftigſte angegriffen, n ſo daß hieraus leicht Verſtimmungen zwiſchen J. . Berlin und Wien hätten entſtehen können, wenn N 5 nicht der öſterreichiſch⸗ungariſche Miniſter des nkheiten Aus wärtigen Graf Goluchowski durch ſeine 1 dem deutſchen Botſchafter am Wiener Hofe, 1 4 Fürſten Eulenburg, abgegebenen loyalen Ver⸗ ſicherungen im Voraus jede Animoſität in den Berliner Regierungskreiſen über dieſe gehäſſigen Ausfälle der öſterreichiſchen Polenpartei ver⸗ hindert hätte. Jetzt iſt aber im öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſe das polniſche Thema ſoeben wiederum von flaviſcher Seite in ebenſo rück⸗ ſichtsloſer wie bedenklicher Weiſe „angeſchnitten“ worden, die möglicher Weiſe eine abermalige diplomatiſche Ausſprache zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich veranlaſſen wird. Hat man ich doch im Lager der öſterreichiſchen Slaven hierbei nicht geſcheut, die Perſon des deutſchen KNaiſers ſelbſt in die Discuſſion zu ziehen, was man nun vor Allem in den Wiener Hof⸗ und Regierungskreiſen peinlichſt empfinden dürfte. Denn in der Dienſtagsſitzung des öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſes brachte der Tzeche Ulofac den bekannten Paſſus in der Marienburger Rede Haiſer Wilhelms, in welcher der Monarch r ſchuell und de ein erhälllich Ju in der 40 Ladenug per mieten ober ebenlul hte Wohnung, pe hoch, 5 Küche, 2 Te r und 1 Mois ( ſo entſchieden die Nothwendigkeit eines ener⸗ giſchen Schutzes des Deutſchthums in Poſen und Weſtpreuſen gegen die wachſende Polen⸗ gefahr betonte, zur Sprache, und zwar in herausforderndſter Art. Klofac behauptete die kaiſerliche Rede ſei gegen das Slaventhum überhaupt gerichtet geweſen, und erlangte unter Hinweis darauf, daß ſte ein öſterreichiſcher Offizier ohne Proteſt angehört habe, Aufklär- ung darüber, was die öſterreichiſche Regierung zur Zurückweiſung ſolcher Angriffe auf das Slaventhum zu thun gedenke. Klofac ver⸗ ſchmähte es ſogar nicht, in gröblichen Aus⸗ drücken über den deutſchen Haiſer herzufallen ſo daß er vom Präſidenten zweimal zur Ord⸗ nung gerufen werden mußte. Schließlich ver⸗ anlaßten dieſe parlamentariſchen Vorgängen einen ſolchen Lärm im Hauſe, daß ſich der vorzeitige Schluß der Sitzung nothwendig machte. preußiſchen Polen ein Uräutlein Rühr⸗mich⸗ Es unterliegt wohl kaum einem Sweifel, daß ſich die öſterreichiſche Regierung beeilen wird, den in Betracht kommenden amtlichen deutſchen Stellen ihr Bedauern über dieſe Anpöbelung Haiſer Wilhelms im öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſe auszuſprechen und ebenſo⸗ wenig ſteht zu bezweifeln, daß die deutſche Kegierung ſich mit einer ſolchen Senugthuung zufrieden geben wird. Man weiß in Berlin hinglänglich die ſchwierige Stellung zu wür⸗ digen, welche der öſterreichiſchen Regierung durch die Anforderungen und Ueberhebungen 718 e neigung, ja, ihrem Haß gegen Deutſchland hervortreten und keine Gelegenheit vorübergehen laſſen, dies zu zeigen. Sie ſind ja noch von