Anzeigen: frei ins Haus, und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend 15 Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtrirtem Sonntagsblatt Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor Hofbuchdruckerei. ——— Mittwoch, den II. Juni Nur kein Optimismus! Der Friedensſchluß in Südafrika hat auch in Deutſchland die wirtſchaftlichen Optimiſten auf den Plan gerufen. Vicht nur die Börſen haben auf den Friedensſchluß in Südafrika mit einer Kursſteigerung der meiſten Werte geantwortet, ſondern auch aus den Kreiſen der Induſtrie heraus machen ſich zahlreiche opti⸗ miſtiſche Stimmen geltend, welche der noch immer unter einer ſtarken wirtſchaftlichen De⸗ preſſion leidenden Welt ſuggerieren wollen, daß ſich nunmehr „alles, alles wenden“ werde. „Wenn ich ſo was höre!“ möchte man hierauf mit dem bekannten Schlagwort antworten. Wortlich dieſelben optimiſtiſchen Prophezeih⸗ ungen wie jetzt haben wir auch zur Genüge vernommen, als die Wirren in China zu Ende gingen. Aber ebenſo wenig wie ſich damals „alles, alles gewendet hat“, ſo wird dies auch jetzt der Fall ſein. Es iſt aber eine bekannte Wahrheit, daß die Optimiſten immer leichter Gehör finden als die Peſſimiſten, denn man glaubt nur zu gern, was man wünſcht. Um ſo mehr iſt es daher Pflicht der Preſſe, vor einer optimiſtiſchen Auffaſſung der wirtſchaftlichen Folgen des Friedens ſchluſſes zu warnen. Es thut dies auch ſchon deshalb not, weil wir gar nicht daran zweifeln, daß in den Generalverſammlungen der Aktiengeſellſchaften nunmehr der Friede von Pretoria einige Seit lang nach Uräften aus⸗ geſchlachtet werden wird, indem man alles geweſene Unheil, das in den Bilanzen zum Ausdruck kommt, auf den böſen Arieg ſchieben und alles Heil für die Zukunft von den Wirk⸗ ungen des Friedens erwarten wird. Aber man ſoll ſich niemals Hoffnungen hingeben, die nicht länger klimmen als eine Cigarre, und in dieſe Hategorie gehören die Hoffnungen Induſtrie auf einen wirtſchaftlichen Umſchwung infolge des ſüdafrikaniſchen Friedens. Nicht als ob wir jede Wirkung des Frie⸗ densſchluſſes auf die wirtſchaftliche Situation leugnen wollen. Sunächſt iſt eines klar, daß in England, wo man ſich jetzt mit aller Macht ſelbſt wird vielleicht ſchneller als man erwartet, erfolgen, aber es iſt zu befürchten, daß dies zunächſt eine ungeſunde, treibhausartige Entwicklung ſein wird, und wir möchten den deutſchen Hapitaliſten gegenüber der nun ein⸗ ſetzenden Minenſpekulation ſchon jetzt zurufen: ſatzgebietes ſtürtzen wird, auf die wirtſchaftliche Depreſſion einen Aufſchwung folgen wird, wenn es auch lange, lange Seit dauern wird, bis England die Wunden, die ihm der Krieg ſchlug nicht mehr fühlen wird. Aber der wirtſchaft⸗ herzlich wenig, und wir ſetzen bei unſern Ceſern das gleiche Intereſſe voraus. Aber es ſoll weiterhin keineswegs verkannt werden, daß die Beendigung des ſüdafrikaniſchen von Einfluß ſein wird. In der erſten Seit wird ſich dies weniger bemerkbar machen, denn einmal wird die Entwicklung der Soldproduk⸗ tion im Witwatersrand nur langſam von ſtatten