der Regierung in Oeſterreich im Laufe der letzten fünfzehn Jahre gehätſchelt und verzogen worden, und zwar auf Hoſten des Deutſchthums, da iſt es nur ganz erklärlich, wenn den Czechen, Polen und Slovenen mehr und mehr der kamm ſchwillt und daß ſie auch die auswärtige Politik ihrer Regierung beeinfluſſen möchten. Solchen Aspirationen muß aber von den maßgebenden Wiener Stellen aus ein für allemal mit größter Entſchiedenheit entgegengetreten werden, gerade, was die Verſuche der ſlaviſchen Politik anbelangt, die Regierung aufzuhetzen. Deutſchland iſt peinlichſt bemüht, ſich von jeder Einmiſchung in die Nationalitätenpolitik der öſterreichiſchen Regierung fernzuhalten, es kann aber auch dafür verlangen, daß die Behandlung der nicht⸗an für die öſterreichiſche Regierung ſei. Hoffentlich verſteht es das Miniſterium Hörber, die ſlaviſchen Uebergriffe gegenüber Deutſchland, wie ſie ſich auch wieder in dem von Ulofac herbeigeführten Swiſchenfalle zeigen, fortgeſetzt energiſch abzuwehren, ſollen nicht eines Tages aus der Polenfrage ſtörende Rückwirkungen auf das deutſch⸗ Fſterreichiſche Verhältniß entſtehen. f Verſchiedenes. der verſchiedenen ſlaviſchen Parteien und Wa⸗ tionalitäten im Lande erwachſen, und wünſcht darum keineswegs, dieſe ſchwierige Cage des Wiener Cabinets durch diplomatiſche Kecla⸗ mationen noch zu vermehren. Aber allerdings die öſterreichiſche Regierung trägt zum Theil ſelbſt die Schuld daran, wenn die ſlaviſchen Parteien immer unverhüllter mit ihrer Ab⸗ Ladenburg, 13. Juni. Das dies⸗ jährige Waldfeſt des Medizinalverbandes Ladenburg⸗Edingen⸗Neckarhauſen findet Sonntag, den 15. Juni, von Nachmittags 2 Uhr ab im Seckenheimer Wald, in der Nähe des Schützen⸗ hauſes bei Friedrichsfeld ſtatt. Das Arrangement iſt eine vorzügliches. Neben Volksbeluſtigungen und Kinderſpiele aller Art iſt den Beſuchern des zubehör. Nöhel A. Fr. Wil Bahnhof Geopferte Herzen. Erzählung von F. v. Pückler. ermieth . Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) mer möblitt eu. Erſtaunt blickte der Adjutant in dieſe ſchönen Zubehör m blauen Augen, welche ſo hülfeſuchend auf ihn gerichtet kinderloſe Nau waren. 5 f iehbar. f „Gnädigſte Gräfin haben nur zu befehlen,“ 99 Bildhun entgegnete er verbindlich und nahm ihr gegenüber dee „Herr von Viſcher“, hier ſtockte Felicie verwirrt, ſie wußte nicht recht, wie ſie fortfahren ſollte, doch die Zeit drängte; Prinzeß Emilie konnte jederzeit wiederkehren; „vergeben Sie mir, wenn ich ganz offen rede. Sie — lieben die Prinzeſſin?“ Der ſchöne Offizier blickte erſtaunt zu der guhan zu vermieln daß Beide wie auf ein Geheiß in ein herzliches Lachen er Erped. 5 jungen Hofdame hinüber, dann aber erhellte ein faſt — übermüthiges Lächeln ſeine Züge. 5 unge Leuten ö „Aber, Gräfin Bronnen, wo denken Sie hin? nd Log, Wie dürfte ich, ein ſchlichter Edelmann, mich mit ö 5 meinen Wünſchen ſo hoch verſteigen? Nein, nein, es ittags un liegt mir fern — zudem würde ich niemals eine ſo rabreicht. ü — ältliche Gemahlin wählen.“ cheubil 0 „Aber Ihre Durchlauche iſt entſchloſſen — 1 5 ſich mit Ihnen zu vermählen.“ onenbun e b „Das verhüte der Himmel, meine Gnädigſte, 8 Pf. leite h es würde mich in die fatale Lage bringen, Ihrer heuer 9 Durchlaucht einen Korb zu geben.“ Er ſchaute ſo beluſtigt zu der Gräfin hinüber, ausbrachen; Felicie faßte ſich zuerſt wieder, und ihre ſchönen Züge überſchatteten ſich. „Aber ich muß mich kurz faſſen — und mein Herz iſt ſo voll. Herr von Viſcher, helfen Sie mir, ich — ich — der Fürſt — will mich zu ſeiner Gemahlin machen!“ Der Hauptmaun ſchaute eruſt und theilnehmend zu dem wie Espenlaub zitternden Mädchen hinüber. „Und Sie, Gräfin Felicie?“ „Ich?“ Sie warf ſtolz das blonde Köpfchen in die Höhe; „ich werde nur heirathen — wenn ich den Namen meines Gemahls tragen kann.“ Er hatte wohl eine andere Antwort erwartet, denn ſeine Züge verfinſterten ſich, er richtete ſich höher auf und frug eiskalt: „Und dazu, Gräfin Bronnen, ſoll ich Ihnen verhelfen?“ ihre Seele. Dort ſaß der Mann, dem ihr Herz zuflog; er hätte nur ein Wort ſagen brauchen und ſie wäre an ſein Herz geſunken, um alles Weh, allen Schmerz da auszuweinen und mit neuer Glückſeligkeit in's Leben zu gehen. Aber er ſprach das Wort nicht, er mußte wohl nicht erkannt haben, daß ſie ihn liebe und ſie ſelbſt wollte es ihm nicht ſagen. s „Sie müßten mir, wenn auch nur für kurze Zeit, die Rechte eines — Verlobten einräumen, damit ich mich zwiſchen Sie und des Fürſten feurige Liebe ſtellen könnte,“ fuhr Viſcher mit ſonderbar klangloſer Stimme fort: „Es ſoll Sie, Gräfin, zu nichts verpflichten, nur muß ich den Titel annehmen „Nein“, entgegnete ſie gepreßt, „Sie ſollen g mir nur helfen, daß — daß der Fürſt — mich vergißt. f Flehend hob ſie die Hände zu ihm auf, und er empfand von neuem Mitleid mit dem ſchönen Mädchen. „Gnädigſte Gräfin,“ ſagte er endlich, faſt ebenſo ſtockend, wie ſie ſelbſt vorhin geſprochen, „ich weiß nur einen Weg, der mich berechtigen würde, Sie zu beſchützen, aber — ich wage nicht, denſelben zu nennen.“ „Sprechen Sie, Herr Hauptmann,“ bat Felicie gepreßt und eine tiefe, tiefe Traurigkeit zog durch dürfen, bis ich Sie von hier fortgebracht haben werde. Denn, ſelbſtredend werde ich von da an auch die Prinzeſſin zur bitterſten Feindin haben.“ — „O, Ihr armen thörichten Menſchenkinder! Daß gerade dieſe Stunde, in der Ihr den Himmel ſo nahe waret, Euch denſelben von neuem verſchloß!“ Heiße Thränen ſtrömten aus des Mädchens Augen, doch ihr Stolz blieb Sieger: ſie reichte dem Hauptmann nur förmlich die Hand und ſagte leiſe mit faſt verſagendem Tone! „Ich danke Ihnen, Herr von Viſcher für Ihre Hülfe — und nehme dieſelbe — für kurze Zeit an. Es wird ſich ja bald Alles ordnen, und dann ſollen Sie Ihrer übernommenen Verpflichtung wieder entbunden werden.“ i „Sie hofft, daß der Fürſt ſie zu ſeiner Gemahlin erhebt,“ dachte Viſcher voll tiefer Bitterkeit, „daun bin ich in Gnaden entlaſſen und kann gehen.“ F.f. —