gehen, und anderſeits wird die wirtſchaftliche Reorganiſation in Südafrika, der Wiederaufbau der zerſtörten Farmen, die Ergänzung alles deſſen, was der Urieg zerſtört hat, ungeheure Mittel in Anſpruch nehmen. wird ja die Goldausfuhr von 500 Millionen auf den Geldmarkt ausüben und infolge der ſo des Sinsfußes einwirken. Daß aber die deutſche Induſtrie von dem Wiederaufblühen der Goldminen von Johannes burg ſonderlichen Vorteil haben wird, möchten wir bezweifeln. Das Aufblühen der Minen⸗ „Taſchen zu!“ Daß aber die deutſche Induſtrie auf die Ausbeutung des ſüdafrikaniſchen Ab⸗ von dem Aufſchwung der Mineninduſtrie be⸗ ſondere Vorteile haben wird, möchten wir ſchon deshalb bezweifeln, weil die Minen zum größten Teil im engliſchen, und danach im amerikaniſchen Beſitz ſind, und weil England ſich jetzt noch mehr als früher bemühen wird, in Südafrika liche Aufſchwung in England intereſſiert uns die Sahne von der Milch abzuſchöpfen. Die deutſche Ausfuhr nach Südafrika war ohnehin nie beſonders groß. Sie betrug im Jahre 1901, wo ſie den hochſten Stand erreichte, für Britiſch⸗Südafrika, Transvaal und Oranje⸗ Krieges auch auf den internationalen Geldmarkt Freiſtaat zuſammen 20 876 000 Mark. Wenn nun auch bei dieſen amtlich feſtgeſtellten Ziffern die Waaren, welche Deutſchland auf indirektem Wege, insbeſondere über England, nach Süd⸗ aftika ſendet, nicht mitgerechnet ſind, ſo iſt doch jedenfalls unſer Verkehr mit Südafrika ver⸗ hältnismäßig gering. So betrug unſere Einfuhr nach Britiſch⸗Südafrika im Jahre 1900 nur 0,½, nach Transvaal nur 0,1 % der Geſamt⸗ einfuhr. Sind erſt im Laufe der Zeit wieder nor⸗ male Verhältniſſe in Südafrika eingetreten, dann Es liegt nun auf der Hand, daß jetzt, wo in Südafrika das Schlagwort gelten wird „Südafrika den Engländern!“, den Wettbewerb Mark jährlich aus Südafrika ihre Wirkung der anderen Nationen mit noch mehr Kück⸗ 5 ſichtsloſigkeit als bisher zurückgedrängt werden entſtehenden Geldflüſſigkeit auf eine Verringerung wird. Wenn dieſe großengliſche Entwicklung auch erſt allmählich vor ſich gehen wird, ſo wird ſie doch zweifellos deutſche Induſtrie wird ſich wohl oder übel Darauf einrichten müſſen, daß ſie ihr bisheriges eintreten, und die Abſatzgebiet in Südafrika langſam, aber ſicher Geopferte Herzen. a Erzählung von F. b. Pückler. 5 0 2. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) g „Ich weiß nicht, ob Durchlaucht Prinzeß —“, der Fürſt nickte vergnügt. „Wenn es nur das iſt,“ meinte er lachend, „Emilie tanzt noch wie ein Waſſerfall, ſie wird die Gelegenheit ſicher nicht verſäumen.“ Felicie hätte lieber laut aufgeſchluchzt, aber ſie mußte ein heiteres Geſicht machen; das gehört zum Dienſt, wenn auch das Herz zu brechen drohte. Beim Einſteigen fiel es ihr auf, daß der Hauptmann ſo ſtarr und reglos daſtand, ohne mit der Wimper zu zucken, ohne den Blick auch nur einmal nach ihr zu wenden. g 5 „Alſo auf Morgen, Herr von Viſcher,“ ſagte halblaut die Prinzeß und neigte gnädig das brillant⸗ funkelnde Haupt; vergeſſen Sie nicht, das ich ſehr i 1 viel zu tanzen wünſche.“ .* 10 „Ah, belle cousine!“ Prinz Otto drohte leicht = mit dem Finger, „ſeien Sie nicht ſo verſchwenderiſch mit Ihrer Gunſt; geben.“ Fürſt Arnold hatte, gleichfalls vergeblich, einen Blick der jungen Gräfin aufzufangen verſucht und kehrte nun unmuthig mit ſeinem Vetter ins Schloß zurück. es könnte ſonſt Eiferſüchtige ſtotterte die Hofdame angſtvoll und befangen, aber „Alle Wetter, die Frauen,“ ſeufzte er mißmuthig, freundlich Lebewohl geſagt.“ — „Hm, iſt das die künftige Gemahlin zur linken Hand?“ fragte ironiſch der Prinz. „Ja, lieber Otto, vielleicht blüht für Dich dann noch einmal die Erbfolge dieſes Landes. Aber laſſen wir das heute Abend; ich bin müde und will mich zurückziehen. Auf Wiederſehen morgen früh.“ Schweigend waren die Damen eine ganze Strecke gefahren, endlich fuhr ſich die Prinzeſſin mit der Hand über die Stirn. „Liebſte Felicie,“ rief ſie erregt, „ich halte es nicht länger aus, ſondern muß Ihnen mein Herz ausſchütten. Haben Sie denn heute nichts gemerkt, garnichts?“ „Nein,“ antwortete klanglos die Gefragte. „Auch nichts an dem Benehmen des Hauptmanns, Er verfolgte mich mit ſeinen Blicken, er hört nichts als meine Stimme. Und ich habe meinen Entſchluß gefaßt, ich will glücklich werden, trotz meiner Geburt.“ „Hauptmann von Viſcher wird nicht wagen, zu Ew. Durchlaucht aufzuſehen.“ a . g, unter bitt'ren Schmerzen! Wie ſollte ſie dem Fürſten „hätte doch was drumgegeben, wenn die Kleine mir ausweichen, oder ſollte ſie, wenn Viſcher die Hand der Prinzeß erhielt, nach der ihr gebotenen Krone greifen? Man war auf Goldhorn angelangt. Die Prinzeß verabſchiedete ſo herzlich wie noch nie zuvor ihre bleiche Hofdame und zog ſich in ihre Gemächer zurück. „Ich fühle, daß ich ihn ebenfalls liebe, ich werde ſein Weib ſein wie jedes andere ſchlichte Mädchen es wird. was Liebe iſt.“ Gräfin Bronnen antwortete nicht. wußte, hier drin in der wogenden Bruſt? Ja, und tauſendmal ja, ſie wußte es nur zu gut, aber — Ob ſie es „Ich werde ihn gewinnen,“ triumphirte ſie, vor dem Spiegel den Hermelinkragen fallen laſſend, „noch iſt er zu ſchüchtern, aber — ich habe in ſeinem Auge doch den Strahl der Liebe erkannt. Und dann werde ich doch endlich einen Gatten beſitzen, den mein Herz erkor; der Schatten des Toten wird verbleichen — b welch' eine herrliche Zukunft.“ „Auch Felicie war in ihren Salon getreten noch im vollen Geſellſchaftsanzug; eine raſtloſe Angſt nagte an ihr und trieb ſie mit glühenden Wangen und eiskalten Händen von einer Stelle zur anderen. „O, mein Gott, wenn nur der Fürſt mich verſchonen wollte! Und — der Hauptmann? Sollte er wirklich die Prinzeß lieben, oder iſt's nur ihre Eitelkeit, welche ihr dies ins Ohr flüſtert?“ Sie eilte hinüber in ihr Schlafzimmer; das Kammermädchen hatte an dem Toiletteſpiegel die Lichter Felicie, Kind, Sie wiſſen ja noch gar nicht angezündet, um ihrer Herrin die Haare zur Nacht einflechten zu können. Aber — was war das? Es ſprühte und ſchimmerte in den tauſend Farben des Regenbogens, es gleiſte im Goldſchimmer dort von der Toilette her. Felicie — —— . 000 e e 1 . .